Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

[Spaltenumbruch] oder das Glück bey den Haaren hält/ und solches mit der Scheer abzuschneiden gerüstet ist/ davon aber oben schon gemeldet worden. Weiln nun diß dem Papst sehr wol gefiele/ ließ er ihn noch unterschiedliche Sachen machen. Nachmaln färtigte er auch einem Herrn/ Jacob Matthaei, eine In der Kirche von Consolation. Capelle in die Kirch von Consolation unter dem Campidoglio, welches er gerne/ um den Mund etlicher/ die da sagten/ daß er nichts/ als Facciaten oder Gewölber/ von schwartz und weiß/ mahlen könne/ zu stopfen/ verrichtet. Sintemaln er dardurch erweisen wolte/ daß er auch mit Farben zu mahlen/ und umzugehen wüste. Da er nun solches vorhatte/ arbeitete er fast nie daran/ als wann er sehr grossen Lust darzu/ um etwas besonderes und fürtrefliches zu machen/ überkommen/ daß er also an diesem Werck vier Jahre zugebracht.

Etliche Passions-Historien. In das Gewölb machte er auf naß vier Historien des Passions nicht sehr groß/ aber mit überaus artiger Invention, Zeichnung und Colorierung/ die eine begreift in sich das Abendmahl/ die andere die Fußwaschung/ die dritte den Oelberg/ die vierdte/ wie man Christum im Garten fängt/ und in einem Nebenfeld auf der Seite die Geißlung/ in Figuren/ gantz nach dem Leben/ in einem andern aber das Ecce homo; über diesen Historien sind in zweyen Bögen noch ein paar andere Geschichte/ die erste nämlich/ wie Pilatus die Händ wäscht/ die andere/ wie Christus vor Annas steht/ vor dem Altar aber findet sich das Crucifix mit Magdalena zu Christi Fussen/ und mit Maria/ so in einer Ohnmacht da liget. Ferner stehen darbey zu beyden Seiten zwey Propheten/ und über dem Bogen der Auszierung von stucco zwey Sybillen/ welche vier Figuren von dem Leyden Christi halten. Weiters sihet man auch in dem Gewölb vier Evangelisten nur halbe Bilder; Diß Werck nun wurde Anno 1556. da Taddeo nicht mehr als 26. Jahr alt war/ färtig; und für so furtreflich gehalten/ daß er dardurch unter die bäste Künstlere und Mahlere gezehlet worden.

Nachgehends mahlte er in des Papsts Palast eine Kammer auf Naß/ und eine Tafel von Oelfarbe/ die er in Portugall geschikt; Nach solch- und andern mehr Werken/ die er alle mit grossem Lob zuwegen gebracht/ wurde er von dem Hertzogen von Guise, um mit ihme in Frankreich zu ziehen/ und seinen Palast daselbst zu mahlen/ neben einer Bestallung von sechshundert Cronen des Jahrs/ angenommen/ weiln er aber sein Werk zu Rom noch nicht ausgemacht hatte/ solte er zuvor den Hertzog vergnügen/ und wurde deswegen das Geld in der Bank gelassen. Wie aber nun solches erfolgen solte/ entstunde ein Krieg in Frankreich/ und bliebe Mahlet Tropheen für Carolo V. der Herzog todt; da begabe sich Taddeo wieder an das Werk zu S. Marcello, um selbiges zu End zu bringen/ er wurde aber wieder durch Verfärtigung unterschiedlicher Historien von Carolo Quinto, wie er seinen herrlichen Auszug aus Rom gehalten/ und auch noch mehr andern Dingen/ als Tropheen/ Auszierungen und dergleichen/ abgehalten/ welches alles inner 25. Tagen färtig seyn muste; worfür er dann mit Beyhülf seines Bruders 600. Gold-Cronen überkommen.

[Spaltenumbruch]

Er mahlte auch zu Paacciano für den Herrn Paolo Giordano zwey schöne Kammern/ in die Andere seine Werke. eine die Geschicht von Cupido und Psyche, in die andere aber/ so von andern verlangt worden/ die Historie von Alexander Magnus, wie nicht weniger zu Rom vor M. Stephano del Bufalo in seinen Hof oder Lustgarten bey Fontagne de Trieni, die Musen bey dem Castalischen Brunnen/ welches ein herrlich und schönes Werk ist. Nachmalen/ als er in der Auszierung des Palasts von Ara Coeli im Werk begriffen ware/ wurde er nach Urbino gesandt/ um die Tochter des Hertzogs/ Virginiam, welche dem Herrn Tederico Borromeo getraut worden/ zu contrafäten. Wie er nun solches sehr kunstreich verrichtet/ und von dar wiederkommen/ zeichnete er unterschiedliche Ding zu einer gantzen Credenz/ welche der Herzog von Castel Durante nachmalen aus Erden machen liesse.

