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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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Betrachtung der Unreinigkeit.
doch gedencken, daß es Jhnen andere Leute an-
sehen, und an Jhrem äussern Anblick, flüchti-
gen und unbeständigen Augen, entsetzlicher
Fladderhaftigkeit, zuweilen auch wegen Gewis-
senspein in eignen Gedancken vertieften We-
sen, öfterer Consternation und verzagter Ver-
wirrung des Gemüths, oder im Gegentheil an
einer unerträglichen Unverschämtheit, an einem
gantz wunderlichen und überaus wiedrigen Ge-
ruch, und andern solchen unausbleiblichen Um-
ständen und Folgen gantz eigentlich mercken kön-
nen: Sie müsten von Jhrem Gewissen in einer
Schandthat entweder jetzo gleich ergriffen wor-
den seyn, oder doch unter der abscheulichen
Sclaverey der Wohllüste stecken!

Dis kann Sie ja vor allen ehrbaren Men-
schen so verächtlich, so unleidlich, und so abomi-
nable machen: daß wenn Sie einer auch zum er-
stenmal sein Lebenlang siehet, er bald aus diesen
Umständen, und dem unsichtbarer Weise über
Jhnen schwebenden höchsten Mißfallen und
Fluch GOttes, Sie verabscheuen und fliehen
muß, ohne zu wissen warum? Wenn Sie sich
nun auch bey solchen Fällen gerne verbergen,
und verständigen Leuten nicht viel vor Augen
kommen wolten, daß man es Jhnen nicht etwa
ansehe: so behalten Sie doch Jhren Wurm in
sich, der am Gewissen so wohl als an Jhrem
Leibe naget, und die edelsten Kräfte Jhres Le-
bens unvermerckt verzehret.

Jch muß es Jhnen nur deutlich heraussa-
gen: Wenn Sie bey Jhrem bisherigen schand-

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Betrachtung der Unreinigkeit.
doch gedencken, daß es Jhnen andere Leute an-
ſehen, und an Jhrem aͤuſſern Anblick, fluͤchti-
gen und unbeſtaͤndigen Augen, entſetzlicher
Fladderhaftigkeit, zuweilen auch wegen Gewiſ-
ſenspein in eignen Gedancken vertieften We-
ſen, oͤfterer Conſternation und verzagter Ver-
wirrung des Gemuͤths, oder im Gegentheil an
einer unertraͤglichen Unverſchaͤmtheit, an einem
gantz wunderlichen und uͤberaus wiedrigen Ge-
ruch, und andern ſolchen unausbleiblichen Um-
ſtaͤnden und Folgen gantz eigentlich mercken koͤn-
nen: Sie muͤſten von Jhrem Gewiſſen in einer
Schandthat entweder jetzo gleich ergriffen wor-
den ſeyn, oder doch unter der abſcheulichen
Sclaverey der Wohlluͤſte ſtecken!

Dis kann Sie ja vor allen ehrbaren Men-
ſchen ſo veraͤchtlich, ſo unleidlich, und ſo abomi-
nable machen: daß wenn Sie einer auch zum er-
ſtenmal ſein Lebenlang ſiehet, er bald aus dieſen
Umſtaͤnden, und dem unſichtbarer Weiſe uͤber
Jhnen ſchwebenden hoͤchſten Mißfallen und
Fluch GOttes, Sie verabſcheuen und fliehen
muß, ohne zu wiſſen warum? Wenn Sie ſich
nun auch bey ſolchen Faͤllen gerne verbergen,
und verſtaͤndigen Leuten nicht viel vor Augen
kommen wolten, daß man es Jhnen nicht etwa
anſehe: ſo behalten Sie doch Jhren Wurm in
ſich, der am Gewiſſen ſo wohl als an Jhrem
Leibe naget, und die edelſten Kraͤfte Jhres Le-
bens unvermerckt verzehret.

Jch muß es Jhnen nur deutlich herausſa-
gen: Wenn Sie bey Jhrem bisherigen ſchand-

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[85/0105] Betrachtung der Unreinigkeit. doch gedencken, daß es Jhnen andere Leute an- ſehen, und an Jhrem aͤuſſern Anblick, fluͤchti- gen und unbeſtaͤndigen Augen, entſetzlicher Fladderhaftigkeit, zuweilen auch wegen Gewiſ- ſenspein in eignen Gedancken vertieften We- ſen, oͤfterer Conſternation und verzagter Ver- wirrung des Gemuͤths, oder im Gegentheil an einer unertraͤglichen Unverſchaͤmtheit, an einem gantz wunderlichen und uͤberaus wiedrigen Ge- ruch, und andern ſolchen unausbleiblichen Um- ſtaͤnden und Folgen gantz eigentlich mercken koͤn- nen: Sie muͤſten von Jhrem Gewiſſen in einer Schandthat entweder jetzo gleich ergriffen wor- den ſeyn, oder doch unter der abſcheulichen Sclaverey der Wohlluͤſte ſtecken! Dis kann Sie ja vor allen ehrbaren Men- ſchen ſo veraͤchtlich, ſo unleidlich, und ſo abomi- nable machen: daß wenn Sie einer auch zum er- ſtenmal ſein Lebenlang ſiehet, er bald aus dieſen Umſtaͤnden, und dem unſichtbarer Weiſe uͤber Jhnen ſchwebenden hoͤchſten Mißfallen und Fluch GOttes, Sie verabſcheuen und fliehen muß, ohne zu wiſſen warum? Wenn Sie ſich nun auch bey ſolchen Faͤllen gerne verbergen, und verſtaͤndigen Leuten nicht viel vor Augen kommen wolten, daß man es Jhnen nicht etwa anſehe: ſo behalten Sie doch Jhren Wurm in ſich, der am Gewiſſen ſo wohl als an Jhrem Leibe naget, und die edelſten Kraͤfte Jhres Le- bens unvermerckt verzehret. Jch muß es Jhnen nur deutlich herausſa- gen: Wenn Sie bey Jhrem bisherigen ſchand- ba- F 3

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/105>, abgerufen am 28.04.2024.