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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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Betrachtung der Unreinigkeit.
"der die schuldige Pflicht nur in Ansehung der
"Nothwendigkeit, als vor den Augen GOttes,
"mit grosser Bescheidenheit und Mäßigkeit. Der
"Heide Epictetus aber sagt: C. 2, 47. Vor der
"Ausübung der natürlichen Lust des Fleisches
"halte dich bis zum Ehestande aufs allermöglich-
"ste rein und unbefleckt: wenn du aber in den
"Stand der Ehe trittest, so must du dich der
"ehelichen Wercke nicht anders als rechtmäßig
"in rechter Masse) gebrauchen." Dieses nun
würde ohne heftige Anfälle und Reitzungen, ohne
gewaltsame Triebe und ohne einige Beschwe-
rungen in der natürlichsten Ordnung so fortge-
hen können: weil der Same seinen sonst gewohn-
ten Weg durch die vasa lymphatica zum ductu
thoracico
noch offen hat und frey behält. Da-
her würde kein einiger Mensch Ursach haben,
sich über den Ueberfluß des Samens zu beschwe-
ren, oder denselben gar zum Deckmantel seiner
Schande und Bosheit mit allerhöchster Beschim-
pfung seines Schöpffers zu machen. (Siehe oben
pag. 8. und 14. sqq. desgleichen p. 43. sqq.) Zu-
malen man bis auf den heutigen Tag keine ei-
nige Observation aufbringen kann, daß die Ver-
wahrung und gäntzliche Zurückhaltung des Sa-
mens jemanden (der NB. in vollkommener
Keuschheit geblieben, und seine Natur nicht zu-
erst gantz violirt und verderbet hat; denn von ver-
hurten oder vormals verführten und ruinirten
Menschen ist schlechterdins hier nicht die Rede)
natürlicher Weise die geringste Beschwerung
hätte verursachet: ja nicht einmal bey den un-

ver-

Betrachtung der Unreinigkeit.
„der die ſchuldige Pflicht nur in Anſehung der
„Nothwendigkeit, als vor den Augen GOttes,
„mit groſſer Beſcheidenheit und Maͤßigkeit. Der
„Heide Epictetus aber ſagt: C. 2, 47. Vor der
„Ausuͤbung der natuͤrlichen Luſt des Fleiſches
„halte dich bis zum Eheſtande aufs allermoͤglich-
„ſte rein und unbefleckt: wenn du aber in den
„Stand der Ehe tritteſt, ſo muſt du dich der
„ehelichen Wercke nicht anders als rechtmaͤßig
„in rechter Maſſe) gebrauchen.‟ Dieſes nun
wuͤrde ohne heftige Anfaͤlle und Reitzungen, ohne
gewaltſame Triebe und ohne einige Beſchwe-
rungen in der natuͤrlichſten Ordnung ſo fortge-
hen koͤnnen: weil der Same ſeinen ſonſt gewohn-
ten Weg durch die vaſa lymphatica zum ductu
thoracico
noch offen hat und frey behaͤlt. Da-
her wuͤrde kein einiger Menſch Urſach haben,
ſich uͤber den Ueberfluß des Samens zu beſchwe-
ren, oder denſelben gar zum Deckmantel ſeiner
Schande und Bosheit mit allerhoͤchſter Beſchim-
pfung ſeines Schoͤpffers zu machen. (Siehe oben
pag. 8. und 14. ſqq. desgleichen p. 43. ſqq.) Zu-
malen man bis auf den heutigen Tag keine ei-
nige Obſervation aufbringen kann, daß die Ver-
wahrung und gaͤntzliche Zuruͤckhaltung des Sa-
mens jemanden (der NB. in vollkommener
Keuſchheit geblieben, und ſeine Natur nicht zu-
erſt gantz violirt und verderbet hat; denn von ver-
hurten oder vormals verfuͤhrten und ruinirten
Menſchen iſt ſchlechterdins hier nicht die Rede)
natuͤrlicher Weiſe die geringſte Beſchwerung
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[107/0127] Betrachtung der Unreinigkeit. „der die ſchuldige Pflicht nur in Anſehung der „Nothwendigkeit, als vor den Augen GOttes, „mit groſſer Beſcheidenheit und Maͤßigkeit. Der „Heide Epictetus aber ſagt: C. 2, 47. Vor der „Ausuͤbung der natuͤrlichen Luſt des Fleiſches „halte dich bis zum Eheſtande aufs allermoͤglich- „ſte rein und unbefleckt: wenn du aber in den „Stand der Ehe tritteſt, ſo muſt du dich der „ehelichen Wercke nicht anders als rechtmaͤßig „in rechter Maſſe) gebrauchen.‟ Dieſes nun wuͤrde ohne heftige Anfaͤlle und Reitzungen, ohne gewaltſame Triebe und ohne einige Beſchwe- rungen in der natuͤrlichſten Ordnung ſo fortge- hen koͤnnen: weil der Same ſeinen ſonſt gewohn- ten Weg durch die vaſa lymphatica zum ductu thoracico noch offen hat und frey behaͤlt. Da- her wuͤrde kein einiger Menſch Urſach haben, ſich uͤber den Ueberfluß des Samens zu beſchwe- ren, oder denſelben gar zum Deckmantel ſeiner Schande und Bosheit mit allerhoͤchſter Beſchim- pfung ſeines Schoͤpffers zu machen. (Siehe oben pag. 8. und 14. ſqq. desgleichen p. 43. ſqq.) Zu- malen man bis auf den heutigen Tag keine ei- nige Obſervation aufbringen kann, daß die Ver- wahrung und gaͤntzliche Zuruͤckhaltung des Sa- mens jemanden (der NB. in vollkommener Keuſchheit geblieben, und ſeine Natur nicht zu- erſt gantz violirt und verderbet hat; denn von ver- hurten oder vormals verfuͤhrten und ruinirten Menſchen iſt ſchlechterdins hier nicht die Rede) natuͤrlicher Weiſe die geringſte Beſchwerung haͤtte verurſachet: ja nicht einmal bey den un- ver-

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/127>, abgerufen am 28.04.2024.