auf seine Zurückkunfft; aber es erfolgte keine; da kamen ihr so viel seltzame Gedancken in den Kopff, daß ihr Zeit Lebens keine Nacht länger geschienen, als diese. Sie hatte eine alte Magd, so sie be- diente, die suchte sie auf alle Art zu divertiren und ihre Traurigkeit zu vertreiben; es gieng aber alles fruchtloß ab. So bald die Morgenröthe anbrach, schickte sie ihre Servante aus, ihren Herrn an denjenigen Orten, wo sie ihn zu seyn vermutheten, aufzusuchen. Der erste Platz, wo sie ihn suchte, war bey dem kleinen Chatelet; und weil sie hie- selbst vor der Meurtriere oder kleinen Kammer, in welche man die todten Cörper dererjenigen zu werffen pfleget, die man ermordet auf den Stras- sen findet, eine grosse Menge Volcks in einem Kreiß herum stehen sahe, verfügte sie sich hinzu, und wurde alsbald ihren Herrn, in seinem Blut liegend, gewahr.
Sie lieff, ohne ein Wort zu sagen, stracks We- ges nach Hause, und nachdem sie ihre Frau durch einen einfältigen iedoch wohlgemeynten Discours ein wenig praepariret hatte, diesen Wetter-Streich des Verhängnisses mit Gelassenheit anzunehmen, erzehlte sie ihr das unglückselige Fatum ihres Lieb- sten. Hierauf verkleidete sich diese in einen Die- ner, und gieng mit gantzer Gewalt in eigener Per- son dahin, einen Augen-Zeugen ihres Schicksals abzugeben. Sie befande den Bericht ihrer Magd
leider!
und Madame Ogle.
auf ſeine Zuruͤckkunfft; aber es erfolgte keine; da kamen ihr ſo viel ſeltzame Gedancken in den Kopff, daß ihr Zeit Lebens keine Nacht laͤnger geſchienen, als dieſe. Sie hatte eine alte Magd, ſo ſie be- diente, die ſuchte ſie auf alle Art zu divertiren und ihre Traurigkeit zu vertreiben; es gieng aber alles fruchtloß ab. So bald die Morgenroͤthe anbrach, ſchickte ſie ihre Servante aus, ihren Herrn an denjenigen Orten, wo ſie ihn zu ſeyn vermutheten, aufzuſuchen. Der erſte Platz, wo ſie ihn ſuchte, war bey dem kleinen Chatelet; und weil ſie hie- ſelbſt vor der Meurtriere oder kleinen Kammer, in welche man die todten Coͤrper dererjenigen zu werffen pfleget, die man ermordet auf den Straſ- ſen findet, eine groſſe Menge Volcks in einem Kreiß herum ſtehen ſahe, verfuͤgte ſie ſich hinzu, und wurde alsbald ihren Herrn, in ſeinem Blut liegend, gewahr.
Sie lieff, ohne ein Wort zu ſagen, ſtracks We- ges nach Hauſe, und nachdem ſie ihre Frau durch einen einfaͤltigen iedoch wohlgemeynten Diſcours ein wenig præpariret hatte, dieſen Wetter-Streich des Verhaͤngniſſes mit Gelaſſenheit anzunehmen, erzehlte ſie ihr das ungluͤckſelige Fatum ihres Lieb- ſten. Hierauf verkleidete ſich dieſe in einen Die- ner, und gieng mit gantzer Gewalt in eigener Per- ſon dahin, einen Augen-Zeugen ihres Schickſals abzugeben. Sie befande den Bericht ihrer Magd
leider!
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und Madame Ogle.
auf ſeine Zuruͤckkunfft; aber es erfolgte keine; da
kamen ihr ſo viel ſeltzame Gedancken in den Kopff,
daß ihr Zeit Lebens keine Nacht laͤnger geſchienen,
als dieſe. Sie hatte eine alte Magd, ſo ſie be-
diente, die ſuchte ſie auf alle Art zu divertiren und
ihre Traurigkeit zu vertreiben; es gieng aber alles
fruchtloß ab. So bald die Morgenroͤthe anbrach,
ſchickte ſie ihre Servante aus, ihren Herrn an
denjenigen Orten, wo ſie ihn zu ſeyn vermutheten,
aufzuſuchen. Der erſte Platz, wo ſie ihn ſuchte,
war bey dem kleinen Chatelet; und weil ſie hie-
ſelbſt vor der Meurtriere oder kleinen Kammer,
in welche man die todten Coͤrper dererjenigen zu
werffen pfleget, die man ermordet auf den Straſ-
ſen findet, eine groſſe Menge Volcks in einem Kreiß
herum ſtehen ſahe, verfuͤgte ſie ſich hinzu, und
wurde alsbald ihren Herrn, in ſeinem Blut liegend,
gewahr.
Sie lieff, ohne ein Wort zu ſagen, ſtracks We-
ges nach Hauſe, und nachdem ſie ihre Frau durch
einen einfaͤltigen iedoch wohlgemeynten Diſcours
ein wenig præpariret hatte, dieſen Wetter-Streich
des Verhaͤngniſſes mit Gelaſſenheit anzunehmen,
erzehlte ſie ihr das ungluͤckſelige Fatum ihres Lieb-
ſten. Hierauf verkleidete ſich dieſe in einen Die-
ner, und gieng mit gantzer Gewalt in eigener Per-
ſon dahin, einen Augen-Zeugen ihres Schickſals
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/385>, abgerufen am 17.06.2024.
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