Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] den Pietro Soderini wolte machen lassen/ unterdessen kamen an die Herren von Florenz drey Befehl von dem Papst/ daß sie ihme den Michäel Angelo nacher Rom solten senden/ welchen Ernst des Papsts als er vermerket/ nahm er ihme für nach Constantinopel zu ziehen/ um dem Türken zu dienen/ durch Mittel eines Mönchs/ der ihme andeutete/ daß ihn der Türk wol brauchen würde/ um eine Bruck aus Constantinopel nach Pera zu machen/ er liesse sich aber bässer rahten von Pietro Soderini, der ihn/ zu mehrerer Versicherung/ als einen Staats-Gesandten/ mit seinem Bruder/ dem Cardinal Soderini, welcher mit ihme solte zu dem Papst gehen/ nach Rom schikte; da kamen sie nach Bolognen/ woselbst der Papst unlängst von Rom ankommen war.

Ursach des Päpstlichen Zorns/ wider Michael Angelo. Es werden unterschiedliche Ursachen des Päpstlichen Zorns wider unsern Künstler erzehlet; Etliche wollen/ es seye daher kommen/ daß er niemals etwas von seiner Arbeit/ eh es ganz färtig gewesen/ habe wollen sehen lassen/ dannenhero der Papst sich oft verkleidet/ und die Knechte des Künstlers ihn in die Capell Sixti, welche er zu mahlen bestellet/ einzulassen/ mit Geld bestochen habe: welches/ als es Michäel vermerket/ habe er einsmals ein Brett auf den Papst herunter geworfen/ das ihn zu diesen Zorn gereitzet haben solle. Ob aber dieses oder ein anders die Ursach gewesen/ stehet dahin/ gewiß aber ist/ daß sich Michäel sehr beförchtet/ daß es mit ihm nicht gut ablauffen möchte. Da er nun in Bolognen gekommen/ wurde er gleich/ eh er noch die Stiffel abgezogen/ von dem Hofgesind des Papsts/ in Begleitung eines Bischofs/ des Cardinals Soderini, (weiln der Cardinal selbst krank worden) für den Papst gebracht/ für dem er auf seine Knie nidergefallen: Der Papst sahe ihn überzwergs an/ sprechend: An statt daß ihr uns soltet suchen/ habt ihr gewolt/ daß man euch solte suchen/ dahin zielend: daß Bolognen näher bey Florenz ist/ als bey Rom. Michäel Angelo bate mit aufgehebten Händen und lauter Stimme um Gnade/ sich entschuldigend/ daß er solches gethan hätte/ seye geschehen aus Unvollkommenheit/ weilen er nicht ertragen können/ also verjagt und verstossen zu werden; er bitte um Perdon seines Verbrechens. Der Bischoff/ welcher ihn dahin gebracht/ vermeinte die Sach auch zu entschuldigen/ und sagte zu dem Papst: Diese und dergleichen Menschen sind unwissend/ und ausser ihrer Kunst zu nichts Wird wieder mit dem Papst versöhnet. gut/ daß man derowegen wol Ursach hat/ ihnen zu vergeben; der Papst wurde zornig/ und triebe mit einem Stab/ den er bey sich hatte/ den Bischoff von sich/ sagende: O Unwissender/ seyd ihr/ der diesen Mann verschmähet/ da wir selbst ihn nicht verschmähen! Gab daraus dem Michäel Angelo die benediction, und darneben auch andere Geschenke.

