Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

Judas/ der unverschamte und Lasterhaffte Gesell/
zugefügt worden/ indem doch das verbainte Juden-Ge-
sind auf alle Weise gedenckt/ wie es dem HErrn JESU
kan ein Leyd anthun. Im währenden Ausführen ist eine
grosse Anzahl der Hebräischen Spitz-Buben ihm nach-
gelosfen/ und den Heyland geworffen mit Steinen/ mit
Koth/ mit Eyern/ mit faulen Obst/ mit allerley Unflath/
wie sie dann hierzu von ihren eignen Eltern seynd ange-
reitzt worden. Wie er durch die Gassen gefährt worden/
und dazumalen die Leute beym Mittag-Essen waren/
da seynd sie von der Tafel unter die Fenster gefallen/ aller-
ley Spott-Reden auf Ihn hinunter geschryen/ O Be-
stien! auch wie Ihme in einer Gassen seine gebenedeyte
Mutter begegnet/ und aus Mütterlichem Affect Ihme
um den Hals gefallen/ und den letzten Kuß gegeben/ da
haben sie ihn zwar bey denen Haaren darvon gezogen/
aber der seeligsten Mutter nit ein Leyd angethan/ welches
ohne Zweiffel wäre geschehen/ und hätte weiß nit was vor
Unbill das schwierige Lotter-Gesind ihr angethan/ aber
der HErr JEsus hat es je und allemal verhindert/ nie zu-
gelassen/ daß ihr eine offentliche Schmach wäre zugefügt
worden. Wehe also/ und abermal wehe den jenigen/
welche sie verachten.

In der Stadt Zamossa hat sich An. 1600. etwas
wunderliches begeben. Daselbst am Tag Mariae Ver-
kündigung wolte eine vornehme Edelfrau auf ihre Herr-
Joan. Bo-
nif. lib. 5.
c. 2.
schafft/ so nit gar weit entlegen/ in einer Carozen oder
Kobl-Wagen verreisen/ die Bediente zu Hauß haben ihr
solches widerrahten/ in Erwegung des Heil. Festtags/ diese
aber/ weil sie gut kezerisch/ ließ sich von solcher starck-vorge-
nommener Reise nit abhalten/ ja über dieß hat sie noch al-
lerley Läster-Worte geredet wider die gebenedeyte Mut-

ter

Judas/ der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell/
zugefuͤgt worden/ indem doch das verbainte Juden-Ge-
ſind auf alle Weiſe gedenckt/ wie es dem HErrn JESU
kan ein Leyd anthun. Im waͤhrenden Ausfuͤhren iſt eine
groſſe Anzahl der Hebraͤiſchen Spitz-Buben ihm nach-
geloſfen/ und den Heyland geworffen mit Steinen/ mit
Koth/ mit Eyern/ mit faulen Obſt/ mit allerley Unflath/
wie ſie dann hierzu von ihren eignen Eltern ſeynd ange-
reitzt worden. Wie er durch die Gaſſen gefaͤhrt worden/
und dazumalen die Leute beym Mittag-Eſſen waren/
da ſeynd ſie von der Tafel unter die Fenſter gefallen/ aller-
ley Spott-Reden auf Ihn hinunter geſchryen/ O Be-
ſtien! auch wie Ihme in einer Gaſſen ſeine gebenedeyte
Mutter begegnet/ und aus Muͤtterlichem Affect Ihme
um den Hals gefallen/ und den letzten Kuß gegeben/ da
haben ſie ihn zwar bey denen Haaren darvon gezogen/
aber der ſeeligſten Mutter nit ein Leyd angethan/ welches
ohne Zweiffel waͤre geſchehen/ und haͤtte weiß nit was vor
Unbill das ſchwierige Lotter-Geſind ihr angethan/ aber
der HErr JEſus hat es je und allemal verhindert/ nie zu-
gelaſſen/ daß ihr eine offentliche Schmach waͤre zugefuͤgt
worden. Wehe alſo/ und abermal wehe den jenigen/
welche ſie verachten.

In der Stadt Zamoſſa hat ſich An. 1600. etwas
wunderliches begeben. Daſelbſt am Tag Mariæ Ver-
kuͤndigung wolte eine vornehme Edelfrau auf ihre Herr-
Joan. Bo-
nif. lib. 5.
c. 2.
ſchafft/ ſo nit gar weit entlegen/ in einer Carozen oder
Kobl-Wagen verreiſen/ die Bediente zu Hauß haben ihr
ſolches widerrahten/ in Erwegung des Heil. Feſttags/ dieſe
aber/ weil ſie gut kezeriſch/ ließ ſich von ſolcher ſtarck-vorge-
nommener Reiſe nit abhalten/ ja uͤber dieß hat ſie noch al-
lerley Laͤſter-Worte geredet wider die gebenedeyte Mut-

