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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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Das gleiche Dat, die Aehnlichkeit der Manier, besonders der
Ausdruck, dictus, geben zu errathen, daß gegenüber der Name
des Künstlers schon ein Mal und ausführlicher angegeben war.
Wir haben hier einen sonst unbekannten Maler, welcher un-
mittelbar nach Thaddeo dessen Richtung verfolgte, dessen Ma-
nier ausübte und allem Ansehn nach der Gegend angehörte,
in welcher sein Andenken sich zufällig erhalten hat.

Die umbrischen und die sienesische Schule mochten auch
in der Folge sich unausgesetzt berührt und vermischt haben.
Gewiß stimmen die Arbeiten des Matteo di Gualdo, inner-
halb der obenbezeichneten Kirche s. Antonino, di Via superba
zu den Malereyen des Sano di Pietro, eines der besseren
Künstler der eben damals nach dem Ableben der Söhne des
Bartolo tief gesunkenen Schule von Siena *). Hingegen er-
giebt sich die weitere Fortpflanzung der Anregungen des Thaddeo
di Bartolo
aus den Werken eines andern Malers dieser Zeit
und Gegend, des Pietro Antonio di Fuligno.

Dieser Maler, vielleicht derselbe, welcher auf einem Bilde,
dessen Erwähnung bey Lanzi **), Pietro di Mazzaforte heißt,

*) Ich übergehe hier die Sieneser, welche von 1430 -- 1500.
gemalt haben, theils weil sie durch den Vater Della Valle und,
nach diesem, von Lanzi sehr vollständig verzeichnet werden sind, be-
sonders aber weil ich mich an dieser Stelle mit der Entwickelung
des künstlerischen Geistes und keinesweges mit dessen Krankheiten
beschäftige. Aus demselben Grunde habe ich oben die geistlosen
florentinischen Maler des Ablaufes des vierzehnten, des Anbeginns
des funfzehnten Jahrhundertes nur im Allgemeinen berührt. Die
Sieneser erwachten nicht früher, als um das Jahr 1500 aus ihrem
langen Schlummer; auch damals vornehmlich durch Anregungen,
welche theils von den umbrischen, theils auch von den florentini-
schen Schulen ausgegangen sind.
**) S. die nächstfolgende Anm.

Das gleiche Dat, die Aehnlichkeit der Manier, beſonders der
Ausdruck, dictus, geben zu errathen, daß gegenuͤber der Name
des Kuͤnſtlers ſchon ein Mal und ausfuͤhrlicher angegeben war.
Wir haben hier einen ſonſt unbekannten Maler, welcher un-
mittelbar nach Thaddeo deſſen Richtung verfolgte, deſſen Ma-
nier ausuͤbte und allem Anſehn nach der Gegend angehoͤrte,
in welcher ſein Andenken ſich zufaͤllig erhalten hat.

Die umbriſchen und die ſieneſiſche Schule mochten auch
in der Folge ſich unausgeſetzt beruͤhrt und vermiſcht haben.
Gewiß ſtimmen die Arbeiten des Matteo di Gualdo, inner-
halb der obenbezeichneten Kirche ſ. Antonino, di Via ſuperba
zu den Malereyen des Sano di Pietro, eines der beſſeren
Kuͤnſtler der eben damals nach dem Ableben der Soͤhne des
Bartolo tief geſunkenen Schule von Siena *). Hingegen er-
giebt ſich die weitere Fortpflanzung der Anregungen des Thaddeo
di Bartolo
aus den Werken eines andern Malers dieſer Zeit
und Gegend, des Pietro Antonio di Fuligno.

Dieſer Maler, vielleicht derſelbe, welcher auf einem Bilde,
deſſen Erwaͤhnung bey Lanzi **), Pietro di Mazzaforte heißt,

*) Ich uͤbergehe hier die Sieneſer, welche von 1430 — 1500.
gemalt haben, theils weil ſie durch den Vater Della Valle und,
nach dieſem, von Lanzi ſehr vollſtaͤndig verzeichnet werden ſind, be-
ſonders aber weil ich mich an dieſer Stelle mit der Entwickelung
des kuͤnſtleriſchen Geiſtes und keinesweges mit deſſen Krankheiten
beſchaͤftige. Aus demſelben Grunde habe ich oben die geiſtloſen
florentiniſchen Maler des Ablaufes des vierzehnten, des Anbeginns
des funfzehnten Jahrhundertes nur im Allgemeinen beruͤhrt. Die
Sieneſer erwachten nicht fruͤher, als um das Jahr 1500 aus ihrem
langen Schlummer; auch damals vornehmlich durch Anregungen,
welche theils von den umbriſchen, theils auch von den florentini-
ſchen Schulen ausgegangen ſind.
**) S. die naͤchſtfolgende Anm.
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[313/0331] Das gleiche Dat, die Aehnlichkeit der Manier, beſonders der Ausdruck, dictus, geben zu errathen, daß gegenuͤber der Name des Kuͤnſtlers ſchon ein Mal und ausfuͤhrlicher angegeben war. Wir haben hier einen ſonſt unbekannten Maler, welcher un- mittelbar nach Thaddeo deſſen Richtung verfolgte, deſſen Ma- nier ausuͤbte und allem Anſehn nach der Gegend angehoͤrte, in welcher ſein Andenken ſich zufaͤllig erhalten hat. Die umbriſchen und die ſieneſiſche Schule mochten auch in der Folge ſich unausgeſetzt beruͤhrt und vermiſcht haben. Gewiß ſtimmen die Arbeiten des Matteo di Gualdo, inner- halb der obenbezeichneten Kirche ſ. Antonino, di Via ſuperba zu den Malereyen des Sano di Pietro, eines der beſſeren Kuͤnſtler der eben damals nach dem Ableben der Soͤhne des Bartolo tief geſunkenen Schule von Siena *). Hingegen er- giebt ſich die weitere Fortpflanzung der Anregungen des Thaddeo di Bartolo aus den Werken eines andern Malers dieſer Zeit und Gegend, des Pietro Antonio di Fuligno. Dieſer Maler, vielleicht derſelbe, welcher auf einem Bilde, deſſen Erwaͤhnung bey Lanzi **), Pietro di Mazzaforte heißt, *) Ich uͤbergehe hier die Sieneſer, welche von 1430 — 1500. gemalt haben, theils weil ſie durch den Vater Della Valle und, nach dieſem, von Lanzi ſehr vollſtaͤndig verzeichnet werden ſind, be- ſonders aber weil ich mich an dieſer Stelle mit der Entwickelung des kuͤnſtleriſchen Geiſtes und keinesweges mit deſſen Krankheiten beſchaͤftige. Aus demſelben Grunde habe ich oben die geiſtloſen florentiniſchen Maler des Ablaufes des vierzehnten, des Anbeginns des funfzehnten Jahrhundertes nur im Allgemeinen beruͤhrt. Die Sieneſer erwachten nicht fruͤher, als um das Jahr 1500 aus ihrem langen Schlummer; auch damals vornehmlich durch Anregungen, welche theils von den umbriſchen, theils auch von den florentini- ſchen Schulen ausgegangen ſind. **) S. die naͤchſtfolgende Anm.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/331>, abgerufen am 15.06.2024.