Darnach machte er des Papsts Contrafät 5. Elen hoch von Kupfer/ in welchem er grosse Kunst und schöne Gebärden zuwegen gebracht/ neben einer grossen ernstlichen Standhaftigkeit. Diß Bild ward zu Bolognen gestelt über die Porten der Kirche von S. Petronio. Man sagt/daß/ da Michäel Angelo noch in der Arbeit begriffen gewesen/ darzu kommen seye der fürtrefliche Mahler und[Spaltenumbruch] Komt mit dem Mahler Francia in differenz. Goldschmied Francia, der viel von dem Lob und der Kunst des Michäel Angelo gehört hatte/ aber nie nichts von ihme gesehen/ dieser habe sich über diesem künstlichen Werk sehr verwundert: daß ihn Michäel gefragt habe: Was ihn von diesem Bild beduncke? und als Francia geantwortet: Es ist ein sehr schöner Guß und schönes Stuck; habe er vermeint/ als ob er mehr das Kupfer/ als die Kunst rühmte/ auch derohalben gesagt: Dieses hab ich dem Papst zu danken/ der mir so gutes Kupfer darzu gegeben/ gleich ihr dem Apothecker zu danken habt/ der euch die Farben zum mahlen gibt; aus heimlichen Zorn aber gegen den Edelleuten gedacht: daß er ein plumper Kerl seye/ und/ als er den Sohn des Francia gesehen/ zu ihm gesagt: Euer Vatter macht schönere lebendige/ als gemahlte Bilder. Unter den Edelleuten fragte ihn einer/ welches er höher achte/ des Papsts Bild/ oder beantwortet einen Spötter sehr klug. ein paar Ochsen? Er antwortete: Nach dem die Ochsen sind/ dann die von Bolognen sind alle gröber/ als unsere Florentinische; der Papst legte auf die Bank/ um das Bild zu vollenden/ tausend Cronen/ und als es von Erd gemacht war/ zohe er nach Rom/ und ließ den Michäel Angelo zu Bolognen/ der es inner 16. Monat endigte. Diß Bild wurde nachmals zerbrochen/ und dem Herzog von Ferrara verkauft/ der ein Stuck Geschütz daraus gegossen/ welches er Julius genennet/ aber den Kopf bewahrte er gar wol.

Da der Papst zu Rom war/ brachte Bramant, der ein Befreundter des Raphaels, und darum kein großer Freund von Michael Angelo gewesen/ dem Papst in den Kopf/ daß er seine Begräbnis nicht solte fortmachen/ weil es schön seye/ wann man den Tod hasse/ und daß es ein böses Zeichen/ wann man in seinen Leb-Zeiten sich eine Begräbnis machen laße/ hingegen aber gut wäre/ Muß von des Papsts Begräbnis ablassen/ und die Capell Sixti mahlen. daß Michael Angelo das Gewölb von der Capelle/ zu Ehren und Gedächtnis des Papsts Sixtus, die er in den Palast angefangen hätte/ ausmahlete; dardurch brachte Bramant und andere des Michael Angelo Mißgönnere darzu/ daß das herrlich-angefangene Werk der Bildhauerey muste dahinden stehen/ weil sie unsern Künstler/ durch seine Fürtreflichkeit in dieser Kunst/ in gar zu großen Werth und Gnade bey dem Papst kommen sahen/ und gedachten darmit ihm den Muht zu nehmen/ weiln er auf naß mahlen muste/ in welchem sie ihne minder Kunstreich geglaubt/ und daß er leicht von Raphäel in solchem übertroffen werden/ also die die Päpstliche Gunst sich auch verlieren würde. Michael Angelo kame nach Rom/ und mißriethe/ für den Papst erfordert/ diese Anstalt/ verhoffend/ daß Raphäel an seine Stelle gesetzt werden/ er aber die Begräbnis endigen möchte/ aber der Papst hatte mehr Sinn zu dem andern/ und wolte/ daß alle Gemälde/ die zur Zeit Sixti des Papsts gemacht worden/ solten abgenommen werden/ obwolen sie 50000. Ducaten gekostet: Michäel Angelo des Papsts Fürnehmen ersehende/ nahme ihme für/ um Hülf nach Florenz zu senden/ und zu machen/ daß/ die daselbst für seiner Zeit gearbeitet/ seiner Kunst wegen/ ihm solten zu Füßen ligen/ und wolte zeigen/ daß die Moderne und gegenwärtige

[Spaltenumbruch] den Pietro Soderini wolte machen lassen/ unterdessen kamen an die Herren von Florenz drey Befehl von dem Papst/ daß sie ihme den Michäel Angelo nacher Rom solten senden/ welchen Ernst des Papsts als er vermerket/ nahm er ihme für nach Constantinopel zu ziehen/ um dem Türken zu dienen/ durch Mittel eines Mönchs/ der ihme andeutete/ daß ihn der Türk wol brauchen würde/ um eine Bruck aus Constantinopel nach Pera zu machen/ er liesse sich aber bässer rahten von Pietro Soderini, der ihn/ zu mehrerer Versicherung/ als einen Staats-Gesandten/ mit seinem Bruder/ dem Cardinal Soderini, welcher mit ihme solte zu dem Papst gehen/ nach Rom schikte; da kamen sie nach Bolognen/ woselbst der Papst unlängst von Rom ankommen war.

