Ein langentfernter Freund, ein weitgetrennter, kam So lebhaft mir im Traum, als ich ihn nie vernahm.
Wie freute sich mein Herz, da es ihn wieder fand, Den es verloren hatt', und ihn so nah empfand.
Doch nach derselben Nacht, da ich den Freund erworben, In kurzen Tagen kam die Kund', er sei gestorben.
Und mußt' er eben da er neu mir lebte sterben, Und mußt' ich nur um zu verlieren ihn erwerben?
Ja, sterben, daß sich mir sein Leben neu gebäre, Er nicht, von Zeit und Raum geschieden, todt mir wäre.
28.
Ein langentfernter Freund, ein weitgetrennter, kam So lebhaft mir im Traum, als ich ihn nie vernahm.
Wie freute ſich mein Herz, da es ihn wieder fand, Den es verloren hatt', und ihn ſo nah empfand.
Doch nach derſelben Nacht, da ich den Freund erworben, In kurzen Tagen kam die Kund', er ſei geſtorben.
Und mußt' er eben da er neu mir lebte ſterben, Und mußt' ich nur um zu verlieren ihn erwerben?
Ja, ſterben, daß ſich mir ſein Leben neu gebaͤre, Er nicht, von Zeit und Raum geſchieden, todt mir waͤre.
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28.
Ein langentfernter Freund, ein weitgetrennter, kam
So lebhaft mir im Traum, als ich ihn nie vernahm.
Wie freute ſich mein Herz, da es ihn wieder fand,
Den es verloren hatt', und ihn ſo nah empfand.
Doch nach derſelben Nacht, da ich den Freund erworben,
In kurzen Tagen kam die Kund', er ſei geſtorben.
Und mußt' er eben da er neu mir lebte ſterben,
Und mußt' ich nur um zu verlieren ihn erwerben?
Ja, ſterben, daß ſich mir ſein Leben neu gebaͤre,
Er nicht, von Zeit und Raum geſchieden, todt mir waͤre.
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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/135>, abgerufen am 27.07.2024.
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