Legt große Ehr ein mit des Papsts Contrafät. Als er sich abermalen nach Rom verfügt/ praesentirte er dem Papst sein warhafftes Contrafe, welches ihme dann so beliebt/ daß er dasselbe nicht allein reichlich bezahlt/ sondern auch alle Reiß-Unkosten wieder erstatten lassen; Es geschahe hernach/ daß Papst Pius der IV. den Saal Regi, von deme schon oben im Leben des Volterrae Salviati gemeldet worden/ wolte zu End gebracht haben. Da schriebe er nun um Vassari nacher Florenz/ der sich aber höflich mit dem entschuldigte/ daß er in des Hertzogs Palast sehr viel dermalen zu thun hätte/ weswegen darauf von dem Cardinal Emulio (als welchem der Papst dieses Werk ganz übergeben) die Arbeit unterschiedlichen Mahlern ausgetheilet worden/ so/ daß die zwey fürnehmste Historien einer/ Namens Joseph Porte, Salviati Discipel/ und Hieronymus Sermonetta auch eine von denselben/ neben einer andern kleinen/ Horatio von Bologna aber nur eine von den kleinen gemachet/ also Taddeo völlig sich ausgeschlossen Wird von seinen Mißgönnern gedrucket/ befunden; weiln der Cardinal Emulius einer von seinen Mißgönnern war/ und berichtet worden/ als ob Taddeo nicht nach Ehre/ sondern nach Gewinn allein trachtete; Ungeacht dessen suchte Taddeo gleichwol durch den Cardinal Farnese einzukommen/ deme aber zur Antwort gefallen/ daß er genug an seinem Werk zu Caprarola zu thun hätte. Weiln jedoch Taddeo bedunkte nicht recht zu seyn/ daß sein Ruhm wegen seiner Mißgönner dahinden bleiben solte/ vermachte er doch endlichen durch anderer Fürbitt bey dem Cardinal Emulio so viel/ daß ihme eine von den kleinesten Historien über der Port/ um weiln er keine grosse zuwegen bringen konte/ übergeben wurde. Indem nun Emulio das Werk lang aufzoge/ vermeinte er/ daß Salviati alle die andere übertreffen; und dann der Papst alle die übrigen Werk abschmeissen lassen/ also alles allein dem Salviati übergeben werde.

Wie nun aber alle obgenannte ihre Arbeit geendiget Aber doch nicht unterdrucket/ sondern übertrift andere Mahlere./ kame der Papst/ und wolte eine jede insonderheit durchsehen/ welches/ als es geschehen/ urtheilte er mit seinen Cardinälen und andern Kunst-Verständigen/ daß Taddeo unter allen den Vorzug erhalten/ und befahl darauf dem Cardinal

[Spaltenumbruch] oder das Glück bey den Haaren hält/ und solches mit der Scheer abzuschneiden gerüstet ist/ davon aber oben schon gemeldet worden. Weiln nun diß dem Papst sehr wol gefiele/ ließ er ihn noch unterschiedliche Sachen machen. Nachmaln färtigte er auch einem Herrn/ Jacob Matthaei, eine In der Kirche von Consolation. Capelle in die Kirch von Consolation unter dem Campidoglio, welches er gerne/ um den Mund etlicher/ die da sagten/ daß er nichts/ als Facciaten oder Gewölber/ von schwartz und weiß/ mahlen könne/ zu stopfen/ verrichtet. Sintemaln er dardurch erweisen wolte/ daß er auch mit Farben zu mahlen/ und umzugehen wüste. Da er nun solches vorhatte/ arbeitete er fast nie daran/ als wann er sehr grossen Lust darzu/ um etwas besonderes und fürtrefliches zu machen/ überkommen/ daß er also an diesem Werck vier Jahre zugebracht.

