Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Thonwaren.
wenn die Glasur rein erhalten werden soll, nicht mit dem Feuer in
direkte Berührung kommen, sie werden daher in besonderen Kapseln
oder in ähnlichen Muffeln, wie der Galmei bei der Zinkbereitung
(vergl. S. 599) eingeschlossen und dann erst in den Ofen einge-
setzt, und zwar sind die Kapseln so über einander geschichtet, daß sie
möglichst wenig Raum zwischen sich lassen, nur so viel, daß das
Feuer zwischen die einzelnen Stöße tretend, alle Kapseln umzüngeln
kann. Die Fig. 475 zeigt die Anordnung dieser Kapseln. Nach
vollbrachtem Dienst ziehen die Feuergase durch die Esse ab, deren Deckel
beweglich ist und je nach dem nötigen Zuge mehr oder weniger geöffnet
wird. Es ist nicht zu verwundern, daß das Bestreben, auch andere
Brennstoffe als die wenig Brennwert besitzende Holzkohle, in die Thon-
[Abbildung] Fig. 475.

Anordnung der Kapseln in einem Porzellanofen.

Industrie einzuführen und dieselben gehörig auszunutzen, in unseren Tagen
andere Öfen hervorgebracht hat, wie z. B. den Gasringofen von Mend-
heim, der sich in der Konstruktion an Hoffmanns, S. 272 beschriebenen
Ziegelofen anlehnt. Ganz neuerdings sind Öfen mit absteigender oder
überschlagender Flamme verwendet worden. Bei diesen steigt die
Flamme von dem unteren Raum L L nicht direkt zum Verglühraum L"
empor, sondern erst auf einem Umwege durch Kanäle in der Ofensohle,
die dann in der Mauer senkrecht emporsteigen, nach L" hinauf, so daß
gleichzeitig unten das Porzellan gar gebrannt werden kann, und oben bei
einer Temperatur von 1000o die Ware nur verglüht wird. Der Ofen ist
derart eingerichtet, daß die sich aus dem Brennmaterial (Holz und
Kohlen) entwickelnden Gase erst, nachdem sie eine Strecke gestiegen sind,
zur Verbrennung gelangen -- ähnlich wie bei den auf S. 299 be-
schriebenen Regeneratoröfen. Das Brennen in diesem Ofen dauert für

Die Thonwaren.
wenn die Glaſur rein erhalten werden ſoll, nicht mit dem Feuer in
direkte Berührung kommen, ſie werden daher in beſonderen Kapſeln
oder in ähnlichen Muffeln, wie der Galmei bei der Zinkbereitung
(vergl. S. 599) eingeſchloſſen und dann erſt in den Ofen einge-
ſetzt, und zwar ſind die Kapſeln ſo über einander geſchichtet, daß ſie
möglichſt wenig Raum zwiſchen ſich laſſen, nur ſo viel, daß das
Feuer zwiſchen die einzelnen Stöße tretend, alle Kapſeln umzüngeln
kann. Die Fig. 475 zeigt die Anordnung dieſer Kapſeln. Nach
vollbrachtem Dienſt ziehen die Feuergaſe durch die Eſſe ab, deren Deckel
beweglich iſt und je nach dem nötigen Zuge mehr oder weniger geöffnet
wird. Es iſt nicht zu verwundern, daß das Beſtreben, auch andere
Brennſtoffe als die wenig Brennwert beſitzende Holzkohle, in die Thon-
[Abbildung] Fig. 475.

Anordnung der Kapſeln in einem Porzellanofen.

Induſtrie einzuführen und dieſelben gehörig auszunutzen, in unſeren Tagen
andere Öfen hervorgebracht hat, wie z. B. den Gasringofen von Mend-
heim, der ſich in der Konſtruktion an Hoffmanns, S. 272 beſchriebenen
Ziegelofen anlehnt. Ganz neuerdings ſind Öfen mit abſteigender oder
überſchlagender Flamme verwendet worden. Bei dieſen ſteigt die
Flamme von dem unteren Raum L L nicht direkt zum Verglühraum L″
empor, ſondern erſt auf einem Umwege durch Kanäle in der Ofenſohle,
die dann in der Mauer ſenkrecht emporſteigen, nach L″ hinauf, ſo daß
gleichzeitig unten das Porzellan gar gebrannt werden kann, und oben bei
einer Temperatur von 1000º die Ware nur verglüht wird. Der Ofen iſt
derart eingerichtet, daß die ſich aus dem Brennmaterial (Holz und
Kohlen) entwickelnden Gaſe erſt, nachdem ſie eine Strecke geſtiegen ſind,
zur Verbrennung gelangen — ähnlich wie bei den auf S. 299 be-
ſchriebenen Regeneratoröfen. Das Brennen in dieſem Ofen dauert für

