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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] sonderlich die Griechen.Sicyonier: Daher die Griechen ihnen diese Erfindung/ wie alles/ zuschreiben. Aristoteles machet auch einen Gefreundten des Daedali namhafft/ welcher Pyrrhus geheisen.

Andere Meinungen von dieser Erfindung: Andere halten darfür/ daß dieser Edlen Kunst Anfang herrühre aus den unvollkommenen Bildern/ welche die gütige Natur in Marmor- und andere Steine gebildet. So sind auch viele/ welche glauben/ daß die erste Künstlere ihr Absehen genommen haben/ aus denen in den Wolken jezuweilen erschienenen mannigfältigen Figuren. Etliche machen die Liebe zur ersten Erfinderin dieser schönen Die wird einem verliebten Mägdlein zugeschrieben. Wissenschafft/ wann sie wollen/ daß ein verliebtes Mägdlein/ nämlich die Tochter des Dibutade Stovigliaio, eines ungemeinen irdenen Geschirr-Arbeiters/ den Schatten ihres von ihr in ferne Länder scheidenden Liebsten an der Maur/ vermitelst eines Latern-Liechts/ erblicket/ desselben Angesicht zu Behuff ihrer Gedächtnis/ mit Kohlen umrissen/ nachgezeichnet/ und also diese Zeichnungs-Kunst erfunden haben solle/ wie von diesen mancherley Meinungen handeln Leo Baptista Alberti lib. 1. della Pittura, Coelius Rhodiginus Welche am ersten mit Farben gemahlet? und andere. Von Polygnoto Thasio schreibet Plinius, er habe die Zeichnung verbässert/ und die Farben hinzu gethan/ den weiblichen Bildnißen Röcke angezogen/ und bunte Hauben aufgesetzet/ auch sie lächlend und redend vorgestellet. Cleophantes ein Corinther/ und Apollodorus von Athen/ haben erstlich den Pinsel erfunden/ und in die Hand genommen. Auf diese folgten Timagoras aus Chalcis, Pythis, Polygnotus, Aglaophon, Zeuxis und Apelles: welchen leztern/ als den Ruhmwürdigsten unter allen/ Alexander, der Grosse/ fast hoch geschätzet.

Die Bildhauere und Mahlere waren zugleich Philosophi und Poeten. Lucianus und Pacuvius bezeugen/ daß fast alle berühmte Künstlere der Bildhauerey und Mahl-Kunst/ zugleich der Poesi und Philosophie sich beflissen. Einer von diesen/ Metrodorus, wurde von Athen nach Rom beruffen/ des Römischen Feldherrn Lucii Aemilii Pauli Triumf auszuzieren/ und dessen Söhne/ beydes in der natürlichen Philosophie, und in der Mahl-Kunst zu unterweisen. In der Die Griechen waren treffliche Künstlere in Bildhauerey. Bildhauerey haben gleichfals die Griechen vor andern excellirt/ und nicht allein den Göttern; sondern auch den Menschen/ Statuen aufgestellet. Dieses thäten erstlich die zu Athen/ von denen diese Gewonheit zu den Römern gekommen: mit dem Unterschied/ daß diese ihre Seul-Bilder in Kleidern/ jene aber nackicht vorgestellet. Solche Bild-Künstler waren Prometheus, Phidias, Praxiteles, Polycletus, Lysippus, Pirgoteles und Pygmalion, und weil der erste (der um das Jahr der Welt 2060. in Attica gelebet) aus weichem und fettem Lehmen/ das erste Mensch-Bildnis plasmiret/ als ist hieraus die Fabel entstanden/ als solte er den Menschen erschaffen haben. Pygmalion, der leztere von diesen/ ist mit der Kunst so weit gestiegen/ und hat eine[Spaltenumbruch] Statue so lebhafft gebildet/ daß man von ihm gesaget/ er habe ihr von den Göttern das Leben erbetten.

