Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

(III. Th.) Von den sicheren Mitteln,
Menschen recht umzugehen wird verstöret, ge-
schwächt und ungeschickt gemacht; mit einem
Wort: der Mensch verliert etwas von seiner
Seligkeit in GOtt, von seinem Frieden und
Freude im Hertzen, von seiner Geschicklichkeit,
ein willig und frölich Christenthum zu führen:
nicht aber von seiner Gerechtigkeit vor dem göttli-
chen Gericht; daß nun die Gottlosen auftreten
und sagen könten: er müste sich eben so gut als
wie sie wieder in die gantze Gnade GOttes gleich-
sam einbetteln, und seinen Proceß von vorne
anfangen und ausführen, als wie sie (die Gott-
losen) thun müssen.

Dis können solche blöde und schüchterne
Seelen theils aus der Natur der Sache und
eigner Erfahrung sehen, theils aber aus den
ausdrücklichen Sprüchen der heiligen Schrift.
Es ist ja zum Exempel unmöglich, daß GOtt
seine Kinder so wie die Bastarte, wieder| sein ei-
gen gegebenes Wort tractiren solte. Es ist ein
himmelweiter Unterscheid zwischen der Neigung,
die eine Mutter zu ihrem eignen Kinde, und da-
gegen zu ihrem Gesinde; ein Fürst zu sei-
nen Printzen und wiederum zu seinen Untertha-
nen (ich will nicht erst sagen Rebellen) im Her-
tzen heget und empfindet. Solte nicht die
wohlgefällige Liebe GOttes, (der ja der Stifter,
Erhalter und Rächer des Rechts der Natur ist,
von welchem dieser Unterscheid herrühret) einen
unendlich höheren Unterscheid haben von der all-
gemeinen Liebe und Erbarmung, die der allerse-
ligste GOtt gegen seine Feinde, die Gottlosen,

eine

(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
Menſchen recht umzugehen wird verſtoͤret, ge-
ſchwaͤcht und ungeſchickt gemacht; mit einem
Wort: der Menſch verliert etwas von ſeiner
Seligkeit in GOtt, von ſeinem Frieden und
Freude im Hertzen, von ſeiner Geſchicklichkeit,
ein willig und froͤlich Chriſtenthum zu fuͤhren:
nicht aber von ſeiner Gerechtigkeit vor dem goͤttli-
chen Gericht; daß nun die Gottloſen auftreten
und ſagen koͤnten: er muͤſte ſich eben ſo gut als
wie ſie wieder in die gantze Gnade GOttes gleich-
ſam einbetteln, und ſeinen Proceß von vorne
anfangen und ausfuͤhren, als wie ſie (die Gott-
loſen) thun muͤſſen.

Dis koͤnnen ſolche bloͤde und ſchuͤchterne
Seelen theils aus der Natur der Sache und
eigner Erfahrung ſehen, theils aber aus den
ausdruͤcklichen Spruͤchen der heiligen Schrift.
Es iſt ja zum Exempel unmoͤglich, daß GOtt
ſeine Kinder ſo wie die Baſtarte, wieder| ſein ei-
gen gegebenes Wort tractiren ſolte. Es iſt ein
himmelweiter Unterſcheid zwiſchen der Neigung,
die eine Mutter zu ihrem eignen Kinde, und da-
gegen zu ihrem Geſinde; ein Fuͤrſt zu ſei-
nen Printzen und wiederum zu ſeinen Untertha-
nen (ich will nicht erſt ſagen Rebellen) im Her-
tzen heget und empfindet. Solte nicht die
wohlgefaͤllige Liebe GOttes, (der ja der Stifter,
Erhalter und Raͤcher des Rechts der Natur iſt,
von welchem dieſer Unterſcheid herruͤhret) einen
unendlich hoͤheren Unterſcheid haben von der all-
gemeinen Liebe und Erbarmung, die der allerſe-
ligſte GOtt gegen ſeine Feinde, die Gottloſen,

