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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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Judae schmählerische Ehrabschneiderey.
außgeleget/ vnd wäre weit rühmlicher gewest/ sagt er/
wann man dise Salben hätte zu Gelt gemacht/ vnd sol-
ches nachgehendes vnder die Armen außgethailet. Auch
schreibt Cajetanus in c. 28. Matth. Jansenius in Con-
cord. 128. Suarez tom. 2. disp. 34. Sect.
1. daß Judas
Christo dem HErrn wegen solcher Salbung spöttlich ha-
be nachgeredet/ vnd ihn auff alle Weiß bey den Juden
verklienert/ wie daß sich diser Zimmermanns-Sohn von
einer so offentlichen Madama lasse bedienen/ er habe ihn
bißhero für einen heiligen/ vnd vollkommenen Mann an-
gesehen/ anjetzo aber kombt er vnder die Schlich/ vnd
findt/ daß er die Weiber auch nit vngern sehe. Derglei-
chen noch mehrer Schand-Reden hat der Judas außgos-Sylve. l.
7. c. 3.
q. 8. n.
47.

sen/ daß sich auch der Evangelist geschamet hat/ solche mit
der Feder zu entwerffen. O schelmischer Ehrabschneider!

Der H. Paulus ist in den Himmel verzucket worden/
ich aber in die Höll/ Gedancken halber. Vidi mirabilia,
dort habe ich Wunder wunderseltzame Ding gesehen.

Wann ich ohne Zihl/ schon noch so vil/
Der Mäuler haben solte:
Zungen ohne Zahl/ ein Stimm wie Stahl/
Alles erzehlen wolte.
Wie vil der Peyn der Höllen seyn:
Wurd ich doch gantz erstummen.
Bekennen rund/ daß auff kein Grund
Der Peyn vnd Straff zu kommen.

Erschröcklich/ erschröcklich! Ob zwar der Heil. Job
außgibt/ daß in der Höll kein Ordnung seye/ so hab ich
gleichwol daselbst/ so vil man wegen deß auffsteigenden
Rauch hat sehen können; ein ordentliche Außthailung der
Gassen wahrgenommen. Erstlich bin ich geführt wor-
den in ein sehr grosse Gassen/ vnd hab hören müssen/ daß
dise die Herrn-Gassen genenner werde/ da waren lauter

vor-
O o o o

Judæ ſchmaͤhleriſche Ehrabſchneiderey.
außgeleget/ vnd waͤre weit ruͤhmlicher geweſt/ ſagt er/
wann man diſe Salben haͤtte zu Gelt gemacht/ vnd ſol-
ches nachgehendes vnder die Armen außgethailet. Auch
ſchreibt Cajetanus in c. 28. Matth. Janſenius in Con-
cord. 128. Suarez tom. 2. diſp. 34. Sect.
1. daß Judas
Chriſto dem HErꝛn wegen ſolcher Salbung ſpoͤttlich ha-
be nachgeredet/ vnd ihn auff alle Weiß bey den Juden
verklienert/ wie daß ſich diſer Zimmermanns-Sohn von
einer ſo offentlichen Madama laſſe bedienen/ er habe ihn
bißhero fuͤr einen heiligen/ vnd vollkommenen Mann an-
geſehen/ anjetzo aber kombt er vnder die Schlich/ vnd
findt/ daß er die Weiber auch nit vngern ſehe. Derglei-
chen noch mehrer Schand-Reden hat der Judas außgoſ-Sylve. l.
7. c. 3.
q. 8. n.
47.

ſen/ daß ſich auch der Evangeliſt geſchamet hat/ ſolche mit
der Feder zu entwerffen. O ſchelmiſcher Ehrabſchneider!

Der H. Paulus iſt in den Himmel verzucket worden/
ich aber in die Hoͤll/ Gedancken halber. Vidi mirabilia,
dort habe ich Wunder wunderſeltzame Ding geſehen.

Wann ich ohne Zihl/ ſchon noch ſo vil/
Der Maͤuler haben ſolte:
Zungen ohne Zahl/ ein Stimm wie Stahl/
Alles erzehlen wolte.
Wie vil der Peyn der Hoͤllen ſeyn:
Wurd ich doch gantz erſtummen.
Bekennen rund/ daß auff kein Grund
Der Peyn vnd Straff zu kommen.

Erſchroͤcklich/ erſchroͤcklich! Ob zwar der Heil. Job
außgibt/ daß in der Hoͤll kein Ordnung ſeye/ ſo hab ich
gleichwol daſelbſt/ ſo vil man wegen deß auffſteigenden
Rauch hat ſehen koͤnnen; ein ordentliche Außthailung der
Gaſſen wahrgenommen. Erſtlich bin ich gefuͤhrt wor-
den in ein ſehr groſſe Gaſſen/ vnd hab hoͤren muͤſſen/ daß
diſe die Herꝛn-Gaſſen genenner werde/ da waren lauter

vor-
O o o o
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[657/0693] Judæ ſchmaͤhleriſche Ehrabſchneiderey. außgeleget/ vnd waͤre weit ruͤhmlicher geweſt/ ſagt er/ wann man diſe Salben haͤtte zu Gelt gemacht/ vnd ſol- ches nachgehendes vnder die Armen außgethailet. Auch ſchreibt Cajetanus in c. 28. Matth. Janſenius in Con- cord. 128. Suarez tom. 2. diſp. 34. Sect. 1. daß Judas Chriſto dem HErꝛn wegen ſolcher Salbung ſpoͤttlich ha- be nachgeredet/ vnd ihn auff alle Weiß bey den Juden verklienert/ wie daß ſich diſer Zimmermanns-Sohn von einer ſo offentlichen Madama laſſe bedienen/ er habe ihn bißhero fuͤr einen heiligen/ vnd vollkommenen Mann an- geſehen/ anjetzo aber kombt er vnder die Schlich/ vnd findt/ daß er die Weiber auch nit vngern ſehe. Derglei- chen noch mehrer Schand-Reden hat der Judas außgoſ- ſen/ daß ſich auch der Evangeliſt geſchamet hat/ ſolche mit der Feder zu entwerffen. O ſchelmiſcher Ehrabſchneider! Sylve. l. 7. c. 3. q. 8. n. 47. Der H. Paulus iſt in den Himmel verzucket worden/ ich aber in die Hoͤll/ Gedancken halber. Vidi mirabilia, dort habe ich Wunder wunderſeltzame Ding geſehen. Wann ich ohne Zihl/ ſchon noch ſo vil/ Der Maͤuler haben ſolte: Zungen ohne Zahl/ ein Stimm wie Stahl/ Alles erzehlen wolte. Wie vil der Peyn der Hoͤllen ſeyn: Wurd ich doch gantz erſtummen. Bekennen rund/ daß auff kein Grund Der Peyn vnd Straff zu kommen. Erſchroͤcklich/ erſchroͤcklich! Ob zwar der Heil. Job außgibt/ daß in der Hoͤll kein Ordnung ſeye/ ſo hab ich gleichwol daſelbſt/ ſo vil man wegen deß auffſteigenden Rauch hat ſehen koͤnnen; ein ordentliche Außthailung der Gaſſen wahrgenommen. Erſtlich bin ich gefuͤhrt wor- den in ein ſehr groſſe Gaſſen/ vnd hab hoͤren muͤſſen/ daß diſe die Herꝛn-Gaſſen genenner werde/ da waren lauter vor- O o o o

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 657. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/693>, abgerufen am 30.04.2024.