ter
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0484" n="452"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Judas/ der unver&#x017F;chamte und La&#x017F;terhaffte Ge&#x017F;ell/</hi></fw><lb/>
zugefu&#x0364;gt worden/ indem doch das verbainte Juden-Ge-<lb/>
&#x017F;ind auf alle Wei&#x017F;e gedenckt/ wie es dem HErrn JESU<lb/>
kan ein Leyd anthun. Im wa&#x0364;hrenden Ausfu&#x0364;hren i&#x017F;t eine<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Anzahl der Hebra&#x0364;i&#x017F;chen Spitz-Buben ihm nach-<lb/>
gelo&#x017F;fen/ und den Heyland geworffen mit Steinen/ mit<lb/>
Koth/ mit Eyern/ mit faulen Ob&#x017F;t/ mit allerley Unflath/<lb/>
wie &#x017F;ie dann hierzu von ihren eignen Eltern &#x017F;eynd ange-<lb/>
reitzt worden. Wie er durch die Ga&#x017F;&#x017F;en gefa&#x0364;hrt worden/<lb/>
und dazumalen die Leute beym Mittag-E&#x017F;&#x017F;en waren/<lb/>
da &#x017F;eynd &#x017F;ie von der Tafel unter die Fen&#x017F;ter gefallen/ aller-<lb/>
ley Spott-Reden auf Ihn hinunter ge&#x017F;chryen/ O Be-<lb/>
&#x017F;tien! auch wie Ihme in einer Ga&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eine gebenedeyte<lb/>
Mutter begegnet/ und aus Mu&#x0364;tterlichem <hi rendition="#aq">Affect</hi> Ihme<lb/>
um den Hals gefallen/ und den letzten Kuß gegeben/ da<lb/>
haben &#x017F;ie ihn zwar bey denen Haaren darvon gezogen/<lb/>
aber der &#x017F;eelig&#x017F;ten Mutter nit ein Leyd angethan/ welches<lb/>
ohne Zweiffel wa&#x0364;re ge&#x017F;chehen/ und ha&#x0364;tte weiß nit was vor<lb/>
Unbill das &#x017F;chwierige Lotter-Ge&#x017F;ind ihr angethan/ aber<lb/>
der HErr JE&#x017F;us hat es je und allemal verhindert/ nie zu-<lb/>
gela&#x017F;&#x017F;en/ daß ihr eine offentliche Schmach wa&#x0364;re zugefu&#x0364;gt<lb/>
worden. Wehe al&#x017F;o/ und abermal wehe den jenigen/<lb/>
welche &#x017F;ie verachten.</p><lb/>
        <p>In der Stadt <hi rendition="#aq">Zamo&#x017F;&#x017F;a</hi> hat &#x017F;ich <hi rendition="#aq">An.</hi> 1600. etwas<lb/>
wunderliches begeben. Da&#x017F;elb&#x017F;t am Tag <hi rendition="#aq">Mariæ</hi> Ver-<lb/>
ku&#x0364;ndigung wolte eine vornehme Edelfrau auf ihre Herr-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Joan. Bo-<lb/>
nif. lib. 5.<lb/>
c. 2.</hi></note>&#x017F;chafft/ &#x017F;o nit gar weit entlegen/ in einer <hi rendition="#aq">Carozen</hi> oder<lb/>
Kobl-Wagen verrei&#x017F;en/ die Bediente zu Hauß haben ihr<lb/>
&#x017F;olches widerrahten/ in Erwegung des Heil. Fe&#x017F;ttags/ die&#x017F;e<lb/>
aber/ weil &#x017F;ie gut kezeri&#x017F;ch/ ließ &#x017F;ich von &#x017F;olcher &#x017F;tarck-vorge-<lb/>
nommener Rei&#x017F;e nit abhalten/ ja u&#x0364;ber dieß hat &#x017F;ie noch al-<lb/>
lerley La&#x0364;&#x017F;ter-Worte geredet wider die gebenedeyte Mut-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ter</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[452/0484] Judas/ der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell/ zugefuͤgt worden/ indem doch das verbainte Juden-Ge- ſind auf alle Weiſe gedenckt/ wie es dem HErrn JESU kan ein Leyd anthun. Im waͤhrenden Ausfuͤhren iſt eine groſſe Anzahl der Hebraͤiſchen Spitz-Buben ihm nach- geloſfen/ und den Heyland geworffen mit Steinen/ mit Koth/ mit Eyern/ mit faulen Obſt/ mit allerley Unflath/ wie ſie dann hierzu von ihren eignen Eltern ſeynd ange- reitzt worden. Wie er durch die Gaſſen gefaͤhrt worden/ und dazumalen die Leute beym Mittag-Eſſen waren/ da ſeynd ſie von der Tafel unter die Fenſter gefallen/ aller- ley Spott-Reden auf Ihn hinunter geſchryen/ O Be- ſtien! auch wie Ihme in einer Gaſſen ſeine gebenedeyte Mutter begegnet/ und aus Muͤtterlichem Affect Ihme um den Hals gefallen/ und den letzten Kuß gegeben/ da haben ſie ihn zwar bey denen Haaren darvon gezogen/ aber der ſeeligſten Mutter nit ein Leyd angethan/ welches ohne Zweiffel waͤre geſchehen/ und haͤtte weiß nit was vor Unbill das ſchwierige Lotter-Geſind ihr angethan/ aber der HErr JEſus hat es je und allemal verhindert/ nie zu- gelaſſen/ daß ihr eine offentliche Schmach waͤre zugefuͤgt worden. Wehe alſo/ und abermal wehe den jenigen/ welche ſie verachten. In der Stadt Zamoſſa hat ſich An. 1600. etwas wunderliches begeben. Daſelbſt am Tag Mariæ Ver- kuͤndigung wolte eine vornehme Edelfrau auf ihre Herr- ſchafft/ ſo nit gar weit entlegen/ in einer Carozen oder Kobl-Wagen verreiſen/ die Bediente zu Hauß haben ihr ſolches widerrahten/ in Erwegung des Heil. Feſttags/ dieſe aber/ weil ſie gut kezeriſch/ ließ ſich von ſolcher ſtarck-vorge- nommener Reiſe nit abhalten/ ja uͤber dieß hat ſie noch al- lerley Laͤſter-Worte geredet wider die gebenedeyte Mut- ter Joan. Bo- nif. lib. 5. c. 2.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/484
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/484>, abgerufen am 27.04.2024.