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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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Judas ein angewohnter Faulentzer
solcher ansehlicher Frey-Tafel ein jeder Apostel mit einem
Korb voll Brodt auff den Rucken zu vnsern HErrn kom-
men; eine oder die andere Frag ereignet sich hierinfals/
warumben nemblichen der Heyland den Philipp gefraget:
unde ememus; Wo werden wir Brodt kauffen?
warumben hat der HErr Judam nicht gefraget; in dem
doch diser Procurator war/ er führte die Cassa, diser
hatte in solchen Begebenheiten die beste Erfahrnuß/ er
wuste/ wo das schwartze Brodt/ das weisse Brodt/ die
Semmel/ die Kipffel/ das altbachene/ das neugebachne
Silveyra l.
5. in Mat.
Brodt verkauffet wird? er kennt die mehreste Becken/
vnd Becken-Gesellen/ die mehreste Würth/ vnd Sudl-
Köch. Darumb ist Philipp gefragt worden/ vnd nit Ju-
das,
dann diser war dazumahlen schon ein Schelm/ vnnd
vnser lieber HErr hat schon gewust/ daß er nicht gern er-
was vmbsonst gebe/ weilen er in gehaimb so gar denen
Armen das Allmosen gestohlen. Auß was Ursachen
aber hat der rothbartete Partitenmacher auch einen
Korb müssen auff dem Buckel tragen? da antwortet der
Orat. 33.heilige Basilius, daß vnser lieber HErr die Arbeit gar gern
sehe/ vnd hasse über alle massen den Müssiggang/ welchem
Canoph, in
Quares.
sol.
112.
Iudas Iscarioth sehr ergeben war/ vnd vil Zeit durch Faul-
lentzen/ vnd vnnutzes Gespräch mit denen Juden/ vnnd
Hebreischen Handels-Leuthen/ auch mit denen Phariseern
verzehret. In disem hat Iudas vil Brüder.

In dem Baurn-Calender an St. Galli Tag ist
ein Beer abgemahlt/ welcher ein Holtz/ oder ein Block
über die Achseln tragt: die Vrsach dessen aber ist dise/
der heilige Gallus, welcher ein sonderer Patron in
Schweitzerland/ hatte einsmals etliche Fischlein in der
Einöde mit dem Diacon Hildeboddo wollen bratten/
vnd zu disem End ein Feur angemacht. Vnderdessen springt
mit grossen Gewalt ein wilder Beer hinzu/ ob welchem

Hilde-

Judas ein angewohnter Faulentzer
ſolcher anſehlicher Frey-Tafel ein jeder Apoſtel mit einem
Korb voll Brodt auff den Rucken zu vnſern HErꝛn kom-
men; eine oder die andere Frag ereignet ſich hierinfals/
warumben nemblichen der Heyland den Philipp gefraget:
unde ememus; Wo werden wir Brodt kauffen?
warumben hat der HErꝛ Judam nicht gefraget; in dem
doch diſer Procurator war/ er fuͤhrte die Caſſa, diſer
hatte in ſolchen Begebenheiten die beſte Erfahrnuß/ er
wuſte/ wo das ſchwartze Brodt/ das weiſſe Brodt/ die
Semmel/ die Kipffel/ das altbachene/ das neugebachne
Silveyra l.
5. in Mat.
Brodt verkauffet wird? er kennt die mehreſte Becken/
vnd Becken-Geſellen/ die mehreſte Wuͤrth/ vnd Sudl-
Koͤch. Darumb iſt Philipp gefragt worden/ vnd nit Ju-
das,
dann diſer war dazumahlen ſchon ein Schelm/ vnnd
vnſer lieber HErꝛ hat ſchon gewuſt/ daß er nicht gern er-
was vmbſonſt gebe/ weilen er in gehaimb ſo gar denen
Armen das Allmoſen geſtohlen. Auß was Urſachen
aber hat der rothbartete Partitenmacher auch einen
Korb muͤſſen auff dem Buckel tragen? da antwortet der
Orat. 33.heilige Baſilius, daß vnſer lieber HErꝛ die Arbeit gar gern
ſehe/ vnd haſſe uͤber alle maſſen den Muͤſſiggang/ welchem
Canoph, in
Quares.
ſol.
112.
Iudas Iſcarioth ſehr ergeben war/ vnd vil Zeit durch Faul-
lentzen/ vnd vnnutzes Geſpraͤch mit denen Juden/ vnnd
Hebreiſchen Handels-Leuthen/ auch mit denen Phariſeern
verzehret. In diſem hat Iudas vil Bruͤder.

