Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

Bild:
<< vorherige Seite

sonnener Forscher *) ist magister bonus hier ein bloßer Zu-
satz, und als solcher bestätigt er sich in der That in einer
zweyten Inschrift derselben Stadt, am Architrav der Seiten-
thüre von S. Johannes, außerhalb des alten Ringes der
Stadt (forcivitas), wo noch einmal und voll ausgeschrieben:
Gruamons magister bonus fec. hoc opus. Aehnliche Zu-
sätze finden sich in anderen Inschriften derselben oder doch um
wenig späteren Zeit **); auf der anderen Seite ist nicht an-
zunehmen, daß Bonus hier Geschlechtsname sey, da diese un-
gleich später eintreten, auch weil die Construction dawi-
der streitet.

Indeß vermischte Vasari, oder wem er sonst diese Kunde
verdankte, diese Inschrift mit einer anderen derselben Stadt,
an der Außenseite nemlich der Tribune von S. Maria nuova,
wo in dem Gesimse eines auf leidlich gearbeiteten Köpfen ru-
henden Kranzes:
A. D. MCCLXVI. TPR PARISII PAGNI ET SI-
MONIS. MAGISTER BONVS FE.

Derselbe Meister nennt sich an der Kirche S. Salvatore
daselbst noch einmal, mit dem dort ausgeschriebenen Jahre
1270 ***).

Hier ist nach der Wortstellung nicht zu bezweifeln, daß

*) Ciampi, notizie inedite della sagrestia Pistojese, Fir. Mo-
lini
, 1810. 4. p.
24. Vgl. Morrona, Pisa illustr. T. II. P. 1. cap.
2, wo an einem Kapitäle unter jenem ersten Architrav eine zweyte
Inschrift nachgewiesen ist: magist. Euricus fecit.
**) Z. B.: probatus, laudatus, hac summus in arte etc. So
fand ich auch: maestri buoni, taugliche Meister, in urkundlichen
Berathungen und Verstiftungen öffentlicher Arbeiten.
***) S. Morrona l. c. §. 2.
I. 17

ſonnener Forſcher *) iſt magister bonus hier ein bloßer Zu-
ſatz, und als ſolcher beſtaͤtigt er ſich in der That in einer
zweyten Inſchrift derſelben Stadt, am Architrav der Seiten-
thuͤre von S. Johannes, außerhalb des alten Ringes der
Stadt (forcivitas), wo noch einmal und voll ausgeſchrieben:
Gruamons magister bonus fec̅. hoc opus. Aehnliche Zu-
ſaͤtze finden ſich in anderen Inſchriften derſelben oder doch um
wenig ſpaͤteren Zeit **); auf der anderen Seite iſt nicht an-
zunehmen, daß Bonus hier Geſchlechtsname ſey, da dieſe un-
gleich ſpaͤter eintreten, auch weil die Conſtruction dawi-
der ſtreitet.

Indeß vermiſchte Vaſari, oder wem er ſonſt dieſe Kunde
verdankte, dieſe Inſchrift mit einer anderen derſelben Stadt,
an der Außenſeite nemlich der Tribune von S. Maria nuova,
wo in dem Geſimſe eines auf leidlich gearbeiteten Koͤpfen ru-
henden Kranzes:
A. D. MCCLXVI. T̅P̅R̅ PARISII PAGNI ET SI-
MONIS. MAGISTER BONVS FE.

Derſelbe Meiſter nennt ſich an der Kirche S. Salvatore
daſelbſt noch einmal, mit dem dort ausgeſchriebenen Jahre
1270 ***).

