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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] Geschichtliche Erklärung/ daß Apollo und Neptunus Troja sollen erbaut haben. Vom Laomedon/ und seiner Tochter Hesione/ welche Hercules erlöst. welche unser Poet erzehlet. Es ist aber/ wie Herodotus schreibet/ nur ein Gedicht/ daß diese zween Götter die Mauren der Stadt Troja gebauet haben sollen; sondern Laomedon/ habe das Geld/ so dem Apollo und Neptunus geopffert war/ zur Erbauung seiner Stadt gebraucht und angewendet. Belangend nun seine Tochter Hesione; so ward dieselbe vom Hercules erlöst/ und ihrem Vatter wieder gegeben; als Jener/ mit den Helden/ das guldene Fließ erobern zu helffen/ reisete/ und das grimmige Meer-Wunder tödtete/ worfür er ihme versprache 30. göttliche (wiewol unser Poet saget zwey weisse) Pferde zu geben. In der Wiederkunfft/ werden zum Laomedon für Gesandten geschickt Iphiclus und Telamon/ wegen des versprochnen Lohns; der sie aber/ allen gött- und menschlichen Gesetzen zu wider/ in gefängliche Hafft nehmen ließ/ und denen Fließ-Helden hinderlistiglich nachstellte/ sie umzubringen. Worzu alle seine Kinder/ ausgenommen Priamus Raht und That gaben. Dann dieser sagte/ daß man niemanden/ wie fremd er auch wäre/ was recht und billig sey/ zu thun weigern müste. Weil er aber kein Gehör fand/ brachte er heimlich denen Gefangenen zwey Schwerter/ mit diesen Worten: Dis sind die Schlüssel eurer Erlösung. Hiermit tödteten sie die Wacht/ gingen darvon/ und kamen zu ihrer Gesellschafft; worauf sie Troja anfielen/ und einbekamen. Nachdem nun Hercules den König Laomedon getödtet hatte/ gab er dem Telamoni/ welcher in Besteigung der Stadt der erste war/ die Hesione zum Weibe/ und machte den Priamus/ von wegen seiner vernünfftigen Höffligkeit und Gerechtigkeit/ zum Könige an seines Vatters Stadt. Dieses Gedicht soll gegründet seyn/ auf eine Geschicht. Nemlich/ es war ein König/ Namens Cetus/ der wegen einiger Zwiespalte mit den Trojanern Krieg führete/ deren Land er unversehens gewaltiglich beschädigte/ so daß sich die Trojaner mit ihm vertrugen/ und jährlich eine Anzahl Pferde/ Schiffe oder Jungfrauen/ welche ihme am angenehmsten seyn würden/ zu geben gelobten: Dann zu selbiger Zeit das Geld wenig im Gebrauch war. Allein als die Zeit/ solchen Tribut zu bezahlen/ erschienen: Kam Laomedon/ der sich immittelst besser versehen hatte/ und fiel dem Cetus ins Land; deme sich Cetus mit aller Macht widersetzte/ wiewol gantz unglücklich. Dann Laomedon den Hercules zu Hülffe bekommen/ mit einem grossem Volcke/ also daß Cetus/ mit aller seiner Macht/ im Streite blieb. Nun war vielleicht/ unter der Anzahl der versprochenen Töchter/ auch begriffen Hesione/ welche Laomedon darum/ und für den Kriegszug/ oder Dienst/ so er ihm gethan hatte/ dem Hercules/ samt einer gewissen Anzahl Pferde/ zum Weibe versprach/ weil er aber solches hernach/ treuloser Weise/ zu halten geweigert/ ist die Eroberung der Stadt Troja/ und was weiter darbey vorgegangen/ erfolgt.

