Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842.

Bild:
<< vorherige Seite

N001
und kuppenförmiges Ansehen haben, und auch hier N002
von aller Vegetation entblösst sind. Nach Herrn Hof- N003
mann, der diese Gegend genauer untersucht hat, N004
bestehen die Berge in der Regel aus Grünstein und N005
die Thäler aus Serpentin; dieser war es allein, N006
den wir am Wege bemerkten, nur an einer Stelle N007
sahen wir einen Gang von verwittertem Grünstein N008
den Serpentin durchsetzen. Unter den Geschieben am N009
Wege fanden wir öfters mehr oder weniger grosse N010
Stücke von einem harten schneeweissen Magnesit, N011
ganz ähnlich dem von Hrubschütz in Mähren. Bis N012
zur Hälfte des Weges nach der nächsten Station Gu- N013
berlinsk (26 Werste von Chabernoi) geht der Weg N014
auf der Höhe zum Theil über die Kuppen fort, N015
und gewährt einen vollkommenen Ueberblick der Ge- N016
gend, deren höchst eigenthümliches Ansehen man nur N017
mit einem tobenden Meere, das plötzlich erstarrt ist, N018
vergleichen kann; dann senkt sich der Weg bis nach N019
Guberlinsk. Hier tritt die Guberla, ein kleiner Fluss, N020
aus dem Gebirge heraus, die Berge treten vor seiner N021
Einmündung zurück, und umschliessen ein halbzirkel- N022
förmiges Thal, dessen Basis der Uralfluss bildet, und N023
an dessen oberstem Bogen der kleine Ort mit seiner N024
Kirche und dem Thurme darauf recht malerisch liegt 1). N025
Serpentin und Grünstein haben nun aufgehört, die

[footnote reference]
[footnote reference] N001
1) Nach diesem Orte wird der südliche Theil des Irendik auch N002
das Guberlinskische Gebirge genannt. Es setzt jenseits des Ural mit N003
gleichem Charakter südlich in die Steppe fort, und führt hier zuerst N004
den Namen Taschkitschu und Karaultepe, dann Urtasch nach dem N005
Or oder Ur, der auf seiner östlichen Seite fliesst, bis er sich erst N006
später in der Breite von Orsk nach Westen biegt. Nahe bei den N007
Quellen dieses Flusses verbindet es sich mit der zuletzt in südwest- N008
licher Richtung hinstreichenden südlichen Fortsetzung des Kara-Edyr N009
Tau und des Ilmengebirges, dem Mugodscharskischen Gebirge, und N010
bildet mit ihm den Bergknoten Airuk, der sich nach Meyendorff, N011
ungefähr 150 Toisen über die benachbarte Steppe erhebt. An seiner N012
Südseite durchschneidet der Karavanenweg von Orenburg nach Bo- N013
khara das Gebirge, welches hier eine Breite von 6 Wersten hat. N014
(Vergl. Voyage d'Orenbourg a Boukhara, redige par le baron G. de N015
Meyendorff p. 25.)

N001
und kuppenförmiges Ansehen haben, und auch hier N002
von aller Vegetation entblösst sind. Nach Herrn Hof- N003
mann, der diese Gegend genauer untersucht hat, N004
bestehen die Berge in der Regel aus Grünstein und N005
die Thäler aus Serpentin; dieser war es allein, N006
den wir am Wege bemerkten, nur an einer Stelle N007
sahen wir einen Gang von verwittertem Grünstein N008
den Serpentin durchsetzen. Unter den Geschieben am N009
Wege fanden wir öfters mehr oder weniger grosse N010
Stücke von einem harten schneeweissen Magnesit, N011
ganz ähnlich dem von Hrubschütz in Mähren. Bis N012
zur Hälfte des Weges nach der nächsten Station Gu- N013
berlinsk (26 Werste von Chabernoi) geht der Weg N014
auf der Höhe zum Theil über die Kuppen fort, N015
und gewährt einen vollkommenen Ueberblick der Ge- N016
gend, deren höchst eigenthümliches Ansehen man nur N017
mit einem tobenden Meere, das plötzlich erstarrt ist, N018
vergleichen kann; dann senkt sich der Weg bis nach N019
Guberlinsk. Hier tritt die Guberla, ein kleiner Fluss, N020
aus dem Gebirge heraus, die Berge treten vor seiner N021
Einmündung zurück, und umschliessen ein halbzirkel- N022
förmiges Thal, dessen Basis der Uralfluss bildet, und N023
an dessen oberstem Bogen der kleine Ort mit seiner N024
Kirche und dem Thurme darauf recht malerisch liegt 1). N025
Serpentin und Grünstein haben nun aufgehört, die