Etliche Passions-Historien. In das Gewölb machte er auf naß vier Historien des Passions nicht sehr groß/ aber mit überaus artiger Invention, Zeichnung und Colorierung/ die eine begreift in sich das Abendmahl/ die andere die Fußwaschung/ die dritte den Oelberg/ die vierdte/ wie man Christum im Garten fängt/ und in einem Nebenfeld auf der Seite die Geißlung/ in Figuren/ gantz nach dem Leben/ in einem andern aber das Ecce homo; über diesen Historien sind in zweyen Bögen noch ein paar andere Geschichte/ die erste nämlich/ wie Pilatus die Händ wäscht/ die andere/ wie Christus vor Annas steht/ vor dem Altar aber findet sich das Crucifix mit Magdalena zu Christi Fussen/ und mit Maria/ so in einer Ohnmacht da liget. Ferner stehen darbey zu beyden Seiten zwey Propheten/ und über dem Bogen der Auszierung von stucco zwey Sybillen/ welche vier Figuren von dem Leyden Christi halten. Weiters sihet man auch in dem Gewölb vier Evangelisten nur halbe Bilder; Diß Werck nun wurde Anno 1556. da Taddeo nicht mehr als 26. Jahr alt war/ färtig; und für so furtreflich gehalten/ daß er dardurch unter die bäste Künstlere und Mahlere gezehlet worden.

Nachgehends mahlte er in des Papsts Palast eine Kammer auf Naß/ und eine Tafel von Oelfarbe/ die er in Portugall geschikt; Nach solch- und andern mehr Werken/ die er alle mit grossem Lob zuwegen gebracht/ wurde er von dem Hertzogen von Guise, um mit ihme in Frankreich zu ziehen/ und seinen Palast daselbst zu mahlen/ neben einer Bestallung von sechshundert Cronen des Jahrs/ angenommen/ weiln er aber sein Werk zu Rom noch nicht ausgemacht hatte/ solte er zuvor den Hertzog vergnügen/ und wurde deswegen das Geld in der Bank gelassen. Wie aber nun solches erfolgen solte/ entstunde ein Krieg in Frankreich/ und bliebe Mahlet Trophéen für Carolo V. der Herzog todt; da begabe sich Taddeo wieder an das Werk zu S. Marcello, um selbiges zu End zu bringen/ er wurde aber wieder durch Verfärtigung unterschiedlicher Historien von Carolo Quinto, wie er seinen herrlichen Auszug aus Rom gehalten/ und auch noch mehr andern Dingen/ als Trophéen/ Auszierungen und dergleichen/ abgehalten/ welches alles inner 25. Tagen färtig seyn muste; worfür er dann mit Beyhülf seines Bruders 600. Gold-Cronen überkommen.

[Spaltenumbruch]

Er mahlte auch zu Paacciano für den Herrn Paolo Giordano zwey schöne Kammern/ in die Andere seine Werke. eine die Geschicht von Cupido und Psyche, in die andere aber/ so von andern verlangt worden/ die Historie von Alexander Magnus, wie nicht weniger zu Rom vor M. Stephano del Bufalo in seinen Hof oder Lustgarten bey Fontagne de Trieni, die Musen bey dem Castalischen Brunnen/ welches ein herrlich und schönes Werk ist. Nachmalen/ als er in der Auszierung des Palasts von Ara Coeli im Werk begriffen ware/ wurde er nach Urbino gesandt/ um die Tochter des Hertzogs/ Virginiam, welche dem Herrn Tederico Borromeo getraut worden/ zu contrafäten. Wie er nun solches sehr kunstreich verrichtet/ und von dar wiederkommen/ zeichnete er unterschiedliche Ding zu einer gantzen Credenz/ welche der Herzog von Castel Durante nachmalen aus Erden machen liesse.

Legt große Ehr ein mit des Papsts Contrafät. Als er sich abermalen nach Rom verfügt/ praesentirte er dem Papst sein warhafftes Contrafe, welches ihme dann so beliebt/ daß er dasselbe nicht allein reichlich bezahlt/ sondern auch alle Reiß-Unkosten wieder erstatten lassen; Es geschahe hernach/ daß Papst Pius der IV. den Saal Regi, von deme schon oben im Leben des Volterrae Salviati gemeldet worden/ wolte zu End gebracht haben. Da schriebe er nun um Vassari nacher Florenz/ der sich aber höflich mit dem entschuldigte/ daß er in des Hertzogs Palast sehr viel dermalen zu thun hätte/ weswegen darauf von dem Cardinal Emulio (als welchem der Papst dieses Werk ganz übergeben) die Arbeit unterschiedlichen Mahlern ausgetheilet worden/ so/ daß die zwey fürnehmste Historien einer/ Namens Joseph Porte, Salviati Discipel/ und Hieronymus Sermonetta auch eine von denselben/ neben einer andern kleinen/ Horatio von Bologna aber nur eine von den kleinen gemachet/ also Taddeo völlig sich ausgeschlossen Wird von seinen Mißgönnern gedrucket/ befunden; weiln der Cardinal Emulius einer von seinen Mißgönnern war/ und berichtet worden/ als ob Taddeo nicht nach Ehre/ sondern nach Gewinn allein trachtete; Ungeacht dessen suchte Taddeo gleichwol durch den Cardinal Farnese einzukommen/ deme aber zur Antwort gefallen/ daß er genug an seinem Werk zu Caprarola zu thun hätte. Weiln jedoch Taddeo bedunkte nicht recht zu seyn/ daß sein Ruhm wegen seiner Mißgönner dahinden bleiben solte/ vermachte er doch endlichen durch anderer Fürbitt bey dem Cardinal Emulio so viel/ daß ihme eine von den kleinesten Historien über der Port/ um weiln er keine grosse zuwegen bringen konte/ übergeben wurde. Indem nun Emulio das Werk lang aufzoge/ vermeinte er/ daß Salviati alle die andere übertreffen; und dann der Papst alle die übrigen Werk abschmeissen lassen/ also alles allein dem Salviati übergeben werde.

