Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
wieder die Unreinigkeit.
I.

Die Vergebung der Sünden odera) Was
hat die
Vergebung
der Sün-
den für ei-
nen Jnn-
begrif?

Rechtfertigung eines zur Verdamniß
gleichsam verurtheileten Sünders vor
GOtt ist ein so grosser und weitläufti-
ger Jnnbegrif von Seligkeiten: daß
sich auch kein Mensch recht völlig vor-
stellen und es verstehen kann, als der sie
empfangen.
Wüsten es die Menschen zum
voraus, und könten es begreifen: sie würden
gerne ihr Haab und Gut, ja gantze Königreiche
dafür hingeben, wenns nöthig oder möglich wä-
re, sie zu erkaufen. Doch wird sich dieses auch
von solchen, die es nie an sich erfahren, aus
Psal. 32, 1. 2. oder Röm. 4, 6. 7. sqq. einiger
massen einsehen lassen. Daselbst wird dieser
allerhöchste göttliche Proceß etwas umständli-
cher beschrieben, und entdecket, daß zum we-
nigsten dreyerley gerichtliche Begnadigungs-
actus darinnen züsammen vorkommen: die
Vergebung, die Bedeckung, die nicht Zurech-
nung der Sünden.

1)

Vergibt GOtt der HErr den bußfer-
tigen und gläubigen Sündern ihre Uebertretun-
gen. Das hält nun nothwendig 2. Stücke in
sich, deren eins ohne das andere unmöglich, und
der arme Sünder auch ohne beyde vor GOttes
Augen schlechterdings nicht bestehen kann. Nem-
lich es werden

a) alle Schulden und Strafen, die dem ar-
men Sünder wegen der angebohrnen und be-
gangenen unzehlichen Sünden auf dem Halse
lagen, im Gerichte durchstrichen, caßirt aufge-

ho-
wieder die Unreinigkeit.
I.

Die Vergebung der Suͤnden odera) Was
hat die
Vergebung
der Suͤn-
den fuͤr ei-
nen Jnn-
begrif?

Rechtfertigung eines zur Verdamniß
gleichſam verurtheileten Suͤnders vor
GOtt iſt ein ſo groſſer und weitlaͤufti-
ger Jnnbegrif von Seligkeiten: daß
ſich auch kein Menſch recht voͤllig vor-
ſtellen und es verſtehen kann, als der ſie
empfangen.
Wuͤſten es die Menſchen zum
voraus, und koͤnten es begreifen: ſie wuͤrden
gerne ihr Haab und Gut, ja gantze Koͤnigreiche
dafuͤr hingeben, wenns noͤthig oder moͤglich waͤ-
re, ſie zu erkaufen. Doch wird ſich dieſes auch
von ſolchen, die es nie an ſich erfahren, aus
Pſal. 32, 1. 2. oder Roͤm. 4, 6. 7. ſqq. einiger
maſſen einſehen laſſen. Daſelbſt wird dieſer
allerhoͤchſte goͤttliche Proceß etwas umſtaͤndli-
cher beſchrieben, und entdecket, daß zum we-
nigſten dreyerley gerichtliche Begnadigungs-
actus darinnen zuͤſammen vorkommen: die
Vergebung, die Bedeckung, die nicht Zurech-
nung der Suͤnden.

1)

Vergibt GOtt der HErr den bußfer-
tigen und glaͤubigen Suͤndern ihre Uebertretun-
gen. Das haͤlt nun nothwendig 2. Stuͤcke in
ſich, deren eins ohne das andere unmoͤglich, und
der arme Suͤnder auch ohne beyde vor GOttes
Augen ſchlechterdings nicht beſtehen kann. Nem-
lich es werden

a) alle Schulden und Strafen, die dem ar-
men Suͤnder wegen der angebohrnen und be-
gangenen unzehlichen Suͤnden auf dem Halſe
lagen, im Gerichte durchſtrichen, caßirt aufge-