Ursach des Päpstlichen Zorns/ wider Michael Angelo. Es werden unterschiedliche Ursachen des Päpstlichen Zorns wider unsern Künstler erzehlet; Etliche wollen/ es seye daher kommen/ daß er niemals etwas von seiner Arbeit/ eh es ganz färtig gewesen/ habe wollen sehen lassen/ dannenhero der Papst sich oft verkleidet/ und die Knechte des Künstlers ihn in die Capell Sixti, welche er zu mahlen bestellet/ einzulassen/ mit Geld bestochen habe: welches/ als es Michäel vermerket/ habe er einsmals ein Brett auf den Papst herunter geworfen/ das ihn zu diesen Zorn gereitzet haben solle. Ob aber dieses oder ein anders die Ursach gewesen/ stehet dahin/ gewiß aber ist/ daß sich Michäel sehr beförchtet/ daß es mit ihm nicht gut ablauffen möchte. Da er nun in Bolognen gekommen/ wurde er gleich/ eh er noch die Stiffel abgezogen/ von dem Hofgesind des Papsts/ in Begleitung eines Bischofs/ des Cardinals Soderini, (weiln der Cardinal selbst krank worden) für den Papst gebracht/ für dem er auf seine Knie nidergefallen: Der Papst sahe ihn überzwergs an/ sprechend: An statt daß ihr uns soltet suchen/ habt ihr gewolt/ daß man euch solte suchen/ dahin zielend: daß Bolognen näher bey Florenz ist/ als bey Rom. Michäel Angelo bate mit aufgehebten Händen und lauter Stimme um Gnade/ sich entschuldigend/ daß er solches gethan hätte/ seye geschehen aus Unvollkommenheit/ weilen er nicht ertragen können/ also verjagt und verstossen zu werden; er bitte um Perdon seines Verbrechens. Der Bischoff/ welcher ihn dahin gebracht/ vermeinte die Sach auch zu entschuldigen/ und sagte zu dem Papst: Diese und dergleichen Menschen sind unwissend/ und ausser ihrer Kunst zu nichts Wird wieder mit dem Papst versöhnet. gut/ daß man derowegen wol Ursach hat/ ihnen zu vergeben; der Papst wurde zornig/ und triebe mit einem Stab/ den er bey sich hatte/ den Bischoff von sich/ sagende: O Unwissender/ seyd ihr/ der diesen Mann verschmähet/ da wir selbst ihn nicht verschmähen! Gab daraus dem Michäel Angelo die benediction, und darneben auch andere Geschenke.

Darnach machte er des Papsts Contrafät 5. Elen hoch von Kupfer/ in welchem er grosse Kunst und schöne Gebärden zuwegen gebracht/ neben einer grossen ernstlichen Standhaftigkeit. Diß Bild ward zu Bolognen gestelt über die Porten der Kirche von S. Petronio. Man sagt/daß/ da Michäel Angelo noch in der Arbeit begriffen gewesen/ darzu kommen seye der fürtrefliche Mahler und[Spaltenumbruch] Komt mit dem Mahler Francia in differenz. Goldschmied Francia, der viel von dem Lob und der Kunst des Michäel Angelo gehört hatte/ aber nie nichts von ihme gesehen/ dieser habe sich über diesem künstlichen Werk sehr verwundert: daß ihn Michäel gefragt habe: Was ihn von diesem Bild beduncke? und als Francia geantwortet: Es ist ein sehr schöner Guß und schönes Stuck; habe er vermeint/ als ob er mehr das Kupfer/ als die Kunst rühmte/ auch derohalben gesagt: Dieses hab ich dem Papst zu danken/ der mir so gutes Kupfer darzu gegeben/ gleich ihr dem Apothecker zu danken habt/ der euch die Farben zum mahlen gibt; aus heimlichen Zorn aber gegen den Edelleuten gedacht: daß er ein plumper Kerl seye/ und/ als er den Sohn des Francia gesehen/ zu ihm gesagt: Euer Vatter macht schönere lebendige/ als gemahlte Bilder. Unter den Edelleuten fragte ihn einer/ welches er höher achte/ des Papsts Bild/ oder beantwortet einen Spötter sehr klug. ein paar Ochsen? Er antwortete: Nach dem die Ochsen sind/ dann die von Bolognen sind alle gröber/ als unsere Florentinische; der Papst legte auf die Bank/ um das Bild zu vollenden/ tausend Cronen/ und als es von Erd gemacht war/ zohe er nach Rom/ und ließ den Michäel Angelo zu Bolognen/ der es inner 16. Monat endigte. Diß Bild wurde nachmals zerbrochen/ und dem Herzog von Ferrara verkauft/ der ein Stuck Geschütz daraus gegossen/ welches er Julius genennet/ aber den Kopf bewahrte er gar wol.