Wie nun aber alle obgenannte ihre Arbeit geendiget Aber doch nicht unterdrucket/ sondern übertrift andere Mahlere./ kame der Papst/ und wolte eine jede insonderheit durchsehen/ welches/ als es geschehen/ urtheilte er mit seinen Cardinälen und andern Kunst-Verständigen/ daß Taddeo unter allen den Vorzug erhalten/ und befahl darauf dem Cardinal 

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div>
          <p><pb facs="#f0175" xml:id="pb-356" n="[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 145]"/><cb/>
oder das <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-555 http://d-nb.info/gnd/118893025 http://viaf.org/viaf/69727614">Glück</persName> bey den Haaren hält/ und solches mit der Scheer abzuschneiden gerüstet ist/ davon aber oben schon gemeldet worden. Weiln nun diß dem Papst sehr wol gefiele/ ließ er ihn noch unterschiedliche Sachen machen. Nachmaln färtigte er auch einem Herrn/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2130">Jacob Matthaei</persName>,</hi> eine <note place="right">In der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-873">Kirche von <hi rendition="#aq">Consolation</hi></placeName>.</note> Capelle in die <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-873">Kirch von <hi rendition="#aq">Consolation</hi></placeName> unter dem <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-191 http://www.geonames.org/3180706/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006963">Campidoglio</placeName>,</hi> welches er gerne/ um den Mund etlicher/ die da sagten/ daß er nichts/ als <hi rendition="#aq">Facciat</hi>en oder Gewölber/ von schwartz und weiß/ mahlen könne/ zu stopfen/ verrichtet. Sintemaln er dardurch erweisen wolte/ daß er auch mit Farben zu mahlen/ und umzugehen wüste. Da er nun solches vorhatte/ arbeitete er fast nie daran/ als wann er sehr grossen Lust darzu/ um etwas besonderes und fürtrefliches zu machen/ überkommen/ daß er also an diesem Werck vier Jahre zugebracht.</p>
          <p><note place="right">Etliche Passions-Historien.</note> In das Gewölb machte er auf naß vier Historien des Passions nicht sehr groß/ aber mit überaus artiger <hi rendition="#aq">Invention,</hi> Zeichnung und <hi rendition="#aq">Colo</hi>rierung/ die eine begreift in sich das Abendmahl/ die andere die Fußwaschung/ die dritte den Oelberg/ die vierdte/ wie man <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christum</persName> im Garten fängt/ und in einem Nebenfeld auf der Seite die Geißlung/ in Figuren/ gantz nach dem Leben/ in einem andern aber das <hi rendition="#aq">Ecce homo</hi>; über diesen Historien sind in zweyen Bögen noch ein paar andere Geschichte/ die erste nämlich/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1987 http://d-nb.info/gnd/118792172 http://viaf.org/viaf/27867680">Pilatus</persName> die Händ wäscht/ die andere/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christus</persName> vor <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2993">Annas</persName> steht/ vor dem Altar aber findet sich das Crucifix mit <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-386 http://d-nb.info/gnd/118577840 http://viaf.org/viaf/25394709">Magdalena</persName> zu <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christi</persName> Fussen/ und mit <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Maria</persName>/ so in einer Ohnmacht da liget. Ferner stehen darbey zu beyden Seiten zwey Propheten/ und über dem Bogen der Auszierung von <hi rendition="#aq">stucco</hi> zwey Sybillen/ welche vier Figuren von dem Leyden <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christi</persName> halten. Weiters sihet man auch in dem Gewölb <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1322">vier Evangelisten</persName> nur halbe Bilder; Diß Werck nun wurde <date when="1556">Anno 1556.</date> da <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1982 http://d-nb.info/gnd/118808613 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500011296 http://viaf.org/viaf/12575251">Taddeo</persName></hi> nicht mehr als 26. Jahr alt war/ färtig; und für so furtreflich gehalten/ daß er dardurch unter die bäste Künstlere und Mahlere gezehlet worden.</p>
