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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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Betrachtung der Unreinigkeit.

Corinth soll schon A. M. 2726. unter dem
Namen Ephyra bekant gewesen seyn. Sie lag
auf der Erdenge, womit Morea an dem festen
Land von Griechenland henget, und zwar unten
an einem hohen Felsen, worauf ein festes Schloß
erbauet war; und hatte demnach nicht nur die
Passage zwischen Griechenland und Morea in
ihren Händen und Gewalt, sondern auch die
beyden wichtigen Meerbusen, den Corinthischen
gegen Westen, und den Saronischen gegen
Osten. Sie hatte über dis die schönste Gele-
genheit, ihre Handlung auf dem Aegeischen und
Jonischen Meere zu treiben. Es ging ihr, wie
insgemein den uralten Städten, die aus ihrem
Alterthum einen grossen Ruhm und Ehre ma-
chen, auch wol Pflicht und Recht drauf zu ha-
ben meinen, stoltz und groß zu thun: ohne zu
gedencken, daß diese Ehre GOtt gebühre, dem
es eben beliebte, sie so lange stehen zu lassen.
Sie suchte sich sehr empor zu schwingen, das ist,
so berühmt als möglich, und so mächtig als mög-
lich in der Welt zu werden. Hierzu gehört viel
Geld. Geld zu kriegen sucht man sehr viele Mittel
auf. Corinth gebrauchte sich aller zusammen, deren
sie nur habhaft werden konte. Sie breitete die
Handlungen zu Wasser und zu Lande so weit
und vortheilhaftig aus, als sie nur konte; sie
suchte eine grosse Menge der besten Künstler von
Mahlern, Bildhauern, Ertzarbeitern etc. inner-
halb ihrer Ringmauren zu erhalten; sie be-
mühete sich, den Ruhm einer sehr cultivirten, ga-
lanten und gelehrten Stadt zu behaupten, um

eine
I. Th. Betr. der Unreinigk. H
Betrachtung der Unreinigkeit.

Corinth ſoll ſchon A. M. 2726. unter dem
Namen Ephyra bekant geweſen ſeyn. Sie lag
auf der Erdenge, womit Morea an dem feſten
Land von Griechenland henget, und zwar unten
an einem hohen Felſen, worauf ein feſtes Schloß
erbauet war; und hatte demnach nicht nur die
Paſſage zwiſchen Griechenland und Morea in
ihren Haͤnden und Gewalt, ſondern auch die
beyden wichtigen Meerbuſen, den Corinthiſchen
gegen Weſten, und den Saroniſchen gegen
Oſten. Sie hatte uͤber dis die ſchoͤnſte Gele-
genheit, ihre Handlung auf dem Aegeiſchen und
Joniſchen Meere zu treiben. Es ging ihr, wie
insgemein den uralten Staͤdten, die aus ihrem
Alterthum einen groſſen Ruhm und Ehre ma-
chen, auch wol Pflicht und Recht drauf zu ha-
ben meinen, ſtoltz und groß zu thun: ohne zu
gedencken, daß dieſe Ehre GOtt gebuͤhre, dem
es eben beliebte, ſie ſo lange ſtehen zu laſſen.
Sie ſuchte ſich ſehr empor zu ſchwingen, das iſt,
ſo beruͤhmt als moͤglich, und ſo maͤchtig als moͤg-
lich in der Welt zu werden. Hierzu gehoͤrt viel
Geld. Geld zu kriegen ſucht man ſehr viele Mittel
auf. Corinth gebrauchte ſich aller zuſammen, deren
ſie nur habhaft werden konte. Sie breitete die
Handlungen zu Waſſer und zu Lande ſo weit
und vortheilhaftig aus, als ſie nur konte; ſie
ſuchte eine groſſe Menge der beſten Kuͤnſtler von
Mahlern, Bildhauern, Ertzarbeitern ꝛc. inner-
halb ihrer Ringmauren zu erhalten; ſie be-
muͤhete ſich, den Ruhm einer ſehr cultivirten, ga-
lanten und gelehrten Stadt zu behaupten, um

eine
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[113/0133] Betrachtung der Unreinigkeit. Corinth ſoll ſchon A. M. 2726. unter dem Namen Ephyra bekant geweſen ſeyn. Sie lag auf der Erdenge, womit Morea an dem feſten Land von Griechenland henget, und zwar unten an einem hohen Felſen, worauf ein feſtes Schloß erbauet war; und hatte demnach nicht nur die Paſſage zwiſchen Griechenland und Morea in ihren Haͤnden und Gewalt, ſondern auch die beyden wichtigen Meerbuſen, den Corinthiſchen gegen Weſten, und den Saroniſchen gegen Oſten. Sie hatte uͤber dis die ſchoͤnſte Gele- genheit, ihre Handlung auf dem Aegeiſchen und Joniſchen Meere zu treiben. Es ging ihr, wie insgemein den uralten Staͤdten, die aus ihrem Alterthum einen groſſen Ruhm und Ehre ma- chen, auch wol Pflicht und Recht drauf zu ha- ben meinen, ſtoltz und groß zu thun: ohne zu gedencken, daß dieſe Ehre GOtt gebuͤhre, dem es eben beliebte, ſie ſo lange ſtehen zu laſſen. Sie ſuchte ſich ſehr empor zu ſchwingen, das iſt, ſo beruͤhmt als moͤglich, und ſo maͤchtig als moͤg- lich in der Welt zu werden. Hierzu gehoͤrt viel Geld. Geld zu kriegen ſucht man ſehr viele Mittel auf. Corinth gebrauchte ſich aller zuſammen, deren ſie nur habhaft werden konte. Sie breitete die Handlungen zu Waſſer und zu Lande ſo weit und vortheilhaftig aus, als ſie nur konte; ſie ſuchte eine groſſe Menge der beſten Kuͤnſtler von Mahlern, Bildhauern, Ertzarbeitern ꝛc. inner- halb ihrer Ringmauren zu erhalten; ſie be- muͤhete ſich, den Ruhm einer ſehr cultivirten, ga- lanten und gelehrten Stadt zu behaupten, um eine I. Th. Betr. der Unreinigk. H

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/133>, abgerufen am 28.04.2024.