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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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(I. Th.) Anatomisch-Medicinische
"Leib samt seinen Gelencken in eine grosse Er-
"schütterung und Schwachheit."

Unter dem Viehe und den wilden Thieren
selbst kann man kein Exempel aufbringen, daß
sie ihre Leibesfrucht oder den Samen verderbe-
ten und verschütteten: sondern wenn er auf irgend
einige Weise hervorkäme, und sie es leiden müsten,
so lecken sie ihn allerdings auf, und lassen ihn
durchaus nicht verderben. Ey! wer hat sie das
gelehret? und woher haben sie doch den Trieb,
das zu verhüten, daß er nicht umkomme?

Ach, ich bitte Sie, kommt Jhnen denn des
Onans seine Sünde 1 Mos. 38, 9. 10. nicht ins
Gewissen, (davon Lutherus Tom. XI. Witteb.
part. 4. fol.
55. spricht: es sey eine viel greuli-
chere Sünde gewesen, als Blutschande und Ehe-
bruch,) und wie ihm der HErr aus gröster Un-
gnade, daß er seinen Samen auf die Erde fal-
len ließ, und ihn verderbete, also fort, und so
viel uns bewust, ohne ihm einigen Termin zur
Busse zu setzen, so er doch sonst gewohnt ist, ge-
tödtet hat? Kann Sie das nicht überführen,
mit welcher Ungnade und Verabscheuung das
der Allerhöchste ansehen müsse? Sollen Sie
nicht billig und vernünftig den Schluß machen:
Hat GOtt bey einem solchen Seculo rudi &
inculto
diese Sünde so schleunig und so schrecklich
gestraffet: ach was wird nun geschehen müssen,
wenn nun dereinst die Zeit der Langmuth wird
vorbey seyn, da wir in einem solchen Lichte des
Evangelii leben? Wie, wenn nun auch einmal
so viele Seelen der Erschlagenen zu GOtt schreyen

sol-

(I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche
„Leib ſamt ſeinen Gelencken in eine groſſe Er-
„ſchuͤtterung und Schwachheit.‟

Unter dem Viehe und den wilden Thieren
ſelbſt kann man kein Exempel aufbringen, daß
ſie ihre Leibesfrucht oder den Samen verderbe-
ten und verſchuͤtteten: ſondern wenn er auf irgend
einige Weiſe hervorkaͤme, und ſie es leiden muͤſten,
ſo lecken ſie ihn allerdings auf, und laſſen ihn
durchaus nicht verderben. Ey! wer hat ſie das
gelehret? und woher haben ſie doch den Trieb,
das zu verhuͤten, daß er nicht umkomme?

Ach, ich bitte Sie, kommt Jhnen denn des
Onans ſeine Suͤnde 1 Moſ. 38, 9. 10. nicht ins
Gewiſſen, (davon Lutherus Tom. XI. Witteb.
part. 4. fol.
55. ſpricht: es ſey eine viel greuli-
chere Suͤnde geweſen, als Blutſchande und Ehe-
bruch,) und wie ihm der HErr aus groͤſter Un-
gnade, daß er ſeinen Samen auf die Erde fal-
len ließ, und ihn verderbete, alſo fort, und ſo
viel uns bewuſt, ohne ihm einigen Termin zur
Buſſe zu ſetzen, ſo er doch ſonſt gewohnt iſt, ge-
toͤdtet hat? Kann Sie das nicht uͤberfuͤhren,
mit welcher Ungnade und Verabſcheuung das
der Allerhoͤchſte anſehen muͤſſe? Sollen Sie
nicht billig und vernuͤnftig den Schluß machen:
Hat GOtt bey einem ſolchen Seculo rudi &
inculto
dieſe Suͤnde ſo ſchleunig und ſo ſchrecklich
geſtraffet: ach was wird nun geſchehen muͤſſen,
wenn nun dereinſt die Zeit der Langmuth wird
vorbey ſeyn, da wir in einem ſolchen Lichte des
Evangelii leben? Wie, wenn nun auch einmal
ſo viele Seelen der Erſchlagenen zu GOtt ſchreyen

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[130/0150] (I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche „Leib ſamt ſeinen Gelencken in eine groſſe Er- „ſchuͤtterung und Schwachheit.‟ Unter dem Viehe und den wilden Thieren ſelbſt kann man kein Exempel aufbringen, daß ſie ihre Leibesfrucht oder den Samen verderbe- ten und verſchuͤtteten: ſondern wenn er auf irgend einige Weiſe hervorkaͤme, und ſie es leiden muͤſten, ſo lecken ſie ihn allerdings auf, und laſſen ihn durchaus nicht verderben. Ey! wer hat ſie das gelehret? und woher haben ſie doch den Trieb, das zu verhuͤten, daß er nicht umkomme? Ach, ich bitte Sie, kommt Jhnen denn des Onans ſeine Suͤnde 1 Moſ. 38, 9. 10. nicht ins Gewiſſen, (davon Lutherus Tom. XI. Witteb. part. 4. fol. 55. ſpricht: es ſey eine viel greuli- chere Suͤnde geweſen, als Blutſchande und Ehe- bruch,) und wie ihm der HErr aus groͤſter Un- gnade, daß er ſeinen Samen auf die Erde fal- len ließ, und ihn verderbete, alſo fort, und ſo viel uns bewuſt, ohne ihm einigen Termin zur Buſſe zu ſetzen, ſo er doch ſonſt gewohnt iſt, ge- toͤdtet hat? Kann Sie das nicht uͤberfuͤhren, mit welcher Ungnade und Verabſcheuung das der Allerhoͤchſte anſehen muͤſſe? Sollen Sie nicht billig und vernuͤnftig den Schluß machen: Hat GOtt bey einem ſolchen Seculo rudi & inculto dieſe Suͤnde ſo ſchleunig und ſo ſchrecklich geſtraffet: ach was wird nun geſchehen muͤſſen, wenn nun dereinſt die Zeit der Langmuth wird vorbey ſeyn, da wir in einem ſolchen Lichte des Evangelii leben? Wie, wenn nun auch einmal ſo viele Seelen der Erſchlagenen zu GOtt ſchreyen ſol-

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/150>, abgerufen am 28.04.2024.