          <p>Nachgehends mahlte er in des <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-521">Papsts Palast</placeName> eine Kammer auf Naß/ und eine Tafel von Oelfarbe/ die er in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-298 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000090">Portugall</placeName> geschikt; Nach solch- und andern mehr Werken/ die er alle mit grossem Lob zuwegen gebracht/ wurde er von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2132 http://d-nb.info/gnd/122867157 http://viaf.org/viaf/47654865">Hertzogen von <hi rendition="#aq">Guise</hi></persName>, um mit ihme in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-260 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000070">Frankreich</placeName> zu ziehen/ und seinen <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2060">Palast</placeName> daselbst zu mahlen/ neben einer Bestallung von sechshundert Cronen des Jahrs/ angenommen/ weiln er aber sein Werk zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> noch nicht ausgemacht hatte/ solte er zuvor den Hertzog vergnügen/ und wurde deswegen das Geld in der Bank gelassen. Wie aber nun solches erfolgen solte/ entstunde ein Krieg in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-260 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000070">Frankreich</placeName>/ und bliebe <note place="right">Mahlet <hi rendition="#aq">Trophé</hi>en für <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-576 http://d-nb.info/gnd/118560093 http://viaf.org/viaf/88598818"><hi rendition="#aq">Carolo V.</hi></persName></note> der Herzog todt; da begabe sich <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1982 http://d-nb.info/gnd/118808613 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500011296 http://viaf.org/viaf/12575251">Taddeo</persName></hi> wieder an das Werk zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-705">S. Marcello</placeName>,</hi> um selbiges zu End zu bringen/ er wurde aber wieder durch Verfärtigung unterschiedlicher Historien von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-576 http://d-nb.info/gnd/118560093 http://viaf.org/viaf/88598818">Carolo Quinto</persName>,</hi> wie er seinen herrlichen Auszug aus <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> gehalten/ und auch noch mehr andern Dingen/ als <hi rendition="#aq">Trophé</hi>en/ Auszierungen und dergleichen/ abgehalten/ welches alles inner 25. Tagen färtig seyn muste; worfür er dann mit Beyhülf seines Bruders 600. Gold-Cronen überkommen.</p>
          <cb/>
          <p>Er mahlte auch zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-885 http://www.geonames.org/3181628/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7007170">Paacciano</placeName></hi> für den Herrn <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2976 http://d-nb.info/gnd/102417237 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500121835 http://viaf.org/viaf/76464070">Paolo Giordano</persName></hi> zwey schöne Kammern/ in die <note place="right">Andere seine Werke.</note> eine die Geschicht von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1372 http://d-nb.info/gnd/119362503 http://viaf.org/viaf/5109068">Psyche</persName>,</hi> in die andere aber/ so von andern verlangt worden/ die Historie von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-118 http://d-nb.info/gnd/118501828 http://viaf.org/viaf/101353608">Alexander Magnus</persName>,</hi> wie nicht weniger zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> vor <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2133 http://d-nb.info/gnd/100061060 http://viaf.org/viaf/27405363">M. Stephano del Bufalo</persName></hi> in seinen <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-662">Hof oder Lustgarten</placeName> bey <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-636 http://www.geonames.org/6619448/">Fontagne de Trieni</placeName>,</hi> die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1666 http://d-nb.info/gnd/118820656 http://viaf.org/viaf/5727734">Musen</persName> bey dem Castalischen Brunnen/ welches ein herrlich und schönes Werk ist. Nachmalen/ als er in der Auszierung des <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2231">Palasts von <hi rendition="#aq">Ara Coeli</hi></placeName>  im Werk begriffen ware/ wurde er nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-80 http://www.geonames.org/3165035/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7003994">Urbino</placeName></hi> gesandt/ um die Tochter des Hertzogs/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2134">Virginiam</persName>,</hi> welche dem Herrn <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2135">Tederico Borromeo</persName></hi> getraut worden/ zu <hi rendition="#aq">contraf</hi>äten. Wie er nun solches sehr kunstreich verrichtet/ und von dar wiederkommen/ zeichnete er unterschiedliche Ding zu einer gantzen Credenz/ welche der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2102 http://d-nb.info/gnd/122504992 http://viaf.org/viaf/69106530">Herzog von <hi rendition="#aq">Castel Durante</hi></persName> nachmalen aus Erden machen liesse.</p>