Die Mahlerey und Mahl-Künstlere werden von den Griechen hoch beehret und beschenket/ sonderlich von Fabio Die Mahl-Kunst wurde auch von den Griechen und Römern hoch geehret/ daß manche Künstlere mit ganzen Städten beschenket worden/ und der grosse Römer Fabius zum öftern in seinen Handbriefen/ an statt seines Adelichen Namens und Stammens zu erwehnen/ sich nicht anderst/ als Fabius Pictor, oder der Kunst-Mahler/ unterschrieben. Ja es wurde/ durch ein offentliches Edict, verbotten/ daß kein Leibeigener in Rom solche Kunst üben dörfte: und wann ja einige deren wol-kündig/ wurden sie der Dienstbarkeit erlassen/ zu Bürgern oder Mit-Gliedern der Gemeine angenommen/ und reichlich beschenket/ es wurde auch alles/ was seltsam und köstliches in Schlachten erobert worden/ nach Befehl Fabii, unter diese Künstlere ausgetheilet. und Marcello. Marcellus, der theure Römische Feldherr/ als er die mächtige Stadt Syracusa in Brand setzen muste/ verhütete mit grosser Sorgfalt/ daß sie nicht an der Seite angestecket wurde/ allwo er ein künstlich-gemahltes Stuck beygestellet wuste/ damit solches ihn im Triumf nach Rom begleiten möchte. Er hat auch/ indem er fast die ganze Welt ausgeplündert/ alle vortreffliche Künstlere/ in ihren rühmlichen Kunst-Werken nach Rom überbracht/ und also diese ewige Stadt/ mit köstlichen Statuen zu verherrlichen angefangen:massen er allein in der Insul Rhodus mehr dann 30000. der aller-raresten Stuck von Erz und Marmor gefunden/ die dahin/ gleichwie auch nicht weniger nach Athen/ Delphis, Olympia und Corinthus, geflehnet worden. Von den Königen Nicomede und Attalo. Nicomedes, König in Bithynien/ hat zu Erkauffung einer künstlich-ausgehauenen Venus, so des Praxiteles Arbeit gewesen/ fast allen seinen Reichtum verwendet. Attalus, der König zu Pergamo, zahlte für ein einiges Kunst-Bild Bacchi, von der Hand Aristidis gefärtiget/ über 6000. Sesterzen/ (sind unsrer Münze 150000. Cronen) welche Tafel Lucius Mummius nachmals/ mit herrlichem Pracht/ im Tempel der Ceres, zu Rom aufgestellet.

In der Florentinischen Gegend/ hat man viel uralte Bilderey-Stucke gefunden: Aus obbesagtem erhellet zwar/ wie die alte Scribenten den Ruhm der Erfindung dieser beyden Künste/ den Chaldeern/ Egyptern/ und Griechen zueignen: Es will aber Leo Baptista Alberti solchen für die Florentiner behaupten/ mit folgenden Gründen: In der zu Clusio, Stadt Clusio (schreibet er) sind/ vor kurzer Zeit/ bey der verwunderbaren Begräbnis des Königs Porsena, (welcher Anno Mundi 3470. gelebet) unter der Erden/ zwischen dem Gemäuer des Irr-Gartens oder Labyrinths, etliche wolgebrante Ziegel gefunden worden/ in welchen ganz künstliche und schönerhabene Bilder/ sauber/ klar/ vollkommen/ und ohne Tadel zu sehen gewesen. Hieraus ist nun abzunehmen (ich rede mit seinen Worten)

[Spaltenumbruch] sonderlich die Griechen.Sicyonier: Daher die Griechen ihnen diese Erfindung/ wie alles/ zuschreiben. Aristoteles machet auch einen Gefreundten des Daedali namhafft/ welcher Pyrrhus geheisen.

Andere Meinungen von dieser Erfindung: Andere halten darfür/ daß dieser Edlen Kunst Anfang herrühre aus den unvollkommenen Bildern/ welche die gütige Natur in Marmor- und andere Steine gebildet. So sind auch viele/ welche glauben/ daß die erste Künstlere ihr Absehen genommen haben/ aus denen in den Wolken jezuweilen erschienenen mannigfältigen Figuren. Etliche machen die Liebe zur ersten Erfinderin dieser schönen Die wird einem verliebten Mägdlein zugeschrieben. Wissenschafft/ wann sie wollen/ daß ein verliebtes Mägdlein/ nämlich die Tochter des Dibutade Stovigliaio, eines ungemeinen irdenen Geschirr-Arbeiters/ den Schatten ihres von ihr in ferne Länder scheidenden Liebsten an der Maur/ vermitelst eines Latern-Liechts/ erblicket/ desselben Angesicht zu Behuff ihrer Gedächtnis/ mit Kohlen umrissen/ nachgezeichnet/ und also diese Zeichnungs-Kunst erfunden haben solle/ wie von diesen mancherley Meinungen handeln Leo Baptista Alberti lib. 1. della Pittura, Coelius Rhodiginus Welche am ersten mit Farben gemahlet? und andere. Von Polygnoto Thasio schreibet Plinius, er habe die Zeichnung verbässert/ und die Farben hinzu gethan/ den weiblichen Bildnißen Röcke angezogen/ und bunte Hauben aufgesetzet/ auch sie lächlend und redend vorgestellet. Cleophantes ein Corinther/ und Apollodorus von Athen/ haben erstlich den Pinsel erfunden/ und in die Hand genommen. Auf diese folgten Timagoras aus Chalcis, Pythis, Polygnotus, Aglaophon, Zeuxis und Apelles: welchen leztern/ als den Ruhmwürdigsten unter allen/ Alexander, der Grosse/ fast hoch geschätzet.