Diese Gedichte nun zum Verstande zu bringen/ siehet man allhier/ wie übel es dem jenigen mehrmalen gelinget/ der wider seine rechtmässige Obrigkeit/ mit Hindansetzung Recht und Billigkeit/ sich erhebt und aufstehet; inmassen den Göttern [Spaltenumbruch] geschahe/ die den Jupiter gefangen nehmen und binden wolten. Ferner auch mit diesem Trojanischen Laomedon/ werden schärfflich bestrafft/ alle Meineydige/ treulose und undanckbare Menschen/ welche zum öfftern nach Verdienste bezahlt werden/ und ein unglückliches Ende nehmen. Worbey man lernen soll/ mit jederman aufrichtig zu handelen/ sein Wort treulich zu halten/ und gegen seine Wolthäter/ gebürlicher Weise/ danckbar zu seyn. Nunmehro folget die Hochzeit der Thetis/ nicht Tethys: deren Unterschied wir allhier zeigen müssen.

Von der Thetis und
Tethys.

THetis war eine Tochter des Chirons: wiewol Homerus sie/ in dem Lob-Gesange des Apollo/ zu einer Tochter des Nereus machet. Diese ward des Peleus Gemahlin/ und hatte den Ruhm/ daß sie das schönste Weib auf der Welt wäre. Um diese freyeten Jupiter/ Apollo/ und Neptunus. Als sie aber Jupiter vermeinte zu ehlichen; wurde ihm/ durch die Weissagung der Themis/ bedeutet/ daß Thetis einen Sohn gebären solte/ der mehr dann sein Vatter seyn würde: wie wir bereits/ im ersten Buche/ erzehlet haben: dannenhero verordnet und geschlossen wurde/ daß sie einen Sterblichen solte heirahten. Die Tethys aber war die Gemahlin des Oceans/ und Tochter des Himmels/ und der Erden/ wie Hesiodus bezeuget: Sie wird genannt eine Mutter der Göttinnen/ und der Ocean ihr Vatter geheissen. Den Unterschied aber zu zeigen/ und was durch diese zwo angedeutet werde; so ist zu wissen/ daß durch die Thetis verstanden werde das Element des Wassers/ durch die Tethys aber eine Sammlung des Wassers/ oder der Feuchtigkeit/ so zur Fortpflantzung bequem und tauglich ist. Diese Tethys/ mit ihrem Gemahl/ dem Ocean/ hatte eine grosse Menge Kinder: weil die Sonne/ durch ihre Hitze/ aus dem Meer viel Dämpffe in die Höhe ziehet/ woraus viel Bäume und Flüsse entstehen/ wie wir/ im ersten Buche/ da wir von den Nympfen/ Dryaden und anderen/ gehandelt/ erzehlet haben. Unter den grossen Hauffen der Tethys und des Oceans Kinder/ wird auch gezehlt Tythe/ welches so viel/ als Gefährligkeit/ oder Ungewitter/ bedeutet/ weil die Seefahrt voller Gefahr und wunderbarer Begebenheiten ist. Die vor ermeldte Thetis nun hatte den Ruhm/ daß sie vor die schönste Frau in der Welt gehalten wurde. Man sagt/ (schreibet Apollodorus/) Jupiter und Neptunus hätten sich vereinigt gehabt/ welcher sie heirahten solte. Es habe aber die Thetis mit dem Jupiter nicht beyligen wollen/ weil er sie auferzogen hätte; worüber Jupiter erzürnt/ ihr einen sterblichen Menschen gegeben. Wiewol es scheinet/ als habe die Weissagung der Themis denen Göttern dieses freyen Peleus Hochzeit mit der Thetis. erleidet. Nachdem nun die Thetis so verunehret/ daß sie einen sterblichen Menschen zur Ehe nehmen muste/ verwandelte sie sich in mancherley Gestalten; iedoch hat sie Peleus/ durch des Proteus Raht/

