Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

(II. Th.) Theologische Betrachtung
es gäbe der Mensch gern alles andere dafür, wenn er
nur das so liebe, süsse Sündenleben behalten könnte:
Allein es muß doch einmal seyn; anders kann es nicht
seyn, es muß diesem schädlichen Unthier| alles Futter
entzogen, nichts nachgelassen, und kurtzum alles abge-
schlagen seyn. Jst man nun getreu im Wachen, Aufmer-
cken, Ringen, und Kämpfen; so wird die Sünde end-
lich nach und nach gantz entkräftet. Ein jeglicher red-
licher Streiter Christi, ja ein jeglicher, dem es ein
Ernst ist, GOtt und seinem Nechsten, besonders aber
sich selbst aufrichtig zu dienen, der thut seiner verderb-
ten Natur Gewalt an, schonet nicht, und hasset alles
Arge ärger als die Hölle, Röm. 12, 9. Joh 12, 25. hält
auch sein eigen Hertz vor den gefährlichsten und
schlimmsten Feind. Wer sich also selbst überwindet, der
wird Satan und Welt leicht unter die Füsse bringen.
Dasjenige, was anfangs so wehe thut, wird ihm nach
und nach ohnfehlbar das angenehmste werden. Wers
nur einmal wagt, dem Fleisch was abzuschlagen, in dem
wird die Liebe JEsu und alles Gute je länger je stär-
cker, und dagegen der Abscheu an allem Bösen hefti-
ger: also, daß man sich darnach selbst darüber wun-
dert, wie man dieses und jenes habe thun können;
und gehet einem ein Stich durchs Hertz, wenn man es
nur an andern etwa sehen muß. Der Teufel fliehet
mit seinen Versuchungen, und darf einen ernsten Be-
ter, der sich tapffer wehrt, und sein Band in und mit
JEsu Kraft zerreisset, nicht so schmählich fortschlep-
pen, Jac. 4, 7. Jm Gewissen wohnet Ruhe, GOttes
Friede und wahre Freyheit, anders als bey Sünden-
knechten, Jes. 57, 20. 21. Röm. 8, 6.

§. 16.

Es meldet sich zwar die Sünde, sonderlich
wieder
zum Streit.
die Unkeuschheit, wol wieder an, als ein Thier von 10.
ja von 1000. Köpffen: allein die Kraft ist ihr doch benom-
men. Sie regt sich gar schwach, wird leicht gedämpf-
fet und überwunden, kommt nicht zum Ausbruch, fin-
det auch keinen sichern Ort oder Beystimmung bey
uns; und wenn sie auch wieder Vermuthen eine kleine

Wun-

(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
es gaͤbe der Menſch gern alles andere dafuͤr, wenn er
nur das ſo liebe, ſuͤſſe Suͤndenleben behalten koͤnnte:
Allein es muß doch einmal ſeyn; anders kann es nicht
ſeyn, es muß dieſem ſchaͤdlichen Unthier| alles Futter
entzogen, nichts nachgelaſſen, und kurtzum alles abge-
ſchlagen ſeyn. Jſt man nun getreu im Wachen, Aufmer-
cken, Ringen, und Kaͤmpfen; ſo wird die Suͤnde end-
lich nach und nach gantz entkraͤftet. Ein jeglicher red-
licher Streiter Chriſti, ja ein jeglicher, dem es ein
Ernſt iſt, GOtt und ſeinem Nechſten, beſonders aber
ſich ſelbſt aufrichtig zu dienen, der thut ſeiner verderb-
ten Natur Gewalt an, ſchonet nicht, und haſſet alles
Arge aͤrger als die Hoͤlle, Roͤm. 12, 9. Joh 12, 25. haͤlt
auch ſein eigen Hertz vor den gefaͤhrlichſten und
ſchlimmſten Feind. Wer ſich alſo ſelbſt uͤberwindet, der
wird Satan und Welt leicht unter die Fuͤſſe bringen.
Dasjenige, was anfangs ſo wehe thut, wird ihm nach
und nach ohnfehlbar das angenehmſte werden. Wers
nur einmal wagt, dem Fleiſch was abzuſchlagen, in dem
wird die Liebe JEſu und alles Gute je laͤnger je ſtaͤr-
cker, und dagegen der Abſcheu an allem Boͤſen hefti-
ger: alſo, daß man ſich darnach ſelbſt daruͤber wun-
dert, wie man dieſes und jenes habe thun koͤnnen;
und gehet einem ein Stich durchs Hertz, wenn man es
nur an andern etwa ſehen muß. Der Teufel fliehet
mit ſeinen Verſuchungen, und darf einen ernſten Be-
ter, der ſich tapffer wehrt, und ſein Band in und mit
JEſu Kraft zerreiſſet, nicht ſo ſchmaͤhlich fortſchlep-
pen, Jac. 4, 7. Jm Gewiſſen wohnet Ruhe, GOttes
Friede und wahre Freyheit, anders als bey Suͤnden-
knechten, Jeſ. 57, 20. 21. Roͤm. 8, 6.

