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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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3) Die Austrocknungsfähigkeit des Bodens ist mit Berücksich-
tigung der mittlern Menge der atmosphärischen Niederschläge oder nicht zu
beseitigenden Bodenwassers eine wichtige Bodeneigenschaft. Schübler fand,
daß mit Wasser getränkter Sand in 4 Stunden bei 900 Wärme 88,4 Proc.
Wasser verlor, mehr als irgend ein anderer Bodenbestandtheil, während
Humus nur 20 Proc. verlor. Erinnern wir uns, daß Humus 190 Proc.
Wasser einsaugen kann, und nun auch am schwersten dasselbe wieder ab-
giebt, so müssen wir die Bedeutung desselben für den Waldboden doppelt
hoch anschlagen, und wir erinnern uns jetzt der oben geschilderten ersten
Bodenuntersuchung, wie das geringe Maaß von Modererde zwischen den
locker übereinander liegenden Steinblöcken den Waldboden dennoch frisch
erhalten hatte.
4) Die Zusammenziehung des Bodens durch Austrocknen ist nicht
minder bei den mancherlei Bodenarten und dessen Bestandtheilen verschieden,
und es entstehen dadurch bekanntlich Sprünge im Boden. Am größten
findet man letztere z. B. in einem abgelassenen Teiche in dessen mit Humus
überladenem Schlamm, weil der Humus das größte Zusammenziehungs-
vermögen hat, was man auch an den oft allein aus Moderstoffen bestehenden
Torfziegeln sieht.
5) Die Wasseraufsaugungskraft (Hygroskopicität), nicht zu ver-
wechseln mit der wasserhaltenden Kraft, beruht in dem Vermögen, den
Wasserdampf aus der Atmosphäre einzusaugen. Bei wasserarmen Boden-
arten und bei regenlosem Wetter ist diese Kraft natürlich von großer Be-
deutung. Der Sand saugt durchaus keine atmosphärische Feuchtigkeit auf,
der Humus wiederum am meisten.
6) Das Aufsaugungsvermögen für Sauerstoff ist neben der
Verschiedenheit seiner Bestandtheile im Boden namentlich durch seine
Lockerheit und Porosität bedingt. Auch hier ist der Humus von der höchsten
Bedeutung, weil er nicht nur den Boden locker macht, sondern durch
seine fortdauernde Verwesung den aus der Luft eingedrungenen Sauerstoff
in Kohlensäure verwandelt, welche einer der wichtigsten Nährstoffe für die
Pflanze ist.
7) Das Wärmeleitungsvermögen eines Bodens spricht sich da-
durch aus, in wie viel Zeit derselbe einen aufgenommenen bestimmten Wärme-
grad wieder verliert. Auch hierin herrschen unter den mancherlei Bodenarten
3) Die Austrocknungsfähigkeit des Bodens iſt mit Berückſich-
tigung der mittlern Menge der atmoſphäriſchen Niederſchläge oder nicht zu
beſeitigenden Bodenwaſſers eine wichtige Bodeneigenſchaft. Schübler fand,
daß mit Waſſer getränkter Sand in 4 Stunden bei 900 Wärme 88,4 Proc.
Waſſer verlor, mehr als irgend ein anderer Bodenbeſtandtheil, während
Humus nur 20 Proc. verlor. Erinnern wir uns, daß Humus 190 Proc.
Waſſer einſaugen kann, und nun auch am ſchwerſten daſſelbe wieder ab-
giebt, ſo müſſen wir die Bedeutung deſſelben für den Waldboden doppelt
hoch anſchlagen, und wir erinnern uns jetzt der oben geſchilderten erſten
Bodenunterſuchung, wie das geringe Maaß von Modererde zwiſchen den
locker übereinander liegenden Steinblöcken den Waldboden dennoch friſch
erhalten hatte.
4) Die Zuſammenziehung des Bodens durch Austrocknen iſt nicht
minder bei den mancherlei Bodenarten und deſſen Beſtandtheilen verſchieden,
und es entſtehen dadurch bekanntlich Sprünge im Boden. Am größten
findet man letztere z. B. in einem abgelaſſenen Teiche in deſſen mit Humus
überladenem Schlamm, weil der Humus das größte Zuſammenziehungs-
vermögen hat, was man auch an den oft allein aus Moderſtoffen beſtehenden
Torfziegeln ſieht.
