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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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liano *) und Benedetto da Majano, Benedetto da Rovezzano,
welcher letzte indeß schon zu den Cinquecentisten zu zählen ist.
Wenden wir uns von ihnen ab und rückwärts zu einigen Zeitge-
nossen des Luca della Robbia, welche, ohne diesem im Geschmack
und Geiste gleich zu kommen, dennoch durch eine, nur ihnen
eigenthümliche Verbreitung des Talentes, besonders durch Ueber-
tragung bildnerischer Bestrebungen auf die Malerey, wunder-
bar mitgewirkt haben, deren gänzliche Entfaltung zu beschleu-
nigen.

Unwichtiger ist in dieser Beziehung Antonio del Pollajuolo,
ein geschickter Bronzearbeiter, welcher indeß in der Auffassung
bildnerischer Aufgaben nirgend das Mittelmäßige überschritten
hat, in der Auffassung malerischer vielen seinen Zeitgenossen
nachsteht. Seine Grabschrift in s. Piero in Vinculis zu Rom
meldet, daß er 1498. zwey und siebenzig Jahre alt gestorben
sey; **) seine Laufbahn beginnt mithin um die Mitte des
Jahrhundertes, weßhalb er nicht wohl vom Vater des Lorenzo
Ghiberti
, welcher letzte schon um das Jahr 1400. ein ausge-
bildeter Künstler war, das Goldschmidhandwerk erlernt haben
konnte, wie Vasari, jener ihm bekannten Inschrift uneinge-
denk, angegeben hat. ***) Noch weniger konnte er dessen
Sohn, den Lorenzo Ghiberti, bey seinem größesten Werke, der
mittleren Thüre der Taufkirche unterstützt haben, +) wenn

nen Tragsteine, auf welchem: OPUS MINI.; eben wie gegenüber an
dem sehenswerthen Altarstücke dess. Bildners.
*) S. Belege, VI.
**) ANTONIVS PVLLARIVS etc. -- VIX. ANN. LXXII. OBIIT
ANNO SAL. MIID.
***) V. vita d'Antonio Pollaj. Ed. c. p. 466. -- (il padre) pose
Antonio all' arte dello orefice con Bartoluccio Ghiberti etc. --
+) Vas. vite, di Lor. Ghib. p. 284; d'Antonio Poll. p. 466.

liano *) und Benedetto da Majano, Benedetto da Rovezzano,
welcher letzte indeß ſchon zu den Cinquecentiſten zu zaͤhlen iſt.
Wenden wir uns von ihnen ab und ruͤckwaͤrts zu einigen Zeitge-
noſſen des Luca della Robbia, welche, ohne dieſem im Geſchmack
und Geiſte gleich zu kommen, dennoch durch eine, nur ihnen
eigenthuͤmliche Verbreitung des Talentes, beſonders durch Ueber-
tragung bildneriſcher Beſtrebungen auf die Malerey, wunder-
bar mitgewirkt haben, deren gaͤnzliche Entfaltung zu beſchleu-
nigen.

Unwichtiger iſt in dieſer Beziehung Antonio del Pollajuolo,
ein geſchickter Bronzearbeiter, welcher indeß in der Auffaſſung
bildneriſcher Aufgaben nirgend das Mittelmaͤßige uͤberſchritten
hat, in der Auffaſſung maleriſcher vielen ſeinen Zeitgenoſſen
nachſteht. Seine Grabſchrift in ſ. Piero in Vinculis zu Rom
meldet, daß er 1498. zwey und ſiebenzig Jahre alt geſtorben
ſey; **) ſeine Laufbahn beginnt mithin um die Mitte des
Jahrhundertes, weßhalb er nicht wohl vom Vater des Lorenzo
Ghiberti
, welcher letzte ſchon um das Jahr 1400. ein ausge-
bildeter Kuͤnſtler war, das Goldſchmidhandwerk erlernt haben
konnte, wie Vaſari, jener ihm bekannten Inſchrift uneinge-
denk, angegeben hat. ***) Noch weniger konnte er deſſen
Sohn, den Lorenzo Ghiberti, bey ſeinem groͤßeſten Werke, der
mittleren Thuͤre der Taufkirche unterſtuͤtzt haben, †) wenn

nen Tragſteine, auf welchem: OPUS MINI.; eben wie gegenuͤber an
dem ſehenswerthen Altarſtuͤcke deſſ. Bildners.
*) S. Belege, VI.
**) ANTONIVS PVLLARIVS etc. — VIX. ANN. LXXII. OBIIT
ANNO SAL. MIID.
***) V. vita d’Antonio Pollaj. Ed. c. p. 466. — (il padre) pose
Antonio all’ arte dello orefice con Bartoluccio Ghiberti etc. —
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[299/0317] liano *) und Benedetto da Majano, Benedetto da Rovezzano, welcher letzte indeß ſchon zu den Cinquecentiſten zu zaͤhlen iſt. Wenden wir uns von ihnen ab und ruͤckwaͤrts zu einigen Zeitge- noſſen des Luca della Robbia, welche, ohne dieſem im Geſchmack und Geiſte gleich zu kommen, dennoch durch eine, nur ihnen eigenthuͤmliche Verbreitung des Talentes, beſonders durch Ueber- tragung bildneriſcher Beſtrebungen auf die Malerey, wunder- bar mitgewirkt haben, deren gaͤnzliche Entfaltung zu beſchleu- nigen. Unwichtiger iſt in dieſer Beziehung Antonio del Pollajuolo, ein geſchickter Bronzearbeiter, welcher indeß in der Auffaſſung bildneriſcher Aufgaben nirgend das Mittelmaͤßige uͤberſchritten hat, in der Auffaſſung maleriſcher vielen ſeinen Zeitgenoſſen nachſteht. Seine Grabſchrift in ſ. Piero in Vinculis zu Rom meldet, daß er 1498. zwey und ſiebenzig Jahre alt geſtorben ſey; **) ſeine Laufbahn beginnt mithin um die Mitte des Jahrhundertes, weßhalb er nicht wohl vom Vater des Lorenzo Ghiberti, welcher letzte ſchon um das Jahr 1400. ein ausge- bildeter Kuͤnſtler war, das Goldſchmidhandwerk erlernt haben konnte, wie Vaſari, jener ihm bekannten Inſchrift uneinge- denk, angegeben hat. ***) Noch weniger konnte er deſſen Sohn, den Lorenzo Ghiberti, bey ſeinem groͤßeſten Werke, der mittleren Thuͤre der Taufkirche unterſtuͤtzt haben, †) wenn *) *) S. Belege, VI. **) ANTONIVS PVLLARIVS etc. — VIX. ANN. LXXII. OBIIT ANNO SAL. MIID. ***) V. vita d’Antonio Pollaj. Ed. c. p. 466. — (il padre) pose Antonio all’ arte dello orefice con Bartoluccio Ghiberti etc. — †) Vas. vite, di Lor. Ghib. p. 284; d’Antonio Poll. p. 466. *) nen Tragſteine, auf welchem: OPUS MINI.; eben wie gegenuͤber an dem ſehenswerthen Altarſtuͤcke deſſ. Bildners.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/317>, abgerufen am 15.06.2024.