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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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Korkerzeugung. Der Kork bildet dann aber nie eine allgemeine, die
stärkeren Wurzeläste überziehende Hülle, wie an den Stämmen der Kork-
bäume, sondern nur vereinzelte Partien, die jedoch, wie es scheint,
niemals nach der Länge der Wurzeln verlaufen, sondern ringförmig ver-
theilt sind.

Ueber den Bau der feineren Wurzelverzweigungen und der
Wurzelspitzchen, der sogenannten Saug- oder Thauwurzeln,
wollen wir bei der Betrachtung des Lebens des Baumes sprechen, weil
sie es allein sind, wodurch die Nahrungsaufnahme im Boden bewerk-
stelligt wird.

Was die Lebensbedeutung der Wurzel betrifft, so ist dem,
was hierüber das allgemeine Volkswissen zu sagen weiß, kaum etwas
hinzuzufügen.

Die Wurzel ist der Fuß und das wichtigste Ernährungsorgan des
Baumes wie -- mit wenigen Ausnahmen -- aller Pflanzen, den Thieren
gegenüber gewiß eine sonderbare Verknüpfung der Funktionen und ein
anderweiter Beleg, wie wenig rathsam es ist, Pflanzen und Thiere hin-
sichtlich der Lebensvorgänge, einander erklärend, zu vergleichen.

Nimmt auch ohne Zweifel der Luftraum einen nicht unbedeutenden
Antheil an der Ernährung des Baumes, so ist doch der Erdboden dessen
wesentliche Nahrungsquelle, in welcher die Wurzel nach dem größeren
oder geringeren Reichthum derselben nach allen Seiten sich verbreitet, um
das dem Baume Nöthige zu schöpfen. Es ist darum für jeden Pflanzen-
erzieher eifrigste Sorge, durch Bodenbearbeitung und Düngung diese
Nahrungsquelle zu bereichern und zuzubereiten.

Hier steht der Forstmann mit seinen Mitteln gegen den Landwirth
weit zurück; er muß daher seine Hauptsorge darauf richten, wesentlich
mit Berücksichtigung der Wurzelbeschaffenheit, für jede zu erziehende Baum-
art den richtigen Boden zu wählen, auf flachgründigem Boden keine
Eichen, auf sehr feuchten keine Kiefern, auf trockenen keine Erlen zu bringen.

Wenn wir als zweite Aufgabe der Wurzel die Befestigung des Baumes
an seinem Standorte kennen, so müssen wir doch zugeben, daß diese die
nebensächliche, die wesentlichere dagegen die Ernährung ist. Wir erinnern
uns hierbei wieder an die lehrreiche Fichte. Sie findet ihr Nahrungs-
bedürfniß nur in den oberen, an Moderstoffen reichen Schichten des

Korkerzeugung. Der Kork bildet dann aber nie eine allgemeine, die
ſtärkeren Wurzeläſte überziehende Hülle, wie an den Stämmen der Kork-
bäume, ſondern nur vereinzelte Partien, die jedoch, wie es ſcheint,
niemals nach der Länge der Wurzeln verlaufen, ſondern ringförmig ver-
theilt ſind.

Ueber den Bau der feineren Wurzelverzweigungen und der
Wurzelſpitzchen, der ſogenannten Saug- oder Thauwurzeln,
wollen wir bei der Betrachtung des Lebens des Baumes ſprechen, weil
ſie es allein ſind, wodurch die Nahrungsaufnahme im Boden bewerk-
ſtelligt wird.

Was die Lebensbedeutung der Wurzel betrifft, ſo iſt dem,
was hierüber das allgemeine Volkswiſſen zu ſagen weiß, kaum etwas
hinzuzufügen.

Die Wurzel iſt der Fuß und das wichtigſte Ernährungsorgan des
Baumes wie — mit wenigen Ausnahmen — aller Pflanzen, den Thieren
gegenüber gewiß eine ſonderbare Verknüpfung der Funktionen und ein
anderweiter Beleg, wie wenig rathſam es iſt, Pflanzen und Thiere hin-
ſichtlich der Lebensvorgänge, einander erklärend, zu vergleichen.

