ipsis)." Die medicinischen Kräfte und andere nützliche Eigen- schaften seien eben bloße Accidentien. Hiermit war einerseits die Bahn gebrochen, auf welcher alle wissenschaftliche Systematik fortschreiten muß, insoferne sie allein die objective Verwandtschaft darstellen soll; aber gleichzeitig liegt in diesem Satz auch schon der Abweg vorgezeichnet, auf welchem sich die ganze Systematik bis auf Darwin bewegt hat: setzen wir in obigem Satz für das Wort substantia das andere idea, was in der aristotelisch- platonischen Weltanschauung ungefähr auf dasselbe hinausläuft, so erkennen wir die modernere vordarwinische Lehre wieder, wo- nach die Species, Gattungen, Familien ideam quandam und quoddam supranaturale repräsentiren.
Im weiteren Verfolge seiner Deductionen zeigt nun Cae- salpin, daß nach der wichtigsten Thätigkeit der Vegetation, der Anziehung der Nahrung durch Wurzel und Sproß, die wich- tigsten Abtheilungen, nämlich die der Holzpflanzen und der Kräuter geschieden werden müssen; eine solche Eintheilung galt nun einmal seit dem Alterthum und später bis auf Rivinus für ein unantastbares Dogma, dem sich die Wissenschaft einfach zu fügen hatte. Die zweite Hauptfunction der Pflanze ist die, Aehnliches zu erzeugen, was durch die Fructificationstheile geschieht. Obgleich nun solche nicht allen, sondern nur den voll- kommeneren eigen sind, so werden die Unterabtheilungen (posteriora genera) sowohl bei den Bäumen wie bei den Kräutern doch aus der Aehnlichkeit und Unähnlichkeit der Fructification abzuleiten sein. So kam also Caesalpin durch rein aristotelisch-philo- sophische Deductionen, nicht aber auf inductivem Wege zu dem Satz: daß die Principien der natürlichen Eintheilung von den Fructificationsorganen herzunehmen sind; ein Satz, um deßwillen Linne den Caesalpin als den ersten Systematiker feierte, wogegen er den Lobelius und Caspar Bauhin, welche nach dem Habitus allein ihre systematischen Zusammenstellungen machten, kaum der Erwähnung werth hielt.
Es waren also a priori gemachte Werthbestimmungen, wie solche die ganze aristotelische Philosophie durchziehen, aus denen
der Organe von Caeſalpin bis auf Linné.
ipsis).“ Die mediciniſchen Kräfte und andere nützliche Eigen- ſchaften ſeien eben bloße Accidentien. Hiermit war einerſeits die Bahn gebrochen, auf welcher alle wiſſenſchaftliche Syſtematik fortſchreiten muß, inſoferne ſie allein die objective Verwandtſchaft darſtellen ſoll; aber gleichzeitig liegt in dieſem Satz auch ſchon der Abweg vorgezeichnet, auf welchem ſich die ganze Syſtematik bis auf Darwin bewegt hat: ſetzen wir in obigem Satz für das Wort substantia das andere idea, was in der ariſtoteliſch- platoniſchen Weltanſchauung ungefähr auf dasſelbe hinausläuft, ſo erkennen wir die modernere vordarwiniſche Lehre wieder, wo- nach die Species, Gattungen, Familien ideam quandam und quoddam supranaturale repräſentiren.
