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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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(I. Th.) Anatomisch-Medicinische
auch nothwendig allerley Ungleichheiten und
Forcirung verursachet: so ist leicht zu erachten,
was nach und nach aus dieser violenta, spastica
et convulsiva partium nervearum strictura,

(just da, wo die meisten Nerven beysammen seyn
müssen,) und aus den crebrioribus stimulis, ir-
regulares et praeternaturales motus provo-
cantibus,
endlich erfolgen müsse. Ueber dieses
schlägt manchen das Gewissen seiner Greuel we-
gen, und bestraffet ihn, so hart daß er
verzweifeln möchte; ia auch seine Träume hal-
ten ihn in Furcht, Bangigkeit und Schrecken
feste: da es ihm zum Exempel vorkommt, die
Teufel jagten oder griffen ihn, er werde zum Gal-
gen hinaus geführet, um gerichtet zu werden,
oder er werde vor das Jüngste Gericht gefor-
dert, und anders mehr. Da nun aber eine gantz
notorische Sache ist, daß alles, was das Hertz
ängstet, und insonderheit eine so continuirliche
und oft wiederkommende Unruhe und Schre-
cken im Gemüth verursacht, einen motum cor-
dis subsultorium
und convulsivum nach sich zie-
het: so muß denn nothwendig ein Zittern des
Hertzens erfolgen, und dabey oft ein so starckes
Hertzklopfen, daß man es bey manchem wol an
der Seite hören kann, und die Ribben in die
Höhe treten; nächst dem auch eine Ermattung
des Hertzens, folglich des gantzen Umlauffs des
Geblüts und anderes mehr, unfehlbar daraus
entstehen. Kommt denn durch abermalige
Brunst und drauf folgende schreckliche Gewis-
senspein (wenn sonderlich auch schon das Ge-

blüt

(I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche
auch nothwendig allerley Ungleichheiten und
Forcirung verurſachet: ſo iſt leicht zu erachten,
was nach und nach aus dieſer violenta, ſpaſtica
et convulſiva partium nervearum ſtrictura,

(juſt da, wo die meiſten Nerven beyſammen ſeyn
muͤſſen,) und aus den crebrioribus ſtimulis, ir-
regulares et præternaturales motus provo-
cantibus,
endlich erfolgen muͤſſe. Ueber dieſes
ſchlaͤgt manchen das Gewiſſen ſeiner Greuel we-
gen, und beſtraffet ihn, ſo hart daß er
verzweifeln moͤchte; ia auch ſeine Traͤume hal-
ten ihn in Furcht, Bangigkeit und Schrecken
feſte: da es ihm zum Exempel vorkommt, die
Teufel jagten oder griffen ihn, er werde zum Gal-
gen hinaus gefuͤhret, um gerichtet zu werden,
oder er werde vor das Juͤngſte Gericht gefor-
dert, und anders mehr. Da nun aber eine gantz
notoriſche Sache iſt, daß alles, was das Hertz
aͤngſtet, und inſonderheit eine ſo continuirliche
und oft wiederkommende Unruhe und Schre-
cken im Gemuͤth verurſacht, einen motum cor-
dis ſubſultorium
und convulſivum nach ſich zie-
het: ſo muß denn nothwendig ein Zittern des
Hertzens erfolgen, und dabey oft ein ſo ſtarckes
Hertzklopfen, daß man es bey manchem wol an
der Seite hoͤren kann, und die Ribben in die
Hoͤhe treten; naͤchſt dem auch eine Ermattung
des Hertzens, folglich des gantzen Umlauffs des
Gebluͤts und anderes mehr, unfehlbar daraus
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ſenspein (wenn ſonderlich auch ſchon das Ge-

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[94/0114] (I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche auch nothwendig allerley Ungleichheiten und Forcirung verurſachet: ſo iſt leicht zu erachten, was nach und nach aus dieſer violenta, ſpaſtica et convulſiva partium nervearum ſtrictura, (juſt da, wo die meiſten Nerven beyſammen ſeyn muͤſſen,) und aus den crebrioribus ſtimulis, ir- regulares et præternaturales motus provo- cantibus, endlich erfolgen muͤſſe. Ueber dieſes ſchlaͤgt manchen das Gewiſſen ſeiner Greuel we- gen, und beſtraffet ihn, ſo hart daß er verzweifeln moͤchte; ia auch ſeine Traͤume hal- ten ihn in Furcht, Bangigkeit und Schrecken feſte: da es ihm zum Exempel vorkommt, die Teufel jagten oder griffen ihn, er werde zum Gal- gen hinaus gefuͤhret, um gerichtet zu werden, oder er werde vor das Juͤngſte Gericht gefor- dert, und anders mehr. Da nun aber eine gantz notoriſche Sache iſt, daß alles, was das Hertz aͤngſtet, und inſonderheit eine ſo continuirliche und oft wiederkommende Unruhe und Schre- cken im Gemuͤth verurſacht, einen motum cor- dis ſubſultorium und convulſivum nach ſich zie- het: ſo muß denn nothwendig ein Zittern des Hertzens erfolgen, und dabey oft ein ſo ſtarckes Hertzklopfen, daß man es bey manchem wol an der Seite hoͤren kann, und die Ribben in die Hoͤhe treten; naͤchſt dem auch eine Ermattung des Hertzens, folglich des gantzen Umlauffs des Gebluͤts und anderes mehr, unfehlbar daraus entſtehen. Kommt denn durch abermalige Brunſt und drauf folgende ſchreckliche Gewiſ- ſenspein (wenn ſonderlich auch ſchon das Ge- bluͤt

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/114>, abgerufen am 27.04.2024.