Nimmt auch ohne Zweifel der Luftraum einen nicht unbedeutenden
Antheil an der Ernährung des Baumes, ſo iſt doch der Erdboden deſſen
weſentliche Nahrungsquelle, in welcher die Wurzel nach dem größeren
oder geringeren Reichthum derſelben nach allen Seiten ſich verbreitet, um
das dem Baume Nöthige zu ſchöpfen. Es iſt darum für jeden Pflanzen-
erzieher eifrigſte Sorge, durch Bodenbearbeitung und Düngung dieſe
Nahrungsquelle zu bereichern und zuzubereiten.

Hier ſteht der Forſtmann mit ſeinen Mitteln gegen den Landwirth
weit zurück; er muß daher ſeine Hauptſorge darauf richten, weſentlich
mit Berückſichtigung der Wurzelbeſchaffenheit, für jede zu erziehende Baum-
art den richtigen Boden zu wählen, auf flachgründigem Boden keine
Eichen, auf ſehr feuchten keine Kiefern, auf trockenen keine Erlen zu bringen.

Wenn wir als zweite Aufgabe der Wurzel die Befeſtigung des Baumes
an ſeinem Standorte kennen, ſo müſſen wir doch zugeben, daß dieſe die
nebenſächliche, die weſentlichere dagegen die Ernährung iſt. Wir erinnern
uns hierbei wieder an die lehrreiche Fichte. Sie findet ihr Nahrungs-
bedürfniß nur in den oberen, an Moderſtoffen reichen Schichten des

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[122/0146] Korkerzeugung. Der Kork bildet dann aber nie eine allgemeine, die ſtärkeren Wurzeläſte überziehende Hülle, wie an den Stämmen der Kork- bäume, ſondern nur vereinzelte Partien, die jedoch, wie es ſcheint, niemals nach der Länge der Wurzeln verlaufen, ſondern ringförmig ver- theilt ſind. Ueber den Bau der feineren Wurzelverzweigungen und der Wurzelſpitzchen, der ſogenannten Saug- oder Thauwurzeln, wollen wir bei der Betrachtung des Lebens des Baumes ſprechen, weil ſie es allein ſind, wodurch die Nahrungsaufnahme im Boden bewerk- ſtelligt wird. Was die Lebensbedeutung der Wurzel betrifft, ſo iſt dem, was hierüber das allgemeine Volkswiſſen zu ſagen weiß, kaum etwas hinzuzufügen. Die Wurzel iſt der Fuß und das wichtigſte Ernährungsorgan des Baumes wie — mit wenigen Ausnahmen — aller Pflanzen, den Thieren gegenüber gewiß eine ſonderbare Verknüpfung der Funktionen und ein anderweiter Beleg, wie wenig rathſam es iſt, Pflanzen und Thiere hin- ſichtlich der Lebensvorgänge, einander erklärend, zu vergleichen. Nimmt auch ohne Zweifel der Luftraum einen nicht unbedeutenden Antheil an der Ernährung des Baumes, ſo iſt doch der Erdboden deſſen weſentliche Nahrungsquelle, in welcher die Wurzel nach dem größeren oder geringeren Reichthum derſelben nach allen Seiten ſich verbreitet, um das dem Baume Nöthige zu ſchöpfen. Es iſt darum für jeden Pflanzen- erzieher eifrigſte Sorge, durch Bodenbearbeitung und Düngung dieſe Nahrungsquelle zu bereichern und zuzubereiten. Hier ſteht der Forſtmann mit ſeinen Mitteln gegen den Landwirth weit zurück; er muß daher ſeine Hauptſorge darauf richten, weſentlich mit Berückſichtigung der Wurzelbeſchaffenheit, für jede zu erziehende Baum- art den richtigen Boden zu wählen, auf flachgründigem Boden keine Eichen, auf ſehr feuchten keine Kiefern, auf trockenen keine Erlen zu bringen. Wenn wir als zweite Aufgabe der Wurzel die Befeſtigung des Baumes an ſeinem Standorte kennen, ſo müſſen wir doch zugeben, daß dieſe die nebenſächliche, die weſentlichere dagegen die Ernährung iſt. Wir erinnern uns hierbei wieder an die lehrreiche Fichte. Sie findet ihr Nahrungs- bedürfniß nur in den oberen, an Moderſtoffen reichen Schichten des

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/146>, abgerufen am 29.04.2024.