Da der Papst zu Rom war/ brachte Bramant, der ein Befreundter des Raphaëls, und darum kein großer Freund von Michaël Angelo gewesen/ dem Papst in den Kopf/ daß er seine Begräbnis nicht solte fortmachen/ weil es schön seye/ wann man den Tod hasse/ und daß es ein böses Zeichen/ wann man in seinen Leb-Zeiten sich eine Begräbnis machen laße/ hingegen aber gut wäre/ Muß von des Papsts Begräbnis ablassen/ und die Capell Sixti mahlen. daß Michaël Angelo das Gewölb von der Capelle/ zu Ehren und Gedächtnis des Papsts Sixtus, die er in den Palast angefangen hätte/ ausmahlete; dardurch brachte Bramant und andere des Michaël Angelo Mißgönnere darzu/ daß das herrlich-angefangene Werk der Bildhauerey muste dahinden stehen/ weil sie unsern Künstler/ durch seine Fürtreflichkeit in dieser Kunst/ in gar zu großen Werth und Gnade bey dem Papst kommen sahen/ und gedachten darmit ihm den Muht zu nehmen/ weiln er auf naß mahlen muste/ in welchem sie ihne minder Kunstreich geglaubt/ und daß er leicht von Raphäel in solchem übertroffen werden/ also die die Päpstliche Gunst sich auch verlieren würde. Michaël Angelo kame nach Rom/ und mißriethe/ für den Papst erfordert/ diese Anstalt/ verhoffend/ daß Raphäel an seine Stelle gesetzt werden/ er aber die Begräbnis endigen möchte/ aber der Papst hatte mehr Sinn zu dem andern/ und wolte/ daß alle Gemälde/ die zur Zeit Sixti des Papsts gemacht worden/ solten abgenommen werden/ obwolen sie 50000. Ducaten gekostet: Michäel Angelo des Papsts Fürnehmen ersehende/ nahme ihme für/ um Hülf nach Florenz zu senden/ und zu machen/ daß/ die daselbst für seiner Zeit gearbeitet/ seiner Kunst wegen/ ihm solten zu Füßen ligen/ und wolte zeigen/ daß die Moderne und gegenwärtige

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div>
          <p><pb facs="#f0182" xml:id="pb-362" n="[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 150]"/><cb/>
den <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-920 http://d-nb.info/gnd/129070912 http://viaf.org/viaf/1080967">Pietro Soderini</persName></hi> wolte machen lassen/ unterdessen kamen an die Herren von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName> drey Befehl von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-352 http://d-nb.info/gnd/118714090 http://viaf.org/viaf/51697938">Papst</persName>/ daß sie ihme den <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191">Michäel Angelo</persName></hi> nacher <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> solten senden/ welchen Ernst des Papsts als er vermerket/ nahm er ihme für nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-54 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7002473">Constantinopel</placeName> zu ziehen/ um dem Türken zu dienen/ durch Mittel eines Mönchs/ der ihme andeutete/ daß ihn der Türk wol brauchen würde/ um eine Bruck aus <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-54 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7002473">Constantinopel</placeName> nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-904 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7002474">Pera</placeName> zu machen/ er liesse sich aber bässer rahten von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-920 http://d-nb.info/gnd/129070912 http://viaf.org/viaf/1080967">Pietro Soderini</persName>,</hi> der ihn/ zu mehrerer Versicherung/ als einen Staats-Gesandten/ mit seinem Bruder/ dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2154 http://d-nb.info/gnd/119161869 http://viaf.org/viaf/27875251">Cardinal <hi rendition="#aq">Soderini</hi></persName>, welcher mit ihme solte zu dem Papst gehen/ nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> schikte; da kamen sie nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-8 http://www.geonames.org/3181928/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004847"><hi rendition="#aq">Bologn</hi>en</placeName>/ woselbst der Papst unlängst von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> ankommen war.</p>