§. 16.

Es meldet ſich zwar die Suͤnde, ſonderlich
wieder
zum Streit.
die Unkeuſchheit, wol wieder an, als ein Thier von 10.
ja von 1000. Koͤpffen: allein die Kraft iſt ihr doch benom-
men. Sie regt ſich gar ſchwach, wird leicht gedaͤmpf-
fet und uͤberwunden, kommt nicht zum Ausbruch, fin-
det auch keinen ſichern Ort oder Beyſtimmung bey
uns; und wenn ſie auch wieder Vermuthen eine kleine

Wun-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0324" n="304"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">II.</hi> Th.) <hi rendition="#b">Theologi&#x017F;che Betrachtung</hi></fw><lb/>
es ga&#x0364;be der Men&#x017F;ch gern alles andere dafu&#x0364;r, wenn er<lb/>
nur das &#x017F;o liebe, &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Su&#x0364;ndenleben behalten ko&#x0364;nnte:<lb/>
Allein es muß doch einmal &#x017F;eyn; anders kann es nicht<lb/>
&#x017F;eyn, es muß die&#x017F;em &#x017F;cha&#x0364;dlichen Unthier| alles Futter<lb/>
entzogen, nichts nachgela&#x017F;&#x017F;en, und kurtzum alles abge-<lb/>
&#x017F;chlagen &#x017F;eyn. J&#x017F;t man nun getreu im Wachen, Aufmer-<lb/>
cken, Ringen, und Ka&#x0364;mpfen; &#x017F;o wird die Su&#x0364;nde end-<lb/>
lich nach und nach gantz entkra&#x0364;ftet. Ein jeglicher red-<lb/>
licher Streiter Chri&#x017F;ti, ja ein jeglicher, dem es ein<lb/>
Ern&#x017F;t i&#x017F;t, GOtt und &#x017F;einem Nech&#x017F;ten, be&#x017F;onders aber<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t aufrichtig zu dienen, der thut &#x017F;einer verderb-<lb/>
ten Natur Gewalt an, &#x017F;chonet nicht, und ha&#x017F;&#x017F;et alles<lb/>
Arge a&#x0364;rger als die Ho&#x0364;lle, Ro&#x0364;m. 12, 9. Joh 12, 25. ha&#x0364;lt<lb/>
auch &#x017F;ein eigen Hertz vor den gefa&#x0364;hrlich&#x017F;ten und<lb/>
&#x017F;chlimm&#x017F;ten Feind. Wer &#x017F;ich al&#x017F;o &#x017F;elb&#x017F;t u&#x0364;berwindet, der<lb/>
wird Satan und Welt leicht unter die Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e bringen.<lb/>
Dasjenige, was anfangs &#x017F;o wehe thut, wird ihm nach<lb/>
und nach ohnfehlbar das angenehm&#x017F;te werden. Wers<lb/>
nur einmal wagt, dem Flei&#x017F;ch was abzu&#x017F;chlagen, in dem<lb/>
wird die Liebe JE&#x017F;u und alles Gute je la&#x0364;nger je &#x017F;ta&#x0364;r-<lb/>
cker, und dagegen der Ab&#x017F;cheu an allem Bo&#x0364;&#x017F;en hefti-<lb/>
ger: al&#x017F;o, daß man &#x017F;ich darnach &#x017F;elb&#x017F;t daru&#x0364;ber wun-<lb/>
dert, wie man die&#x017F;es und jenes habe thun ko&#x0364;nnen;<lb/>
und gehet einem ein Stich durchs Hertz, wenn man es<lb/>
nur an andern etwa &#x017F;ehen muß. Der Teufel fliehet<lb/>
mit &#x017F;einen Ver&#x017F;uchungen, und darf einen ern&#x017F;ten Be-<lb/>
ter, der &#x017F;ich tapffer wehrt, und &#x017F;ein Band in und mit<lb/>
JE&#x017F;u Kraft zerrei&#x017F;&#x017F;et, nicht &#x017F;o &#x017F;chma&#x0364;hlich fort&#x017F;chlep-<lb/>
pen, Jac. 4, 7. Jm Gewi&#x017F;&#x017F;en wohnet Ruhe, GOttes<lb/>
Friede und wahre Freyheit, anders als bey Su&#x0364;nden-<lb/>