[Spaltenumbruch] Geschichtliche Erklärung/ daß Apollo und Neptunus Troja sollen erbaut haben. Vom Laomedon/ und seiner Tochter Hesione/ welche Hercules erlöst. welche unser Poet erzehlet. Es ist aber/ wie Herodotus schreibet/ nur ein Gedicht/ daß diese zween Götter die Mauren der Stadt Troja gebauet haben sollen; sondern Laomedon/ habe das Geld/ so dem Apollo und Neptunus geopffert war/ zur Erbauung seiner Stadt gebraucht und angewendet. Belangend nun seine Tochter Hesione; so ward dieselbe vom Hercules erlöst/ und ihrem Vatter wieder gegeben; als Jener/ mit den Helden/ das guldene Fließ erobern zu helffen/ reisete/ und das grimmige Meer-Wunder tödtete/ worfür er ihme versprache 30. göttliche (wiewol unser Poet saget zwey weisse) Pferde zu geben. In der Wiederkunfft/ werden zum Laomedon für Gesandten geschickt Iphiclus und Telamon/ wegen des versprochnen Lohns; der sie aber/ allen gött- und menschlichen Gesetzen zu wider/ in gefängliche Hafft nehmen ließ/ und denen Fließ-Helden hinderlistiglich nachstellte/ sie umzubringen. Worzu alle seine Kinder/ ausgenommen Priamus Raht und That gaben. Dann dieser sagte/ daß man niemanden/ wie fremd er auch wäre/ was recht und billig sey/ zu thun weigern müste. Weil er aber kein Gehör fand/ brachte er heimlich denen Gefangenen zwey Schwerter/ mit diesen Worten: Dis sind die Schlüssel eurer Erlösung. Hiermit tödteten sie die Wacht/ gingen darvon/ und kamen zu ihrer Gesellschafft; worauf sie Troja anfielen/ und einbekamen. Nachdem nun Hercules den König Laomedon getödtet hatte/ gab er dem Telamoni/ welcher in Besteigung der Stadt der erste war/ die Hesione zum Weibe/ und machte den Priamus/ von wegen seiner vernünfftigen Höffligkeit und Gerechtigkeit/ zum Könige an seines Vatters Stadt. Dieses Gedicht soll gegründet seyn/ auf eine Geschicht. Nemlich/ es war ein König/ Namens Cetus/ der wegen einiger Zwiespalte mit den Trojanern Krieg führete/ deren Land er unversehens gewaltiglich beschädigte/ so daß sich die Trojaner mit ihm vertrugen/ und jährlich eine Anzahl Pferde/ Schiffe oder Jungfrauen/ welche ihme am angenehmsten seyn würden/ zu geben gelobten: Dann zu selbiger Zeit das Geld wenig im Gebrauch war. Allein als die Zeit/ solchen Tribut zu bezahlen/ erschienen: Kam Laomedon/ der sich immittelst besser versehen hatte/ und fiel dem Cetus ins Land; deme sich Cetus mit aller Macht widersetzte/ wiewol gantz unglücklich. Dann Laomedon den Hercules zu Hülffe bekommen/ mit einem grossem Volcke/ also daß Cetus/ mit aller seiner Macht/ im Streite blieb. Nun war vielleicht/ unter der Anzahl der versprochenen Töchter/ auch begriffen Hesione/ welche Laomedon darum/ und für den Kriegszug/ oder Dienst/ so er ihm gethan hatte/ dem Hercules/ samt einer gewissen Anzahl Pferde/ zum Weibe versprach/ weil er aber solches hernach/ treuloser Weise/ zu halten geweigert/ ist die Eroberung der Stadt Troja/ und was weiter darbey vorgegangen/ erfolgt.

Diese Gedichte nun zum Verstande zu bringen/ siehet man allhier/ wie übel es dem jenigen mehrmalen gelinget/ der wider seine rechtmässige Obrigkeit/ mit Hindansetzung Recht und Billigkeit/ sich erhebt und aufstehet; inmassen den Göttern [Spaltenumbruch] geschahe/ die den Jupiter gefangen nehmen und binden wolten. Ferner auch mit diesem Trojanischen Laomedon/ werden schärfflich bestrafft/ alle Meineydige/ treulose und undanckbare Menschen/ welche zum öfftern nach Verdienste bezahlt werden/ und ein unglückliches Ende nehmen. Worbey man lernen soll/ mit jederman aufrichtig zu handelen/ sein Wort treulich zu halten/ und gegen seine Wolthäter/ gebürlicher Weise/ danckbar zu seyn. Nunmehro folget die Hochzeit der Thetis/ nicht Tethys: deren Unterschied wir allhier zeigen müssen.

Von der Thetis und
Tethys.