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0896" n="878"/><fw place="top" type="header">Die Thonwaren.</fw><lb/>
wenn die Gla&#x017F;ur rein erhalten werden &#x017F;oll, nicht mit dem Feuer in<lb/>
direkte Berührung kommen, &#x017F;ie werden daher in be&#x017F;onderen Kap&#x017F;eln<lb/>
oder in ähnlichen Muffeln, wie der Galmei bei der Zinkbereitung<lb/>
(vergl. S. 599) einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en und dann er&#x017F;t in den Ofen einge-<lb/>
&#x017F;etzt, und zwar &#x017F;ind die Kap&#x017F;eln &#x017F;o über einander ge&#x017F;chichtet, daß &#x017F;ie<lb/>
möglich&#x017F;t wenig Raum zwi&#x017F;chen &#x017F;ich la&#x017F;&#x017F;en, nur &#x017F;o viel, daß das<lb/>
Feuer zwi&#x017F;chen die einzelnen Stöße tretend, alle Kap&#x017F;eln umzüngeln<lb/>
kann. Die Fig. 475 zeigt die Anordnung die&#x017F;er Kap&#x017F;eln. Nach<lb/>
vollbrachtem Dien&#x017F;t ziehen die Feuerga&#x017F;e durch die E&#x017F;&#x017F;e ab, deren Deckel<lb/>
beweglich i&#x017F;t und je nach dem nötigen Zuge mehr oder weniger geöffnet<lb/>
wird. Es i&#x017F;t nicht zu verwundern, daß das Be&#x017F;treben, auch andere<lb/>
Brenn&#x017F;toffe als die wenig Brennwert be&#x017F;itzende Holzkohle, in die Thon-<lb/><figure><head>Fig. 475. </head><p>Anordnung der Kap&#x017F;eln in einem Porzellanofen.</p></figure><lb/>
Indu&#x017F;trie einzuführen und die&#x017F;elben gehörig auszunutzen, in un&#x017F;eren Tagen<lb/>
andere Öfen hervorgebracht hat, wie z. B. den Gasringofen von Mend-<lb/>
heim, der &#x017F;ich in der Kon&#x017F;truktion an Hoffmanns, S. 272 be&#x017F;chriebenen<lb/>
Ziegelofen anlehnt. Ganz neuerdings &#x017F;ind Öfen mit ab&#x017F;teigender oder<lb/>
über&#x017F;chlagender Flamme verwendet worden. Bei die&#x017F;en &#x017F;teigt die<lb/>
Flamme von dem unteren Raum <hi rendition="#aq">L L</hi> nicht direkt zum Verglühraum <hi rendition="#aq">L&#x2033;</hi><lb/>
empor, &#x017F;ondern er&#x017F;t auf einem Umwege durch Kanäle in der Ofen&#x017F;ohle,<lb/>
die dann in der Mauer &#x017F;enkrecht empor&#x017F;teigen, nach <hi rendition="#aq">L&#x2033;</hi> hinauf, &#x017F;o daß<lb/>
gleichzeitig unten das Porzellan gar gebrannt werden kann, und oben bei<lb/>
einer Temperatur von 1000º die Ware nur verglüht wird. Der Ofen i&#x017F;t<lb/>
derart eingerichtet, daß die &#x017F;ich aus dem Brennmaterial (Holz und<lb/>
Kohlen) entwickelnden Ga&#x017F;e er&#x017F;t, nachdem &#x017F;ie eine Strecke ge&#x017F;tiegen &#x017F;ind,<lb/>
zur Verbrennung gelangen &#x2014; ähnlich wie bei den auf S. 299 be-<lb/>
&#x017F;chriebenen Regeneratoröfen. Das Brennen in die&#x017F;em Ofen dauert für<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[878/0896] Die Thonwaren. wenn die Glaſur rein erhalten werden ſoll, nicht mit dem Feuer in direkte Berührung kommen, ſie werden daher in beſonderen Kapſeln oder in ähnlichen Muffeln, wie der Galmei bei der Zinkbereitung (vergl. S. 599) eingeſchloſſen und dann erſt in den Ofen einge- ſetzt, und zwar ſind die Kapſeln ſo über einander geſchichtet, daß ſie möglichſt wenig Raum zwiſchen ſich laſſen, nur ſo viel, daß das Feuer zwiſchen die einzelnen Stöße tretend, alle Kapſeln umzüngeln kann. Die Fig. 475 zeigt die Anordnung dieſer Kapſeln. Nach vollbrachtem Dienſt ziehen die Feuergaſe durch die Eſſe ab, deren Deckel beweglich iſt und je nach dem nötigen Zuge mehr oder weniger geöffnet wird. Es iſt nicht zu verwundern, daß das Beſtreben, auch andere Brennſtoffe als die wenig Brennwert beſitzende Holzkohle, in die Thon- [Abbildung Fig. 475. Anordnung der Kapſeln in einem Porzellanofen.] Induſtrie einzuführen und dieſelben gehörig auszunutzen, in unſeren Tagen andere Öfen hervorgebracht hat, wie z. B. den Gasringofen von Mend- heim, der ſich in der Konſtruktion an Hoffmanns, S. 272 beſchriebenen Ziegelofen anlehnt. Ganz neuerdings ſind Öfen mit abſteigender oder überſchlagender Flamme verwendet worden. Bei dieſen ſteigt die Flamme von dem unteren Raum L L nicht direkt zum Verglühraum L″ empor, ſondern erſt auf einem Umwege durch Kanäle in der Ofenſohle, die dann in der Mauer ſenkrecht emporſteigen, nach L″ hinauf, ſo daß gleichzeitig unten das Porzellan gar gebrannt werden kann, und oben bei einer Temperatur von 1000º die Ware nur verglüht wird. Der Ofen iſt derart eingerichtet, daß die ſich aus dem Brennmaterial (Holz und Kohlen) entwickelnden Gaſe erſt, nachdem ſie eine Strecke geſtiegen ſind, zur Verbrennung gelangen — ähnlich wie bei den auf S. 299 be- ſchriebenen Regeneratoröfen. Das Brennen in dieſem Ofen dauert für

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/896
Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 878. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/896>, abgerufen am 04.05.2024.