Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842.

Bild:
<< vorherige Seite

N001
künste zu bewundern, da viele Kirgisen aus dem Ge- N002
folge der Sultane unsere Wagen oft in gestrecktem N003
Gallop umkreisten, während sie mit den Händen auf N004
den Sattel gestützt, den Kopf nach unten, die Füsse N005
steil in die Höhe richteten.

N001
Bei ihren Zelten angekommen, wurden wir zuerst N002
zu den Frauen der Sultane geführt, die in einem der N003
grösseren, dem Eingange gegenüber in einer Reihe N004
aufgestellt waren, und unter denen wir, da sie sämmt- N005
lich unverschleiert waren, manche in ihrer Art recht N006
hübsche Gesichter mit frischen rothen Wangen bemer- N007
ken konnten. Nach einer kurzen Begrüssung, die darin N008
bestand, dass wir ihnen der Reihe nach die Hand N009
reichten, fingen sogleich die Wettkämpfe an. Zuerst N010
stellten sich uns die Kirgisen vor, die den Wettlauf N011
zu Pferde machen wollten; sie zogen bei uns vorüber, N012
und trabten dann langsam nach einem 7 Werste von N013
uns entfernten Orte, von welchem sie auf uns zuge- N014
sprengt kommen sollten. Während dieser Zeit wur- N015
den die andern Spiele veranstaltet; in einen von den N016
Zuschauern gebildeten Kreis traten 2 Kirgisen hinein, N017
die nach abgeworfenem Oberkleide, ihre ledernen Gür- N018
tel um des Gegners Rücken schlangen, und sich nun N019
gegenseitig nieder zu werfen suchten ganz auf die- N020
selbe Weise, wie wir diess bei den Kämpfen der Ta- N021
taren auf dem Saban bei Kasan gesehen hatten 1). N022
Auch hier blieb der Sieger auf dem Platze, bis er N023
wieder seinen Mann fand. In den meisten Fällen er- N024
eignete sich diess schon bei dem zweiten Kampfe, doch N025
zeichnete sich unter allen ein Kämpfer aus, der 5 an- N026
dere nach einander niederwarf, bis er erst von dem N027
sechsten besiegt wurde. Das Interesse, welches die N028
übrigen Kirgisen an diesen Spielen nahmen, war so N029
gross, dass sie sich von allen Seiten hinzudrängten, N030
und den Kreis immer mehr und mehr verengten; sie

[footnote reference]
[footnote reference] N001
1) Vergl. diese Reise Th. I S. 107.

N001
künste zu bewundern, da viele Kirgisen aus dem Ge- N002
folge der Sultane unsere Wagen oft in gestrecktem N003
Gallop umkreisten, während sie mit den Händen auf N004
den Sattel gestützt, den Kopf nach unten, die Füsse N005
steil in die Höhe richteten.

N001
Bei ihren Zelten angekommen, wurden wir zuerst N002
zu den Frauen der Sultane geführt, die in einem der N003
grösseren, dem Eingange gegenüber in einer Reihe N004
aufgestellt waren, und unter denen wir, da sie sämmt- N005
lich unverschleiert waren, manche in ihrer Art recht N006
hübsche Gesichter mit frischen rothen Wangen bemer- N007
ken konnten. Nach einer kurzen Begrüssung, die darin N008
bestand, dass wir ihnen der Reihe nach die Hand N009
reichten, fingen sogleich die Wettkämpfe an. Zuerst N010
stellten sich uns die Kirgisen vor, die den Wettlauf N011
zu Pferde machen wollten; sie zogen bei uns vorüber, N012
und trabten dann langsam nach einem 7 Werste von N013
uns entfernten Orte, von welchem sie auf uns zuge- N014
sprengt kommen sollten. Während dieser Zeit wur- N015
den die andern Spiele veranstaltet; in einen von den N016
Zuschauern gebildeten Kreis traten 2 Kirgisen hinein, N017
die nach abgeworfenem Oberkleide, ihre ledernen Gür- N018
tel um des Gegners Rücken schlangen, und sich nun N019
gegenseitig nieder zu werfen suchten ganz auf die- N020
selbe Weise, wie wir diess bei den Kämpfen der Ta- N021
taren auf dem Saban bei Kasan gesehen hatten 1). N022
Auch hier blieb der Sieger auf dem Platze, bis er N023
wieder seinen Mann fand. In den meisten Fällen er- N024
eignete sich diess schon bei dem zweiten Kampfe, doch N025
zeichnete sich unter allen ein Kämpfer aus, der 5 an- N026
dere nach einander niederwarf, bis er erst von dem N027
sechsten besiegt wurde. Das Interesse, welches die N028
übrigen Kirgisen an diesen Spielen nahmen, war so N029
gross, dass sie sich von allen Seiten hinzudrängten, N030
und den Kreis immer mehr und mehr verengten; sie

