XI. Pluribus seminibus, anthemides. Semina nuda plurima, cor seminis interius vergens; flos communis distributus per partes in apicibus singuli seminis (enthält nur Compositen).
XII. Pluribus seminibus cichoraceae aut acanaceae. Semina nuda plurima, cor seminis inferius vergit, flos communis distributus per partes in apicibus singuli seminis. (Enthält neben Compositen auch Eryngium und Scabiosa.)
XIII. Pluribus seminibus, flore communi. Semina soli- taria plurima; corde interius flos communis, non distributus inferius circa fructum (enthält z. B. Ranunculus, Alisma, Sani- cula, Geranium, Linum.)
XIV. Pluribus folliculis. Semina plura in singulo folliculo (z. B. Oxalis, Gossypium, Aristolochia, Capparis, Nymphaea, Veratrum u. s. w.)
XV. Flore fructuque carentes. (Filices, Equiseta, Musci incl. der Corallen, Fungi.)
Schon die den Diagnosen von mir angehängten Beispiele zeigen, daß abgesehen von der sechsten, zehnten und fünfzehnten Classe keine einzige der übrigen einer natürlichen Gruppe des Pflanzenreiches vollständig entspricht. Die Mehrzahl der Classen enthält je eine Sammlung des Allerverschiedensten und was schlimmer ist, die schon bei Lobelius und später bei Bauhin beinahe vollständig durchgeführte Trennung der Monocotylen und Dicotylen ist hier beinahe ganz verwischt: die neunte Classe ent- hält allerdings nur Monocotylen, aber nicht alle. Nach so beträchtlichen Anstrengungen eines so geschulten Verstandes, wie ihn Caesalpin sicherlich besaß, ist das Resultat ein höchst unbefriedigendes. Es ist nicht eine einzige neue Verwandtschafts- gruppe nachgewiesen, die nicht schon in den Kräuterbüchern der Deutschen und Niederländer hervortritt. Es liegt eben in der Natur des natürlichen Systems, daß es sich bis zu einem gewissen Grade leichter der instinktiven Wahrnehmung als dem kritischen Verstande offenbart. Bei Caesalpin, wie wir oben gesehen haben, trat mit vollem klaren Bewußtsein das Streben hervor, im System die natürlichen Verwandtschaften zum Ausdruck zu bringen und das Resultat war schließlich eine Reihe höchst unnatürlicher Gruppen, deren fast jede eine wahre Musterkarte
Die künſtlichen Syſteme und die Nomenclatur
XI. Pluribus seminibus, anthemides. Semina nuda plurima, cor seminis interius vergens; flos communis distributus per partes in apicibus singuli seminis (enthält nur Compositen).
XII. Pluribus seminibus cichoraceae aut acanaceae. Semina nuda plurima, cor seminis inferius vergit, flos communis distributus per partes in apicibus singuli seminis. (Enthält neben Compositen auch Eryngium und Scabiosa.)
XIII. Pluribus seminibus, flore communi. Semina soli- taria plurima; corde interius flos communis, non distributus inferius circa fructum (enthält z. B. Ranunculus, Alisma, Sani- cula, Geranium, Linum.)
XIV. Pluribus folliculis. Semina plura in singulo folliculo (z. B. Oxalis, Gossypium, Aristolochia, Capparis, Nymphaea, Veratrum u. s. w.)
