Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.König Carolus II. ihn denn, auf ein gewisses abgeredetes Zeichen, hin-ein in eine Unter-Stube führen sollte, biß seine Schöne im Stande wäre, ihn daselbsten zu em- pfangen. Am Abend, nachdem die Arbeit verrich- tet war, vermeldete der Goldschmied seinem Wei- be, welchergestalt er sehr müde wäre, und sich dero- halben beyzeiten zu Bette begeben wollte. Weil sie sich nun gestellet, als zürne sie nicht mehr, machte sie sich keine Schwierigkeit, ihm hierinnen zu gehor- cheu; Sie hatten sich aber kaum eine Stunde im Bette befunden, als sie mit einem tieff-geholten Seuffzer unverhofft sagte: O! mein Schatz! bin ich nicht auch ein unbesonnenes und tummes Weib! Jch habe es schändlich vergessen, daß ich ein neu-gewaschenes Hembde für euch geplattet hätte, da ihr doch morgen zum Bürgermeister zu Ga- ste gehen wollet: Jch kan nicht einschlaf- fen, biß ich eins fertig gemacht habe: Es ist bald geschehen, alsdann will ich wieder zu Bette kommen. Der Mann mochte, ihr diese Mühe zu erspahren, sagen, was er wollte, und der Magd anbefehlen, daß sie es verrichten sollte, so halff doch alles nichts; sie muste nur fort, und er fande sich genöthiget, dem ungestümen Begehren seines Weibes, die eine Frau von sonderbarer Re- solution war, zu willfahren. Sie stund also auf: Der Galan gab das Zeichen, und wurde eingelas- sen;
Koͤnig Carolus II. ihn denn, auf ein gewiſſes abgeredetes Zeichen, hin-ein in eine Unter-Stube fuͤhren ſollte, biß ſeine Schoͤne im Stande waͤre, ihn daſelbſten zu em- pfangen. Am Abend, nachdem die Arbeit verrich- tet war, vermeldete der Goldſchmied ſeinem Wei- be, welchergeſtalt er ſehr muͤde waͤre, und ſich dero- halben beyzeiten zu Bette begeben wollte. Weil ſie ſich nun geſtellet, als zuͤrne ſie nicht mehr, machte ſie ſich keine Schwierigkeit, ihm hierinnen zu gehor- cheu; Sie hatten ſich aber kaum eine Stunde im Bette befunden, als ſie mit einem tieff-geholten Seuffzer unverhofft ſagte: O! mein Schatz! bin ich nicht auch ein unbeſonnenes und tummes Weib! Jch habe es ſchaͤndlich vergeſſen, daß ich ein neu-gewaſchenes Hembde fuͤr euch geplattet haͤtte, da ihr doch morgen zum Buͤrgermeiſter zu Ga- ſte gehen wollet: Jch kan nicht einſchlaf- fen, biß ich eins fertig gemacht habe: Es iſt bald geſchehen, alsdann will ich wieder zu Bette kommen. Der Mann mochte, ihr dieſe Muͤhe zu erſpahren, ſagen, was er wollte, und der Magd anbefehlen, daß ſie es verrichten ſollte, ſo halff doch alles nichts; ſie muſte nur fort, und er fande ſich genoͤthiget, dem ungeſtuͤmen Begehren ſeines Weibes, die eine Frau von ſonderbarer Re- ſolution war, zu willfahren. Sie ſtund alſo auf: Der Galan gab das Zeichen, und wurde eingelaſ- ſen;
