Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.General Foulkes, Glückseligkeit zweiffeln, wenn es in eurerMacht stünde, solche zu befördern; Jetzo habt ihr Gelegenheit darzu, ergreiffet sol- che bey den Haaren! Und indem er sich in sei- nen Schlaff-Rock hinein warff, satzte er diese Wor- te hinzu: Und wenn euer Gewissen ja so thöricht und scrupuleus ist, daß es sich ei- nigen Abscheu vor der Sünde zweiffel- hafftig machen lässet, so wisset, was mas- sen man keine begehen kan, wenn nicht der Wille und das Gemüthe dabey interessi- ret ist: Denn, weil dieselbe eine Würckung der Seele ist, so stehet in eurer Gewalt, solche, indem ihr keine unzüchtigen Ge- dancken habt, zu verhüten: Lasset ihn ma- chen, was er will, und dencket ihr, was euch beliebet. Mit Endigung dieses Urtheils sprang er zum Bette hinaus; und nachdem er den General hinein in die Kammer geführet, sagte er, auf sein Weib zeigend: Da liegt eine Thörin, die hat schon eine halbe Stunde geschry- en, ich kan nicht sagen, wornach: Sie ist gar kützlich unter den kurtzen Rippen; ich wollte, daß Ew. Excellenz versuchten, ob sie dieselbe zum Lachen bewegen könnten. Alsdann gieng er, ohne Erwartung einiger Ant- wort, zur Thür, zu welcher der General hinein kommen war, sporenstreichs hinaus, und schlosse solche augenblicklich hinter sich zu. Ma-
General Foulkes, Gluͤckſeligkeit zweiffeln, wenn es in eurerMacht ſtuͤnde, ſolche zu befoͤrdern; Jetzo habt ihr Gelegenheit darzu, ergreiffet ſol- che bey den Haaren! Und indem er ſich in ſei- nen Schlaff-Rock hinein warff, ſatzte er dieſe Wor- te hinzu: Und wenn euer Gewiſſen ja ſo thoͤricht und ſcrupuleus iſt, daß es ſich ei- nigen Abſcheu vor der Suͤnde zweiffel- hafftig machen laͤſſet, ſo wiſſet, was maſ- ſen man keine begehen kan, wenn nicht der Wille und das Gemuͤthe dabey intereſſi- ret iſt: Denn, weil dieſelbe eine Wuͤrckung der Seele iſt, ſo ſtehet in eurer Gewalt, ſolche, indem ihr keine unzuͤchtigen Ge- dancken habt, zu verhuͤten: Laſſet ihn ma- chen, was er will, und dencket ihr, was euch beliebet. Mit Endigung dieſes Urtheils ſprang er zum Bette hinaus; und nachdem er den General hinein in die Kammer gefuͤhret, ſagte er, auf ſein Weib zeigend: Da liegt eine Thoͤrin, die hat ſchon eine halbe Stunde geſchry- en, ich kan nicht ſagen, wornach: Sie iſt gar kuͤtzlich unter den kurtzen Rippen; ich wollte, daß Ew. Excellenz verſuchten, ob ſie dieſelbe zum Lachen bewegen koͤnnten. Alsdann gieng er, ohne Erwartung einiger Ant- wort, zur Thuͤr, zu welcher der General hinein kommen war, ſporenſtreichs hinaus, und ſchloſſe ſolche augenblicklich hinter ſich zu. Ma-
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General Foulkes,
Gluͤckſeligkeit zweiffeln, wenn es in eurer
Macht ſtuͤnde, ſolche zu befoͤrdern; Jetzo
habt ihr Gelegenheit darzu, ergreiffet ſol-
che bey den Haaren! Und indem er ſich in ſei-
nen Schlaff-Rock hinein warff, ſatzte er dieſe Wor-
te hinzu: Und wenn euer Gewiſſen ja ſo
thoͤricht und ſcrupuleus iſt, daß es ſich ei-
nigen Abſcheu vor der Suͤnde zweiffel-
hafftig machen laͤſſet, ſo wiſſet, was maſ-
ſen man keine begehen kan, wenn nicht der
Wille und das Gemuͤthe dabey intereſſi-
ret iſt: Denn, weil dieſelbe eine Wuͤrckung
der Seele iſt, ſo ſtehet in eurer Gewalt,
ſolche, indem ihr keine unzuͤchtigen Ge-
dancken habt, zu verhuͤten: Laſſet ihn ma-
chen, was er will, und dencket ihr, was
euch beliebet. Mit Endigung dieſes Urtheils
ſprang er zum Bette hinaus; und nachdem er den
General hinein in die Kammer gefuͤhret, ſagte er,
auf ſein Weib zeigend: Da liegt eine Thoͤrin,
die hat ſchon eine halbe Stunde geſchry-
en, ich kan nicht ſagen, wornach: Sie iſt
gar kuͤtzlich unter den kurtzen Rippen; ich
wollte, daß Ew. Excellenz verſuchten, ob
ſie dieſelbe zum Lachen bewegen koͤnnten.
Alsdann gieng er, ohne Erwartung einiger Ant-
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Zitationshilfe: | Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/354>, abgerufen am 17.06.2024. |