Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

(III. Th.) Von den sicheren Mitteln,
nicht alle allen Versuchungen auf gleiche Weise
unterworfen sind', und solche nicht bey allen ei-
nerley Macht haben: so müssen sie sorgfältig
observiren, was sie am leichtesten zu Falle brin-
ge? was für Dinge Jhr Gemüth am meisten rüh-
ren und am leichtesten einnehmen? bey welchen
Umständen sie am ersten auf fleischliche Gedan-
cken verfallen?

Manche sind vor sich und allein gut genug:
gehen sie aber aus, und sie kriegen allerley zu
Gesichte; so kommt ihr Gemüth in Unordnung,
und sie vergessen sich selber, so bald sie unter an-
dere Leute gerathen. Solche müssen fein zu
Hause bleiben, und ohne hohe Noth nicht aus-
gehen. Manchem ist ein beständiger Müßig-
gang, Stricke und Fessel genug, ihn in die Un-
zucht zurück zuziehen; der lasse seinem Leibe und
Gemüthe niemals Ruhe, sondern arbeite, und
arbeite scharf. Manchen stürtzet sein langes
Schlaffen, und noch mehrere ihr Faullentzen,
wenn sie nachdem sie ausgeschlaffen haben, doch
noch liegen bleiben, und ihrem Gemüth aller-
ley ausschweiffende Gedancken erlauben; (statt
dessen, daß sie bald aufstehen, sich GOtt erge-
ben, mit Gebeth und einem alle früh Morgens
zu wiederhohlenden resoluten Vorsatz und Er-
neuerung des Bundes mit GOtt wapnen, und
also zu ihrem heutigen Kampf gerüstet gehen
solten,) in Sünde und Plage: inmassen sie der
Satan bey der Gelegenheit gewiß oft betriegen,
fällen und alsdenn entsetzlich plagen mag.
Manche fallen durch Uebermaß im Essen, oder

et-

(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
nicht alle allen Verſuchungen auf gleiche Weiſe
unterworfen ſind’, und ſolche nicht bey allen ei-
nerley Macht haben: ſo muͤſſen ſie ſorgfaͤltig
obſerviren, was ſie am leichteſten zu Falle brin-
ge? was fuͤr Dinge Jhr Gemuͤth am meiſten ruͤh-
ren und am leichteſten einnehmen? bey welchen
Umſtaͤnden ſie am erſten auf fleiſchliche Gedan-
cken verfallen?

Manche ſind vor ſich und allein gut genug:
gehen ſie aber aus, und ſie kriegen allerley zu
Geſichte; ſo kommt ihr Gemuͤth in Unordnung,
und ſie vergeſſen ſich ſelber, ſo bald ſie unter an-
dere Leute gerathen. Solche muͤſſen fein zu
Hauſe bleiben, und ohne hohe Noth nicht aus-
gehen. Manchem iſt ein beſtaͤndiger Muͤßig-
gang, Stricke und Feſſel genug, ihn in die Un-
zucht zuruͤck zuziehen; der laſſe ſeinem Leibe und
Gemuͤthe niemals Ruhe, ſondern arbeite, und
arbeite ſcharf. Manchen ſtuͤrtzet ſein langes
Schlaffen, und noch mehrere ihr Faullentzen,
wenn ſie nachdem ſie ausgeſchlaffen haben, doch
noch liegen bleiben, und ihrem Gemuͤth aller-
ley ausſchweiffende Gedancken erlauben; (ſtatt
deſſen, daß ſie bald aufſtehen, ſich GOtt erge-
ben, mit Gebeth und einem alle fruͤh Morgens
zu wiederhohlenden reſoluten Vorſatz und Er-
neuerung des Bundes mit GOtt wapnen, und
alſo zu ihrem heutigen Kampf geruͤſtet gehen
ſolten,) in Suͤnde und Plage: inmaſſen ſie der
Satan bey der Gelegenheit gewiß oft betriegen,
faͤllen und alsdenn entſetzlich plagen mag.
Manche fallen durch Uebermaß im Eſſen, oder

