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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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Die ersten Verführer sind gewöhnlich
diejenigen, die das zarte Kind auf dem Ar-
me tragen. Da ich von dieser gefaehrlichen
Klippe, an welcher die Unschuld am gewöhn-
lichsten scheitert, vorhin schon geredet ha-
be, so bin ich itzo, in Ansehung derselben,
weniger ausführlich, wünsche aber, dass
alle Eltern diesen Punkt wohl beherzigen,
sich ihrer Kinder mehr annehmen, und ih-
nen gleich in den ersten Wochen erlauben
möchten, sich selbst zu bewegen, und von
einem Orte zum andern zu kriechen. Es ist
wahr, die Kleidung leidet dabey, aber der
Leib wird augenscheinlich fester, alle Mus-
keln desselben kraeftiger, alle Glieder be-
kommen mehr Behendigkeir, und die ge-
faehrliche Ansteckung, auf die ich ziele,
wird dadurch am sichersten verhütet. Und
ist nicht der Leib mehr, als die Kleidung?

Dass viele Kinder auf dem Arme der
Maegde, Ammen und -- -- Eltern zuerst
zu den heimlichen Sünden Anweisung be-

kommen,
(L 5)

Die erſten Verführer ſind gewöhnlich
diejenigen, die das zarte Kind auf dem Ar-
me tragen. Da ich von dieſer gefæhrlichen
Klippe, an welcher die Unſchuld am gewöhn-
lichſten ſcheitert, vorhin ſchon geredet ha-
be, ſo bin ich itzo, in Anſehung derſelben,
weniger ausführlich, wünſche aber, daſs
alle Eltern dieſen Punkt wohl beherzigen,
ſich ihrer Kinder mehr annehmen, und ih-
nen gleich in den erſten Wochen erlauben
möchten, ſich ſelbſt zu bewegen, und von
einem Orte zum andern zu kriechen. Es iſt
wahr, die Kleidung leidet dabey, aber der
Leib wird augenſcheinlich feſter, alle Mus-
keln deſſelben kræftiger, alle Glieder be-
kommen mehr Behendigkeir, und die ge-
fæhrliche Anſteckung, auf die ich ziele,
wird dadurch am ſicherſten verhütet. Und
iſt nicht der Leib mehr, als die Kleidung?

Daſs viele Kinder auf dem Arme der
Mægde, Ammen und — — Eltern zuerſt
zu den heimlichen Sünden Anweiſung be-

kommen,
(L 5)
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[169/0179] Die erſten Verführer ſind gewöhnlich diejenigen, die das zarte Kind auf dem Ar- me tragen. Da ich von dieſer gefæhrlichen Klippe, an welcher die Unſchuld am gewöhn- lichſten ſcheitert, vorhin ſchon geredet ha- be, ſo bin ich itzo, in Anſehung derſelben, weniger ausführlich, wünſche aber, daſs alle Eltern dieſen Punkt wohl beherzigen, ſich ihrer Kinder mehr annehmen, und ih- nen gleich in den erſten Wochen erlauben möchten, ſich ſelbſt zu bewegen, und von einem Orte zum andern zu kriechen. Es iſt wahr, die Kleidung leidet dabey, aber der Leib wird augenſcheinlich feſter, alle Mus- keln deſſelben kræftiger, alle Glieder be- kommen mehr Behendigkeir, und die ge- fæhrliche Anſteckung, auf die ich ziele, wird dadurch am ſicherſten verhütet. Und iſt nicht der Leib mehr, als die Kleidung? Daſs viele Kinder auf dem Arme der Mægde, Ammen und — — Eltern zuerſt zu den heimlichen Sünden Anweiſung be- kommen, (L 5)

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/179>, abgerufen am 29.04.2024.