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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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lingen sollte, daß daraus eine verständnißvolle Werthschätzung ihres
Berufes von Seiten des Volkes hervorgehe, woran es so sehr
gebricht. Daß diese Schilderung (das "dritte Buch") nur eine
skizzenhafte ist, war durch die Aufgabe meiner Arbeit bedingt,
welche durchaus keine tiefeingehend forstliche sein konnte.

Aber auch an die Künstler wendet sich mein Buch, nicht
allein dessen 17 Charakterbilder deutscher Bäume, sondern ganz
besonders auch der Abschnitt "Architektur der Waldbäume"
(S. 210 -- 236). Mit meinen Freunden Heyn, Krauße
und Neumann habe ich mehr als einen Sommer und Winter
lang Waldspaziergänge gemacht, um uns in die Eigenthümlich-
keiten der Baumarten zu vertiefen. Die Ergebnisse sind unsere
Bilder, aus denen vielleicht hervorgehen wird, daß selbst in so
kleiner Wiedergabe diese Eigenthümlichkeiten Berücksichtigung finden
können.

Endlich habe ich noch ein Wort an die Landwirthe zu richten.
Sie vor Allen sind von ihrem eigenen Interesse zu Beschützern des
Waldes berufen, besonders die großen Grundbesitzer unter ihnen,
welche meist auch zugleich Besitzer von Waldungen sind. In dem
bewaldeten Theile ihres Grundbesitzes ruht großentheils die Gewähr
der Fruchtbarkeit ihres Feldbesitzes, wenn auch nicht für einen
Einzelnen von ihnen, so doch für sie alle zusammen. Darum ist es
als ein unnatürliches Verhältniß tief zu beklagen, welches wesent-
lich auf Unkenntniß der einfachsten Naturgesetze beruht, daß der
Forstwirth den Landwirth beinahe als seinen Feind ansieht, da dieser
zuweilen nicht blos seine eignen Wälder verwüstet, sondern auch
fremden durch Streu- und Hutungsservitute Schaden zufügt. Hier
ist es ein Verdienst, Verständniß zu verbreiten; das vorliegende
Buch hat sich an mehreren Stellen ernstlich bemüht, dieses Verdienst
zu erwerben.

lingen ſollte, daß daraus eine verſtändnißvolle Werthſchätzung ihres
Berufes von Seiten des Volkes hervorgehe, woran es ſo ſehr
gebricht. Daß dieſe Schilderung (das „dritte Buch“) nur eine
ſkizzenhafte iſt, war durch die Aufgabe meiner Arbeit bedingt,
welche durchaus keine tiefeingehend forſtliche ſein konnte.

Aber auch an die Künſtler wendet ſich mein Buch, nicht
allein deſſen 17 Charakterbilder deutſcher Bäume, ſondern ganz
beſonders auch der Abſchnitt „Architektur der Waldbäume“
(S. 210 — 236). Mit meinen Freunden Heyn, Krauße
und Neumann habe ich mehr als einen Sommer und Winter
lang Waldſpaziergänge gemacht, um uns in die Eigenthümlich-
keiten der Baumarten zu vertiefen. Die Ergebniſſe ſind unſere
Bilder, aus denen vielleicht hervorgehen wird, daß ſelbſt in ſo
kleiner Wiedergabe dieſe Eigenthümlichkeiten Berückſichtigung finden
können.

Endlich habe ich noch ein Wort an die Landwirthe zu richten.
Sie vor Allen ſind von ihrem eigenen Intereſſe zu Beſchützern des
Waldes berufen, beſonders die großen Grundbeſitzer unter ihnen,
welche meiſt auch zugleich Beſitzer von Waldungen ſind. In dem
bewaldeten Theile ihres Grundbeſitzes ruht großentheils die Gewähr
der Fruchtbarkeit ihres Feldbeſitzes, wenn auch nicht für einen
Einzelnen von ihnen, ſo doch für ſie alle zuſammen. Darum iſt es
als ein unnatürliches Verhältniß tief zu beklagen, welches weſent-
lich auf Unkenntniß der einfachſten Naturgeſetze beruht, daß der
Forſtwirth den Landwirth beinahe als ſeinen Feind anſieht, da dieſer
zuweilen nicht blos ſeine eignen Wälder verwüſtet, ſondern auch
fremden durch Streu- und Hutungsſervitute Schaden zufügt. Hier
iſt es ein Verdienſt, Verſtändniß zu verbreiten; das vorliegende
Buch hat ſich an mehreren Stellen ernſtlich bemüht, dieſes Verdienſt
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[IX/0019] lingen ſollte, daß daraus eine verſtändnißvolle Werthſchätzung ihres Berufes von Seiten des Volkes hervorgehe, woran es ſo ſehr gebricht. Daß dieſe Schilderung (das „dritte Buch“) nur eine ſkizzenhafte iſt, war durch die Aufgabe meiner Arbeit bedingt, welche durchaus keine tiefeingehend forſtliche ſein konnte. Aber auch an die Künſtler wendet ſich mein Buch, nicht allein deſſen 17 Charakterbilder deutſcher Bäume, ſondern ganz beſonders auch der Abſchnitt „Architektur der Waldbäume“ (S. 210 — 236). Mit meinen Freunden Heyn, Krauße und Neumann habe ich mehr als einen Sommer und Winter lang Waldſpaziergänge gemacht, um uns in die Eigenthümlich- keiten der Baumarten zu vertiefen. Die Ergebniſſe ſind unſere Bilder, aus denen vielleicht hervorgehen wird, daß ſelbſt in ſo kleiner Wiedergabe dieſe Eigenthümlichkeiten Berückſichtigung finden können. Endlich habe ich noch ein Wort an die Landwirthe zu richten. Sie vor Allen ſind von ihrem eigenen Intereſſe zu Beſchützern des Waldes berufen, beſonders die großen Grundbeſitzer unter ihnen, welche meiſt auch zugleich Beſitzer von Waldungen ſind. In dem bewaldeten Theile ihres Grundbeſitzes ruht großentheils die Gewähr der Fruchtbarkeit ihres Feldbeſitzes, wenn auch nicht für einen Einzelnen von ihnen, ſo doch für ſie alle zuſammen. Darum iſt es als ein unnatürliches Verhältniß tief zu beklagen, welches weſent- lich auf Unkenntniß der einfachſten Naturgeſetze beruht, daß der Forſtwirth den Landwirth beinahe als ſeinen Feind anſieht, da dieſer zuweilen nicht blos ſeine eignen Wälder verwüſtet, ſondern auch fremden durch Streu- und Hutungsſervitute Schaden zufügt. Hier iſt es ein Verdienſt, Verſtändniß zu verbreiten; das vorliegende Buch hat ſich an mehreren Stellen ernſtlich bemüht, dieſes Verdienſt zu erwerben.

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. IX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/19>, abgerufen am 27.04.2024.