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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.

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Und wo ein Häuflein sich entzog durch scheue Flucht,
Auch diesem Wilde gab nicht Freistatt Wald und Schlucht:
Gehalten ward auf sie ein ordentliches Jagen,
Erlegtes Menschenwild gezählt mit Wohlbehagen.
Wer hat der wilden Jagd gesetzet Ziel und Fristen?
Gesegnet seien, die zuletzt es thaten, Christen;
Zuletzt es thaten, als sie besser sich besonnen,
Nachdem sie besser nicht, und schlechter fast begonnen.
Gesegnet seien sie, nicht weil sie Christen sind,
Doch Menschen, weniger für fremde Menschheit blind.
Gesegnet aber sei, die langsam langsam schreitet,
Bildung, doch durch die Welt sich weiter weiter breitet.
Die Bildung, die dazu will alle Sprachen lernen,
Und Völkersitte sehn in allen Länderfernen,
Damit die Menschheit einst, von einem Band umschlungen,
In allen Farben sich erkenn' und allen Zungen.

Und wo ein Haͤuflein ſich entzog durch ſcheue Flucht,
Auch dieſem Wilde gab nicht Freiſtatt Wald und Schlucht:
Gehalten ward auf ſie ein ordentliches Jagen,
Erlegtes Menſchenwild gezaͤhlt mit Wohlbehagen.
Wer hat der wilden Jagd geſetzet Ziel und Friſten?
Geſegnet ſeien, die zuletzt es thaten, Chriſten;
Zuletzt es thaten, als ſie beſſer ſich beſonnen,
Nachdem ſie beſſer nicht, und ſchlechter faſt begonnen.
Geſegnet ſeien ſie, nicht weil ſie Chriſten ſind,
Doch Menſchen, weniger fuͤr fremde Menſchheit blind.
Geſegnet aber ſei, die langſam langſam ſchreitet,
Bildung, doch durch die Welt ſich weiter weiter breitet.
Die Bildung, die dazu will alle Sprachen lernen,
Und Voͤlkerſitte ſehn in allen Laͤnderfernen,
Damit die Menſchheit einſt, von einem Band umſchlungen,
In allen Farben ſich erkenn' und allen Zungen.

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[131/0141] Und wo ein Haͤuflein ſich entzog durch ſcheue Flucht, Auch dieſem Wilde gab nicht Freiſtatt Wald und Schlucht: Gehalten ward auf ſie ein ordentliches Jagen, Erlegtes Menſchenwild gezaͤhlt mit Wohlbehagen. Wer hat der wilden Jagd geſetzet Ziel und Friſten? Geſegnet ſeien, die zuletzt es thaten, Chriſten; Zuletzt es thaten, als ſie beſſer ſich beſonnen, Nachdem ſie beſſer nicht, und ſchlechter faſt begonnen. Geſegnet ſeien ſie, nicht weil ſie Chriſten ſind, Doch Menſchen, weniger fuͤr fremde Menſchheit blind. Geſegnet aber ſei, die langſam langſam ſchreitet, Bildung, doch durch die Welt ſich weiter weiter breitet. Die Bildung, die dazu will alle Sprachen lernen, Und Voͤlkerſitte ſehn in allen Laͤnderfernen, Damit die Menſchheit einſt, von einem Band umſchlungen, In allen Farben ſich erkenn' und allen Zungen.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/141>, abgerufen am 28.04.2024.