5) Die Waſſeraufſaugungskraft (Hygroſkopicität), nicht zu ver-
wechſeln mit der waſſerhaltenden Kraft, beruht in dem Vermögen, den
Waſſerdampf aus der Atmoſphäre einzuſaugen. Bei waſſerarmen Boden-
arten und bei regenloſem Wetter iſt dieſe Kraft natürlich von großer Be-
deutung. Der Sand ſaugt durchaus keine atmoſphäriſche Feuchtigkeit auf,
der Humus wiederum am meiſten.
6) Das Aufſaugungsvermögen für Sauerſtoff iſt neben der
Verſchiedenheit ſeiner Beſtandtheile im Boden namentlich durch ſeine
Lockerheit und Poroſität bedingt. Auch hier iſt der Humus von der höchſten
Bedeutung, weil er nicht nur den Boden locker macht, ſondern durch
ſeine fortdauernde Verweſung den aus der Luft eingedrungenen Sauerſtoff
in Kohlenſäure verwandelt, welche einer der wichtigſten Nährſtoffe für die
Pflanze iſt.
7) Das Wärmeleitungsvermögen eines Bodens ſpricht ſich da-
durch aus, in wie viel Zeit derſelbe einen aufgenommenen beſtimmten Wärme-
grad wieder verliert. Auch hierin herrſchen unter den mancherlei Bodenarten
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[47/0071] 3) Die Austrocknungsfähigkeit des Bodens iſt mit Berückſich- tigung der mittlern Menge der atmoſphäriſchen Niederſchläge oder nicht zu beſeitigenden Bodenwaſſers eine wichtige Bodeneigenſchaft. Schübler fand, daß mit Waſſer getränkter Sand in 4 Stunden bei 900 Wärme 88,4 Proc. Waſſer verlor, mehr als irgend ein anderer Bodenbeſtandtheil, während Humus nur 20 Proc. verlor. Erinnern wir uns, daß Humus 190 Proc. Waſſer einſaugen kann, und nun auch am ſchwerſten daſſelbe wieder ab- giebt, ſo müſſen wir die Bedeutung deſſelben für den Waldboden doppelt hoch anſchlagen, und wir erinnern uns jetzt der oben geſchilderten erſten Bodenunterſuchung, wie das geringe Maaß von Modererde zwiſchen den locker übereinander liegenden Steinblöcken den Waldboden dennoch friſch erhalten hatte. 4) Die Zuſammenziehung des Bodens durch Austrocknen iſt nicht minder bei den mancherlei Bodenarten und deſſen Beſtandtheilen verſchieden, und es entſtehen dadurch bekanntlich Sprünge im Boden. Am größten findet man letztere z. B. in einem abgelaſſenen Teiche in deſſen mit Humus überladenem Schlamm, weil der Humus das größte Zuſammenziehungs- vermögen hat, was man auch an den oft allein aus Moderſtoffen beſtehenden Torfziegeln ſieht. 5) Die Waſſeraufſaugungskraft (Hygroſkopicität), nicht zu ver- wechſeln mit der waſſerhaltenden Kraft, beruht in dem Vermögen, den Waſſerdampf aus der Atmoſphäre einzuſaugen. Bei waſſerarmen Boden- arten und bei regenloſem Wetter iſt dieſe Kraft natürlich von großer Be- deutung. Der Sand ſaugt durchaus keine atmoſphäriſche Feuchtigkeit auf, der Humus wiederum am meiſten. 6) Das Aufſaugungsvermögen für Sauerſtoff iſt neben der Verſchiedenheit ſeiner Beſtandtheile im Boden namentlich durch ſeine Lockerheit und Poroſität bedingt. Auch hier iſt der Humus von der höchſten Bedeutung, weil er nicht nur den Boden locker macht, ſondern durch ſeine fortdauernde Verweſung den aus der Luft eingedrungenen Sauerſtoff in Kohlenſäure verwandelt, welche einer der wichtigſten Nährſtoffe für die Pflanze iſt. 7) Das Wärmeleitungsvermögen eines Bodens ſpricht ſich da- durch aus, in wie viel Zeit derſelbe einen aufgenommenen beſtimmten Wärme- grad wieder verliert. Auch hierin herrſchen unter den mancherlei Bodenarten

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/71>, abgerufen am 12.05.2024.