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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.

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132.
Du thust, beglückter Freund, ein Büchlein leichter ab,
Sobald sich dir der Gründ' Unhaltbarkeit ergab.
Ich habe länger mich damit herumzuschlagen,
Weil mich die Meinungen mehr als die Gründe plagen.
Die Meinungen, ob auf ob ohne Grund sie stehn,
Ziehn oder stoßen mich, dem kann ich nicht entgehn.
Ich frage nicht, warum, nur was und wie man's meint,
Und wie dis Meinen dann mit meinem sich vereint.
Und dieser Meinungstreit ist schwerer mir zu schlichten,
Als siegreich dir ein Heer von Gründen zu vernichten.

132.
Du thuſt, begluͤckter Freund, ein Buͤchlein leichter ab,
Sobald ſich dir der Gruͤnd' Unhaltbarkeit ergab.
Ich habe laͤnger mich damit herumzuſchlagen,
Weil mich die Meinungen mehr als die Gruͤnde plagen.
Die Meinungen, ob auf ob ohne Grund ſie ſtehn,
Ziehn oder ſtoßen mich, dem kann ich nicht entgehn.
Ich frage nicht, warum, nur was und wie man's meint,
Und wie dis Meinen dann mit meinem ſich vereint.
Und dieſer Meinungſtreit iſt ſchwerer mir zu ſchlichten,
Als ſiegreich dir ein Heer von Gruͤnden zu vernichten.

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[221/0231] 132. Du thuſt, begluͤckter Freund, ein Buͤchlein leichter ab, Sobald ſich dir der Gruͤnd' Unhaltbarkeit ergab. Ich habe laͤnger mich damit herumzuſchlagen, Weil mich die Meinungen mehr als die Gruͤnde plagen. Die Meinungen, ob auf ob ohne Grund ſie ſtehn, Ziehn oder ſtoßen mich, dem kann ich nicht entgehn. Ich frage nicht, warum, nur was und wie man's meint, Und wie dis Meinen dann mit meinem ſich vereint. Und dieſer Meinungſtreit iſt ſchwerer mir zu ſchlichten, Als ſiegreich dir ein Heer von Gruͤnden zu vernichten.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/231>, abgerufen am 29.04.2024.