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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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Kunstgriffen vergangener Meisterschaft an den Tag legt. Wir
erinnern uns aus den Beispielen der vorangehenden Abhand-
lung eines ähnlichen Auftrages in longobardischen Malereyen
zu Verona und Asisi; dort steht er indeß dem Antiken um ei-
nige Stufen näher als hier, was denn allerdings in der Ord-
nung ist.

6) Gleichzeitige Bildnereyen, welche vornehmlich an den
Vorseiten der Benedictinerabteyen aufzusuchen, deren Begünsti-
gung mit dem tiefsten Verfalle der italienischen Kunst zusam-
menfällt. An der Abtey von Volterra hat ein Fries mit ganz
kurzen Figürchen die Erneuerung der Vorseite überdauert. Eine
Anbetung der Könige, links vom großen Eingang in die
Pfarrkirche zu Arezzo, ein ähnliches auf dem Platze vor S.
Franz zu Bolsena, gehören theils durch ihren Gegenstand,
theils durch dessen Behandlung zu den Ausnahmen; sie schei-
nen gegen Ende unseres Zeitraumes oder zu Anfang des näch-
sten entstanden zu seyn. Musivisch eingelegte, silhouettartige
Figuren an toskanischen Gebäuden des eilften Jahrhunderts,
etwa an der Vorseite des Domes zu Pisa und sonst, sind
standhaft von höchster Unform. -- Einige Nachträge zu dem
hier Angeführten finden sich im sechsten Theile der Gesch. der
Hohenstaufen von Friedrich von Raumer, S. 536 ff. Ich
habe manches dort Angemerkte nicht einzeln aufführen wollen,
theils weil Vollständigkeit im Einzelnen außer meinem Plane
liegt, theils weil jenes treffliche Buch überall genutzt und ge-
lesen wird. Ueberhaupt hoffe ich mit anderen Beleuchtungen
dieses dunkeln Zeitraumes, etwa Cicognara's storia della
sc. etc. T. 1.
S. 70 ff., oder Fiorillo's Gesch. der zeich-
nenden Künste, Bd. 1. S. 33 -- 68, sowohl in Bezug auf
Zahl, als vornehmlich auf Zuverlässigkeit der Beispiele, die

Kunſtgriffen vergangener Meiſterſchaft an den Tag legt. Wir
erinnern uns aus den Beiſpielen der vorangehenden Abhand-
lung eines aͤhnlichen Auftrages in longobardiſchen Malereyen
zu Verona und Aſiſi; dort ſteht er indeß dem Antiken um ei-
nige Stufen naͤher als hier, was denn allerdings in der Ord-
nung iſt.

6) Gleichzeitige Bildnereyen, welche vornehmlich an den
Vorſeiten der Benedictinerabteyen aufzuſuchen, deren Beguͤnſti-
gung mit dem tiefſten Verfalle der italieniſchen Kunſt zuſam-
menfaͤllt. An der Abtey von Volterra hat ein Fries mit ganz
kurzen Figuͤrchen die Erneuerung der Vorſeite uͤberdauert. Eine
Anbetung der Koͤnige, links vom großen Eingang in die
Pfarrkirche zu Arezzo, ein aͤhnliches auf dem Platze vor S.
Franz zu Bolſena, gehoͤren theils durch ihren Gegenſtand,
theils durch deſſen Behandlung zu den Ausnahmen; ſie ſchei-
nen gegen Ende unſeres Zeitraumes oder zu Anfang des naͤch-
ſten entſtanden zu ſeyn. Muſiviſch eingelegte, ſilhouettartige
Figuren an toskaniſchen Gebaͤuden des eilften Jahrhunderts,
etwa an der Vorſeite des Domes zu Piſa und ſonſt, ſind
ſtandhaft von hoͤchſter Unform. — Einige Nachtraͤge zu dem
hier Angefuͤhrten finden ſich im ſechsten Theile der Geſch. der
Hohenſtaufen von Friedrich von Raumer, S. 536 ff. Ich
habe manches dort Angemerkte nicht einzeln auffuͤhren wollen,
theils weil Vollſtaͤndigkeit im Einzelnen außer meinem Plane
liegt, theils weil jenes treffliche Buch uͤberall genutzt und ge-
leſen wird. Ueberhaupt hoffe ich mit anderen Beleuchtungen
dieſes dunkeln Zeitraumes, etwa Cicognara’s storia della
sc. etc. T. 1.
S. 70 ff., oder Fiorillo’s Geſch. der zeich-
nenden Kuͤnſte, Bd. 1. S. 33 — 68, ſowohl in Bezug auf
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[248/0266] Kunſtgriffen vergangener Meiſterſchaft an den Tag legt. Wir erinnern uns aus den Beiſpielen der vorangehenden Abhand- lung eines aͤhnlichen Auftrages in longobardiſchen Malereyen zu Verona und Aſiſi; dort ſteht er indeß dem Antiken um ei- nige Stufen naͤher als hier, was denn allerdings in der Ord- nung iſt. 6) Gleichzeitige Bildnereyen, welche vornehmlich an den Vorſeiten der Benedictinerabteyen aufzuſuchen, deren Beguͤnſti- gung mit dem tiefſten Verfalle der italieniſchen Kunſt zuſam- menfaͤllt. An der Abtey von Volterra hat ein Fries mit ganz kurzen Figuͤrchen die Erneuerung der Vorſeite uͤberdauert. Eine Anbetung der Koͤnige, links vom großen Eingang in die Pfarrkirche zu Arezzo, ein aͤhnliches auf dem Platze vor S. Franz zu Bolſena, gehoͤren theils durch ihren Gegenſtand, theils durch deſſen Behandlung zu den Ausnahmen; ſie ſchei- nen gegen Ende unſeres Zeitraumes oder zu Anfang des naͤch- ſten entſtanden zu ſeyn. Muſiviſch eingelegte, ſilhouettartige Figuren an toskaniſchen Gebaͤuden des eilften Jahrhunderts, etwa an der Vorſeite des Domes zu Piſa und ſonſt, ſind ſtandhaft von hoͤchſter Unform. — Einige Nachtraͤge zu dem hier Angefuͤhrten finden ſich im ſechsten Theile der Geſch. der Hohenſtaufen von Friedrich von Raumer, S. 536 ff. Ich habe manches dort Angemerkte nicht einzeln auffuͤhren wollen, theils weil Vollſtaͤndigkeit im Einzelnen außer meinem Plane liegt, theils weil jenes treffliche Buch uͤberall genutzt und ge- leſen wird. Ueberhaupt hoffe ich mit anderen Beleuchtungen dieſes dunkeln Zeitraumes, etwa Cicognara’s storia della sc. etc. T. 1. S. 70 ff., oder Fiorillo’s Geſch. der zeich- nenden Kuͤnſte, Bd. 1. S. 33 — 68, ſowohl in Bezug auf Zahl, als vornehmlich auf Zuverlaͤſſigkeit der Beiſpiele, die

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/266>, abgerufen am 28.04.2024.