eine
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0478" n="458"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">III.</hi> Th.) <hi rendition="#b">Von den &#x017F;icheren Mitteln,</hi></fw><lb/>
Men&#x017F;chen recht umzugehen wird ver&#x017F;to&#x0364;ret, ge-<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;cht und unge&#x017F;chickt gemacht; mit einem<lb/>
Wort: der Men&#x017F;ch verliert etwas von &#x017F;einer<lb/>
Seligkeit in GOtt, von &#x017F;einem Frieden und<lb/>
Freude im Hertzen, von &#x017F;einer Ge&#x017F;chicklichkeit,<lb/>
ein willig und fro&#x0364;lich Chri&#x017F;tenthum zu fu&#x0364;hren:<lb/>
nicht aber von &#x017F;einer Gerechtigkeit vor dem go&#x0364;ttli-<lb/>
chen Gericht; daß nun die Gottlo&#x017F;en auftreten<lb/>
und &#x017F;agen ko&#x0364;nten: er mu&#x0364;&#x017F;te &#x017F;ich eben &#x017F;o gut als<lb/>
wie &#x017F;ie wieder in die gantze Gnade GOttes gleich-<lb/>
&#x017F;am einbetteln, und &#x017F;einen Proceß von vorne<lb/>
anfangen und ausfu&#x0364;hren, als wie &#x017F;ie (die Gott-<lb/>
lo&#x017F;en) thun mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
              <p>Dis ko&#x0364;nnen &#x017F;olche blo&#x0364;de und &#x017F;chu&#x0364;chterne<lb/>
Seelen theils aus der Natur der Sache und<lb/>
eigner Erfahrung &#x017F;ehen, theils aber aus den<lb/>
ausdru&#x0364;cklichen Spru&#x0364;chen der heiligen Schrift.<lb/>
Es i&#x017F;t ja zum Exempel unmo&#x0364;glich, daß GOtt<lb/>
&#x017F;eine Kinder &#x017F;o wie die Ba&#x017F;tarte, wieder| &#x017F;ein ei-<lb/>
gen gegebenes Wort tractiren &#x017F;olte. Es i&#x017F;t ein<lb/>
himmelweiter Unter&#x017F;cheid zwi&#x017F;chen der Neigung,<lb/>
die eine Mutter zu ihrem eignen Kinde, und da-<lb/>
gegen zu ihrem Ge&#x017F;inde; ein Fu&#x0364;r&#x017F;t zu &#x017F;ei-<lb/>
nen Printzen und wiederum zu &#x017F;einen Untertha-<lb/>
nen (ich will nicht er&#x017F;t &#x017F;agen Rebellen) im Her-<lb/>
tzen heget und empfindet. Solte nicht die<lb/>
wohlgefa&#x0364;llige Liebe GOttes, (der ja der Stifter,<lb/>
Erhalter und Ra&#x0364;cher des Rechts der Natur i&#x017F;t,<lb/>
von welchem die&#x017F;er Unter&#x017F;cheid herru&#x0364;hret) einen<lb/>
unendlich ho&#x0364;heren Unter&#x017F;cheid haben von der all-<lb/>
gemeinen Liebe und Erbarmung, die der aller&#x017F;e-<lb/>
lig&#x017F;te GOtt gegen &#x017F;eine Feinde, die Gottlo&#x017F;en,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">eine</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[458/0478] (III. Th.) Von den ſicheren Mitteln, Menſchen recht umzugehen wird verſtoͤret, ge- ſchwaͤcht und ungeſchickt gemacht; mit einem Wort: der Menſch verliert etwas von ſeiner Seligkeit in GOtt, von ſeinem Frieden und Freude im Hertzen, von ſeiner Geſchicklichkeit, ein willig und froͤlich Chriſtenthum zu fuͤhren: nicht aber von ſeiner Gerechtigkeit vor dem goͤttli- chen Gericht; daß nun die Gottloſen auftreten und ſagen koͤnten: er muͤſte ſich eben ſo gut als wie ſie wieder in die gantze Gnade GOttes gleich- ſam einbetteln, und ſeinen Proceß von vorne anfangen und ausfuͤhren, als wie ſie (die Gott- loſen) thun muͤſſen. Dis koͤnnen ſolche bloͤde und ſchuͤchterne Seelen theils aus der Natur der Sache und eigner Erfahrung ſehen, theils aber aus den ausdruͤcklichen Spruͤchen der heiligen Schrift. Es iſt ja zum Exempel unmoͤglich, daß GOtt ſeine Kinder ſo wie die Baſtarte, wieder| ſein ei- gen gegebenes Wort tractiren ſolte. Es iſt ein himmelweiter Unterſcheid zwiſchen der Neigung, die eine Mutter zu ihrem eignen Kinde, und da- gegen zu ihrem Geſinde; ein Fuͤrſt zu ſei- nen Printzen und wiederum zu ſeinen Untertha- nen (ich will nicht erſt ſagen Rebellen) im Her- tzen heget und empfindet. Solte nicht die wohlgefaͤllige Liebe GOttes, (der ja der Stifter, Erhalter und Raͤcher des Rechts der Natur iſt, von welchem dieſer Unterſcheid herruͤhret) einen unendlich hoͤheren Unterſcheid haben von der all- gemeinen Liebe und Erbarmung, die der allerſe- ligſte GOtt gegen ſeine Feinde, die Gottloſen, eine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/478
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/478>, abgerufen am 25.05.2024.