          <p><note place="right">Legt große Ehr ein mit des Papsts <hi rendition="#aq">Contraf</hi>ät.</note> Als er sich abermalen nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> verfügt/ <hi rendition="#aq">praesenti</hi>rte er dem Papst sein warhafftes <hi rendition="#aq">Contrafe,</hi> welches ihme dann so beliebt/ daß er dasselbe nicht allein reichlich bezahlt/ sondern auch alle Reiß-Unkosten wieder erstatten lassen; Es geschahe hernach/ daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1189 http://d-nb.info/gnd/118792415 http://viaf.org/viaf/76309925">Papst <hi rendition="#aq">Pius</hi> der <hi rendition="#aq">IV</hi>.</persName> den <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-706">Saal <hi rendition="#aq">Regi</hi></placeName>, von deme schon oben im Leben des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1975 http://d-nb.info/gnd/118670999 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115438 http://viaf.org/viaf/19954714">Volterrae</persName><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1974 http://d-nb.info/gnd/118794280 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500002852 http://viaf.org/viaf/12395550">Salviati</persName></hi> gemeldet worden/ wolte zu End gebracht haben. Da schriebe er nun um <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-78 http://d-nb.info/gnd/118626213 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500017608 http://viaf.org/viaf/46768219">Vassari</persName></hi> nacher <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName>/ der sich aber höflich mit dem entschuldigte/ daß er in des <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-502 http://www.geonames.org/6697948/">Hertzogs Palast</placeName> sehr viel dermalen zu thun hätte/ weswegen darauf von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2232 http://d-nb.info/gnd/120014505 http://viaf.org/viaf/67286466">Cardinal <hi rendition="#aq">Emulio</hi></persName> (als welchem der Papst dieses Werk ganz übergeben) die Arbeit unterschiedlichen Mahlern ausgetheilet worden/ so/ daß die zwey fürnehmste Historien einer/ Namens <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2136 http://d-nb.info/gnd/122036182 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500025137">Joseph Porte</persName>, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1974 http://d-nb.info/gnd/118794280 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500002852 http://viaf.org/viaf/12395550">Salviati</persName></hi> Discipel/ und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2123 http://d-nb.info/gnd/120054876 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500027383">Hieronymus Sermonetta</persName></hi> auch eine von denselben/ neben einer andern kleinen/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2122 http://d-nb.info/gnd/122507436 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500001257 http://viaf.org/viaf/62431644"><hi rendition="#aq">Horatio</hi> von <hi rendition="#aq">Bologna</hi></persName> aber nur eine von den kleinen gemachet/ also <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1982 http://d-nb.info/gnd/118808613 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500011296 http://viaf.org/viaf/12575251">Taddeo</persName></hi> völlig sich ausgeschlossen <note place="right">Wird von seinen Mißgönnern gedrucket/</note> befunden; weiln der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2232 http://d-nb.info/gnd/120014505 http://viaf.org/viaf/67286466">Cardinal <hi rendition="#aq">Emulius</hi></persName> einer von seinen Mißgönnern war/ und berichtet worden/ als ob <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1982 http://d-nb.info/gnd/118808613 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500011296 http://viaf.org/viaf/12575251">Taddeo</persName></hi> nicht nach Ehre/ sondern nach Gewinn allein trachtete; Ungeacht dessen suchte <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1982 http://d-nb.info/gnd/118808613 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500011296 http://viaf.org/viaf/12575251">Taddeo</persName></hi> gleichwol