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Sacher-Masoch, Leopold von: Don Juan von Kolomea. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 197–279. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Gingen auch viel zusammen auf die Jagd. Ich lernte damals die Schnepfen schießen.

Also meine Frau merkte das. Kam zu mir, setzte sich, war stille, endlich Vorwürfe. Ich sage nur: Meine Liebe, was hab' ich denn zu Hause? -- Uebrigens schreit dein Kind. -- Das nächste Mal kommt meine Nikolaja in saftgrüner Kazabaika mit silbergrauem Eichhörnchenpelz, eine stolze Frisur, setzt sich mitten unter die Husaren.

Ich lache; Die will mich eifersüchtig machen, dreht sich, schwatzt und girrt. Mich sieht sie gar nicht an. Meine Husaren, wissen Sie -- erstens hatten sie Ehre im Leibe, Nichts zu sagen; dann hatte keiner Lust -- wofür denn auch? -- Den Tod oder doch die Gefahr ein Krüppel zu werden -- wozu? Wenn man nicht ein Weib so liebt, daß es Alles eins, so oder so.

Aber Die necken mich. Was sagst du dazu, Bruder, deine Frau läßt sich von uns den Hof machen? -- Macht ihr nur tüchtig den Hof. Hab' ich Recht?

Damals kam aber auch gleich ein Anderer ins Haus -- der -- Sie kennen ihn nicht.

Er war mir gleich unausstehlich. So blond, wissen Sie, sehr weiß; ein Gutsbesitzer. Ließ sich von seinem Kammerdiener täglich die Haare verbrennen, las den Igor vor, den Puschkin, machte gleich die Action dazu, ein ganzer Komödiant, sag' ich Ihnen.

Also der -- der gefiel mir nicht; aber meiner Frau gefiel er.

Gingen auch viel zusammen auf die Jagd. Ich lernte damals die Schnepfen schießen.

Also meine Frau merkte das. Kam zu mir, setzte sich, war stille, endlich Vorwürfe. Ich sage nur: Meine Liebe, was hab' ich denn zu Hause? — Uebrigens schreit dein Kind. — Das nächste Mal kommt meine Nikolaja in saftgrüner Kazabaika mit silbergrauem Eichhörnchenpelz, eine stolze Frisur, setzt sich mitten unter die Husaren.

Ich lache; Die will mich eifersüchtig machen, dreht sich, schwatzt und girrt. Mich sieht sie gar nicht an. Meine Husaren, wissen Sie — erstens hatten sie Ehre im Leibe, Nichts zu sagen; dann hatte keiner Lust — wofür denn auch? — Den Tod oder doch die Gefahr ein Krüppel zu werden — wozu? Wenn man nicht ein Weib so liebt, daß es Alles eins, so oder so.

Aber Die necken mich. Was sagst du dazu, Bruder, deine Frau läßt sich von uns den Hof machen? — Macht ihr nur tüchtig den Hof. Hab' ich Recht?

Damals kam aber auch gleich ein Anderer ins Haus — der — Sie kennen ihn nicht.

Er war mir gleich unausstehlich. So blond, wissen Sie, sehr weiß; ein Gutsbesitzer. Ließ sich von seinem Kammerdiener täglich die Haare verbrennen, las den Igor vor, den Puschkin, machte gleich die Action dazu, ein ganzer Komödiant, sag' ich Ihnen.

Also der — der gefiel mir nicht; aber meiner Frau gefiel er.

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[0065] Gingen auch viel zusammen auf die Jagd. Ich lernte damals die Schnepfen schießen. Also meine Frau merkte das. Kam zu mir, setzte sich, war stille, endlich Vorwürfe. Ich sage nur: Meine Liebe, was hab' ich denn zu Hause? — Uebrigens schreit dein Kind. — Das nächste Mal kommt meine Nikolaja in saftgrüner Kazabaika mit silbergrauem Eichhörnchenpelz, eine stolze Frisur, setzt sich mitten unter die Husaren. Ich lache; Die will mich eifersüchtig machen, dreht sich, schwatzt und girrt. Mich sieht sie gar nicht an. Meine Husaren, wissen Sie — erstens hatten sie Ehre im Leibe, Nichts zu sagen; dann hatte keiner Lust — wofür denn auch? — Den Tod oder doch die Gefahr ein Krüppel zu werden — wozu? Wenn man nicht ein Weib so liebt, daß es Alles eins, so oder so. Aber Die necken mich. Was sagst du dazu, Bruder, deine Frau läßt sich von uns den Hof machen? — Macht ihr nur tüchtig den Hof. Hab' ich Recht? Damals kam aber auch gleich ein Anderer ins Haus — der — Sie kennen ihn nicht. Er war mir gleich unausstehlich. So blond, wissen Sie, sehr weiß; ein Gutsbesitzer. Ließ sich von seinem Kammerdiener täglich die Haare verbrennen, las den Igor vor, den Puschkin, machte gleich die Action dazu, ein ganzer Komödiant, sag' ich Ihnen. Also der — der gefiel mir nicht; aber meiner Frau gefiel er.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:36:14Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:36:14Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: nein; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Sacher-Masoch, Leopold von: Don Juan von Kolomea. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 197–279. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sacher_kolomea_1910/65>, abgerufen am 29.04.2024.