Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

und roth. 9) Caput Medusae, so gros, so in einan-
der geschlungen, daß es ausgebreitet von einer Ecke des
Schranks zur andern reichte. 10) Asteriae, einen
von 10. Strahlen, Mr. Delor sagte mir dabei, daß er
sie in Nantes bei der Ebbe habe auf ihren Strahlen wie
Räder
und sehr schnell und beständig laufen sehen, auf-
gerichtet sich drehend etc. 11) Corallia, ausser den
gewöhnlichen rothen, auch Cinnoberrothe; noch a) Ge-
niculatum.
3. Stücke, die Koralle war weis, die Ge-
nicula
schwarz. An einem war noch das Encrou-
tement,
der Drap marin zum Theil. b) Articu-
latum,
weiß, aber auch 2. herrliche gelbe Stücke mit den
feinsten rothen Punkten. Man konnte es nicht sehen
ohne Entzücken! Biegsam, platt, aber gar fein, und
die Farben, o! Alle standen auf schwarzen hölzernen Füs-
sen. 12) Hörner vom Condoma einer wilden Ziege,
wie der Abbe' Moriou sagte, ich sah sie aber für Cornua
Ibicis
an. So gedreht sie waren, so konnte man doch
den Kern ganz heraus nehmen, und dann sah man eine
dünne hornene durchsichtige Schale.

In der Bibliothek. Zwei grosse Globi; a)
Terrestr.
Der Italiäner Coronelli hat sie 1693. in
Paris gemacht. Unser Land war gar nicht darauf,
Lothringen, und Freiburg, und Basel etc. Er hat-
te einen herrlichen Meridian. b) Coelestis, war gar
schön, die Gesichter der Menschen unter den Sternbildern,
sind von damahligen Herrn am Hofe genommen. Die
verschiedene Grösse der Sterne war sehr gut ausgedruckt.

In der Kupferstich-Sammlung. Man hatte
da in 3. Folianten das ganze Werk des berühmten Cal-
lot's.
Dieser Künstler besaß die allerausschweifendste

Ein-

und roth. 9) Caput Meduſae, ſo gros, ſo in einan-
der geſchlungen, daß es ausgebreitet von einer Ecke des
Schranks zur andern reichte. 10) Aſteriae, einen
von 10. Strahlen, Mr. Delor ſagte mir dabei, daß er
ſie in Nantes bei der Ebbe habe auf ihren Strahlen wie
Raͤder
und ſehr ſchnell und beſtaͤndig laufen ſehen, auf-
gerichtet ſich drehend ꝛc. 11) Corallia, auſſer den
gewoͤhnlichen rothen, auch Cinnoberrothe; noch a) Ge-
niculatum.
3. Stuͤcke, die Koralle war weis, die Ge-
nicula
ſchwarz. An einem war noch das Encrou-
tement,
der Drap marin zum Theil. b) Articu-
latum,
weiß, aber auch 2. herrliche gelbe Stuͤcke mit den
feinſten rothen Punkten. Man konnte es nicht ſehen
ohne Entzuͤcken! Biegſam, platt, aber gar fein, und
die Farben, o! Alle ſtanden auf ſchwarzen hoͤlzernen Fuͤſ-
ſen. 12) Hoͤrner vom Condoma einer wilden Ziege,
wie der Abbe’ Moriou ſagte, ich ſah ſie aber fuͤr Cornua
Ibicis
an. So gedreht ſie waren, ſo konnte man doch
den Kern ganz heraus nehmen, und dann ſah man eine
duͤnne hornene durchſichtige Schale.

In der Bibliothek. Zwei groſſe Globi; a)
Terreſtr.
Der Italiaͤner Coronelli hat ſie 1693. in
Paris gemacht. Unſer Land war gar nicht darauf,
Lothringen, und Freiburg, und Baſel ꝛc. Er hat-
te einen herrlichen Meridian. b) Coeleſtis, war gar
ſchoͤn, die Geſichter der Menſchen unter den Sternbildern,
ſind von damahligen Herrn am Hofe genommen. Die
verſchiedene Groͤſſe der Sterne war ſehr gut ausgedruckt.

In der Kupferſtich-Sammlung. Man hatte
da in 3. Folianten das ganze Werk des beruͤhmten Cal-
lot’s.
Dieſer Kuͤnſtler beſaß die allerausſchweifendſte