          <p><note place="right">Ursach des Päpstlichen Zorns/ wider <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191">Michael Angelo</persName></hi>.</note> Es werden unterschiedliche Ursachen des Päpstlichen Zorns wider unsern Künstler erzehlet; Etliche wollen/ es seye daher kommen/ daß er niemals etwas von seiner Arbeit/ eh es ganz färtig gewesen/ habe wollen sehen lassen/ dannenhero der Papst sich oft verkleidet/ und die Knechte des Künstlers ihn in die <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-500">Capell <hi rendition="#aq">Sixti</hi></placeName>, welche er zu mahlen bestellet/ einzulassen/ mit Geld bestochen habe: welches/ als es <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191">Michäel</persName></hi> vermerket/ habe er einsmals ein Brett auf den Papst herunter geworfen/ das ihn zu diesen Zorn gereitzet haben solle. Ob aber dieses oder ein anders die Ursach gewesen/ stehet dahin/ gewiß aber ist/ daß sich <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191">Michäel</persName></hi> sehr beförchtet/ daß es mit ihm nicht gut ablauffen möchte. Da er nun in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-8 http://www.geonames.org/3181928/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004847"><hi rendition="#aq">Bologn</hi>en</placeName> gekommen/ wurde er gleich/ eh er noch die Stiffel abgezogen/ von dem Hofgesind des Papsts/ in Begleitung eines Bischofs/ des Cardinals <hi rendition="#aq">Soderini</hi>, (weiln der Cardinal selbst krank worden) für den Papst gebracht/ für dem er auf seine Knie nidergefallen: Der Papst sahe ihn überzwergs an/ sprechend: An statt daß ihr uns soltet suchen/ habt ihr gewolt/ daß man euch solte suchen/ dahin zielend: daß <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-8 http://www.geonames.org/3181928/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004847"><hi rendition="#aq">Bologn</hi>en</placeName> näher bey <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName> ist/ als bey <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>. <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191">Michäel Angelo</persName></hi> bate mit aufgehebten Händen und lauter Stimme um Gnade/ sich entschuldigend/ daß er solches gethan hätte/ seye geschehen aus Unvollkommenheit/ weilen er nicht ertragen können/ also verjagt und verstossen zu werden; er bitte um Perdon seines Verbrechens. Der Bischoff/ welcher ihn dahin gebracht/ vermeinte die Sach auch zu entschuldigen/ und sagte zu dem Papst: Diese und dergleichen Menschen sind unwissend/ und ausser ihrer Kunst zu nichts <note place="right">Wird wieder mit dem Papst versöhnet.</note> gut/ daß man derowegen wol Ursach hat/ ihnen zu vergeben; der Papst wurde zornig/ und triebe mit einem Stab/ den er bey sich hatte/ den Bischoff von sich/ sagende: O Unwissender/ seyd ihr/ der diesen Mann verschmähet/ da wir selbst ihn nicht verschmähen! Gab daraus dem <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191">Michäel Angelo</persName></hi> die <hi rendition="#aq">benediction,</hi> und darneben auch andere Geschenke.</p>
          <p>Darnach machte er des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-352 http://d-nb.info/gnd/118714090 http://viaf.org/viaf/51697938">Papsts</persName> <hi rendition="#aq">Contraf</hi>ät 5. Elen hoch von Kupfer/ in welchem er grosse Kunst und schöne Gebärden zuwegen gebracht/ neben einer grossen ernstlichen Standhaftigkeit. Diß Bild ward zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-8 http://www.geonames.org/3181928/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004847"><hi rendition="#aq">Bologn</hi>en</placeName> gestelt über die Porten der Kirche von <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-889">S. Petronio</placeName></hi>. Man sagt/daß/ da <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191">Michäel Angelo</persName></hi> noch in der Arbeit begriffen gewesen/ darzu kommen seye der fürtrefliche Mahler und<cb/>