In dem Baurn-Calender an St. Galli Tag iſt
ein Beer abgemahlt/ welcher ein Holtz/ oder ein Block
uͤber die Achſeln tragt: die Vrſach deſſen aber iſt diſe/
der heilige Gallus, welcher ein ſonderer Patron in
Schweitzerland/ hatte einsmals etliche Fiſchlein in der
Einoͤde mit dem Diacon Hildeboddo wollen bratten/
vnd zu diſem End ein Feur angemacht. Vnderdeſſen ſpringt
mit groſſen Gewalt ein wilder Beer hinzu/ ob welchem

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[540/0576] Judas ein angewohnter Faulentzer ſolcher anſehlicher Frey-Tafel ein jeder Apoſtel mit einem Korb voll Brodt auff den Rucken zu vnſern HErꝛn kom- men; eine oder die andere Frag ereignet ſich hierinfals/ warumben nemblichen der Heyland den Philipp gefraget: unde ememus; Wo werden wir Brodt kauffen? warumben hat der HErꝛ Judam nicht gefraget; in dem doch diſer Procurator war/ er fuͤhrte die Caſſa, diſer hatte in ſolchen Begebenheiten die beſte Erfahrnuß/ er wuſte/ wo das ſchwartze Brodt/ das weiſſe Brodt/ die Semmel/ die Kipffel/ das altbachene/ das neugebachne Brodt verkauffet wird? er kennt die mehreſte Becken/ vnd Becken-Geſellen/ die mehreſte Wuͤrth/ vnd Sudl- Koͤch. Darumb iſt Philipp gefragt worden/ vnd nit Ju- das, dann diſer war dazumahlen ſchon ein Schelm/ vnnd vnſer lieber HErꝛ hat ſchon gewuſt/ daß er nicht gern er- was vmbſonſt gebe/ weilen er in gehaimb ſo gar denen Armen das Allmoſen geſtohlen. Auß was Urſachen aber hat der rothbartete Partitenmacher auch einen Korb muͤſſen auff dem Buckel tragen? da antwortet der heilige Baſilius, daß vnſer lieber HErꝛ die Arbeit gar gern ſehe/ vnd haſſe uͤber alle maſſen den Muͤſſiggang/ welchem Iudas Iſcarioth ſehr ergeben war/ vnd vil Zeit durch Faul- lentzen/ vnd vnnutzes Geſpraͤch mit denen Juden/ vnnd Hebreiſchen Handels-Leuthen/ auch mit denen Phariſeern verzehret. In diſem hat Iudas vil Bruͤder. Silveyra l. 5. in Mat. Orat. 33. Canoph, in Quares. ſol. 112. In dem Baurn-Calender an St. Galli Tag iſt ein Beer abgemahlt/ welcher ein Holtz/ oder ein Block uͤber die Achſeln tragt: die Vrſach deſſen aber iſt diſe/ der heilige Gallus, welcher ein ſonderer Patron in Schweitzerland/ hatte einsmals etliche Fiſchlein in der Einoͤde mit dem Diacon Hildeboddo wollen bratten/ vnd zu diſem End ein Feur angemacht. Vnderdeſſen ſpringt mit groſſen Gewalt ein wilder Beer hinzu/ ob welchem Hilde-

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/576>, abgerufen am 26.04.2024.