Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von dem Vngehorsamb. Münch hat gegen deine Satzung Fleisch gefressen. Der H. Vatter aber hat denarmseeligen Geistlichen von seiner Sünd loßgesprochen/ und den laidigen Sathan vertrieben. Ein ander auß selbigem Orden hat ebenfals grossen Uberlast von diesem höllischen Feind leyden müssen; und da selbigen seine Mit-Brüder zur Kirchen getragen/ seynd alsbald alle Ampelen der Kirchen erlöschet. Der H. Dominicus aber hat diesen bösen Geist beschwohren/ und die Ursach solches hefftigen Plagens zu bekennen genöthiget: welcher dann außgesagt; daß der Münch diese Straffdahero verdienet habe/ die- weil er ohne Erlaubnuß/ und ohne vorhergemachtes. Zeichen deß H. Creu- tzes Wein getruncken hat. Jndem man nun zur Metten geleutet/ hat er dengleich einem Todten auffin. Boden ligenden Bruder verlassen. Jm Kloster deß H. Amati hat eine geistliche Jungfrau ohne Erlaubnuß einen Apffel gessen/ und ist zur Stund wegen dieses Ungehorsambs vom Teuffel besessen/ und armseeliger Weiß tractiret worden. Besser hat sich vorge- seyen der jenige Geistliche/ so in einen unzeitigen Trauben verliebet/ densel- ben doch ohne Erlaubnuß seiner Obrigkeit nicht hat essen wollen: und da er selbigen abgebrochen/ an Statt deß Traubens eine Schlang in seiner Hand gefunden hat; die er dann augenblicklich von sich geworffen/ und sol- ches seinem Oberen bedeutet hat; welcher diese Schlang bey dem Schweiff gefasset/ und/ wohl merckend/ wer in derselben verborgen seye/ zur Kirchen geschlept: allwo der Teuffel auß dem Maul der Schlangen rundauß be- kennet hat; daß er den München das Kloster würde zu eng gemacht haben/ wann er den Trauben ohne Erlaubnuß würde genossen haben. 3. Behüte uns GOtt! wann zu heutigen Zeiten die GOtt-verlobte wurde L l 3
Von dem Vngehorſamb. Muͤnch hat gegẽ deine Satzung Fleiſch gefreſſen. Der H. Vatter aber hat denarmſeeligen Geiſtlichen von ſeiner Suͤnd loßgeſprochen/ und den laidigen Sathan vertrieben. Ein ander auß ſelbigem Orden hat ebenfals groſſen Uberlaſt von dieſem hoͤlliſchen Feind leyden muͤſſen; und da ſelbigen ſeine Mit-Bruͤder zur Kirchen getragen/ ſeynd alsbald alle Ampelen der Kirchen erloͤſchet. Der H. Dominicus aber hat dieſen boͤſen Geiſt beſchwohren/ und die Urſach ſolches hefftigen Plagens zu bekennen genoͤthiget: welcher dann außgeſagt; daß der Muͤnch dieſe Straffdahero verdienet habe/ die- weil er ohne Erlaubnuß/ und ohne vorhergemachtes. Zeichen deß H. Creu- tzes Wein getruncken hat. Jndem man nun zur Metten geleutet/ hat er dengleich einem Todten auffin. Boden ligenden Bruder verlaſſen. Jm Kloſter deß H. Amati hat eine geiſtliche Jungfrau ohne Erlaubnuß einen Apffel geſſen/ und iſt zur Stund wegen dieſes Ungehorſambs vom Teuffel beſeſſen/ und armſeeliger Weiß tractiret worden. Beſſer hat ſich vorge- ſeyen der jenige Geiſtliche/ ſo in einen unzeitigen Trauben verliebet/ denſel- ben doch ohne Erlaubnuß ſeiner Obrigkeit nicht hat eſſen wollen: und da er ſelbigen abgebrochen/ an Statt deß Traubens eine Schlang in ſeiner Hand gefunden hat; die er dann augenblicklich von ſich geworffen/ und ſol- ches ſeinem Oberen bedeutet hat; welcher dieſe Schlang bey dem Schweiff gefaſſet/ und/ wohl merckend/ wer in derſelben verborgen ſeye/ zur Kirchen geſchlept: allwo der Teuffel auß dem Maul der Schlangen rundauß be- kennet hat; daß er den Muͤnchen das Kloſter wuͤrde zu eng gemacht haben/ wann er den Trauben ohne Erlaubnuß wuͤrde genoſſen haben. 3. Behuͤte uns GOtt! wann zu heutigen Zeiten die GOtt-verlobte wurde L l 3
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Von dem Vngehorſamb.