Hier iſt nach der Wortſtellung nicht zu bezweifeln, daß

*) Ciampi, notizie inedite della sagrestia Pistojese, Fir. Mo-
lini
, 1810. 4. p.
24. Vgl. Morrona, Pisa illustr. T. II. P. 1. cap.
2, wo an einem Kapitaͤle unter jenem erſten Architrav eine zweyte
Inſchrift nachgewieſen iſt: magist. Euricus fecit.
**) Z. B.: probatus, laudatus, hac summus in arte etc. So
fand ich auch: maestri buoni, taugliche Meiſter, in urkundlichen
Berathungen und Verſtiftungen oͤffentlicher Arbeiten.
***) S. Morrona l. c. §. 2.
I. 17
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0275" n="257"/>
&#x017F;onnener For&#x017F;cher <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/116517158">Ciampi</persName></hi>, notizie inedite della sagrestia <placeName>Pistojese</placeName>, Fir. <placeName>Mo-<lb/>
lini</placeName>, 1810. 4. p.</hi> 24. Vgl. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><persName ref="http://id.loc.gov/authorities/names/n86054413.html">Morrona</persName></hi>, <placeName>Pisa</placeName> illustr. T. II. P. 1. cap.</hi><lb/>
2, wo an einem Kapita&#x0364;le unter jenem er&#x017F;ten Architrav eine zweyte<lb/>
In&#x017F;chrift nachgewie&#x017F;en i&#x017F;t: <hi rendition="#aq">magist. Euricus fecit.</hi></note> i&#x017F;t <hi rendition="#aq">magister bonus</hi> hier ein bloßer Zu-<lb/>
&#x017F;atz, und als &#x017F;olcher be&#x017F;ta&#x0364;tigt er &#x017F;ich in der That in einer<lb/>
zweyten In&#x017F;chrift der&#x017F;elben Stadt, am Architrav der Seiten-<lb/>
thu&#x0364;re von S. Johannes, außerhalb des alten Ringes der<lb/>
Stadt (<hi rendition="#aq">forcivitas</hi>), wo noch einmal und voll ausge&#x017F;chrieben:<lb/><hi rendition="#aq"><persName ref="http://vocab.getty.edu/ulan/500186602">Gruamons</persName> magister bonus fec&#x0305;. hoc opus.</hi> Aehnliche Zu-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;tze finden &#x017F;ich in anderen In&#x017F;chriften der&#x017F;elben oder doch um<lb/>
wenig &#x017F;pa&#x0364;teren Zeit <note place="foot" n="**)">Z. B.: <hi rendition="#aq">probatus, laudatus, hac summus in arte etc.</hi> So<lb/>
fand ich auch: <hi rendition="#aq">maestri buoni,</hi> taugliche Mei&#x017F;ter, in urkundlichen<lb/>
Berathungen und Ver&#x017F;tiftungen o&#x0364;ffentlicher Arbeiten.</note>; auf der anderen Seite i&#x017F;t nicht an-<lb/>
zunehmen, daß Bonus hier Ge&#x017F;chlechtsname &#x017F;ey, da die&#x017F;e un-<lb/>
gleich &#x017F;pa&#x0364;ter eintreten, auch weil die Con&#x017F;truction dawi-<lb/>
der &#x017F;treitet.</p><lb/>
          <p>Indeß vermi&#x017F;chte <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118626213">Va&#x017F;ari</persName></hi>, oder wem er &#x017F;on&#x017F;t die&#x017F;e Kunde<lb/>
verdankte, die&#x017F;e In&#x017F;chrift mit einer anderen der&#x017F;elben Stadt,<lb/>
an der Außen&#x017F;eite nemlich der Tribune von S. Maria nuova,<lb/>
wo in dem Ge&#x017F;im&#x017F;e eines auf leidlich gearbeiteten Ko&#x0364;pfen ru-<lb/>
henden Kranzes:<lb/><hi rendition="#aq">A. D. MCCLXVI. T&#x0305;P&#x0305;R&#x0305; PARISII PAGNI ET SI-<lb/>
MONIS. MAGISTER BONVS FE.</hi></p><lb/>
          <p>Der&#x017F;elbe Mei&#x017F;ter nennt &#x017F;ich an der Kirche S. Salvatore<lb/>
da&#x017F;elb&#x017F;t noch einmal, mit dem dort ausge&#x017F;chriebenen Jahre<lb/>
1270 <note place="foot" n="***)">S. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><persName ref="http://id.loc.gov/authorities/names/n86054413.html">Morrona</persName> l. c.</hi> §. 2.</hi></note>.</p><lb/>
          <p>Hier i&#x017F;t nach der Wort&#x017F;tellung nicht zu bezweifeln, daß<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">I.</hi> 17</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[257/0275] ſonnener Forſcher *) iſt magister bonus hier ein bloßer Zu- ſatz, und als ſolcher beſtaͤtigt er ſich in der That in einer zweyten Inſchrift derſelben Stadt, am Architrav der Seiten- thuͤre von S. Johannes, außerhalb des alten Ringes der Stadt (forcivitas), wo noch einmal und voll ausgeſchrieben: Gruamons magister bonus fec̅. hoc opus. Aehnliche Zu- ſaͤtze finden ſich in anderen Inſchriften derſelben oder doch um wenig ſpaͤteren Zeit **); auf der anderen Seite iſt nicht an- zunehmen, daß Bonus hier Geſchlechtsname ſey, da dieſe un- gleich ſpaͤter eintreten, auch weil die Conſtruction dawi- der ſtreitet. Indeß vermiſchte Vaſari, oder wem er ſonſt dieſe Kunde verdankte, dieſe Inſchrift mit einer anderen derſelben Stadt, an der Außenſeite nemlich der Tribune von S. Maria nuova, wo in dem Geſimſe eines auf leidlich gearbeiteten Koͤpfen ru- henden Kranzes: A. D. MCCLXVI. T̅P̅R̅ PARISII PAGNI ET SI- MONIS. MAGISTER BONVS FE. Derſelbe Meiſter nennt ſich an der Kirche S. Salvatore daſelbſt noch einmal, mit dem dort ausgeſchriebenen Jahre 1270 ***). Hier iſt nach der Wortſtellung nicht zu bezweifeln, daß *) Ciampi, notizie inedite della sagrestia Pistojese, Fir. Mo- lini, 1810. 4. p. 24. Vgl. Morrona, Pisa illustr. T. II. P. 1. cap. 2, wo an einem Kapitaͤle unter jenem erſten Architrav eine zweyte Inſchrift nachgewieſen iſt: magist. Euricus fecit. **) Z. B.: probatus, laudatus, hac summus in arte etc. So fand ich auch: maestri buoni, taugliche Meiſter, in urkundlichen Berathungen und Verſtiftungen oͤffentlicher Arbeiten. ***) S. Morrona l. c. §. 2. I. 17

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/275
Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/275>, abgerufen am 26.04.2024.