[footnote reference]
[footnote reference] N001
1) Nach diesem Orte wird der südliche Theil des Irendik auch N002
das Guberlinskische Gebirge genannt. Es setzt jenseits des Ural mit N003
gleichem Charakter südlich in die Steppe fort, und führt hier zuerst N004
den Namen Taschkitschu und Karaultepe, dann Urtasch nach dem N005
Or oder Ur, der auf seiner östlichen Seite fliesst, bis er sich erst N006
später in der Breite von Orsk nach Westen biegt. Nahe bei den N007
Quellen dieses Flusses verbindet es sich mit der zuletzt in südwest- N008
licher Richtung hinstreichenden südlichen Fortsetzung des Kara-Edyr N009
Tau und des Ilmengebirges, dem Mugodscharskischen Gebirge, und N010
bildet mit ihm den Bergknoten Airuk, der sich nach Meyendorff, N011
ungefähr 150 Toisen über die benachbarte Steppe erhebt. An seiner N012
Südseite durchschneidet der Karavanenweg von Orenburg nach Bo- N013
khara das Gebirge, welches hier eine Breite von 6 Wersten hat. N014
(Vergl. Voyage d’Orenbourg à Boukhara, redigé par le baron G. de N015
Meyendorff p. 25.)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0212" xml:id="img_0210" n="194"/>
        <p><lb n="N001"/>
und kuppenförmiges Ansehen haben, und auch hier             <lb n="N002"/>
von aller Vegetation entblösst sind. Nach Herrn Hof-             <lb n="N003"/>
mann, der diese Gegend genauer untersucht hat,             <lb n="N004"/>
bestehen die Berge in der Regel aus Grünstein und             <lb n="N005"/>
die Thäler aus Serpentin; dieser war es allein,             <lb n="N006"/>
den wir am Wege bemerkten, nur an einer Stelle             <lb n="N007"/>
sahen wir einen Gang von verwittertem Grünstein             <lb n="N008"/>
den Serpentin durchsetzen. Unter den Geschieben am             <lb n="N009"/>
Wege fanden wir öfters mehr oder weniger grosse             <lb n="N010"/>
Stücke von einem harten schneeweissen Magnesit,             <lb n="N011"/>
ganz ähnlich dem von Hrubschütz in Mähren. Bis             <lb n="N012"/>
zur Hälfte des Weges nach der nächsten Station Gu-             <lb n="N013"/>
berlinsk (26 Werste von Chabernoi) geht der Weg             <lb n="N014"/>
auf der Höhe zum Theil über die Kuppen fort,             <lb n="N015"/>
und gewährt einen vollkommenen Ueberblick der Ge-             <lb n="N016"/>
gend, deren höchst eigenthümliches Ansehen man nur             <lb n="N017"/>
mit einem tobenden Meere, das plötzlich erstarrt ist,             <lb n="N018"/>
vergleichen kann; dann senkt sich der Weg bis nach             <lb n="N019"/>
Guberlinsk. Hier tritt die Guberla, ein kleiner Fluss,             <lb n="N020"/>
aus dem Gebirge heraus, die Berge treten vor seiner             <lb n="N021"/>
Einmündung zurück, und umschliessen ein halbzirkel-             <lb n="N022"/>
förmiges Thal, dessen Basis der Uralfluss bildet, und             <lb n="N023"/>
an dessen oberstem Bogen der kleine Ort mit seiner             <lb n="N024"/>
Kirche und dem Thurme darauf recht malerisch liegt 1). <lb n="N025"/>
Serpentin und Grünstein haben nun aufgehört, die</p>
        <note place="foot" n="[footnote reference]"><lb n="N001"/>
1) Nach diesem Orte wird der südliche Theil des Irendik auch <lb n="N002"/>
das Guberlinskische Gebirge genannt. Es setzt jenseits des Ural mit             <lb n="N003"/>
gleichem Charakter südlich in die Steppe fort, und führt hier zuerst             <lb n="N004"/>
den Namen Taschkitschu und Karaultepe, dann Urtasch nach dem             <lb n="N005"/>
Or oder Ur, der auf seiner östlichen Seite fliesst, bis er sich erst             <lb n="N006"/>
später in der Breite von Orsk nach Westen biegt. Nahe bei den             <lb n="N007"/>
Quellen dieses Flusses verbindet es sich mit der zuletzt in südwest-             <lb n="N008"/>
licher Richtung hinstreichenden südlichen Fortsetzung des Kara-Edyr             <lb n="N009"/>
Tau und des Ilmengebirges, dem Mugodscharskischen Gebirge, und <lb n="N010"/>
bildet mit ihm den Bergknoten Airuk, der sich nach Meyendorff,             <lb n="N011"/>
ungefähr 150 Toisen über die benachbarte Steppe erhebt. An seiner             <lb n="N012"/>