Ein-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0150" n="126"/>
und roth. 9) <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Caput Medu&#x017F;ae,</hi></hi> &#x017F;o gros, &#x017F;o in einan-<lb/>
der ge&#x017F;chlungen, daß es ausgebreitet von einer Ecke des<lb/>
Schranks zur andern reichte. 10) <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A&#x017F;teriae,</hi></hi> einen<lb/>
von 10. Strahlen, <hi rendition="#aq">Mr. <hi rendition="#i">Delor</hi></hi> &#x017F;agte mir dabei, daß er<lb/>
&#x017F;ie in <hi rendition="#fr">Nantes</hi> bei der Ebbe habe auf ihren Strahlen <hi rendition="#fr">wie<lb/>
Ra&#x0364;der</hi> und &#x017F;ehr &#x017F;chnell und be&#x017F;ta&#x0364;ndig laufen &#x017F;ehen, auf-<lb/>
gerichtet &#x017F;ich drehend &#xA75B;c. 11) <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Corallia,</hi></hi> au&#x017F;&#x017F;er den<lb/>
gewo&#x0364;hnlichen rothen, auch Cinnoberrothe; noch <hi rendition="#aq">a) Ge-<lb/>
niculatum.</hi> 3. Stu&#x0364;cke, die Koralle war weis, die <hi rendition="#aq">Ge-<lb/>
nicula</hi> &#x017F;chwarz. An einem war noch das <hi rendition="#aq">Encrou-<lb/>
tement,</hi> der <hi rendition="#aq">Drap marin</hi> zum Theil. <hi rendition="#aq">b) Articu-<lb/>
latum,</hi> weiß, aber auch 2. herrliche gelbe Stu&#x0364;cke mit den<lb/>
fein&#x017F;ten rothen Punkten. Man konnte es nicht &#x017F;ehen<lb/>
ohne Entzu&#x0364;cken! Bieg&#x017F;am, platt, aber gar fein, und<lb/>
die Farben, o! Alle &#x017F;tanden auf &#x017F;chwarzen ho&#x0364;lzernen Fu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. 12) <hi rendition="#fr">Ho&#x0364;rner</hi> vom <hi rendition="#fr">Condoma</hi> einer wilden Ziege,<lb/>
wie der Abbe&#x2019; <hi rendition="#fr">Moriou</hi> &#x017F;agte, ich &#x017F;ah &#x017F;ie aber fu&#x0364;r <hi rendition="#aq">Cornua<lb/>
Ibicis</hi> an. So gedreht &#x017F;ie waren, &#x017F;o konnte man doch<lb/>
den Kern ganz heraus nehmen, und dann &#x017F;ah man eine<lb/>
du&#x0364;nne hornene durch&#x017F;ichtige Schale.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">In der Bibliothek.</hi> Zwei gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Globi; a)<lb/><hi rendition="#i">Terre&#x017F;tr.</hi></hi> Der Italia&#x0364;ner <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Coronelli</hi></hi> hat &#x017F;ie 1693. in<lb/><hi rendition="#fr">Paris</hi> gemacht. Un&#x017F;er Land war gar nicht darauf,<lb/><hi rendition="#fr">Lothringen,</hi> und <hi rendition="#fr">Freiburg,</hi> und <hi rendition="#fr">Ba&#x017F;el</hi> &#xA75B;c. Er hat-<lb/>
te einen herrlichen Meridian. <hi rendition="#aq">b) <hi rendition="#i">Coele&#x017F;tis,</hi></hi> war gar<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n, die Ge&#x017F;ichter der Men&#x017F;chen unter den Sternbildern,<lb/>
&#x017F;ind von damahligen Herrn am Hofe genommen. Die<lb/>
ver&#x017F;chiedene Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der Sterne war &#x017F;ehr gut ausgedruckt.</p><lb/>
            <p>In der <hi rendition="#fr">Kupfer&#x017F;tich-Sammlung.</hi> Man hatte<lb/>
da in 3. Folianten das ganze Werk des beru&#x0364;hmten <hi rendition="#fr">Cal-<lb/>
lot&#x2019;s.</hi> Die&#x017F;er Ku&#x0364;n&#x017F;tler be&#x017F;aß die alleraus&#x017F;chweifend&#x017F;te<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Ein-</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[126/0150] und roth. 9) Caput Meduſae, ſo gros, ſo in einan- der geſchlungen, daß es ausgebreitet von einer Ecke des Schranks zur andern reichte. 10) Aſteriae, einen von 10. Strahlen, Mr. Delor ſagte mir dabei, daß er ſie in Nantes bei der Ebbe habe auf ihren Strahlen wie Raͤder und ſehr ſchnell und beſtaͤndig laufen ſehen, auf- gerichtet ſich drehend ꝛc. 11) Corallia, auſſer den gewoͤhnlichen rothen, auch Cinnoberrothe; noch a) Ge- niculatum. 3. Stuͤcke, die Koralle war weis, die Ge- nicula ſchwarz. An einem war noch das Encrou- tement, der Drap marin zum Theil. b) Articu- latum, weiß, aber auch 2. herrliche gelbe Stuͤcke mit den feinſten rothen Punkten. Man konnte es nicht ſehen ohne Entzuͤcken! Biegſam, platt, aber gar fein, und die Farben, o! Alle ſtanden auf ſchwarzen hoͤlzernen Fuͤſ- ſen. 12) Hoͤrner vom Condoma einer wilden Ziege, wie der Abbe’ Moriou ſagte, ich ſah ſie aber fuͤr Cornua Ibicis an. So gedreht ſie waren, ſo konnte man doch den Kern ganz heraus nehmen, und dann ſah man eine duͤnne hornene durchſichtige Schale. In der Bibliothek. Zwei groſſe Globi; a) Terreſtr. Der Italiaͤner Coronelli hat ſie 1693. in Paris gemacht. Unſer Land war gar nicht darauf, Lothringen, und Freiburg, und Baſel ꝛc. Er hat- te einen herrlichen Meridian. b) Coeleſtis, war gar ſchoͤn, die Geſichter der Menſchen unter den Sternbildern, ſind von damahligen Herrn am Hofe genommen. Die verſchiedene Groͤſſe der Sterne war ſehr gut ausgedruckt. In der Kupferſtich-Sammlung. Man hatte da in 3. Folianten das ganze Werk des beruͤhmten Cal- lot’s. Dieſer Kuͤnſtler beſaß die allerausſchweifendſte Ein-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/150
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/150>, abgerufen am 01.05.2024.