ho-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0451" n="431"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">wieder die Unreinigkeit.</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#aq">I.</hi> </head>
              <p><hi rendition="#fr">Die Vergebung der Su&#x0364;nden oder</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">a</hi>) Was<lb/>
hat die<lb/>
Vergebung<lb/>
der Su&#x0364;n-<lb/>
den fu&#x0364;r ei-<lb/>
nen Jnn-<lb/>
begrif?</note><lb/><hi rendition="#fr">Rechtfertigung eines zur Verdamniß<lb/>
gleich&#x017F;am verurtheileten Su&#x0364;nders vor<lb/>
GOtt i&#x017F;t ein &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;er und weitla&#x0364;ufti-<lb/>
ger Jnnbegrif von Seligkeiten: daß<lb/>
&#x017F;ich auch kein Men&#x017F;ch recht vo&#x0364;llig vor-<lb/>
&#x017F;tellen und es ver&#x017F;tehen kann, als der &#x017F;ie<lb/>
empfangen.</hi> Wu&#x0364;&#x017F;ten es die Men&#x017F;chen zum<lb/>
voraus, und ko&#x0364;nten es begreifen: &#x017F;ie wu&#x0364;rden<lb/>
gerne ihr Haab und Gut, ja gantze Ko&#x0364;nigreiche<lb/>
dafu&#x0364;r hingeben, wenns no&#x0364;thig oder mo&#x0364;glich wa&#x0364;-<lb/>
re, &#x017F;ie zu erkaufen. Doch wird &#x017F;ich die&#x017F;es auch<lb/>
von &#x017F;olchen, die es nie an &#x017F;ich erfahren, aus<lb/>
P&#x017F;al. 32, 1. 2. oder Ro&#x0364;m. 4, 6. 7. &#x017F;qq. einiger<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en ein&#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en. Da&#x017F;elb&#x017F;t wird die&#x017F;er<lb/>
allerho&#x0364;ch&#x017F;te go&#x0364;ttliche Proceß etwas um&#x017F;ta&#x0364;ndli-<lb/>
cher be&#x017F;chrieben, und entdecket, daß zum we-<lb/>
nig&#x017F;ten dreyerley gerichtliche Begnadigungs-<lb/>
actus darinnen zu&#x0364;&#x017F;ammen vorkommen: die<lb/>
Vergebung, die Bedeckung, die nicht Zurech-<lb/>
nung der Su&#x0364;nden.</p><lb/>
              <div n="5">
                <head>1)</head><lb/>
                <p><hi rendition="#fr">Vergibt GOtt</hi> der HErr den bußfer-<lb/>
tigen und gla&#x0364;ubigen Su&#x0364;ndern ihre Uebertretun-<lb/>
gen. Das ha&#x0364;lt nun nothwendig 2. Stu&#x0364;cke in<lb/>
&#x017F;ich, deren eins ohne das andere unmo&#x0364;glich, und<lb/>
der arme Su&#x0364;nder auch ohne beyde vor GOttes<lb/>
Augen &#x017F;chlechterdings nicht be&#x017F;tehen kann. Nem-<lb/>
lich es werden</p><lb/>
                <p><hi rendition="#aq">a</hi>) alle Schulden und Strafen, die dem ar-<lb/>
men Su&#x0364;nder wegen der angebohrnen und be-<lb/>
gangenen unzehlichen Su&#x0364;nden auf dem Hal&#x017F;e<lb/>
lagen, im Gerichte durch&#x017F;trichen, caßirt aufge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ho-</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[431/0451] wieder die Unreinigkeit. I. Die Vergebung der Suͤnden oder Rechtfertigung eines zur Verdamniß gleichſam verurtheileten Suͤnders vor GOtt iſt ein ſo groſſer und weitlaͤufti- ger Jnnbegrif von Seligkeiten: daß ſich auch kein Menſch recht voͤllig vor- ſtellen und es verſtehen kann, als der ſie empfangen. Wuͤſten es die Menſchen zum voraus, und koͤnten es begreifen: ſie wuͤrden gerne ihr Haab und Gut, ja gantze Koͤnigreiche dafuͤr hingeben, wenns noͤthig oder moͤglich waͤ- re, ſie zu erkaufen. Doch wird ſich dieſes auch von ſolchen, die es nie an ſich erfahren, aus Pſal. 32, 1. 2. oder Roͤm. 4, 6. 7. ſqq. einiger maſſen einſehen laſſen. Daſelbſt wird dieſer allerhoͤchſte goͤttliche Proceß etwas umſtaͤndli- cher beſchrieben, und entdecket, daß zum we- nigſten dreyerley gerichtliche Begnadigungs- actus darinnen zuͤſammen vorkommen: die Vergebung, die Bedeckung, die nicht Zurech- nung der Suͤnden. a) Was hat die Vergebung der Suͤn- den fuͤr ei- nen Jnn- begrif? 1) Vergibt GOtt der HErr den bußfer- tigen und glaͤubigen Suͤndern ihre Uebertretun- gen. Das haͤlt nun nothwendig 2. Stuͤcke in ſich, deren eins ohne das andere unmoͤglich, und der arme Suͤnder auch ohne beyde vor GOttes Augen ſchlechterdings nicht beſtehen kann. Nem- lich es werden a) alle Schulden und Strafen, die dem ar- men Suͤnder wegen der angebohrnen und be- gangenen unzehlichen Suͤnden auf dem Halſe lagen, im Gerichte durchſtrichen, caßirt aufge- ho-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/451
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/451>, abgerufen am 25.05.2024.