THetis war eine Tochter des Chirons: wiewol Homerus sie/ in dem Lob-Gesange des Apollo/ zu einer Tochter des Nereus machet. Diese ward des Peleus Gemahlin/ und hatte den Ruhm/ daß sie das schönste Weib auf der Welt wäre. Um diese freyeten Jupiter/ Apollo/ und Neptunus. Als sie aber Jupiter vermeinte zu ehlichen; wurde ihm/ durch die Weissagung der Themis/ bedeutet/ daß Thetis einen Sohn gebären solte/ der mehr dann sein Vatter seyn würde: wie wir bereits/ im ersten Buche/ erzehlet haben: dannenhero verordnet und geschlossen wurde/ daß sie einen Sterblichen solte heirahten. Die Tethys aber war die Gemahlin des Oceans/ und Tochter des Himmels/ und der Erden/ wie Hesiodus bezeuget: Sie wird genannt eine Mutter der Göttinnen/ und der Ocean ihr Vatter geheissen. Den Unterschied aber zu zeigen/ und was durch diese zwo angedeutet werde; so ist zu wissen/ daß durch die Thetis verstanden werde das Element des Wassers/ durch die Tethys aber eine Sammlung des Wassers/ oder der Feuchtigkeit/ so zur Fortpflantzung bequem und tauglich ist. Diese Tethys/ mit ihrem Gemahl/ dem Ocean/ hatte eine grosse Menge Kinder: weil die Sonne/ durch ihre Hitze/ aus dem Meer viel Dämpffe in die Höhe ziehet/ woraus viel Bäume und Flüsse entstehen/ wie wir/ im ersten Buche/ da wir von den Nympfen/ Dryaden und anderen/ gehandelt/ erzehlet haben. Unter den grossen Hauffen der Tethys und des Oceans Kinder/ wird auch gezehlt Tythe/ welches so viel/ als Gefährligkeit/ oder Ungewitter/ bedeutet/ weil die Seefahrt voller Gefahr und wunderbarer Begebenheiten ist. Die vor ermeldte Thetis nun hatte den Ruhm/ daß sie vor die schönste Frau in der Welt gehalten wurde. Man sagt/ (schreibet Apollodorus/) Jupiter und Neptunus hätten sich vereinigt gehabt/ welcher sie heirahten solte. Es habe aber die Thetis mit dem Jupiter nicht beyligen wollen/ weil er sie auferzogen hätte; worüber Jupiter erzürnt/ ihr einen sterblichen Menschen gegeben. Wiewol es scheinet/ als habe die Weissagung der Themis denen Göttern dieses freyen Peleus Hochzeit mit der Thetis. erleidet. Nachdem nun die Thetis so verunehret/ daß sie einen sterblichen Menschen zur Ehe nehmen muste/ verwandelte sie sich in mancherley Gestalten; iedoch hat sie Peleus/ durch des Proteus Raht/

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Unter den grossen Hauffen der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3803">Tethys</persName> und des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1895 http://d-nb.info/gnd/118993607 http://viaf.org/viaf/32796924">Oceans</persName> Kinder/ wird auch gezehlt <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Tythe</persName>/ welches so viel/ als Gefährligkeit/ oder Ungewitter/ bedeutet/ weil die Seefahrt voller Gefahr und wunderbarer Begebenheiten ist. Die vor ermeldte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1908 http://d-nb.info/gnd/119070731 http://viaf.org/viaf/35258385">Thetis</persName> nun hatte den Ruhm/ daß sie vor die schönste Frau in der Welt gehalten wurde. 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Es habe aber die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1908 http://d-nb.info/gnd/119070731 http://viaf.org/viaf/35258385">Thetis</persName> mit dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> nicht beyligen wollen/ weil er sie auferzogen hätte; worüber <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> erzürnt/ ihr einen sterblichen Menschen gegeben. Wiewol es scheinet/ als habe die Weissagung der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1865 http://d-nb.info/gnd/118881647 http://viaf.org/viaf/62346568">Themis</persName> denen Göttern dieses freyen <note place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2076 http://d-nb.info/gnd/119310813 http://viaf.org/viaf/35263343">Peleus</persName> Hochzeit mit der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1908 http://d-nb.info/gnd/119070731 http://viaf.org/viaf/35258385">Thetis</persName>.