Die Bildhauere und Mahlere waren zugleich Philosophi und Poëten. Lucianus und Pacuvius bezeugen/ daß fast alle berühmte Künstlere der Bildhauerey und Mahl-Kunst/ zugleich der Poësi und Philosophie sich beflissen. Einer von diesen/ Metrodorus, wurde von Athen nach Rom beruffen/ des Römischen Feldherrn Lucii Aemilii Pauli Triumf auszuzieren/ und dessen Söhne/ beydes in der natürlichen Philosophie, und in der Mahl-Kunst zu unterweisen. In der Die Griechen waren treffliche Künstlere in Bildhauerey. Bildhauerey haben gleichfals die Griechen vor andern excellirt/ und nicht allein den Göttern; sondern auch den Menschen/ Statuen aufgestellet. Dieses thäten erstlich die zu Athen/ von denen diese Gewonheit zu den Römern gekommen: mit dem Unterschied/ daß diese ihre Seul-Bilder in Kleidern/ jene aber nackicht vorgestellet. Solche Bild-Künstler waren Prometheus, Phidias, Praxiteles, Polycletus, Lysippus, Pirgoteles und Pygmalion, und weil der erste (der um das Jahr der Welt 2060. in Attica gelebet) aus weichem und fettem Lehmen/ das erste Mensch-Bildnis plasmiret/ als ist hieraus die Fabel entstanden/ als solte er den Menschen erschaffen haben. Pygmalion, der leztere von diesen/ ist mit der Kunst so weit gestiegen/ und hat eine[Spaltenumbruch] Statue so lebhafft gebildet/ daß man von ihm gesaget/ er habe ihr von den Göttern das Leben erbetten.

Die Mahlerey und Mahl-Künstlere werden von den Griechen hoch beehret und beschenket/ sonderlich von Fabio Die Mahl-Kunst wurde auch von den Griechen und Römern hoch geehret/ daß manche Künstlere mit ganzen Städten beschenket worden/ und der grosse Römer Fabius zum öftern in seinen Handbriefen/ an statt seines Adelichen Namens und Stammens zu erwehnen/ sich nicht anderst/ als Fabius Pictor, oder der Kunst-Mahler/ unterschrieben. Ja es wurde/ durch ein offentliches Edict, verbotten/ daß kein Leibeigener in Rom solche Kunst üben dörfte: und wann ja einige deren wol-kündig/ wurden sie der Dienstbarkeit erlassen/ zu Bürgern oder Mit-Gliedern der Gemeine angenommen/ und reichlich beschenket/ es wurde auch alles/ was seltsam und köstliches in Schlachten erobert worden/ nach Befehl Fabii, unter diese Künstlere ausgetheilet. und Marcello. Marcellus, der theure Römische Feldherr/ als er die mächtige Stadt Syracusa in Brand setzen muste/ verhütete mit grosser Sorgfalt/ daß sie nicht an der Seite angestecket wurde/ allwo er ein künstlich-gemahltes Stuck beygestellet wuste/ damit solches ihn im Triumf nach Rom begleiten möchte. Er hat auch/ indem er fast die ganze Welt ausgeplündert/ alle vortreffliche Künstlere/ in ihren rühmlichen Kunst-Werken nach Rom überbracht/ und also diese ewige Stadt/ mit köstlichen Statuen zu verherrlichen angefangen:massen er allein in der Insul Rhodus mehr dann 30000. der aller-raresten Stuck von Erz und Marmor gefunden/ die dahin/ gleichwie auch nicht weniger nach Athen/ Delphis, Olympia und Corinthus, geflehnet worden. Von den Königen Nicomede und Attalo. Nicomedes, König in Bithynien/ hat zu Erkauffung einer künstlich-ausgehauenen Venus, so des Praxiteles Arbeit gewesen/ fast allen seinen Reichtum verwendet. Attalus, der König zu Pergamo, zahlte für ein einiges Kunst-Bild Bacchi, von der Hand Aristidis gefärtiget/ über 6000. Sesterzen/ (sind unsrer Münze 150000. Cronen) welche Tafel Lucius Mummius nachmals/ mit herrlichem Pracht/ im Tempel der Ceres, zu Rom aufgestellet.