Muͤnch hat gegẽ deine Satzung Fleiſch gefreſſen. Der H. Vatter aber hat den
armſeeligen Geiſtlichen von ſeiner Suͤnd loßgeſprochen/ und den laidigen
Sathan vertrieben. Ein ander auß ſelbigem Orden hat ebenfals groſſen
Uberlaſt von dieſem hoͤlliſchen Feind leyden muͤſſen; und da ſelbigen ſeine
Mit-Bruͤder zur Kirchen getragen/ ſeynd alsbald alle Ampelen der Kirchen
erloͤſchet. Der H. Dominicus aber hat dieſen boͤſen Geiſt beſchwohren/
und die Urſach ſolches hefftigen Plagens zu bekennen genoͤthiget: welcher
dann außgeſagt; daß der Muͤnch dieſe Straffdahero verdienet habe/ die-
weil er ohne Erlaubnuß/ und ohne vorhergemachtes. Zeichen deß H. Creu-
tzes Wein getruncken hat. Jndem man nun zur Metten geleutet/ hat er
dengleich einem Todten auffin. Boden ligenden Bruder verlaſſen. Jm
Kloſter deß H. Amati hat eine geiſtliche Jungfrau ohne Erlaubnuß einen
Apffel geſſen/ und iſt zur Stund wegen dieſes Ungehorſambs vom Teuffel
beſeſſen/ und armſeeliger Weiß tractiret worden. Beſſer hat ſich vorge-
ſeyen der jenige Geiſtliche/ ſo in einen unzeitigen Trauben verliebet/ denſel-
ben doch ohne Erlaubnuß ſeiner Obrigkeit nicht hat eſſen wollen: und da
er ſelbigen abgebrochen/ an Statt deß Traubens eine Schlang in ſeiner
Hand gefunden hat; die er dann augenblicklich von ſich geworffen/ und ſol-
ches ſeinem Oberen bedeutet hat; welcher dieſe Schlang bey dem Schweiff
gefaſſet/ und/ wohl merckend/ wer in derſelben verborgen ſeye/ zur Kirchen
geſchlept: allwo der Teuffel auß dem Maul der Schlangen rundauß be-
kennet hat; daß er den Muͤnchen das Kloſter wuͤrde zu eng gemacht haben/
wann er den Trauben ohne Erlaubnuß wuͤrde genoſſen haben.
3. Behuͤte uns GOtt! wann zu heutigen Zeiten die GOtt-verlobte
Perſonen dergleichen Ungehorſambs halber ſothanen ungeſtuͤmmen Gaſt be-
herbergen ſolten/ wie viele wuͤrde man nicht Beſeſſene finden! Ob zwarn
der gerechte Gott derſelben anjetzo verſchoͤnet/ ſo werden ſie doch der jeni-
gen grauſamen Straffen/ ſo den Ungehorſamen bereitet ſeynd/ nicht ent-
gehen; lang geborgt/ iſt nicht quit geſchlagen: GOtt weiß ſich der gele-
genen Zeit zu gebrauchen/ und ſtraffet nachmahls/ wann nicht die Buß-
fertigkeit die Mittlerin wird/ viel haͤrter. Zu beſtaͤttigung aber der ange-
zogenen Warheit erzehlet der gelehrte Scribent Zacharias Boverius/ daß
ein Capuciner Ley-Bruder die gantze Woch durch im Garten gearbeitet/ am
Sonntag aber wurde er von ſeiner Obrigkeit mit denen Prieſtern deſſelben
Ordens/ welche an andern Orten predigen muſten/ außgeſchickt. Uber
ſolche Muͤhe-Waltung und immerwaͤhrende Anſchaffung deß Obern
wurde
Ann. Ca-
puc. 559.
Hiſtoria.
L l 3
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Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/297>, abgerufen am 16.06.2024. |