Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Anatomisch-Medicinische
er uns nun ewig hätte verschmähet, und in des
Satans Gefangenschaft stecken lassen, da wir
ihm seine Freyheit und Gnade so verachtet und
verworfen? Er war uns nicht einmal die wei-
tere Offenbarung seiner Befehle schuldig, ge-
schweige seinen ewigen Sohn, und das herrli-
che Evangelium von unsrer Wiedererrettung.
[b])Jedoch 2) GOtt hat den Trieb so heftig nicht
in uns gelassen, als ihn manche Menschen ha-
ben: sondern nur so viel, als ieder um der
Noth und Sünde willen brauchte.

Wenn wir aber diese natürliche Lust durch viel
Essen und Trinken, durch allerley Delicatessen,
durch Müßiggang, oder gar durch desselben
wirckliche Reitzung und Ausübung so vermeh-
ren, und oft aufs höchste bringen: ey! sind wir
nicht grobe Leute, daß wir unser eigen höchstar-
ges Werck, und das Bild des Satans dem
allerheiligsten GOtt anrechnen und beymessen
[g])wollen? 3) GOtt hat um der Noth wil-
len diese Lust in uns lassen müssen,
und
sie, wie ers aus erbarmender Liebe mit andern
solchen malis inhaerentibus und Verderbungen
unsrer selbst thut, nur noch auf etwas gutes,
nemlich einem andern Uebel und Ungehorsam
vorzubeugen, einzurichten gesuchet. Die blosse
Vernunft und Ueberzeugung des Gewissens hät-
te doch die wenigsten Menschen, die GOtt im
Glauben nicht unterthänig sind, dahin vermö-
gen können, ihr Geschlecht nach Göttlichem Be-
fehl fortzupflanzen, wo nicht noch ein solcher ge-
mäßigter Trieb der Natur dazu gekommen wä-

re.

Anatomiſch-Mediciniſche
er uns nun ewig haͤtte verſchmaͤhet, und in des
Satans Gefangenſchaft ſtecken laſſen, da wir
ihm ſeine Freyheit und Gnade ſo verachtet und
verworfen? Er war uns nicht einmal die wei-
tere Offenbarung ſeiner Befehle ſchuldig, ge-
ſchweige ſeinen ewigen Sohn, und das herrli-
che Evangelium von unſrer Wiedererrettung.
[β])Jedoch 2) GOtt hat den Trieb ſo heftig nicht
in uns gelaſſen, als ihn manche Menſchen ha-
ben: ſondern nur ſo viel, als ieder um der
Noth und Suͤnde willen brauchte.

Wenn wir aber dieſe natuͤrliche Luſt durch viel
Eſſen und Trinken, durch allerley Delicateſſen,
durch Muͤßiggang, oder gar durch deſſelben
wirckliche Reitzung und Ausuͤbung ſo vermeh-
ren, und oft aufs hoͤchſte bringen: ey! ſind wir
nicht grobe Leute, daß wir unſer eigen hoͤchſtar-
ges Werck, und das Bild des Satans dem
allerheiligſten GOtt anrechnen und beymeſſen
[γ])wollen? 3) GOtt hat um der Noth wil-
len dieſe Luſt in uns laſſen muͤſſen,
und
ſie, wie ers aus erbarmender Liebe mit andern
ſolchen malis inhærentibus und Verderbungen
unſrer ſelbſt thut, nur noch auf etwas gutes,
nemlich einem andern Uebel und Ungehorſam
vorzubeugen, einzurichten geſuchet. Die bloſſe
Vernunft und Ueberzeugung des Gewiſſens haͤt-
te doch die wenigſten Menſchen, die GOtt im
Glauben nicht unterthaͤnig ſind, dahin vermoͤ-
gen koͤnnen, ihr Geſchlecht nach Goͤttlichem Be-
fehl fortzupflanzen, wo nicht noch ein ſolcher ge-
maͤßigter Trieb der Natur dazu gekommen waͤ-