[footnote reference]
[footnote reference] N001
1) Vergl. diese Reise Th. I S. 107.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0231" xml:id="img_0229" n="213"/>
        <p><lb n="N001"/>
künste zu bewundern, da viele Kirgisen aus dem Ge-             <lb n="N002"/>
folge der Sultane unsere Wagen oft in gestrecktem             <lb n="N003"/>
Gallop umkreisten, während sie mit den Händen auf             <lb n="N004"/>
den Sattel gestützt, den Kopf nach unten, die Füsse             <lb n="N005"/>
steil in die Höhe richteten.</p>
        <p><lb n="N001"/>
Bei ihren Zelten angekommen, wurden wir zuerst             <lb n="N002"/>
zu den Frauen der Sultane geführt, die in einem der             <lb n="N003"/>
grösseren, dem Eingange gegenüber in einer Reihe <lb n="N004"/>
aufgestellt waren, und unter denen wir, da sie sämmt-             <lb n="N005"/>
lich unverschleiert waren, manche in ihrer Art recht             <lb n="N006"/>
hübsche Gesichter mit frischen rothen Wangen bemer-             <lb n="N007"/>
ken konnten. Nach einer kurzen Begrüssung, die darin             <lb n="N008"/>
bestand, dass wir ihnen der Reihe nach die Hand             <lb n="N009"/>
reichten, fingen sogleich die Wettkämpfe an. Zuerst             <lb n="N010"/>
stellten sich uns die Kirgisen vor, die den Wettlauf             <lb n="N011"/>
zu Pferde machen wollten; sie zogen bei uns vorüber,             <lb n="N012"/>
und trabten dann langsam nach einem 7 Werste von             <lb n="N013"/>
uns entfernten Orte, von welchem sie auf uns zuge-             <lb n="N014"/>
sprengt kommen sollten. Während dieser Zeit wur-             <lb n="N015"/>
den die andern Spiele veranstaltet; in einen von den             <lb n="N016"/>
Zuschauern gebildeten Kreis traten 2 Kirgisen hinein,             <lb n="N017"/>
die nach abgeworfenem Oberkleide, ihre ledernen Gür-             <lb n="N018"/>
tel um des Gegners Rücken schlangen, und sich nun             <lb n="N019"/>
gegenseitig nieder zu werfen suchten ganz auf die-             <lb n="N020"/>
selbe Weise, wie wir diess bei den Kämpfen der Ta-             <lb n="N021"/>
taren auf dem Saban bei Kasan gesehen hatten 1). <lb n="N022"/>
Auch hier blieb der Sieger auf dem Platze, bis er             <lb n="N023"/>
wieder seinen Mann fand. In den meisten Fällen er-             <lb n="N024"/>
eignete sich diess schon bei dem zweiten Kampfe, doch             <lb n="N025"/>
zeichnete sich unter allen ein Kämpfer aus, der 5 an-             <lb n="N026"/>
dere nach einander niederwarf, bis er erst von dem             <lb n="N027"/>
sechsten besiegt wurde. Das Interesse, welches die             <lb n="N028"/>
übrigen Kirgisen an diesen Spielen nahmen, war so             <lb n="N029"/>
gross, dass sie sich von allen Seiten hinzudrängten,             <lb n="N030"/>
und den Kreis immer mehr und mehr verengten; sie</p>
        <note place="foot" n="[footnote reference]"><lb n="N001"/>
