Aehnliche Schwäche der Auffassung, gleich matte Verbla- senheit zeigt das Altargemälde in der Servitenkirche zu Flo- renz, welches, nach Angabe des Vasari*), alsobald mit Hohn aufgenommen worden. Gewiß erlebte ich, daß einige davon abgenommene Flügel des Bildes eine längere Zeit hindurch für den billigen Preis von dreißig Zecchinen vergeblich ausge- boten wurden.
Die bekannten Mauergemälde im Wechselgerichte zu Peru- gia fallen, da sie nach der Aufschrift am Pfeiler im Jahre 1500 begonnen, oder beendigt worden **), bereits in die Epoche der Abnahme seines Strebens, des Ueberganges zu seiner späteren, ganz handwerksmäßigen Richtung. Beyspiele dieser letzten ge- währen jene unzähligen Tafeln und Wandgemälde, mit denen er selbst, oder seine Gehülfen und Schüler die Kirchen von Perugia nd anderer Ortschaften des Bezirkes erfüllt haben. Allerdings sind diese Arbeiten nicht durchhin schlecht, oder mittelmäßig; indeß dürfte bey diesen späteren Leistungen das Gute, was sie enthalten, häufiger seinen besseren Schülern, dem Raphael, Spagna und Anderen angehören, als dem Meister selbst, des-
**)Mariotti, lett. Perug. lett. VI. p. 258. Anm. 1. erwähnt ei- ner Empfangsbescheinigung der Bezahlung dieser Gemälde vom J. 1507. Doch müßte man solche selbst sehn, um ihren Sinn er- mitteln zu können, und den Widerspruch auszugleichen, in welchem sie mit der Aufschrift jener Malereyen zu stehen scheint.
ter hinzugefuͤgten Aufſchrift, im Jahre 1505. Unter den Er- gaͤnzungen ſeines Lehrers lieſet man:
Aehnliche Schwaͤche der Auffaſſung, gleich matte Verbla- ſenheit zeigt das Altargemaͤlde in der Servitenkirche zu Flo- renz, welches, nach Angabe des Vaſari*), alſobald mit Hohn aufgenommen worden. Gewiß erlebte ich, daß einige davon abgenommene Fluͤgel des Bildes eine laͤngere Zeit hindurch fuͤr den billigen Preis von dreißig Zecchinen vergeblich ausge- boten wurden.
Die bekannten Mauergemaͤlde im Wechſelgerichte zu Peru- gia fallen, da ſie nach der Aufſchrift am Pfeiler im Jahre 1500 begonnen, oder beendigt worden **), bereits in die Epoche der Abnahme ſeines Strebens, des Ueberganges zu ſeiner ſpaͤteren, ganz handwerksmaͤßigen Richtung. Beyſpiele dieſer letzten ge- waͤhren jene unzaͤhligen Tafeln und Wandgemaͤlde, mit denen er ſelbſt, oder ſeine Gehuͤlfen und Schuͤler die Kirchen von Perugia nd anderer Ortſchaften des Bezirkes erfuͤllt haben. Allerdings ſind dieſe Arbeiten nicht durchhin ſchlecht, oder mittelmaͤßig; indeß duͤrfte bey dieſen ſpaͤteren Leiſtungen das Gute, was ſie enthalten, haͤufiger ſeinen beſſeren Schuͤlern, dem Raphael, Spagna und Anderen angehoͤren, als dem Meiſter ſelbſt, deſ-
**)Mariotti, lett. Perug. lett. VI. p. 258. Anm. 1. erwaͤhnt ei- ner Empfangsbeſcheinigung der Bezahlung dieſer Gemaͤlde vom J. 1507. Doch muͤßte man ſolche ſelbſt ſehn, um ihren Sinn er- mitteln zu koͤnnen, und den Widerſpruch auszugleichen, in welchem ſie mit der Aufſchrift jener Malereyen zu ſtehen ſcheint.
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ter hinzugefuͤgten Aufſchrift, im Jahre 1505. Unter den Er-
gaͤnzungen ſeines Lehrers lieſet man:
PETRVS DE CASTRO PLEBIS PERVSINVS
— SANCTOS SANCTASQVE PINXIT. A. D. M.
D. XXI.
Aehnliche Schwaͤche der Auffaſſung, gleich matte Verbla-
ſenheit zeigt das Altargemaͤlde in der Servitenkirche zu Flo-
renz, welches, nach Angabe des Vaſari *), alſobald mit Hohn
aufgenommen worden. Gewiß erlebte ich, daß einige davon
abgenommene Fluͤgel des Bildes eine laͤngere Zeit hindurch
fuͤr den billigen Preis von dreißig Zecchinen vergeblich ausge-
boten wurden.
Die bekannten Mauergemaͤlde im Wechſelgerichte zu Peru-
gia fallen, da ſie nach der Aufſchrift am Pfeiler im Jahre 1500
begonnen, oder beendigt worden **), bereits in die Epoche der
Abnahme ſeines Strebens, des Ueberganges zu ſeiner ſpaͤteren,
ganz handwerksmaͤßigen Richtung. Beyſpiele dieſer letzten ge-
waͤhren jene unzaͤhligen Tafeln und Wandgemaͤlde, mit denen er
ſelbſt, oder ſeine Gehuͤlfen und Schuͤler die Kirchen von Perugia
nd anderer Ortſchaften des Bezirkes erfuͤllt haben. Allerdings
ſind dieſe Arbeiten nicht durchhin ſchlecht, oder mittelmaͤßig;
indeß duͤrfte bey dieſen ſpaͤteren Leiſtungen das Gute, was ſie
enthalten, haͤufiger ſeinen beſſeren Schuͤlern, dem Raphael,
Spagna und Anderen angehoͤren, als dem Meiſter ſelbſt, deſ-
*) S. vita di Pietro Perug.
**) Mariotti, lett. Perug. lett. VI. p. 258. Anm. 1. erwaͤhnt ei-
ner Empfangsbeſcheinigung der Bezahlung dieſer Gemaͤlde vom
J. 1507. Doch muͤßte man ſolche ſelbſt ſehn, um ihren Sinn er-
mitteln zu koͤnnen, und den Widerſpruch auszugleichen, in welchem
ſie mit der Aufſchrift jener Malereyen zu ſtehen ſcheint.
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/365>, abgerufen am 14.06.2024.
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