XV. Flore fructuque carentes. (Filices, Equiseta, Musci incl. der Corallen, Fungi.)
Schon die den Diagnoſen von mir angehängten Beiſpiele zeigen, daß abgeſehen von der ſechsten, zehnten und fünfzehnten Claſſe keine einzige der übrigen einer natürlichen Gruppe des Pflanzenreiches vollſtändig entſpricht. Die Mehrzahl der Claſſen enthält je eine Sammlung des Allerverſchiedenſten und was ſchlimmer iſt, die ſchon bei Lobelius und ſpäter bei Bauhin beinahe vollſtändig durchgeführte Trennung der Monocotylen und Dicotylen iſt hier beinahe ganz verwiſcht: die neunte Claſſe ent- hält allerdings nur Monocotylen, aber nicht alle. Nach ſo beträchtlichen Anſtrengungen eines ſo geſchulten Verſtandes, wie ihn Caeſalpin ſicherlich beſaß, iſt das Reſultat ein höchſt unbefriedigendes. Es iſt nicht eine einzige neue Verwandtſchafts- gruppe nachgewieſen, die nicht ſchon in den Kräuterbüchern der Deutſchen und Niederländer hervortritt. Es liegt eben in der Natur des natürlichen Syſtems, daß es ſich bis zu einem gewiſſen Grade leichter der inſtinktiven Wahrnehmung als dem kritiſchen Verſtande offenbart. Bei Caeſalpin, wie wir oben geſehen haben, trat mit vollem klaren Bewußtſein das Streben hervor, im Syſtem die natürlichen Verwandtſchaften zum Ausdruck zu bringen und das Reſultat war ſchließlich eine Reihe höchſt unnatürlicher Gruppen, deren faſt jede eine wahre Muſterkarte
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[62/0074]
Die künſtlichen Syſteme und die Nomenclatur
XI. Pluribus seminibus, anthemides. Semina nuda plurima,
cor seminis interius vergens; flos communis distributus per
partes in apicibus singuli seminis (enthält nur Compositen).
XII. Pluribus seminibus cichoraceae aut acanaceae. Semina
nuda plurima, cor seminis inferius vergit, flos communis
distributus per partes in apicibus singuli seminis. (Enthält
neben Compositen auch Eryngium und Scabiosa.)
XIII. Pluribus seminibus, flore communi. Semina soli-
taria plurima; corde interius flos communis, non distributus
inferius circa fructum (enthält z. B. Ranunculus, Alisma, Sani-
cula, Geranium, Linum.)
XIV. Pluribus folliculis. Semina plura in singulo folliculo
(z. B. Oxalis, Gossypium, Aristolochia, Capparis, Nymphaea,
Veratrum u. s. w.)
XV. Flore fructuque carentes. (Filices, Equiseta, Musci
incl. der Corallen, Fungi.)
Schon die den Diagnoſen von mir angehängten Beiſpiele
zeigen, daß abgeſehen von der ſechsten, zehnten und fünfzehnten
Claſſe keine einzige der übrigen einer natürlichen Gruppe des
Pflanzenreiches vollſtändig entſpricht. Die Mehrzahl der Claſſen
enthält je eine Sammlung des Allerverſchiedenſten und was
ſchlimmer iſt, die ſchon bei Lobelius und ſpäter bei Bauhin
beinahe vollſtändig durchgeführte Trennung der Monocotylen und
Dicotylen iſt hier beinahe ganz verwiſcht: die neunte Claſſe ent-
hält allerdings nur Monocotylen, aber nicht alle. Nach ſo
beträchtlichen Anſtrengungen eines ſo geſchulten Verſtandes,
wie ihn Caeſalpin ſicherlich beſaß, iſt das Reſultat ein höchſt
unbefriedigendes. Es iſt nicht eine einzige neue Verwandtſchafts-
gruppe nachgewieſen, die nicht ſchon in den Kräuterbüchern der
Deutſchen und Niederländer hervortritt. Es liegt eben in der
Natur des natürlichen Syſtems, daß es ſich bis zu einem gewiſſen
Grade leichter der inſtinktiven Wahrnehmung als dem kritiſchen
Verſtande offenbart. Bei Caeſalpin, wie wir oben geſehen
haben, trat mit vollem klaren Bewußtſein das Streben hervor,
im Syſtem die natürlichen Verwandtſchaften zum Ausdruck zu
bringen und das Reſultat war ſchließlich eine Reihe höchſt
unnatürlicher Gruppen, deren faſt jede eine wahre Muſterkarte
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/74>, abgerufen am 16.06.2024.
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