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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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werden. Ihr, ich sag's, das sind Steinschädel!
Und daß ihr's nur gleich wißt, wir haben aller-
hand Leut' da in unseren Wäldern. Nachweisen
läßt sich Keiner was Arges, aber sie sind herge-
zogen von Aufgang und Niedergang -- weßweg,
das weiß der Herrgott. Zumeist sind es wol
Bauersleut' von den vorderen Gegenden herein,
die sich in die Wälder geflüchtet haben, um der
Wehrpflicht zu entrinnen. Gibt auch Gesellen unter
ihnen, denen man in der dunklen Nacht nicht gerne
begegnet. Wildschützen sind sie Alle. So lange sie
nur auf das Thier des Waldes schießen, lassen
wir sie frei herumgehen; das ist nicht zu ändern
und man braucht ihrer Hände Arbeit. Wenn sie
aber auch einmal einen Jäger niederbrennen, dann
lassen wir sie wol aus dem Wald führen. Bewei-
bet sind die meisten, aber Jeder hat die Seine
nicht vom Traualtar geholt. Werdet Leute antreffen,
die in diesem Jahrhundert noch keine Kirchenglocke
gehört und keinen Chorrock gesehen haben. Werdet
bald merken, was das bei den Leuten für Folgen
hat. -- Thut es, auf welche Weise ihr glaubt,
aber ihr müßt vorerst die Leute kennen lernen.
Und wenn ihr dann meint, ihr würdet auf sie
einzuwirken vermögen, dann werden wir euch darin
unterstützen. Ihr seid noch recht jung, mein Freund,
gebt Acht und seid gescheit! -- Wenn ihr wollt,

werden. Ihr, ich ſag’s, das ſind Steinſchädel!
Und daß ihr’s nur gleich wißt, wir haben aller-
hand Leut’ da in unſeren Wäldern. Nachweiſen
läßt ſich Keiner was Arges, aber ſie ſind herge-
zogen von Aufgang und Niedergang — weßweg,
das weiß der Herrgott. Zumeiſt ſind es wol
Bauersleut’ von den vorderen Gegenden herein,
die ſich in die Wälder geflüchtet haben, um der
Wehrpflicht zu entrinnen. Gibt auch Geſellen unter
ihnen, denen man in der dunklen Nacht nicht gerne
begegnet. Wildſchützen ſind ſie Alle. So lange ſie
nur auf das Thier des Waldes ſchießen, laſſen
wir ſie frei herumgehen; das iſt nicht zu ändern
und man braucht ihrer Hände Arbeit. Wenn ſie
aber auch einmal einen Jäger niederbrennen, dann
laſſen wir ſie wol aus dem Wald führen. Bewei-
bet ſind die meiſten, aber Jeder hat die Seine
nicht vom Traualtar geholt. Werdet Leute antreffen,
die in dieſem Jahrhundert noch keine Kirchenglocke
gehört und keinen Chorrock geſehen haben. Werdet
bald merken, was das bei den Leuten für Folgen
hat. — Thut es, auf welche Weiſe ihr glaubt,
aber ihr müßt vorerſt die Leute kennen lernen.
Und wenn ihr dann meint, ihr würdet auf ſie
einzuwirken vermögen, dann werden wir euch darin
unterſtützen. Ihr ſeid noch recht jung, mein Freund,
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[73/0083] werden. Ihr, ich ſag’s, das ſind Steinſchädel! Und daß ihr’s nur gleich wißt, wir haben aller- hand Leut’ da in unſeren Wäldern. Nachweiſen läßt ſich Keiner was Arges, aber ſie ſind herge- zogen von Aufgang und Niedergang — weßweg, das weiß der Herrgott. Zumeiſt ſind es wol Bauersleut’ von den vorderen Gegenden herein, die ſich in die Wälder geflüchtet haben, um der Wehrpflicht zu entrinnen. Gibt auch Geſellen unter ihnen, denen man in der dunklen Nacht nicht gerne begegnet. Wildſchützen ſind ſie Alle. So lange ſie nur auf das Thier des Waldes ſchießen, laſſen wir ſie frei herumgehen; das iſt nicht zu ändern und man braucht ihrer Hände Arbeit. Wenn ſie aber auch einmal einen Jäger niederbrennen, dann laſſen wir ſie wol aus dem Wald führen. Bewei- bet ſind die meiſten, aber Jeder hat die Seine nicht vom Traualtar geholt. Werdet Leute antreffen, die in dieſem Jahrhundert noch keine Kirchenglocke gehört und keinen Chorrock geſehen haben. Werdet bald merken, was das bei den Leuten für Folgen hat. — Thut es, auf welche Weiſe ihr glaubt, aber ihr müßt vorerſt die Leute kennen lernen. Und wenn ihr dann meint, ihr würdet auf ſie einzuwirken vermögen, dann werden wir euch darin unterſtützen. Ihr ſeid noch recht jung, mein Freund, gebt Acht und ſeid geſcheit! — Wenn ihr wollt,

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/83>, abgerufen am 08.05.2024.