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0366" n="346"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Koͤnig <hi rendition="#aq">Carolus II.</hi></hi></fw><lb/> ihn denn, auf ein gewiſſes abgeredetes Zeichen, hin-<lb/> ein in eine Unter-Stube fuͤhren ſollte, biß ſeine<lb/> Schoͤne im Stande waͤre, ihn daſelbſten zu em-<lb/> pfangen. Am Abend, nachdem die Arbeit verrich-<lb/> tet war, vermeldete der Goldſchmied ſeinem Wei-<lb/> be, welchergeſtalt er ſehr muͤde waͤre, und ſich dero-<lb/> halben beyzeiten zu Bette begeben wollte. Weil<lb/> ſie ſich nun geſtellet, als zuͤrne ſie nicht mehr, machte<lb/> ſie ſich keine Schwierigkeit, ihm hierinnen zu gehor-<lb/> cheu; Sie hatten ſich aber kaum eine Stunde im<lb/> Bette befunden, als ſie mit einem tieff-geholten<lb/> Seuffzer unverhofft ſagte: <hi rendition="#fr">O! mein Schatz!<lb/> bin ich nicht auch ein unbeſonnenes und<lb/> tummes Weib! Jch habe es ſchaͤndlich<lb/> vergeſſen, daß ich ein neu-gewaſchenes<lb/> Hembde fuͤr euch geplattet haͤtte, da ihr<lb/> doch morgen zum Buͤrgermeiſter zu Ga-<lb/> ſte gehen wollet: Jch kan nicht einſchlaf-<lb/> fen, biß ich eins fertig gemacht habe: Es<lb/> iſt bald geſchehen, alsdann will ich wieder<lb/> zu Bette kommen.</hi> Der Mann mochte, ihr<lb/> dieſe Muͤhe zu erſpahren, ſagen, was er wollte, und<lb/> der Magd anbefehlen, daß ſie es verrichten ſollte, ſo<lb/> halff doch alles nichts; ſie muſte nur fort, und er<lb/> fande ſich genoͤthiget, dem ungeſtuͤmen Begehren<lb/> ſeines Weibes, die eine Frau von ſonderbarer <hi rendition="#aq">Re-<lb/> ſolution</hi> war, zu willfahren. Sie ſtund alſo auf:<lb/> Der <hi rendition="#aq">Galan</hi> gab das Zeichen, und wurde eingelaſ-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſen;</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [346/0366]
Koͤnig Carolus II.
ihn denn, auf ein gewiſſes abgeredetes Zeichen, hin-
ein in eine Unter-Stube fuͤhren ſollte, biß ſeine
Schoͤne im Stande waͤre, ihn daſelbſten zu em-
pfangen. Am Abend, nachdem die Arbeit verrich-
tet war, vermeldete der Goldſchmied ſeinem Wei-
be, welchergeſtalt er ſehr muͤde waͤre, und ſich dero-
halben beyzeiten zu Bette begeben wollte. Weil
ſie ſich nun geſtellet, als zuͤrne ſie nicht mehr, machte
ſie ſich keine Schwierigkeit, ihm hierinnen zu gehor-
cheu; Sie hatten ſich aber kaum eine Stunde im
Bette befunden, als ſie mit einem tieff-geholten
Seuffzer unverhofft ſagte: O! mein Schatz!
bin ich nicht auch ein unbeſonnenes und
tummes Weib! Jch habe es ſchaͤndlich
vergeſſen, daß ich ein neu-gewaſchenes
Hembde fuͤr euch geplattet haͤtte, da ihr
doch morgen zum Buͤrgermeiſter zu Ga-
ſte gehen wollet: Jch kan nicht einſchlaf-
fen, biß ich eins fertig gemacht habe: Es
iſt bald geſchehen, alsdann will ich wieder
zu Bette kommen. Der Mann mochte, ihr
dieſe Muͤhe zu erſpahren, ſagen, was er wollte, und
der Magd anbefehlen, daß ſie es verrichten ſollte, ſo
halff doch alles nichts; ſie muſte nur fort, und er
fande ſich genoͤthiget, dem ungeſtuͤmen Begehren
ſeines Weibes, die eine Frau von ſonderbarer Re-
ſolution war, zu willfahren. Sie ſtund alſo auf:
Der Galan gab das Zeichen, und wurde eingelaſ-
ſen;
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/366 |
Zitationshilfe: | Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/366>, abgerufen am 17.06.2024. |