Gott, ich hebe meine Hand zu dir auf, und flehe dich um den Ausguß deines Segens, deines Trostes, und deiner Erbarmungen. Wir ziehen oft am mühsa- men Joch, und haben nur wenig Erquickung. Unsre Thränen rinnen immer, die sorgenvolle und geängstete Brust schlägt manchem beständig zu dir empor. Aber du stillest die empörten Wellen nicht, du leuchtest uns nicht aus den Wolken herab. Andre leben, sind glück- lich, und schwimmen immer in güldenen Träumen -- -- doch diese Ungleichheit ermüdet uns nicht. Herr, deine armen Christen halten doch fest an dir. Jm Verborge- nen sammlen wir leidende Verdienste. Bald wirst du das Menschengeschlecht recht richten, und unsre Ehre retten. Gott! die gekrümmte Tugend weint und ächzt auf manchem Schmerzenbette vor dir. Verlaß sie nicht, sey ihr Stab und ihre unerschütterte Säule. Labe deine Frommen mit den Freuden vor deinem Angesicht, und nimm sie einst zu dir.
Auf der dunkeln Bahn des Lebens, sey du doch im- mer, o Gott, mein Leitstern, mein Trost, und meine süßeste Erwartung. Du hast doch gewiß ein Herz, das nie kalt und fremd wird gegen mich.
Ehe die grauen Haare am Scheitel wehen, entwöhne mich vom Spielplatz der Welt, wo Thoren und Gecken zusammenkommen. Erinnre mich oft an Grab und Tod, und zeige mir das Leere, das Nichts in den mensch- lichen Bestrebungen.
Gute Thaten kröne mit deinem Segen, und belohne die vergeßnen Tugendhaften. Erziehe dir im Stil- len viele brauchbare Männer, und unermüdete Arbeiter.
Laß
B 2
Unterredungen mit Gott.
Gott, ich hebe meine Hand zu dir auf, und flehe dich um den Ausguß deines Segens, deines Troſtes, und deiner Erbarmungen. Wir ziehen oft am mühſa- men Joch, und haben nur wenig Erquickung. Unſre Thränen rinnen immer, die ſorgenvolle und geängſtete Bruſt ſchlägt manchem beſtändig zu dir empor. Aber du ſtilleſt die empörten Wellen nicht, du leuchteſt uns nicht aus den Wolken herab. Andre leben, ſind glück- lich, und ſchwimmen immer in güldenen Träumen — — doch dieſe Ungleichheit ermüdet uns nicht. Herr, deine armen Chriſten halten doch feſt an dir. Jm Verborge- nen ſammlen wir leidende Verdienſte. Bald wirſt du das Menſchengeſchlecht recht richten, und unſre Ehre retten. Gott! die gekrümmte Tugend weint und ächzt auf manchem Schmerzenbette vor dir. Verlaß ſie nicht, ſey ihr Stab und ihre unerſchütterte Säule. Labe deine Frommen mit den Freuden vor deinem Angeſicht, und nimm ſie einſt zu dir.
Auf der dunkeln Bahn des Lebens, ſey du doch im- mer, o Gott, mein Leitſtern, mein Troſt, und meine ſüßeſte Erwartung. Du haſt doch gewiß ein Herz, das nie kalt und fremd wird gegen mich.
Ehe die grauen Haare am Scheitel wehen, entwöhne mich vom Spielplatz der Welt, wo Thoren und Gecken zuſammenkommen. Erinnre mich oft an Grab und Tod, und zeige mir das Leere, das Nichts in den menſch- lichen Beſtrebungen.
Gute Thaten kröne mit deinem Segen, und belohne die vergeßnen Tugendhaften. Erziehe dir im Stil- len viele brauchbare Männer, und unermüdete Arbeiter.
Laß
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Unterredungen mit Gott.
Gott, ich hebe meine Hand zu dir auf, und flehe
dich um den Ausguß deines Segens, deines Troſtes,
und deiner Erbarmungen. Wir ziehen oft am mühſa-
men Joch, und haben nur wenig Erquickung. Unſre
Thränen rinnen immer, die ſorgenvolle und geängſtete
Bruſt ſchlägt manchem beſtändig zu dir empor. Aber
du ſtilleſt die empörten Wellen nicht, du leuchteſt uns
nicht aus den Wolken herab. Andre leben, ſind glück-
lich, und ſchwimmen immer in güldenen Träumen — —
doch dieſe Ungleichheit ermüdet uns nicht. Herr, deine
armen Chriſten halten doch feſt an dir. Jm Verborge-
nen ſammlen wir leidende Verdienſte. Bald wirſt du
das Menſchengeſchlecht recht richten, und unſre Ehre
retten. Gott! die gekrümmte Tugend weint und ächzt
auf manchem Schmerzenbette vor dir. Verlaß ſie nicht,
ſey ihr Stab und ihre unerſchütterte Säule. Labe deine
Frommen mit den Freuden vor deinem Angeſicht, und
nimm ſie einſt zu dir.
Auf der dunkeln Bahn des Lebens, ſey du doch im-
mer, o Gott, mein Leitſtern, mein Troſt, und meine
ſüßeſte Erwartung. Du haſt doch gewiß ein Herz, das
nie kalt und fremd wird gegen mich.
Ehe die grauen Haare am Scheitel wehen, entwöhne
mich vom Spielplatz der Welt, wo Thoren und Gecken
zuſammenkommen. Erinnre mich oft an Grab und
Tod, und zeige mir das Leere, das Nichts in den menſch-
lichen Beſtrebungen.
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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/25>, abgerufen am 16.06.2024.
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