Südseite durchschneidet der Karavanenweg von Orenburg nach Bo-             <lb n="N013"/>
khara das Gebirge, welches hier eine Breite von 6 Wersten hat.             <lb n="N014"/>
(Vergl. Voyage d&#x2019;Orenbourg à Boukhara, redigé par le baron G. de <lb n="N015"/>
Meyendorff p. 25.)</note>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0212] N001 und kuppenförmiges Ansehen haben, und auch hier N002 von aller Vegetation entblösst sind. Nach Herrn Hof- N003 mann, der diese Gegend genauer untersucht hat, N004 bestehen die Berge in der Regel aus Grünstein und N005 die Thäler aus Serpentin; dieser war es allein, N006 den wir am Wege bemerkten, nur an einer Stelle N007 sahen wir einen Gang von verwittertem Grünstein N008 den Serpentin durchsetzen. Unter den Geschieben am N009 Wege fanden wir öfters mehr oder weniger grosse N010 Stücke von einem harten schneeweissen Magnesit, N011 ganz ähnlich dem von Hrubschütz in Mähren. Bis N012 zur Hälfte des Weges nach der nächsten Station Gu- N013 berlinsk (26 Werste von Chabernoi) geht der Weg N014 auf der Höhe zum Theil über die Kuppen fort, N015 und gewährt einen vollkommenen Ueberblick der Ge- N016 gend, deren höchst eigenthümliches Ansehen man nur N017 mit einem tobenden Meere, das plötzlich erstarrt ist, N018 vergleichen kann; dann senkt sich der Weg bis nach N019 Guberlinsk. Hier tritt die Guberla, ein kleiner Fluss, N020 aus dem Gebirge heraus, die Berge treten vor seiner N021 Einmündung zurück, und umschliessen ein halbzirkel- N022 förmiges Thal, dessen Basis der Uralfluss bildet, und N023 an dessen oberstem Bogen der kleine Ort mit seiner N024 Kirche und dem Thurme darauf recht malerisch liegt 1). N025 Serpentin und Grünstein haben nun aufgehört, die [footnote reference] [footnote reference] N001 1) Nach diesem Orte wird der südliche Theil des Irendik auch N002 das Guberlinskische Gebirge genannt. Es setzt jenseits des Ural mit N003 gleichem Charakter südlich in die Steppe fort, und führt hier zuerst N004 den Namen Taschkitschu und Karaultepe, dann Urtasch nach dem N005 Or oder Ur, der auf seiner östlichen Seite fliesst, bis er sich erst N006 später in der Breite von Orsk nach Westen biegt. Nahe bei den N007 Quellen dieses Flusses verbindet es sich mit der zuletzt in südwest- N008 licher Richtung hinstreichenden südlichen Fortsetzung des Kara-Edyr N009 Tau und des Ilmengebirges, dem Mugodscharskischen Gebirge, und N010 bildet mit ihm den Bergknoten Airuk, der sich nach Meyendorff, N011 ungefähr 150 Toisen über die benachbarte Steppe erhebt. An seiner N012 Südseite durchschneidet der Karavanenweg von Orenburg nach Bo- N013 khara das Gebirge, welches hier eine Breite von 6 Wersten hat. N014 (Vergl. Voyage d’Orenbourg à Boukhara, redigé par le baron G. de N015 Meyendorff p. 25.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

OCR-D: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-10-24T14:59:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Dennis Dietrich, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-10-24T14:59:58Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR ohne Nachkorrektur.

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.ocr-d.de/gt_guidelines formulierten Richtlinien und wurde in Richtung des Zielformats DTABf angepasst. Der Textinhalt einzelner Tabellen wurde von der OCR nur teilweise erfasst.

Weitere Textphänomene wurden wie folgt behandelt:

  • Bogensignaturen: gekennzeichnet;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • Normalisierungen: dokumentiert;
  • Seitenumbrüche markiert: ja;
  • Silbentrennung: wie Vorlage;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
  • Zeichensetzung: wie Vorlage;
  • Zeilenumbrüche markiert: ja;

Die Faksimiles der Karten, #f0631 bis #f0634, stammen aus dem Digitalisat der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin, Werks-URN (URL): https://www.digi-hub.de/viewer/resolver?urn=urn:nbn:de:kobv:11-d-6431605.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/212
Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/212>, abgerufen am 01.05.2024.