In der Florentinischen Gegend/ hat man viel uralte Bilderey-Stucke gefunden: Aus obbesagtem erhellet zwar/ wie die alte Scribenten den Ruhm der Erfindung dieser beyden Künste/ den Chaldeern/ Egyptern/ und Griechen zueignen: Es will aber Leo Baptista Alberti solchen für die Florentiner behaupten/ mit folgenden Gründen: In der zu Clusio, Stadt Clusio (schreibet er) sind/ vor kurzer Zeit/ bey der verwunderbaren Begräbnis des Königs Porsena, (welcher Anno Mundi 3470. gelebet) unter der Erden/ zwischen dem Gemäuer des Irr-Gartens oder Labyrinths, etliche wolgebrante Ziegel gefunden worden/ in welchen ganz künstliche und schönerhabene Bilder/ sauber/ klar/ vollkommen/ und ohne Tadel zu sehen gewesen. Hieraus ist nun abzunehmen (ich rede mit seinen Worten)

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Er hat auch/ indem er fast die ganze Welt ausgeplündert/ alle vortreffliche Künstlere/ in ihren rühmlichen Kunst-Werken nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> überbracht/ und also diese ewige Stadt/ mit köstlichen <hi rendition="#aq">Statu</hi>en zu verherrlichen angefangen:massen er allein in der Insul <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-31 http://www.geonames.org/400665/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7011266">Rhodus</placeName> mehr dann 30000. der aller-raresten Stuck von Erz und Marmor gefunden/ die dahin/ gleichwie auch nicht weniger nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-25 http://www.geonames.org/264371/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7001393">Athen</placeName>/ <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-39 http://www.geonames.org/263219/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7010770">Delphis</placeName>, <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-32 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7011018">Olympia</placeName> und <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-33 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7010734">Corinthus</placeName>,</hi> geflehnet worden. <note place="right">Von den Königen <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-245">Nicomede</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4455 http://d-nb.info/gnd/118504908 http://viaf.org/viaf/13098237">Attalo</persName></hi>.</note> <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-245">Nicomedes</persName>,</hi> König in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-220 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7016608"><hi rendition="#aq">Bithyni</hi>en</placeName>/ hat zu Erkauffung einer künstlich-ausgehauenen <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName>,</hi> so des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-57 http://d-nb.info/gnd/118793241 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010499">Praxiteles</persName></hi> Arbeit gewesen/ fast allen seinen Reichtum verwendet. <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4455 http://d-nb.info/gnd/118504908 http://viaf.org/viaf/13098237">Attalus</persName>,</hi> der König zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-34 http://www.geonames.org/321426/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7016140">Pergamo</placeName>,</hi> zahlte für ein einiges Kunst-Bild <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchi</persName>,</hi> von der Hand <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4107 http://d-nb.info/gnd/129158321 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500095619">Aristidis</persName></hi> gefärtiget/ über 6000. <hi rendition="#aq">Sesterz</hi>en/ (sind unsrer Münze 150000. Cronen) welche Tafel <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-246 http://d-nb.info/gnd/102399921 http://viaf.org/viaf/27455638">Lucius Mummius</persName></hi> nachmals/ mit herrlichem Pracht/ im Tempel der <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-128 http://d-nb.info/gnd/118862294 http://viaf.org/viaf/15567160">Ceres</persName>,</hi> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> aufgestellet.</p>