knechten, Je&#x017F;. 57, 20. 21. Ro&#x0364;m. 8, 6.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 16.</head>
            <p>Es meldet &#x017F;ich zwar die Su&#x0364;nde, &#x017F;onderlich<lb/><note place="left">wieder<lb/>
zum Streit.</note>die Unkeu&#x017F;chheit, wol wieder an, als ein Thier von 10.<lb/>
ja von 1000. Ko&#x0364;pffen: allein die Kraft i&#x017F;t ihr doch benom-<lb/>
men. Sie regt &#x017F;ich gar &#x017F;chwach, wird leicht geda&#x0364;mpf-<lb/>
fet und u&#x0364;berwunden, kommt nicht zum Ausbruch, fin-<lb/>
det auch keinen &#x017F;ichern Ort oder Bey&#x017F;timmung bey<lb/>
uns; und wenn &#x017F;ie auch wieder Vermuthen eine kleine<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Wun-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[304/0324] (II. Th.) Theologiſche Betrachtung es gaͤbe der Menſch gern alles andere dafuͤr, wenn er nur das ſo liebe, ſuͤſſe Suͤndenleben behalten koͤnnte: Allein es muß doch einmal ſeyn; anders kann es nicht ſeyn, es muß dieſem ſchaͤdlichen Unthier| alles Futter entzogen, nichts nachgelaſſen, und kurtzum alles abge- ſchlagen ſeyn. Jſt man nun getreu im Wachen, Aufmer- cken, Ringen, und Kaͤmpfen; ſo wird die Suͤnde end- lich nach und nach gantz entkraͤftet. Ein jeglicher red- licher Streiter Chriſti, ja ein jeglicher, dem es ein Ernſt iſt, GOtt und ſeinem Nechſten, beſonders aber ſich ſelbſt aufrichtig zu dienen, der thut ſeiner verderb- ten Natur Gewalt an, ſchonet nicht, und haſſet alles Arge aͤrger als die Hoͤlle, Roͤm. 12, 9. Joh 12, 25. haͤlt auch ſein eigen Hertz vor den gefaͤhrlichſten und ſchlimmſten Feind. Wer ſich alſo ſelbſt uͤberwindet, der wird Satan und Welt leicht unter die Fuͤſſe bringen. Dasjenige, was anfangs ſo wehe thut, wird ihm nach und nach ohnfehlbar das angenehmſte werden. Wers nur einmal wagt, dem Fleiſch was abzuſchlagen, in dem wird die Liebe JEſu und alles Gute je laͤnger je ſtaͤr- cker, und dagegen der Abſcheu an allem Boͤſen hefti- ger: alſo, daß man ſich darnach ſelbſt daruͤber wun- dert, wie man dieſes und jenes habe thun koͤnnen; und gehet einem ein Stich durchs Hertz, wenn man es nur an andern etwa ſehen muß. Der Teufel fliehet mit ſeinen Verſuchungen, und darf einen ernſten Be- ter, der ſich tapffer wehrt, und ſein Band in und mit JEſu Kraft zerreiſſet, nicht ſo ſchmaͤhlich fortſchlep- pen, Jac. 4, 7. Jm Gewiſſen wohnet Ruhe, GOttes Friede und wahre Freyheit, anders als bey Suͤnden- knechten, Jeſ. 57, 20. 21. Roͤm. 8, 6. §. 16.Es meldet ſich zwar die Suͤnde, ſonderlich die Unkeuſchheit, wol wieder an, als ein Thier von 10. ja von 1000. Koͤpffen: allein die Kraft iſt ihr doch benom- men. Sie regt ſich gar ſchwach, wird leicht gedaͤmpf- fet und uͤberwunden, kommt nicht zum Ausbruch, fin- det auch keinen ſichern Ort oder Beyſtimmung bey uns; und wenn ſie auch wieder Vermuthen eine kleine Wun- wieder zum Streit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/324
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/324>, abgerufen am 12.05.2024.