durch den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-494 http://d-nb.info/gnd/118686151 http://viaf.org/viaf/57408901">Cardinal <hi rendition="#aq">Farnese</hi></persName> einzukommen/ deme aber zur Antwort gefallen/ daß er genug an seinem Werk zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-189 http://www.geonames.org/3180635/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7008285">Caprarola</placeName></hi> zu thun hätte. Weiln jedoch <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1982 http://d-nb.info/gnd/118808613 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500011296 http://viaf.org/viaf/12575251">Taddeo</persName></hi> bedunkte nicht recht zu seyn/ daß sein Ruhm wegen seiner Mißgönner dahinden bleiben solte/ vermachte er doch endlichen durch anderer Fürbitt bey dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2232 http://d-nb.info/gnd/120014505 http://viaf.org/viaf/67286466">Cardinal <hi rendition="#aq">Emulio</hi></persName> so viel/ daß ihme eine von den kleinesten Historien über der Port/ um weiln er keine grosse zuwegen bringen konte/ übergeben wurde. Indem nun <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2232 http://d-nb.info/gnd/120014505 http://viaf.org/viaf/67286466">Emulio</persName></hi> das Werk lang aufzoge/ vermeinte er/ daß <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1974 http://d-nb.info/gnd/118794280 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500002852 http://viaf.org/viaf/12395550">Salviati</persName></hi> alle die andere übertreffen; und dann der Papst alle die übrigen Werk abschmeissen lassen/ also alles allein dem <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1974 http://d-nb.info/gnd/118794280 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500002852 http://viaf.org/viaf/12395550">Salviati</persName></hi> übergeben werde.</p>
          <p>Wie nun aber alle obgenannte ihre Arbeit geendiget <note place="right">Aber doch nicht unterdrucket/ sondern übertrift andere Mahlere.</note>/ kame der Papst/ und wolte eine jede insonderheit durchsehen/ welches/ als es geschehen/ urtheilte er mit seinen Cardinälen und andern Kunst-Verständigen/ daß <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1982 http://d-nb.info/gnd/118808613 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500011296 http://viaf.org/viaf/12575251">Taddeo</persName></hi> unter allen den Vorzug erhalten/ und befahl darauf dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2232 http://d-nb.info/gnd/120014505 http://viaf.org/viaf/67286466">Cardinal
</persName></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 145]/0175] oder das Glück bey den Haaren hält/ und solches mit der Scheer abzuschneiden gerüstet ist/ davon aber oben schon gemeldet worden. Weiln nun diß dem Papst sehr wol gefiele/ ließ er ihn noch unterschiedliche Sachen machen. Nachmaln färtigte er auch einem Herrn/ Jacob Matthaei, eine Capelle in die Kirch von Consolation unter dem Campidoglio, welches er gerne/ um den Mund etlicher/ die da sagten/ daß er nichts/ als Facciaten oder Gewölber/ von schwartz und weiß/ mahlen könne/ zu stopfen/ verrichtet. Sintemaln er dardurch erweisen wolte/ daß er auch mit Farben zu mahlen/ und umzugehen wüste. Da er nun solches vorhatte/ arbeitete er fast nie daran/ als wann er sehr grossen Lust darzu/ um etwas besonderes und fürtrefliches zu machen/ überkommen/ daß er also an diesem Werck vier Jahre zugebracht. In der Kirche von Consolation. In das Gewölb machte er auf naß vier Historien des Passions nicht sehr groß/ aber mit überaus artiger Invention, Zeichnung und Colorierung/ die eine begreift in sich das Abendmahl/ die andere die Fußwaschung/ die dritte den Oelberg/ die vierdte/ wie man Christum im Garten fängt/ und in einem Nebenfeld auf der Seite die Geißlung/ in Figuren/ gantz nach dem Leben/ in einem andern aber das Ecce homo; über diesen Historien sind in zweyen Bögen noch ein paar andere Geschichte/ die erste nämlich/ wie Pilatus die Händ wäscht/ die andere/ wie Christus vor Annas steht/ vor dem Altar aber findet sich das Crucifix mit Magdalena zu Christi Fussen/ und mit Maria/ so in einer Ohnmacht da liget. Ferner stehen darbey zu beyden Seiten zwey Propheten/ und über dem Bogen der Auszierung von stucco zwey Sybillen/ welche vier Figuren von dem Leyden Christi halten. Weiters sihet man auch in dem Gewölb vier Evangelisten nur halbe Bilder; Diß Werck nun wurde Anno 1556. da Taddeo nicht mehr als 26. Jahr alt war/ färtig; und für so