          <p xml:id="p201.4"><note place="right">In der Florentinischen Gegend/ hat man viel uralte Bilderey-Stucke gefunden:</note> Aus obbesagtem erhellet zwar/ wie die alte <hi rendition="#aq">Scribent</hi>en den Ruhm der Erfindung dieser beyden Künste/ den Chaldeern/ Egyptern/ und Griechen zueignen: Es will aber <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-114 http://d-nb.info/gnd/11850147X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500002025 http://viaf.org/viaf/29559625">Leo Baptista Alberti</persName></hi> solchen für die Florentiner behaupten/ mit folgenden Gründen: In der <note place="right">zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-35 http://www.geonames.org/3178754/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006344">Clusio</placeName>,</hi></note> Stadt <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-35 http://www.geonames.org/3178754/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006344">Clusio</placeName></hi> (schreibet er) sind/ vor kurzer Zeit/ bey der verwunderbaren Begräbnis des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-247 http://d-nb.info/gnd/123959306 http://viaf.org/viaf/3393096">Königs <hi rendition="#aq">Porsena</hi></persName>, (welcher <hi rendition="#aq">Anno Mundi</hi> 3470. gelebet) unter der Erden/ zwischen dem Gemäuer des Irr-Gartens oder <hi rendition="#aq">Labyrinths,</hi> etliche wolgebrante Ziegel gefunden worden/ in welchen ganz künstliche und schönerhabene Bilder/ sauber/ klar/ vollkommen/ und ohne Tadel zu sehen gewesen. Hieraus ist nun abzunehmen (<persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> rede mit seinen Worten)
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[[II, Vorrede, S. 3]/0007] Sicyonier: Daher die Griechen ihnen diese Erfindung/ wie alles/ zuschreiben. Aristoteles machet auch einen Gefreundten des Daedali namhafft/ welcher Pyrrhus geheisen. sonderlich die Griechen. Andere halten darfür/ daß dieser Edlen Kunst Anfang herrühre aus den unvollkommenen Bildern/ welche die gütige Natur in Marmor- und andere Steine gebildet. So sind auch viele/ welche glauben/ daß die erste Künstlere ihr Absehen genommen haben/ aus denen in den Wolken jezuweilen erschienenen mannigfältigen Figuren. Etliche machen die Liebe zur ersten Erfinderin dieser schönen Wissenschafft/ wann sie wollen/ daß ein verliebtes Mägdlein/ nämlich die Tochter des Dibutade Stovigliaio, eines ungemeinen irdenen Geschirr-Arbeiters/ den Schatten ihres von ihr in ferne Länder scheidenden Liebsten an der Maur/ vermitelst eines Latern-Liechts/ erblicket/ desselben Angesicht zu Behuff ihrer Gedächtnis/ mit Kohlen umrissen/ nachgezeichnet/ und also diese Zeichnungs-Kunst erfunden haben solle/ wie von diesen mancherley Meinungen handeln Leo Baptista Alberti lib. 1. della Pittura, Coelius Rhodiginus und andere. Von Polygnoto Thasio schreibet Plinius, er habe die Zeichnung verbässert/ und die Farben hinzu gethan/ den weiblichen Bildnißen Röcke angezogen/ und bunte Hauben aufgesetzet/ auch sie lächlend und redend vorgestellet. Cleophantes ein Corinther/ und Apollodorus von Athen/ haben erstlich den Pinsel erfunden/ und in die Hand genommen. Auf diese folgten Timagoras aus Chalcis, Pythis, Polygnotus, Aglaophon, Zeuxis und Apelles: welchen leztern/ als den Ruhmwürdigsten unter allen/ Alexander, der Grosse/ fast hoch geschätzet. Andere Meinungen von dieser Erfindung: Die wird einem verliebten Mägdlein zugeschrieben. Welche am ersten mit Farben gemahlet? Lucianus und Pacuvius bezeugen/ daß fast alle berühmte Künstlere der Bildhauerey und Mahl-Kunst/ zugleich der Poësi und Philosophie sich beflissen. Einer von diesen/ Metrodorus, wurde von Athen nach Rom beruffen/ des Römischen Feldherrn Lucii Aemilii Pauli Triumf auszuzieren/ und dessen Söhne/ beydes in der natürlichen