<note place="right">Komt mit dem Mahler <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1243 http://d-nb.info/gnd/102458979 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115527">Francia</persName></hi> in <hi rendition="#aq">differenz</hi>.</note> Goldschmied <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1243 http://d-nb.info/gnd/102458979 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115527">Francia</persName>,</hi> der viel von dem Lob und der Kunst des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191">Michäel Angelo</persName></hi> gehört hatte/ aber nie nichts von ihme gesehen/ dieser habe sich über diesem künstlichen Werk sehr verwundert: daß ihn <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191">Michäel</persName></hi> gefragt habe: Was ihn von diesem Bild beduncke? und als <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1243 http://d-nb.info/gnd/102458979 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115527">Francia</persName></hi> geantwortet: Es ist ein sehr schöner Guß und schönes Stuck; habe er vermeint/ als ob er mehr das Kupfer/ als die Kunst rühmte/ auch derohalben gesagt: Dieses hab ich dem Papst zu danken/ der mir so gutes Kupfer darzu gegeben/ gleich ihr dem Apothecker zu danken habt/ der euch die Farben zum mahlen gibt; aus heimlichen Zorn aber gegen den Edelleuten gedacht: daß er ein plumper Kerl seye/ und/ als er den Sohn des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1243 http://d-nb.info/gnd/102458979 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115527">Francia</persName></hi> gesehen/ zu ihm gesagt: Euer Vatter macht schönere lebendige/ als gemahlte Bilder. Unter den Edelleuten fragte ihn einer/ welches er höher achte/ des Papsts Bild/ oder <note place="right">beantwortet einen Spötter sehr klug.</note> ein paar Ochsen? Er antwortete: Nach dem die Ochsen sind/ dann die von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-8 http://www.geonames.org/3181928/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004847">Bolognen</placeName> sind alle gröber/ als unsere Florentinische; der Papst legte auf die Bank/ um das Bild zu vollenden/ tausend Cronen/ und als es von Erd gemacht war/ zohe er nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>/ und ließ den <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191">Michäel Angelo</persName></hi> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-8 http://www.geonames.org/3181928/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004847">Bolognen</placeName>/ der es inner 16. Monat endigte. Diß Bild wurde nachmals zerbrochen/ und dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1351 http://d-nb.info/gnd/122484045 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500116566 http://viaf.org/viaf/13192005">Herzog von <hi rendition="#aq">Ferrara</hi></persName> verkauft/ der ein Stuck Geschütz daraus gegossen/ welches er <hi rendition="#aq">Julius</hi> genennet/ aber den Kopf bewahrte er gar wol.</p>
          <p>Da der Papst zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> war/ brachte <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-351 http://d-nb.info/gnd/11851427X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500019098 http://viaf.org/viaf/79161779">Bramant</persName>,</hi> der ein Befreundter des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-446 http://d-nb.info/gnd/118597787 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500023578 http://viaf.org/viaf/64055977">Raphaëls</persName>,</hi> und darum kein großer Freund von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191">Michaël Angelo</persName></hi> gewesen/ dem Papst in den Kopf/ daß er seine Begräbnis nicht solte fortmachen/ weil es schön seye/ wann man den Tod hasse/ und daß es ein böses Zeichen/ wann man in seinen Leb-Zeiten sich eine Begräbnis machen laße/ hingegen aber gut wäre/ <note place="right">Muß von des Papsts Begräbnis ablassen/ und die <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-500">Capell <hi rendition="#aq">Sixti</hi></placeName> mahlen.