</note> erleidet. Nachdem nun die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1908 http://d-nb.info/gnd/119070731 http://viaf.org/viaf/35258385">Thetis</persName> so verunehret/ daß sie einen sterblichen Menschen zur Ehe nehmen muste/ verwandelte sie sich in mancherley Gestalten; iedoch hat sie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2076 http://d-nb.info/gnd/119310813 http://viaf.org/viaf/35263343">Peleus</persName>/ durch des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2150 http://d-nb.info/gnd/120908565 http://viaf.org/viaf/67309404">Proteus</persName> Raht/
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[[Metamorphosis, S. 126]/0302] welche unser Poet erzehlet. Es ist aber/ wie Herodotus schreibet/ nur ein Gedicht/ daß diese zween Götter die Mauren der Stadt Troja gebauet haben sollen; sondern Laomedon/ habe das Geld/ so dem Apollo und Neptunus geopffert war/ zur Erbauung seiner Stadt gebraucht und angewendet. Belangend nun seine Tochter Hesione; so ward dieselbe vom Hercules erlöst/ und ihrem Vatter wieder gegeben; als Jener/ mit den Helden/ das guldene Fließ erobern zu helffen/ reisete/ und das grimmige Meer-Wunder tödtete/ worfür er ihme versprache 30. göttliche (wiewol unser Poet saget zwey weisse) Pferde zu geben. In der Wiederkunfft/ werden zum Laomedon für Gesandten geschickt Iphiclus und Telamon/ wegen des versprochnen Lohns; der sie aber/ allen gött- und menschlichen Gesetzen zu wider/ in gefängliche Hafft nehmen ließ/ und denen Fließ-Helden hinderlistiglich nachstellte/ sie umzubringen. Worzu alle seine Kinder/ ausgenommen Priamus Raht und That gaben. Dann dieser sagte/ daß man niemanden/ wie fremd er auch wäre/ was recht und billig sey/ zu thun weigern müste. Weil er aber kein Gehör fand/ brachte er heimlich denen Gefangenen zwey Schwerter/ mit diesen Worten: Dis sind die Schlüssel eurer Erlösung. Hiermit tödteten sie die Wacht/ gingen darvon/ und kamen zu ihrer Gesellschafft; worauf sie Troja anfielen/ und einbekamen. Nachdem nun Hercules den König Laomedon getödtet hatte/ gab er dem Telamoni/ welcher in Besteigung der Stadt der erste war/ die Hesione zum Weibe/ und machte den Priamus/ von wegen seiner vernünfftigen Höffligkeit und Gerechtigkeit/ zum Könige an seines Vatters Stadt. Dieses Gedicht soll gegründet seyn/ auf eine Geschicht. Nemlich/ es war ein König/ Namens Cetus/ der wegen einiger Zwiespalte mit den Trojanern Krieg führete/ deren Land er unversehens gewaltiglich beschädigte/ so daß sich die Trojaner mit ihm vertrugen/ und jährlich eine Anzahl Pferde/ Schiffe oder Jungfrauen/ welche ihme am angenehmsten seyn würden/ zu geben gelobten: Dann zu selbiger Zeit das Geld wenig im Gebrauch war. Allein als die Zeit/ solchen Tribut zu bezahlen/ erschienen: Kam Laomedon/ der sich immittelst besser versehen hatte/ und fiel dem Cetus ins Land; deme sich Cetus mit aller Macht widersetzte/ wiewol gantz unglücklich. Dann Laomedon den Hercules zu Hülffe bekommen/ mit einem grossem Volcke/ also daß Cetus/ mit aller seiner Macht/ im Streite blieb. Nun war vielleicht/ unter der Anzahl der versprochenen Töchter/ auch begriffen Hesione/ welche Laomedon darum/ und für den Kriegszug/ oder Dienst/ so er ihm gethan hatte/ dem Hercules/ samt einer gewissen Anzahl Pferde/ zum Weibe versprach/ weil er aber solches hernach/ treuloser Weise/ zu halten geweigert/ ist die Eroberung der Stadt Troja/ und was weiter darbey vorgegangen/ erfolgt. Geschichtliche Erklärung/ daß Apollo und Neptunus Troja sollen erbaut haben. Vom Laomedon/ und seiner Tochter Hesione/ welche Hercules erlöst. Diese Gedichte nun zum Verstande zu bringen/ siehet man allhier/ wie übel es dem jenigen mehrmalen gelinget/ der wider seine rechtmässige Obrigkeit/ mit Hindansetzung Recht und Billigkeit/ sich erhebt und aufstehet; inmassen den Göttern geschahe/ die den Jupiter gefangen nehmen und binden wolten. Ferner auch mit diesem Trojanischen Laomedon/ werden schärfflich bestrafft/ alle Meineydige/ treulose und undanckbare Menschen/ welche zum öfftern nach Verdienste bezahlt werden/ und ein unglückliches Ende nehmen. Worbey man lernen soll/ mit jederman aufrichtig zu handelen/ sein Wort treulich zu halten/ und gegen seine Wolthäter/ gebürlicher Weise/ danckbar zu seyn. Nunmehro folget die Hochzeit der Thetis/ nicht Tethys: deren Unterschied wir allhier zeigen müssen. Von der Thetis und Tethys. THetis war eine Tochter des Chirons: wiewol Homerus sie/ in dem Lob-Gesange des Apollo/ zu einer Tochter des Nereus machet. Diese ward des Peleus Gemahlin/ und hatte den Ruhm/ daß sie das schönste Weib auf der Welt wäre. Um diese freyeten Jupiter/ Apollo/ und Neptunus. Als sie aber Jupiter vermeinte zu ehlichen; wurde ihm/ durch die Weissagung der Themis/ bedeutet/ daß Thetis einen Sohn gebären solte/ der mehr dann sein Vatter seyn würde: wie wir bereits/ im ersten Buche/ erzehlet haben: dannenhero verordnet und geschlossen wurde/ daß sie einen Sterblichen solte heirahten. Die Tethys aber war die Gemahlin des Oceans/ und Tochter des Himmels/ und der Erden/ wie Hesiodus bezeuget: Sie wird genannt eine Mutter der Göttinnen/ und der Ocean ihr Vatter geheissen. Den Unterschied aber zu zeigen/ und was durch diese zwo angedeutet werde; so ist zu wissen/ daß durch die Thetis verstanden werde das Element des Wassers/ durch die Tethys aber eine Sammlung des Wassers/ oder der Feuchtigkeit/ so zur Fortpflantzung bequem und tauglich ist. Diese Tethys/ mit ihrem Gemahl/ dem Ocean/ hatte eine grosse Menge Kinder: weil die Sonne/ durch ihre Hitze/ aus dem Meer viel Dämpffe in die Höhe ziehet/ woraus viel Bäume und Flüsse entstehen/ wie wir/ im ersten Buche/ da wir von den Nympfen/ Dryaden und anderen/ gehandelt/ erzehlet haben. Unter den grossen Hauffen der Tethys und des Oceans Kinder/ wird auch gezehlt Tythe/ welches so viel/ als Gefährligkeit/ oder Ungewitter/ bedeutet/ weil die Seefahrt voller Gefahr und wunderbarer Begebenheiten ist. Die vor ermeldte Thetis nun hatte den Ruhm/ daß sie vor die schönste Frau in der Welt gehalten wurde. Man sagt/ (schreibet Apollodorus/) Jupiter und Neptunus hätten sich vereinigt gehabt/ welcher sie heirahten solte. Es habe aber die Thetis mit dem Jupiter nicht beyligen wollen/ weil er sie auferzogen hätte; worüber Jupiter erzürnt/ ihr einen sterblichen Menschen gegeben. Wiewol es scheinet/ als habe die Weissagung der Themis denen Göttern dieses freyen erleidet. Nachdem nun die Thetis so verunehret/ daß sie einen sterblichen Menschen zur Ehe nehmen muste/ verwandelte sie sich in mancherley Gestalten; iedoch hat sie Peleus/ durch des Proteus Raht/ Peleus Hochzeit mit der Thetis.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 126]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/302>, abgerufen am 02.05.2024.