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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Das Telephon.
zu hören. Wenn aber auch nur eine Fliege darüberschreitet, in der
Nähe leise gesprochen wird, so giebt das Schwingungen der Stäbe,
zwar ganz kleine nur, die aber doch die Berührungsstellen derart
beeinflussen, daß sich dort der Widerstand auch in denselben regelmäßigen
kurzen Zeiträumen ändert, in denen die Schwingungen des Schalles
stattfinden. Die Folgen sind leicht zu übersehen. Damit ändert sich
nämlich die Stärke des Stromes im Draht und die des Telephon-
magneten. Schwingungen des Eisenplättchens werden erfolgen, welche
durch die umgebende Luft an unser Ohr gelangen. So werden wir
am Telephon Geräusche wahrnehmen, viel lauter, als sie ein Aufgabe-
telephon zu erzeugen fähig ist, weil bei dem Mikrophon der Wechsel
in der Stromstärke weit bedeutender ist. Hauptsächlich war es die
Einführung dieses Apparates an Stelle oder in Gesellschaft des Auf-
gabetelephons, welche dem Fernsprechwesen die Vollkommenheit und
Bequemlichkeit verschaffte, welche heute diesem unentbehrlich gewordenen
Verkehrsmittel eignet. Hunderte von Änderungen sind freilich noch
angebracht worden neben dieser wichtigsten, aber der Raum fehlt uns
auf alle einzugehen. So hat Siemens durch die Einstellung eines
Hufeisenmagnets, statt des stabförmigen, die Lautwirkung wesentlich
vergrößert, so ist durch fortwährende Verbesserungen des mikrophonischen
Aufgebers jene weittragende Wirkung desselben erzielt worden, welche
uns mit Freunden zu sprechen erlaubt, die durch weite Länderstrecken,
selbst durch Meere von uns getrennt sind.

Je nach der Tragweite, die wir von unseren Apparaten ver-
langen, werden sie besonders eingerichtet sein müssen. Der Privat-
gebrauch, bei dem es sich gewöhnlich nur um eine einzige Leitung
handeln wird, und der öffentliche Dienst, bei welchem viele Linien einem
gemeinsamen Mittelpunkte zustreben müssen, werden verschiedene Tele-
phonanlagen bedingen. Bei den Privatlinien wird der Aufgabe-, der

[Abbildung] Fig. 165.

Mikrophon von Mix & Genest.

Das Telephon.
zu hören. Wenn aber auch nur eine Fliege darüberſchreitet, in der
Nähe leiſe geſprochen wird, ſo giebt das Schwingungen der Stäbe,
zwar ganz kleine nur, die aber doch die Berührungsſtellen derart
beeinfluſſen, daß ſich dort der Widerſtand auch in denſelben regelmäßigen
kurzen Zeiträumen ändert, in denen die Schwingungen des Schalles
ſtattfinden. Die Folgen ſind leicht zu überſehen. Damit ändert ſich
nämlich die Stärke des Stromes im Draht und die des Telephon-
magneten. Schwingungen des Eiſenplättchens werden erfolgen, welche
durch die umgebende Luft an unſer Ohr gelangen. So werden wir
am Telephon Geräuſche wahrnehmen, viel lauter, als ſie ein Aufgabe-
telephon zu erzeugen fähig iſt, weil bei dem Mikrophon der Wechſel
in der Stromſtärke weit bedeutender iſt. Hauptſächlich war es die
Einführung dieſes Apparates an Stelle oder in Geſellſchaft des Auf-
gabetelephons, welche dem Fernſprechweſen die Vollkommenheit und
Bequemlichkeit verſchaffte, welche heute dieſem unentbehrlich gewordenen
Verkehrsmittel eignet. Hunderte von Änderungen ſind freilich noch
angebracht worden neben dieſer wichtigſten, aber der Raum fehlt uns
auf alle einzugehen. So hat Siemens durch die Einſtellung eines
Hufeiſenmagnets, ſtatt des ſtabförmigen, die Lautwirkung weſentlich
vergrößert, ſo iſt durch fortwährende Verbeſſerungen des mikrophoniſchen
Aufgebers jene weittragende Wirkung desſelben erzielt worden, welche
uns mit Freunden zu ſprechen erlaubt, die durch weite Länderſtrecken,
ſelbſt durch Meere von uns getrennt ſind.

Je nach der Tragweite, die wir von unſeren Apparaten ver-
langen, werden ſie beſonders eingerichtet ſein müſſen. Der Privat-
gebrauch, bei dem es ſich gewöhnlich nur um eine einzige Leitung
handeln wird, und der öffentliche Dienſt, bei welchem viele Linien einem
gemeinſamen Mittelpunkte zuſtreben müſſen, werden verſchiedene Tele-
phonanlagen bedingen. Bei den Privatlinien wird der Aufgabe-, der

[Abbildung] Fig. 165.

Mikrophon von Mix & Geneſt.

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[239/0257] Das Telephon. zu hören. Wenn aber auch nur eine Fliege darüberſchreitet, in der Nähe leiſe geſprochen wird, ſo giebt das Schwingungen der Stäbe, zwar ganz kleine nur, die aber doch die Berührungsſtellen derart beeinfluſſen, daß ſich dort der Widerſtand auch in denſelben regelmäßigen kurzen Zeiträumen ändert, in denen die Schwingungen des Schalles ſtattfinden. Die Folgen ſind leicht zu überſehen. Damit ändert ſich nämlich die Stärke des Stromes im Draht und die des Telephon- magneten. Schwingungen des Eiſenplättchens werden erfolgen, welche durch die umgebende Luft an unſer Ohr gelangen. So werden wir am Telephon Geräuſche wahrnehmen, viel lauter, als ſie ein Aufgabe- telephon zu erzeugen fähig iſt, weil bei dem Mikrophon der Wechſel in der Stromſtärke weit bedeutender iſt. Hauptſächlich war es die Einführung dieſes Apparates an Stelle oder in Geſellſchaft des Auf- gabetelephons, welche dem Fernſprechweſen die Vollkommenheit und Bequemlichkeit verſchaffte, welche heute dieſem unentbehrlich gewordenen Verkehrsmittel eignet. Hunderte von Änderungen ſind freilich noch angebracht worden neben dieſer wichtigſten, aber der Raum fehlt uns auf alle einzugehen. So hat Siemens durch die Einſtellung eines Hufeiſenmagnets, ſtatt des ſtabförmigen, die Lautwirkung weſentlich vergrößert, ſo iſt durch fortwährende Verbeſſerungen des mikrophoniſchen Aufgebers jene weittragende Wirkung desſelben erzielt worden, welche uns mit Freunden zu ſprechen erlaubt, die durch weite Länderſtrecken, ſelbſt durch Meere von uns getrennt ſind. Je nach der Tragweite, die wir von unſeren Apparaten ver- langen, werden ſie beſonders eingerichtet ſein müſſen. Der Privat- gebrauch, bei dem es ſich gewöhnlich nur um eine einzige Leitung handeln wird, und der öffentliche Dienſt, bei welchem viele Linien einem gemeinſamen Mittelpunkte zuſtreben müſſen, werden verſchiedene Tele- phonanlagen bedingen. Bei den Privatlinien wird der Aufgabe-, der [Abbildung Fig. 165. Mikrophon von Mix & Geneſt.]

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/257>, abgerufen am 30.04.2024.