</note> daß <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191">Michaël Angelo</persName></hi> das Gewölb von der Capelle/ zu Ehren und Gedächtnis des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1187 http://d-nb.info/gnd/118797476 http://viaf.org/viaf/37712552">Papsts <hi rendition="#aq">Sixtus</hi></persName>, die er in den Palast angefangen hätte/ ausmahlete; dardurch brachte <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-351 http://d-nb.info/gnd/11851427X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500019098 http://viaf.org/viaf/79161779">Bramant</persName></hi> und andere des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191">Michaël Angelo</persName></hi> Mißgönnere darzu/ daß das herrlich-angefangene Werk der Bildhauerey muste dahinden stehen/ weil sie unsern Künstler/ durch seine Fürtreflichkeit in dieser Kunst/ in gar zu großen Werth und Gnade bey dem Papst kommen sahen/ und gedachten darmit ihm den Muht zu nehmen/ weiln er auf naß mahlen muste/ in welchem sie ihne minder Kunstreich geglaubt/ und daß er leicht von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-446 http://d-nb.info/gnd/118597787 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500023578 http://viaf.org/viaf/64055977">Raphäel</persName></hi> in solchem übertroffen werden/ also die die Päpstliche Gunst sich auch verlieren würde. <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191">Michaël Angelo</persName></hi> kame nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>/ und mißriethe/ für den Papst erfordert/ diese Anstalt/ verhoffend/ daß <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-446 http://d-nb.info/gnd/118597787 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500023578 http://viaf.org/viaf/64055977">Raphäel</persName></hi> an seine Stelle gesetzt werden/ er aber die Begräbnis endigen möchte/ aber der Papst hatte mehr Sinn zu dem andern/ und wolte/ daß alle Gemälde/ die zur Zeit <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1187 http://d-nb.info/gnd/118797476 http://viaf.org/viaf/37712552">Sixti</persName></hi> des Papsts gemacht worden/ solten abgenommen werden/ obwolen sie 50000. Ducaten gekostet: <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191">Michäel Angelo</persName></hi> des Papsts Fürnehmen ersehende/ nahme ihme für/ um Hülf nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName> zu senden/ und zu machen/ daß/ die daselbst für seiner Zeit gearbeitet/ seiner Kunst wegen/ ihm solten zu Füßen ligen/ und wolte zeigen/ daß die Moderne und gegenwärtige
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 150]/0182] den Pietro Soderini wolte machen lassen/ unterdessen kamen an die Herren von Florenz drey Befehl von dem Papst/ daß sie ihme den Michäel Angelo nacher Rom solten senden/ welchen Ernst des Papsts als er vermerket/ nahm er ihme für nach Constantinopel zu ziehen/ um dem Türken zu dienen/ durch Mittel eines Mönchs/ der ihme andeutete/ daß ihn der Türk wol brauchen würde/ um eine Bruck aus Constantinopel nach Pera zu machen/ er liesse sich aber bässer rahten von Pietro Soderini, der ihn/ zu mehrerer Versicherung/ als einen Staats-Gesandten/ mit seinem Bruder/ dem Cardinal Soderini, welcher mit ihme solte zu dem Papst gehen/ nach Rom schikte; da kamen sie nach Bolognen/ woselbst der Papst unlängst von Rom ankommen war. Es werden unterschiedliche Ursachen des Päpstlichen Zorns wider unsern Künstler erzehlet; Etliche wollen/ es seye daher kommen/ daß er niemals etwas von seiner Arbeit/ eh es ganz färtig gewesen/ habe wollen sehen lassen/ dannenhero der Papst sich oft verkleidet/ und die Knechte des Künstlers ihn in die Capell Sixti, welche er zu mahlen bestellet/ einzulassen/ mit Geld bestochen habe: welches/ als es Michäel vermerket/ habe er einsmals ein Brett auf den Papst herunter geworfen/ das ihn zu diesen Zorn gereitzet haben solle. Ob aber dieses oder ein anders die Ursach gewesen/ stehet dahin/ gewiß aber ist/ daß sich Michäel sehr beförchtet/ daß es mit ihm nicht gut ablauffen möchte. Da er nun in Bolognen gekommen/ wurde er gleich/ eh er noch die Stiffel abgezogen/ von dem Hofgesind des Papsts/ in Begleitung eines Bischofs/ des Cardinals Soderini, (weiln der Cardinal selbst krank worden) für den Papst gebracht/ für dem er auf seine Knie nidergefallen: Der Papst sahe ihn überzwergs an/ sprechend: An statt daß ihr uns soltet suchen/ habt ihr gewolt/ daß man euch solte suchen/ dahin zielend: daß Bolognen näher bey Florenz ist/ als bey Rom. Michäel Angelo bate mit aufgehebten Händen und lauter Stimme um Gnade/ sich entschuldigend/ daß er solches gethan hätte/ seye geschehen aus Unvollkommenheit/ weilen er nicht ertragen können/ also verjagt und verstossen zu werden; er bitte um Perdon seines Verbrechens. Der Bischoff/ welcher ihn dahin gebracht/ vermeinte die Sach auch zu entschuldigen/ und sagte