Im weiteren Verfolge ſeiner Deductionen zeigt nun Cae- ſalpin, daß nach der wichtigſten Thätigkeit der Vegetation, der Anziehung der Nahrung durch Wurzel und Sproß, die wich- tigſten Abtheilungen, nämlich die der Holzpflanzen und der Kräuter geſchieden werden müſſen; eine ſolche Eintheilung galt nun einmal ſeit dem Alterthum und ſpäter bis auf Rivinus für ein unantaſtbares Dogma, dem ſich die Wiſſenſchaft einfach zu fügen hatte. Die zweite Hauptfunction der Pflanze iſt die, Aehnliches zu erzeugen, was durch die Fructificationstheile geſchieht. Obgleich nun ſolche nicht allen, ſondern nur den voll- kommeneren eigen ſind, ſo werden die Unterabtheilungen (posteriora genera) ſowohl bei den Bäumen wie bei den Kräutern doch aus der Aehnlichkeit und Unähnlichkeit der Fructification abzuleiten ſein. So kam alſo Caeſalpin durch rein ariſtoteliſch-philo- ſophiſche Deductionen, nicht aber auf inductivem Wege zu dem Satz: daß die Principien der natürlichen Eintheilung von den Fructificationsorganen herzunehmen ſind; ein Satz, um deßwillen Linné den Caeſalpin als den erſten Syſtematiker feierte, wogegen er den Lobelius und Caspar Bauhin, welche nach dem Habitus allein ihre ſyſtematiſchen Zuſammenſtellungen machten, kaum der Erwähnung werth hielt.
Es waren alſo a priori gemachte Werthbeſtimmungen, wie ſolche die ganze ariſtoteliſche Philoſophie durchziehen, aus denen
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der Organe von Caeſalpin bis auf Linné.
ipsis).“ Die mediciniſchen Kräfte und andere nützliche Eigen-
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die Bahn gebrochen, auf welcher alle wiſſenſchaftliche Syſtematik
fortſchreiten muß, inſoferne ſie allein die objective Verwandtſchaft
darſtellen ſoll; aber gleichzeitig liegt in dieſem Satz auch ſchon
der Abweg vorgezeichnet, auf welchem ſich die ganze Syſtematik
bis auf Darwin bewegt hat: ſetzen wir in obigem Satz für
das Wort substantia das andere idea, was in der ariſtoteliſch-
platoniſchen Weltanſchauung ungefähr auf dasſelbe hinausläuft,
ſo erkennen wir die modernere vordarwiniſche Lehre wieder, wo-
nach die Species, Gattungen, Familien ideam quandam und
quoddam supranaturale repräſentiren.
Im weiteren Verfolge ſeiner Deductionen zeigt nun Cae-
ſalpin, daß nach der wichtigſten Thätigkeit der Vegetation,
der Anziehung der Nahrung durch Wurzel und Sproß, die wich-
tigſten Abtheilungen, nämlich die der Holzpflanzen und der
Kräuter geſchieden werden müſſen; eine ſolche Eintheilung galt
nun einmal ſeit dem Alterthum und ſpäter bis auf Rivinus
für ein unantaſtbares Dogma, dem ſich die Wiſſenſchaft einfach
zu fügen hatte. Die zweite Hauptfunction der Pflanze iſt
die, Aehnliches zu erzeugen, was durch die Fructificationstheile
geſchieht. Obgleich nun ſolche nicht allen, ſondern nur den voll-
kommeneren eigen ſind, ſo werden die Unterabtheilungen (posteriora
genera) ſowohl bei den Bäumen wie bei den Kräutern doch aus
der Aehnlichkeit und Unähnlichkeit der Fructification abzuleiten
ſein. So kam alſo Caeſalpin durch rein ariſtoteliſch-philo-
ſophiſche Deductionen, nicht aber auf inductivem Wege zu dem
Satz: daß die Principien der natürlichen Eintheilung von den
Fructificationsorganen herzunehmen ſind; ein Satz, um deßwillen
Linné den Caeſalpin als den erſten Syſtematiker feierte,
wogegen er den Lobelius und Caspar Bauhin, welche nach
dem Habitus allein ihre ſyſtematiſchen Zuſammenſtellungen machten,
kaum der Erwähnung werth hielt.
Es waren alſo a priori gemachte Werthbeſtimmungen, wie
ſolche die ganze ariſtoteliſche Philoſophie durchziehen, aus denen
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/69>, abgerufen am 16.06.2024.
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