Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
Helena Gwin,
Daß sich sein Engel nicht in Engeland be-
fand,

Und daß der Teuffel sie geführt auf Franck-
reichs Zinnen;

Gleichwohl verstieß er sie auch nicht mit
Schimpff und Schand:

Jmmassen er ihr selbst die Hößgen angezo-
gen;

So suchte er den Schatz manierlich loß zu
seyn.

Und als er solches nun bald hin bald her er-
wogen;

Da fiel ihm dieses noch zu ihrem Glücke ein:
Daß sie Schaamlosigkeit und Witz genug
besässe,

Nebst Schönheit, Artigkeit, Schalckheit,
vergnügtem Muth,

Arglist, Spitzfindigkeit, in einer solchen
Grösse,

Als in Comödien hauptsächlich nöthig
thut.

Er liesse sie demnach hin auf den Schau-Platz
führen,

Wo sie die Meisterin gar bald zu spielen
wust,

Da kunte Helena die Helenam agiren,
Die Lais ihrer Zeit, die Hur nach aller
Lust.

Hier sprang sie wie ein Reh von einer Seit
zur andern,

Biß sich Sir Buckingham im Tod in sie
verliebt;

Jm-
Helena Gwin,
Daß ſich ſein Engel nicht in Engeland be-
fand,

Und daß der Teuffel ſie gefuͤhrt auf Franck-
reichs Zinnen;

Gleichwohl verſtieß er ſie auch nicht mit
Schimpff und Schand:

Jmmaſſen er ihr ſelbſt die Hoͤßgen angezo-
gen;

So ſuchte er den Schatz manierlich loß zu
ſeyn.

Und als er ſolches nun bald hin bald her er-
wogen;

Da fiel ihm dieſes noch zu ihrem Gluͤcke ein:
Daß ſie Schaamloſigkeit und Witz genug
beſaͤſſe,

Nebſt Schoͤnheit, Artigkeit, Schalckheit,
vergnuͤgtem Muth,

Argliſt, Spitzfindigkeit, in einer ſolchen
Groͤſſe,

Als in Comoͤdien hauptſaͤchlich noͤthig
thut.

Er lieſſe ſie demnach hin auf den Schau-Platz
fuͤhren,

Wo ſie die Meiſterin gar bald zu ſpielen
wuſt,

Da kunte Helena die Helenam agiren,
Die Lais ihrer Zeit, die Hur nach aller
Luſt.

Hier ſprang ſie wie ein Reh von einer Seit
zur andern,

Biß ſich Sir Buckingham im Tod in ſie
verliebt;

Jm-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg rendition="#fr" type="poem">
            <pb facs="#f0092" n="72"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">Helena Gwin,</hi> </hi> </fw><lb/>
            <l>Daß &#x017F;ich &#x017F;ein Engel nicht in Engeland be-<lb/><hi rendition="#et">fand,</hi></l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Und daß der Teuffel &#x017F;ie gefu&#x0364;hrt auf Franck-<lb/><hi rendition="#et">reichs Zinnen;</hi></hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Gleichwohl ver&#x017F;tieß er &#x017F;ie auch nicht mit<lb/><hi rendition="#et">Schimpff und Schand:</hi></hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Jmma&#x017F;&#x017F;en er ihr &#x017F;elb&#x017F;t die Ho&#x0364;ßgen angezo-<lb/><hi rendition="#et">gen;</hi></hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">So &#x017F;uchte er den Schatz manierlich loß zu<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;eyn.</hi></hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Und als er &#x017F;olches nun bald hin bald her er-<lb/><hi rendition="#et">wogen;</hi></hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Da fiel ihm die&#x017F;es noch zu ihrem Glu&#x0364;cke ein:</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Daß &#x017F;ie Schaamlo&#x017F;igkeit und Witz genug<lb/><hi rendition="#et">be&#x017F;a&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,</hi></hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Neb&#x017F;t Scho&#x0364;nheit, Artigkeit, Schalckheit,<lb/><hi rendition="#et">vergnu&#x0364;gtem Muth,</hi></hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Argli&#x017F;t, Spitzfindigkeit, in einer &#x017F;olchen<lb/><hi rendition="#et">Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,</hi></hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Als in Como&#x0364;dien haupt&#x017F;a&#x0364;chlich no&#x0364;thig<lb/><hi rendition="#et">thut.</hi></hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Er lie&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ie demnach hin auf den Schau-Platz<lb/><hi rendition="#et">fu&#x0364;hren,</hi></hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Wo &#x017F;ie die Mei&#x017F;terin gar bald zu &#x017F;pielen<lb/><hi rendition="#et">wu&#x017F;t,</hi></hi> </l><lb/>
            <l>Da kunte <hi rendition="#aq">Helena</hi> die <hi rendition="#aq">Helenam agi</hi>ren,</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Die <hi rendition="#aq">Lais</hi> ihrer Zeit, die Hur nach aller<lb/><hi rendition="#et">Lu&#x017F;t.</hi></hi> </l><lb/>
            <l>Hier &#x017F;prang &#x017F;ie wie ein Reh von einer Seit<lb/><hi rendition="#et">zur andern,</hi></l><lb/>
            <l>Biß &#x017F;ich <hi rendition="#aq">Sir Buckingham</hi> im Tod in &#x017F;ie<lb/><hi rendition="#et">verliebt;</hi></l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Jm-</hi> </fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0092] Helena Gwin, Daß ſich ſein Engel nicht in Engeland be- fand, Und daß der Teuffel ſie gefuͤhrt auf Franck- reichs Zinnen; Gleichwohl verſtieß er ſie auch nicht mit Schimpff und Schand: Jmmaſſen er ihr ſelbſt die Hoͤßgen angezo- gen; So ſuchte er den Schatz manierlich loß zu ſeyn. Und als er ſolches nun bald hin bald her er- wogen; Da fiel ihm dieſes noch zu ihrem Gluͤcke ein: Daß ſie Schaamloſigkeit und Witz genug beſaͤſſe, Nebſt Schoͤnheit, Artigkeit, Schalckheit, vergnuͤgtem Muth, Argliſt, Spitzfindigkeit, in einer ſolchen Groͤſſe, Als in Comoͤdien hauptſaͤchlich noͤthig thut. Er lieſſe ſie demnach hin auf den Schau-Platz fuͤhren, Wo ſie die Meiſterin gar bald zu ſpielen wuſt, Da kunte Helena die Helenam agiren, Die Lais ihrer Zeit, die Hur nach aller Luſt. Hier ſprang ſie wie ein Reh von einer Seit zur andern, Biß ſich Sir Buckingham im Tod in ſie verliebt; Jm-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/92
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/92>, abgerufen am 30.04.2024.