für endosmotische Durchdringung eines concentrirten Saftes erscheinen, so könnte allerdings an dieser Saft-Leitung der Bastzellen, wenigstens der älteren, so dickwandigen, daß ein Querschnitt kaum noch einen Zellenraum zeigt, gezweifelt werden. Jedoch sprechen die Versuche dafür.
Was nun die abwärts gerichtete Strömung des Bildungssaftes be- trifft, so hat man schon seit alter Zeit den bekannten Zauberring der Gärtner als einen Beweis dafür betrachtet. Dieser besteht bekanntlich darin, daß man an einem stärkeren Zweige eines Obstbaumes nach dem Ansetzen der Früchte einen ringförmigen Schnitt durch die Rinde bis auf das Holz macht, oder einen schmalen Rindenring ablöst, in Folge dessen man dann an diesem Zweige die Früchte vollkommener werden sah. Man schloß daraus -- und die sorgfältigen Versuche der Neuzeit haben es bestätigt -- daß durch den Zauberring die Bahn des abwärts strömenden Bildungssaftes unterbrochen und dieser dadurch genöthigt werde, sich ober- halb des Schnittes zu verwerthen.
[Abbildung]
XXVI.
a b von der Rinde entblößte Strecke; -- über a Wulstbildung von dem abwärts strebenden Cambium gebildet; -- b c abgestorbene und festgetrocknete Rinde; -- unterhalb c d hat Zuwachs stattgefunden durch Vermittlung des Zweiges e.
Schält man im Frühling an einem Stämmchen oder Zweige etwa eine Elle unter der Spitze ein ungefähr zollbreites Rindenband ringsum
für endosmotiſche Durchdringung eines concentrirten Saftes erſcheinen, ſo könnte allerdings an dieſer Saft-Leitung der Baſtzellen, wenigſtens der älteren, ſo dickwandigen, daß ein Querſchnitt kaum noch einen Zellenraum zeigt, gezweifelt werden. Jedoch ſprechen die Verſuche dafür.
Was nun die abwärts gerichtete Strömung des Bildungsſaftes be- trifft, ſo hat man ſchon ſeit alter Zeit den bekannten Zauberring der Gärtner als einen Beweis dafür betrachtet. Dieſer beſteht bekanntlich darin, daß man an einem ſtärkeren Zweige eines Obſtbaumes nach dem Anſetzen der Früchte einen ringförmigen Schnitt durch die Rinde bis auf das Holz macht, oder einen ſchmalen Rindenring ablöſt, in Folge deſſen man dann an dieſem Zweige die Früchte vollkommener werden ſah. Man ſchloß daraus — und die ſorgfältigen Verſuche der Neuzeit haben es beſtätigt — daß durch den Zauberring die Bahn des abwärts ſtrömenden Bildungsſaftes unterbrochen und dieſer dadurch genöthigt werde, ſich ober- halb des Schnittes zu verwerthen.
[Abbildung]
XXVI.
a b von der Rinde entblößte Strecke; — über a Wulſtbildung von dem abwärts ſtrebenden Cambium gebildet; — b c abgeſtorbene und feſtgetrocknete Rinde; — unterhalb c d hat Zuwachs ſtattgefunden durch Vermittlung des Zweiges e.
Schält man im Frühling an einem Stämmchen oder Zweige etwa eine Elle unter der Spitze ein ungefähr zollbreites Rindenband ringsum
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für endosmotiſche Durchdringung eines concentrirten Saftes erſcheinen,
ſo könnte allerdings an dieſer Saft-Leitung der Baſtzellen, wenigſtens der
älteren, ſo dickwandigen, daß ein Querſchnitt kaum noch einen Zellenraum
zeigt, gezweifelt werden. Jedoch ſprechen die Verſuche dafür.
Was nun die abwärts gerichtete Strömung des Bildungsſaftes be-
trifft, ſo hat man ſchon ſeit alter Zeit den bekannten Zauberring der
Gärtner als einen Beweis dafür betrachtet. Dieſer beſteht bekanntlich
darin, daß man an einem ſtärkeren Zweige eines Obſtbaumes nach dem
Anſetzen der Früchte einen ringförmigen Schnitt durch die Rinde bis auf
das Holz macht, oder einen ſchmalen Rindenring ablöſt, in Folge deſſen
man dann an dieſem Zweige die Früchte vollkommener werden ſah. Man
ſchloß daraus — und die ſorgfältigen Verſuche der Neuzeit haben es
beſtätigt — daß durch den Zauberring die Bahn des abwärts ſtrömenden
Bildungsſaftes unterbrochen und dieſer dadurch genöthigt werde, ſich ober-
halb des Schnittes zu verwerthen.
[Abbildung XXVI.
a b von der Rinde entblößte Strecke; — über a Wulſtbildung von dem abwärts ſtrebenden
Cambium gebildet; — b c abgeſtorbene und feſtgetrocknete Rinde; — unterhalb c d hat
Zuwachs ſtattgefunden durch Vermittlung des Zweiges e.]
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/196>, abgerufen am 11.05.2024.
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