Philosophie, und in der Mahl-Kunst zu unterweisen. In der Bildhauerey haben gleichfals die Griechen vor andern excellirt/ und nicht allein den Göttern; sondern auch den Menschen/ Statuen aufgestellet. Dieses thäten erstlich die zu Athen/ von denen diese Gewonheit zu den Römern gekommen: mit dem Unterschied/ daß diese ihre Seul-Bilder in Kleidern/ jene aber nackicht vorgestellet. Solche Bild-Künstler waren Prometheus, Phidias, Praxiteles, Polycletus, Lysippus, Pirgoteles und Pygmalion, und weil der erste (der um das Jahr der Welt 2060. in Attica gelebet) aus weichem und fettem Lehmen/ das erste Mensch-Bildnis plasmiret/ als ist hieraus die Fabel entstanden/ als solte er den Menschen erschaffen haben. Pygmalion, der leztere von diesen/ ist mit der Kunst so weit gestiegen/ und hat eine Statue so lebhafft gebildet/ daß man von ihm gesaget/ er habe ihr von den Göttern das Leben erbetten. Die Bildhauere und Mahlere waren zugleich Philosophi und Poëten. Die Griechen waren treffliche Künstlere in Bildhauerey. Die Mahl-Kunst wurde auch von den Griechen und Römern hoch geehret/ daß manche Künstlere mit ganzen Städten beschenket worden/ und der grosse Römer Fabius zum öftern in seinen Handbriefen/ an statt seines Adelichen Namens und Stammens zu erwehnen/ sich nicht anderst/ als Fabius Pictor, oder der Kunst-Mahler/ unterschrieben. Ja es wurde/ durch ein offentliches Edict, verbotten/ daß kein Leibeigener in Rom solche Kunst üben dörfte: und wann ja einige deren wol-kündig/ wurden sie der Dienstbarkeit erlassen/ zu Bürgern oder Mit-Gliedern der Gemeine angenommen/ und reichlich beschenket/ es wurde auch alles/ was seltsam und köstliches in Schlachten erobert worden/ nach Befehl Fabii, unter diese Künstlere ausgetheilet. Marcellus, der theure Römische Feldherr/ als er die mächtige Stadt Syracusa in Brand setzen muste/ verhütete mit grosser Sorgfalt/ daß sie nicht an der Seite angestecket wurde/ allwo er ein künstlich-gemahltes Stuck beygestellet wuste/ damit solches ihn im Triumf nach Rom begleiten möchte. Er hat auch/ indem er fast die ganze Welt ausgeplündert/ alle vortreffliche Künstlere/ in ihren rühmlichen Kunst-Werken nach Rom überbracht/ und also diese ewige Stadt/ mit köstlichen Statuen zu verherrlichen angefangen:massen er allein in der Insul Rhodus mehr dann 30000. der aller-raresten Stuck von Erz und Marmor gefunden/ die dahin/ gleichwie auch nicht weniger nach Athen/ Delphis, Olympia und Corinthus, geflehnet worden. Nicomedes, König in Bithynien/ hat zu Erkauffung einer künstlich-ausgehauenen Venus, so des Praxiteles Arbeit gewesen/ fast allen seinen Reichtum verwendet. Attalus, der König zu Pergamo, zahlte für ein einiges Kunst-Bild Bacchi, von der Hand Aristidis gefärtiget/ über 6000. Sesterzen/ (sind unsrer Münze 150000. Cronen) welche Tafel Lucius Mummius nachmals/ mit herrlichem Pracht/ im Tempel der Ceres, zu Rom aufgestellet. Die Mahlerey und Mahl-Künstlere werden von den Griechen hoch beehret und beschenket/ sonderlich von Fabio und Marcello. Von den Königen Nicomede und Attalo. Aus obbesagtem erhellet zwar/ wie die alte Scribenten den Ruhm der Erfindung dieser beyden Künste/ den Chaldeern/ Egyptern/ und Griechen zueignen: Es will aber Leo Baptista Alberti solchen für die Florentiner behaupten/ mit folgenden Gründen: In der Stadt Clusio (schreibet er) sind/ vor kurzer Zeit/ bey der verwunderbaren Begräbnis des Königs Porsena, (welcher Anno Mundi 3470. gelebet) unter der Erden/ zwischen dem Gemäuer des Irr-Gartens oder Labyrinths, etliche wolgebrante Ziegel gefunden worden/ in welchen ganz künstliche und schönerhabene Bilder/ sauber/ klar/ vollkommen/ und ohne Tadel zu sehen gewesen. Hieraus ist nun abzunehmen (ich rede mit seinen Worten) In der Florentinischen Gegend/ hat man viel uralte Bilderey-Stucke gefunden: zu Clusio,

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Vorrede, S. 3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/7>, abgerufen am 27.04.2024.