re.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0040" n="20"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anatomi&#x017F;ch-Medicini&#x017F;che</hi></fw><lb/>
er uns nun ewig ha&#x0364;tte ver&#x017F;chma&#x0364;het, und in des<lb/>
Satans Gefangen&#x017F;chaft &#x017F;tecken la&#x017F;&#x017F;en, da wir<lb/>
ihm &#x017F;eine Freyheit und Gnade &#x017F;o verachtet und<lb/>
verworfen? Er war uns nicht einmal die wei-<lb/>
tere Offenbarung &#x017F;einer Befehle &#x017F;chuldig, ge-<lb/>
&#x017F;chweige &#x017F;einen ewigen Sohn, und das herrli-<lb/>
che Evangelium von un&#x017F;rer Wiedererrettung.<lb/><note place="left"><supplied>&#x03B2;</supplied>)</note>Jedoch 2) GOtt hat den Trieb &#x017F;o heftig nicht<lb/>
in uns gela&#x017F;&#x017F;en, als ihn manche Men&#x017F;chen ha-<lb/>
ben: &#x017F;ondern nur &#x017F;o viel, <hi rendition="#fr">als ieder um der<lb/>
Noth und Su&#x0364;nde willen brauchte.</hi><lb/>
Wenn wir aber die&#x017F;e natu&#x0364;rliche Lu&#x017F;t durch viel<lb/>
E&#x017F;&#x017F;en und Trinken, durch allerley Delicate&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
durch Mu&#x0364;ßiggang, oder gar durch de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
wirckliche Reitzung und Ausu&#x0364;bung &#x017F;o vermeh-<lb/>
ren, und oft aufs ho&#x0364;ch&#x017F;te bringen: ey! &#x017F;ind wir<lb/>
nicht grobe Leute, daß wir un&#x017F;er eigen ho&#x0364;ch&#x017F;tar-<lb/>
ges Werck, und das Bild des Satans dem<lb/>
allerheilig&#x017F;ten GOtt anrechnen und beyme&#x017F;&#x017F;en<lb/><note place="left"><supplied>&#x03B3;</supplied>)</note>wollen? 3) <hi rendition="#fr">GOtt hat um der Noth wil-<lb/>
len die&#x017F;e Lu&#x017F;t in uns la&#x017F;&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,</hi> und<lb/>
&#x017F;ie, wie ers aus erbarmender Liebe mit andern<lb/>
&#x017F;olchen <hi rendition="#aq">malis inhærentibus</hi> und Verderbungen<lb/>
un&#x017F;rer &#x017F;elb&#x017F;t thut, nur noch auf etwas gutes,<lb/>
nemlich einem andern Uebel und Ungehor&#x017F;am<lb/>
vorzubeugen, einzurichten ge&#x017F;uchet. Die blo&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Vernunft und Ueberzeugung des Gewi&#x017F;&#x017F;ens ha&#x0364;t-<lb/>
te doch die wenig&#x017F;ten Men&#x017F;chen, die GOtt im<lb/>
Glauben nicht untertha&#x0364;nig &#x017F;ind, dahin vermo&#x0364;-<lb/>
gen ko&#x0364;nnen, ihr Ge&#x017F;chlecht nach Go&#x0364;ttlichem Be-<lb/>
fehl fortzupflanzen, wo nicht noch ein &#x017F;olcher ge-<lb/>
ma&#x0364;ßigter Trieb der Natur dazu gekommen wa&#x0364;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">re.</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0040] Anatomiſch-Mediciniſche er uns nun ewig haͤtte verſchmaͤhet, und in des Satans Gefangenſchaft ſtecken laſſen, da wir ihm ſeine Freyheit und Gnade ſo verachtet und verworfen? Er war uns nicht einmal die wei- tere Offenbarung ſeiner Befehle ſchuldig, ge- ſchweige ſeinen ewigen Sohn, und das herrli- che Evangelium von unſrer Wiedererrettung. Jedoch 2) GOtt hat den Trieb ſo heftig nicht in uns gelaſſen, als ihn manche Menſchen ha- ben: ſondern nur ſo viel, als ieder um der Noth und Suͤnde willen brauchte. Wenn wir aber dieſe natuͤrliche Luſt durch viel Eſſen und Trinken, durch allerley Delicateſſen, durch Muͤßiggang, oder gar durch deſſelben wirckliche Reitzung und Ausuͤbung ſo vermeh- ren, und oft aufs hoͤchſte bringen: ey! ſind wir nicht grobe Leute, daß wir unſer eigen hoͤchſtar- ges Werck, und das Bild des Satans dem allerheiligſten GOtt anrechnen und beymeſſen wollen? 3) GOtt hat um der Noth wil- len dieſe Luſt in uns laſſen muͤſſen, und ſie, wie ers aus erbarmender Liebe mit andern ſolchen malis inhærentibus und Verderbungen unſrer ſelbſt thut, nur noch auf etwas gutes, nemlich einem andern Uebel und Ungehorſam vorzubeugen, einzurichten geſuchet. Die bloſſe Vernunft und Ueberzeugung des Gewiſſens haͤt- te doch die wenigſten Menſchen, die GOtt im Glauben nicht unterthaͤnig ſind, dahin vermoͤ- gen koͤnnen, ihr Geſchlecht nach Goͤttlichem Be- fehl fortzupflanzen, wo nicht noch ein ſolcher ge- maͤßigter Trieb der Natur dazu gekommen waͤ- re. β) γ)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/40
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/40>, abgerufen am 26.04.2024.