Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sacher-Masoch, Leopold von: Don Juan von Kolomea. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 197–279. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

langen Wimpern wie dunkle Schleier über ihre Augen herabfallen.

Nun, was fehlt dir? -- Ein Schafspelz, sagt sie leise. -- Ich lache. Warte, vom Jahrmarkt bringe ich dir einen. Sie verbirgt ihr Gesicht. -- Aber das giebt einen schlechten Geruch. So ein neuer Schafspelz! Weißt du was, ich geb' dir lieber eine Sukmana, was meinst du, mit Kaninchen, mit schwarzen -- oder mit weißen, milchweißen.

Sie sah mich erstaunt an, nicht eben ernsthaft, zog etwas die Augen zusammen, und ihre Lippen tanzten so um die großen, weißen Zähne. Dann floß es langsam von den Mundwinkeln über die Wangen, und das Lachen der Spitzbübin zuckt plötzlich über das ganze Gesicht.

Nun, was lachst du?

Nichts.

Nun sag, willst du die Sukmana -- nicht? -- Wie wäre die mit Kaninchen, mit milchweißen Kaninchen?

Plötzlich steht sie auf, richtet ihren Rock. Nein! sagt sie. Wenn Sie mir eine geben wollen, soll sie mit silbernem Pelz sein.

Mit silbernem, wie?

Nun, wie die gnädigen Frauen ihn tragen.

Ich sah sie an.

Die Selbstsucht lag sonnig auf ihrem Gesichte, wie Unschuld. Sie küßte ihre Seele, ihre Begierden so ge-

langen Wimpern wie dunkle Schleier über ihre Augen herabfallen.

Nun, was fehlt dir? — Ein Schafspelz, sagt sie leise. — Ich lache. Warte, vom Jahrmarkt bringe ich dir einen. Sie verbirgt ihr Gesicht. — Aber das giebt einen schlechten Geruch. So ein neuer Schafspelz! Weißt du was, ich geb' dir lieber eine Sukmana, was meinst du, mit Kaninchen, mit schwarzen — oder mit weißen, milchweißen.

Sie sah mich erstaunt an, nicht eben ernsthaft, zog etwas die Augen zusammen, und ihre Lippen tanzten so um die großen, weißen Zähne. Dann floß es langsam von den Mundwinkeln über die Wangen, und das Lachen der Spitzbübin zuckt plötzlich über das ganze Gesicht.

Nun, was lachst du?

Nichts.

Nun sag, willst du die Sukmana — nicht? — Wie wäre die mit Kaninchen, mit milchweißen Kaninchen?

Plötzlich steht sie auf, richtet ihren Rock. Nein! sagt sie. Wenn Sie mir eine geben wollen, soll sie mit silbernem Pelz sein.

Mit silbernem, wie?

Nun, wie die gnädigen Frauen ihn tragen.

Ich sah sie an.

Die Selbstsucht lag sonnig auf ihrem Gesichte, wie Unschuld. Sie küßte ihre Seele, ihre Begierden so ge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0075"/>
langen Wimpern wie dunkle Schleier      über ihre Augen herabfallen.</p><lb/>
        <p>Nun, was fehlt dir? &#x2014; Ein Schafspelz, sagt sie leise. &#x2014; Ich lache. Warte, vom Jahrmarkt      bringe ich dir einen. Sie verbirgt ihr Gesicht. &#x2014; Aber das giebt einen schlechten Geruch. So      ein neuer Schafspelz! Weißt du was, ich geb' dir lieber eine Sukmana, was meinst du, mit      Kaninchen, mit schwarzen &#x2014; oder mit weißen, milchweißen.</p><lb/>
        <p>Sie sah mich erstaunt an, nicht eben ernsthaft, zog etwas die Augen zusammen, und ihre Lippen      tanzten so um die großen, weißen Zähne. Dann floß es langsam von den Mundwinkeln über die      Wangen, und das Lachen der Spitzbübin zuckt plötzlich über das ganze Gesicht.</p><lb/>
        <p>Nun, was lachst du?</p><lb/>
        <p>Nichts.</p><lb/>
        <p>Nun sag, willst du die Sukmana &#x2014; nicht? &#x2014; Wie wäre die mit Kaninchen, mit milchweißen      Kaninchen?</p><lb/>
        <p>Plötzlich steht sie auf, richtet ihren Rock. Nein! sagt sie. Wenn Sie mir eine geben wollen,      soll sie mit silbernem Pelz sein.</p><lb/>
        <p>Mit silbernem, wie?</p><lb/>
        <p>Nun, wie die gnädigen Frauen ihn tragen.</p><lb/>
        <p>Ich sah sie an.</p><lb/>
        <p>Die Selbstsucht lag sonnig auf ihrem Gesichte, wie Unschuld. Sie küßte ihre Seele, ihre      Begierden so ge-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0075] langen Wimpern wie dunkle Schleier über ihre Augen herabfallen. Nun, was fehlt dir? — Ein Schafspelz, sagt sie leise. — Ich lache. Warte, vom Jahrmarkt bringe ich dir einen. Sie verbirgt ihr Gesicht. — Aber das giebt einen schlechten Geruch. So ein neuer Schafspelz! Weißt du was, ich geb' dir lieber eine Sukmana, was meinst du, mit Kaninchen, mit schwarzen — oder mit weißen, milchweißen. Sie sah mich erstaunt an, nicht eben ernsthaft, zog etwas die Augen zusammen, und ihre Lippen tanzten so um die großen, weißen Zähne. Dann floß es langsam von den Mundwinkeln über die Wangen, und das Lachen der Spitzbübin zuckt plötzlich über das ganze Gesicht. Nun, was lachst du? Nichts. Nun sag, willst du die Sukmana — nicht? — Wie wäre die mit Kaninchen, mit milchweißen Kaninchen? Plötzlich steht sie auf, richtet ihren Rock. Nein! sagt sie. Wenn Sie mir eine geben wollen, soll sie mit silbernem Pelz sein. Mit silbernem, wie? Nun, wie die gnädigen Frauen ihn tragen. Ich sah sie an. Die Selbstsucht lag sonnig auf ihrem Gesichte, wie Unschuld. Sie küßte ihre Seele, ihre Begierden so ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:36:14Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:36:14Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: nein; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sacher_kolomea_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sacher_kolomea_1910/75
Zitationshilfe: Sacher-Masoch, Leopold von: Don Juan von Kolomea. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 197–279. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sacher_kolomea_1910/75>, abgerufen am 29.04.2024.