1) Vergl. diese Reise Th. I S. 107.</note>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[213/0231] N001 künste zu bewundern, da viele Kirgisen aus dem Ge- N002 folge der Sultane unsere Wagen oft in gestrecktem N003 Gallop umkreisten, während sie mit den Händen auf N004 den Sattel gestützt, den Kopf nach unten, die Füsse N005 steil in die Höhe richteten. N001 Bei ihren Zelten angekommen, wurden wir zuerst N002 zu den Frauen der Sultane geführt, die in einem der N003 grösseren, dem Eingange gegenüber in einer Reihe N004 aufgestellt waren, und unter denen wir, da sie sämmt- N005 lich unverschleiert waren, manche in ihrer Art recht N006 hübsche Gesichter mit frischen rothen Wangen bemer- N007 ken konnten. Nach einer kurzen Begrüssung, die darin N008 bestand, dass wir ihnen der Reihe nach die Hand N009 reichten, fingen sogleich die Wettkämpfe an. Zuerst N010 stellten sich uns die Kirgisen vor, die den Wettlauf N011 zu Pferde machen wollten; sie zogen bei uns vorüber, N012 und trabten dann langsam nach einem 7 Werste von N013 uns entfernten Orte, von welchem sie auf uns zuge- N014 sprengt kommen sollten. Während dieser Zeit wur- N015 den die andern Spiele veranstaltet; in einen von den N016 Zuschauern gebildeten Kreis traten 2 Kirgisen hinein, N017 die nach abgeworfenem Oberkleide, ihre ledernen Gür- N018 tel um des Gegners Rücken schlangen, und sich nun N019 gegenseitig nieder zu werfen suchten ganz auf die- N020 selbe Weise, wie wir diess bei den Kämpfen der Ta- N021 taren auf dem Saban bei Kasan gesehen hatten 1). N022 Auch hier blieb der Sieger auf dem Platze, bis er N023 wieder seinen Mann fand. In den meisten Fällen er- N024 eignete sich diess schon bei dem zweiten Kampfe, doch N025 zeichnete sich unter allen ein Kämpfer aus, der 5 an- N026 dere nach einander niederwarf, bis er erst von dem N027 sechsten besiegt wurde. Das Interesse, welches die N028 übrigen Kirgisen an diesen Spielen nahmen, war so N029 gross, dass sie sich von allen Seiten hinzudrängten, N030 und den Kreis immer mehr und mehr verengten; sie [footnote reference] [footnote reference] N001 1) Vergl. diese Reise Th. I S. 107.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

OCR-D: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-10-24T14:59:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Dennis Dietrich, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-10-24T14:59:58Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR ohne Nachkorrektur.

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.ocr-d.de/gt_guidelines formulierten Richtlinien und wurde in Richtung des Zielformats DTABf angepasst. Der Textinhalt einzelner Tabellen wurde von der OCR nur teilweise erfasst.

Weitere Textphänomene wurden wie folgt behandelt:

  • Bogensignaturen: gekennzeichnet;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • Normalisierungen: dokumentiert;
  • Seitenumbrüche markiert: ja;
  • Silbentrennung: wie Vorlage;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
  • Zeichensetzung: wie Vorlage;
  • Zeilenumbrüche markiert: ja;

Die Faksimiles der Karten, #f0631 bis #f0634, stammen aus dem Digitalisat der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin, Werks-URN (URL): https://www.digi-hub.de/viewer/resolver?urn=urn:nbn:de:kobv:11-d-6431605.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/231
Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/231>, abgerufen am 04.05.2024.