furtreflich gehalten/ daß er dardurch unter die bäste Künstlere und Mahlere gezehlet worden. Etliche Passions-Historien. Nachgehends mahlte er in des Papsts Palast eine Kammer auf Naß/ und eine Tafel von Oelfarbe/ die er in Portugall geschikt; Nach solch- und andern mehr Werken/ die er alle mit grossem Lob zuwegen gebracht/ wurde er von dem Hertzogen von Guise, um mit ihme in Frankreich zu ziehen/ und seinen Palast daselbst zu mahlen/ neben einer Bestallung von sechshundert Cronen des Jahrs/ angenommen/ weiln er aber sein Werk zu Rom noch nicht ausgemacht hatte/ solte er zuvor den Hertzog vergnügen/ und wurde deswegen das Geld in der Bank gelassen. Wie aber nun solches erfolgen solte/ entstunde ein Krieg in Frankreich/ und bliebe der Herzog todt; da begabe sich Taddeo wieder an das Werk zu S. Marcello, um selbiges zu End zu bringen/ er wurde aber wieder durch Verfärtigung unterschiedlicher Historien von Carolo Quinto, wie er seinen herrlichen Auszug aus Rom gehalten/ und auch noch mehr andern Dingen/ als Trophéen/ Auszierungen und dergleichen/ abgehalten/ welches alles inner 25. Tagen färtig seyn muste; worfür er dann mit Beyhülf seines Bruders 600. Gold-Cronen überkommen. Mahlet Trophéen für Carolo V. Er mahlte auch zu Paacciano für den Herrn Paolo Giordano zwey schöne Kammern/ in die eine die Geschicht von Cupido und Psyche, in die andere aber/ so von andern verlangt worden/ die Historie von Alexander Magnus, wie nicht weniger zu Rom vor M. Stephano del Bufalo in seinen Hof oder Lustgarten bey Fontagne de Trieni, die Musen bey dem Castalischen Brunnen/ welches ein herrlich und schönes Werk ist. Nachmalen/ als er in der Auszierung des Palasts von Ara Coeli im Werk begriffen ware/ wurde er nach Urbino gesandt/ um die Tochter des Hertzogs/ Virginiam, welche dem Herrn Tederico Borromeo getraut worden/ zu contrafäten. Wie er nun solches sehr kunstreich verrichtet/ und von dar wiederkommen/ zeichnete er unterschiedliche Ding zu einer gantzen Credenz/ welche der Herzog von Castel Durante nachmalen aus Erden machen liesse. Andere seine Werke. Als er sich abermalen nach Rom verfügt/ praesentirte er dem Papst sein warhafftes Contrafe, welches ihme dann so beliebt/ daß er dasselbe nicht allein reichlich bezahlt/ sondern auch alle Reiß-Unkosten wieder erstatten lassen; Es geschahe hernach/ daß Papst Pius der IV. den Saal Regi, von deme schon oben im Leben des Volterrae Salviati gemeldet worden/ wolte zu End gebracht haben. Da schriebe er nun um Vassari nacher Florenz/ der sich aber höflich mit dem entschuldigte/ daß er in des Hertzogs Palast sehr viel dermalen zu thun hätte/ weswegen darauf von dem Cardinal Emulio (als welchem der Papst dieses Werk ganz übergeben) die Arbeit unterschiedlichen Mahlern ausgetheilet worden/ so/ daß die zwey fürnehmste Historien einer/ Namens Joseph Porte, Salviati Discipel/ und Hieronymus Sermonetta auch eine von denselben/ neben einer andern kleinen/ Horatio von Bologna aber nur eine von den kleinen gemachet/ also Taddeo völlig sich ausgeschlossen befunden; weiln der Cardinal Emulius einer von seinen Mißgönnern war/ und berichtet worden/ als ob Taddeo nicht nach Ehre/ sondern nach Gewinn allein trachtete; Ungeacht dessen suchte Taddeo gleichwol durch den Cardinal Farnese einzukommen/ deme aber zur Antwort gefallen/ daß er genug an seinem Werk zu Caprarola zu thun hätte. Weiln jedoch Taddeo bedunkte nicht recht zu seyn/ daß sein Ruhm wegen seiner Mißgönner dahinden bleiben solte/ vermachte er doch endlichen durch anderer Fürbitt bey dem Cardinal Emulio so viel/ daß ihme eine von den kleinesten Historien über der Port/ um weiln er keine grosse zuwegen bringen konte/ übergeben wurde. Indem nun Emulio das Werk lang aufzoge/ vermeinte er/ daß Salviati alle die andere übertreffen; und dann der Papst alle die übrigen Werk abschmeissen lassen/ also alles allein dem Salviati übergeben werde. Legt große Ehr ein mit des Papsts Contrafät. Wird von seinen Mißgönnern gedrucket/ Wie nun aber alle obgenannte ihre Arbeit geendiget / kame der Papst/ und wolte eine jede insonderheit durchsehen/ welches/ als es geschehen/ urtheilte er mit seinen Cardinälen und andern Kunst-Verständigen/ daß Taddeo unter allen den Vorzug erhalten/ und befahl darauf dem Cardinal Aber doch nicht unterdrucket/ sondern übertrift andere Mahlere.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/175
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 145]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/175>, abgerufen am 29.04.2024.