zu dem Papst: Diese und dergleichen Menschen sind unwissend/ und ausser ihrer Kunst zu nichts gut/ daß man derowegen wol Ursach hat/ ihnen zu vergeben; der Papst wurde zornig/ und triebe mit einem Stab/ den er bey sich hatte/ den Bischoff von sich/ sagende: O Unwissender/ seyd ihr/ der diesen Mann verschmähet/ da wir selbst ihn nicht verschmähen! Gab daraus dem Michäel Angelo die benediction, und darneben auch andere Geschenke. Ursach des Päpstlichen Zorns/ wider Michael Angelo. Wird wieder mit dem Papst versöhnet. Darnach machte er des Papsts Contrafät 5. Elen hoch von Kupfer/ in welchem er grosse Kunst und schöne Gebärden zuwegen gebracht/ neben einer grossen ernstlichen Standhaftigkeit. Diß Bild ward zu Bolognen gestelt über die Porten der Kirche von S. Petronio. Man sagt/daß/ da Michäel Angelo noch in der Arbeit begriffen gewesen/ darzu kommen seye der fürtrefliche Mahler und Goldschmied Francia, der viel von dem Lob und der Kunst des Michäel Angelo gehört hatte/ aber nie nichts von ihme gesehen/ dieser habe sich über diesem künstlichen Werk sehr verwundert: daß ihn Michäel gefragt habe: Was ihn von diesem Bild beduncke? und als Francia geantwortet: Es ist ein sehr schöner Guß und schönes Stuck; habe er vermeint/ als ob er mehr das Kupfer/ als die Kunst rühmte/ auch derohalben gesagt: Dieses hab ich dem Papst zu danken/ der mir so gutes Kupfer darzu gegeben/ gleich ihr dem Apothecker zu danken habt/ der euch die Farben zum mahlen gibt; aus heimlichen Zorn aber gegen den Edelleuten gedacht: daß er ein plumper Kerl seye/ und/ als er den Sohn des Francia gesehen/ zu ihm gesagt: Euer Vatter macht schönere lebendige/ als gemahlte Bilder. Unter den Edelleuten fragte ihn einer/ welches er höher achte/ des Papsts Bild/ oder ein paar Ochsen? Er antwortete: Nach dem die Ochsen sind/ dann die von Bolognen sind alle gröber/ als unsere Florentinische; der Papst legte auf die Bank/ um das Bild zu vollenden/ tausend Cronen/ und als es von Erd gemacht war/ zohe er nach Rom/ und ließ den Michäel Angelo zu Bolognen/ der es inner 16. Monat endigte. Diß Bild wurde nachmals zerbrochen/ und dem Herzog von Ferrara verkauft/ der ein Stuck Geschütz daraus gegossen/ welches er Julius genennet/ aber den Kopf bewahrte er gar wol. Komt mit dem Mahler Francia in differenz. beantwortet einen Spötter sehr klug. Da der Papst zu Rom war/ brachte Bramant, der ein Befreundter des Raphaëls, und darum kein großer Freund von Michaël Angelo gewesen/ dem Papst in den Kopf/ daß er seine Begräbnis nicht solte fortmachen/ weil es schön seye/ wann man den Tod hasse/ und daß es ein böses Zeichen/ wann man in seinen Leb-Zeiten sich eine Begräbnis machen laße/ hingegen aber gut wäre/ daß Michaël Angelo das Gewölb von der Capelle/ zu Ehren und Gedächtnis des Papsts Sixtus, die er in den Palast angefangen hätte/ ausmahlete; dardurch brachte Bramant und andere des Michaël Angelo Mißgönnere darzu/ daß das herrlich-angefangene Werk der Bildhauerey muste dahinden stehen/ weil sie unsern Künstler/ durch seine Fürtreflichkeit in dieser Kunst/ in gar zu großen Werth und Gnade bey dem Papst kommen sahen/ und gedachten darmit ihm den Muht zu nehmen/ weiln er auf naß mahlen muste/ in welchem sie ihne minder Kunstreich geglaubt/ und daß er leicht von Raphäel in solchem übertroffen werden/ also die die Päpstliche Gunst sich auch verlieren würde. Michaël Angelo kame nach Rom/ und mißriethe/ für den Papst erfordert/ diese Anstalt/ verhoffend/ daß Raphäel an seine Stelle gesetzt werden/ er aber die Begräbnis endigen möchte/ aber der Papst hatte mehr Sinn zu dem andern/ und wolte/ daß alle Gemälde/ die zur Zeit Sixti des Papsts gemacht worden/ solten abgenommen werden/ obwolen sie 50000. Ducaten gekostet: Michäel Angelo des Papsts Fürnehmen ersehende/ nahme ihme für/ um Hülf nach Florenz zu senden/ und zu machen/ daß/ die daselbst für seiner Zeit gearbeitet/ seiner Kunst wegen/ ihm solten zu Füßen ligen/ und wolte zeigen/ daß die Moderne und gegenwärtige Muß von des Papsts Begräbnis ablassen/ und die Capell Sixti mahlen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/182
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 150]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/182>, abgerufen am 13.05.2024.