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Sanders, Daniel: Brief an Otto Volger. Altstrelitz, 5. Juli 1880.

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Weder Sie noch ich haben wohl der Antiqua in einer Zeitschrift wie die Acta
Comparationis Litterarum Universarum
entgegentreten wollen, sondern
eben nur ihrer Zwangseinführung in deutsche Volksschriften oder, um genau zu
sprechen, in Schriften, die für das deutsche Volk bestimmt sind.

Übrigens müssten, wie ich auch an Herrn Prof. von Meltzl geschrieben habe,
diejenigen, welche für uns Deutsche die Antiqua fordern, dann folgerichtig auch
diese Schrift z.b. für das Griechische, für die slawischen und die orientalischen
Sprachen pp. fordern und wie unklar würde z.b. das Neugriechische erscheinen, wenn
[unleserliches Material - 1 Wort fehlt] hier all die verschiedenen Zeichen, welche wie i gesprochen werden, auch durch
ein und dasselbe Zeichen ersetzen wollte.

Und ferner sollte ich glauben, für die großen Anfangsbuchstaben der
Substantiva lassen sich mindestens so gute Gründe angeben wie für
dieselben zur Hervorhebung der Satzanfänge und der Eigennamen.

Doch diese Rechtschreibungsfragen gilt es ja nicht hier zu
erörtern und am wenigsten Ihnen gegenüber, der Sie mit mir in
diesem Punkt ja ganz derselben Ansicht sind.

Lassen Sie mich nun zum Schluß noch einmal auf Ihre
trefflichen "Berichte des Freien Deutschen Hochstifts" zurückkommen, die ich auch
für mein "Ergänzungs-Wörterbuch" zu verwerthen beflissen
sein werde. Ich habe mir bereits Manches daraus in meine
Sammlung eingetragen und gedenke es auch fleißig noch
fernerhin zu thun. - Sie haben mit vollem Recht denselben
freien Druck in dem Buch hervorgehoben und ich habe in
der That bis jetzt nur 2 - und dazu sehr geringfügigen - Setz,
oder sogenannte Druckfehler aufgefunden, den einen in meinem
Namen S. 64 (etwa in der Mitte) und den anderen S. 286, 4. Absatz,
wo im Flugblatt das b fehlt. Es ist eine wirkliche Freude
(die uns in deutschen Büchern pp. nur zu selten zu Theil wird),
so ohne Anstoß fortlesen zu können.

Weder Sie noch ich haben wohl der Antiqua in einer Zeitschrift wie die Acta
Comparationis Litterarum Universarum
entgegentreten wollen, sondern
eben nur ihrer Zwangseinführung in deutsche Volksschriften oder, um genau zu
sprechen, in Schriften, die für das deutsche Volk bestim̃t sind.

Übrigens müssten, wie ich auch an Herrn Prof. von Meltzl geschrieben habe,
diejenigen, welche für uns Deutsche die Antiqua fordern, dañ folgerichtig auch
diese Schrift z.b. für das Griechische, für die slawischen und die orientalischen
Sprachen pp. fordern und wie unklar würde z.b. das Neugriechische erscheinen, weñ
[unleserliches Material – 1 Wort fehlt] hier all die verschiedenen Zeichen, welche wie i gesprochen werden, auch durch
ein und dasselbe Zeichen ersetzen wollte.

Und ferner sollte ich glauben, für die großen Anfangsbuchstaben der
Substantiva lassen sich mindestens so gute Gründe angeben wie für
dieselben zur Hervorhebung der Satzanfänge und der Eigennamen.

Doch diese Rechtschreibungsfragen gilt es ja nicht hier zu
erörtern und am wenigsten Ihnen gegenüber, der Sie mit mir in
diesem Punkt ja ganz derselben Ansicht sind.

Lassen Sie mich nun zum Schluß noch einmal auf Ihre
trefflichen „Berichte des Freien Deutschen Hochstifts zurückkom̃en, die ich auch
für mein „Ergänzungs-Wörterbuch“ zu verwerthen beflissen
sein werde. Ich habe mir bereits Manches daraus in meine
Sam̃lung eingetragen und gedenke es auch fleißig noch
fernerhin zu thun. – Sie haben mit vollem Recht denselben
freien Druck in dem Buch hervorgehoben und ich habe in
der That bis jetzt nur 2 – und dazu sehr geringfügigen – Setz,
oder sogenannte Druckfehler aufgefunden, den einen in meinem
Namen S. 64 (etwa in der Mitte) und den anderen S. 286, 4. Absatz,
wo im Flugblatt das b fehlt. Es ist eine wirkliche Freude
(die uns in deutschen Büchern pp. nur zu selten zu Theil wird),
so ohne Anstoß fortlesen zu können.

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Zitationshilfe: Sanders, Daniel: Brief an Otto Volger. Altstrelitz, 5. Juli 1880, S. [1v]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_volger_1880/2>, abgerufen am 28.04.2024.