et-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0486" n="466"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">III.</hi> Th.) Von den &#x017F;icheren Mitteln,</fw><lb/>
nicht alle allen Ver&#x017F;uchungen auf gleiche Wei&#x017F;e<lb/>
unterworfen &#x017F;ind&#x2019;, und &#x017F;olche nicht bey allen ei-<lb/>
nerley Macht haben: &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;orgfa&#x0364;ltig<lb/>
ob&#x017F;erviren, was &#x017F;ie am leichte&#x017F;ten zu Falle brin-<lb/>
ge? was fu&#x0364;r Dinge Jhr Gemu&#x0364;th am mei&#x017F;ten ru&#x0364;h-<lb/>
ren und am leichte&#x017F;ten einnehmen? bey welchen<lb/>
Um&#x017F;ta&#x0364;nden &#x017F;ie am er&#x017F;ten auf flei&#x017F;chliche Gedan-<lb/>
cken verfallen?</p><lb/>
            <p>Manche &#x017F;ind vor &#x017F;ich und allein gut genug:<lb/>
gehen &#x017F;ie aber aus, und &#x017F;ie kriegen allerley zu<lb/>
Ge&#x017F;ichte; &#x017F;o kommt ihr Gemu&#x0364;th in Unordnung,<lb/>
und &#x017F;ie verge&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich &#x017F;elber, &#x017F;o bald &#x017F;ie unter an-<lb/>
dere Leute gerathen. Solche mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en fein zu<lb/>
Hau&#x017F;e bleiben, und ohne hohe Noth nicht aus-<lb/>
gehen. Manchem i&#x017F;t ein be&#x017F;ta&#x0364;ndiger Mu&#x0364;ßig-<lb/>
gang, Stricke und Fe&#x017F;&#x017F;el genug, ihn in die Un-<lb/>
zucht zuru&#x0364;ck zuziehen; der la&#x017F;&#x017F;e &#x017F;einem Leibe und<lb/>
Gemu&#x0364;the niemals Ruhe, &#x017F;ondern arbeite, und<lb/>
arbeite &#x017F;charf. Manchen &#x017F;tu&#x0364;rtzet &#x017F;ein langes<lb/>
Schlaffen, und noch mehrere ihr Faullentzen,<lb/>
wenn &#x017F;ie nachdem &#x017F;ie ausge&#x017F;chlaffen haben, doch<lb/>
noch liegen bleiben, und ihrem Gemu&#x0364;th aller-<lb/>
ley aus&#x017F;chweiffende Gedancken erlauben; (&#x017F;tatt<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en, daß &#x017F;ie bald auf&#x017F;tehen, &#x017F;ich GOtt erge-<lb/>
ben, mit Gebeth und einem alle fru&#x0364;h Morgens<lb/>
zu wiederhohlenden re&#x017F;oluten Vor&#x017F;atz und Er-<lb/>
neuerung des Bundes mit GOtt wapnen, und<lb/>
al&#x017F;o zu ihrem heutigen Kampf geru&#x0364;&#x017F;tet gehen<lb/>
&#x017F;olten,) in Su&#x0364;nde und Plage: inma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie der<lb/>
Satan bey der Gelegenheit gewiß oft betriegen,<lb/>
fa&#x0364;llen und alsdenn ent&#x017F;etzlich plagen mag.<lb/>
Manche fallen durch Uebermaß im E&#x017F;&#x017F;en, oder<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">et-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[466/0486] (III. Th.) Von den ſicheren Mitteln, nicht alle allen Verſuchungen auf gleiche Weiſe unterworfen ſind’, und ſolche nicht bey allen ei- nerley Macht haben: ſo muͤſſen ſie ſorgfaͤltig obſerviren, was ſie am leichteſten zu Falle brin- ge? was fuͤr Dinge Jhr Gemuͤth am meiſten ruͤh- ren und am leichteſten einnehmen? bey welchen Umſtaͤnden ſie am erſten auf fleiſchliche Gedan- cken verfallen? Manche ſind vor ſich und allein gut genug: gehen ſie aber aus, und ſie kriegen allerley zu Geſichte; ſo kommt ihr Gemuͤth in Unordnung, und ſie vergeſſen ſich ſelber, ſo bald ſie unter an- dere Leute gerathen. Solche muͤſſen fein zu Hauſe bleiben, und ohne hohe Noth nicht aus- gehen. Manchem iſt ein beſtaͤndiger Muͤßig- gang, Stricke und Feſſel genug, ihn in die Un- zucht zuruͤck zuziehen; der laſſe ſeinem Leibe und Gemuͤthe niemals Ruhe, ſondern arbeite, und arbeite ſcharf. Manchen ſtuͤrtzet ſein langes Schlaffen, und noch mehrere ihr Faullentzen, wenn ſie nachdem ſie ausgeſchlaffen haben, doch noch liegen bleiben, und ihrem Gemuͤth aller- ley ausſchweiffende Gedancken erlauben; (ſtatt deſſen, daß ſie bald aufſtehen, ſich GOtt erge- ben, mit Gebeth und einem alle fruͤh Morgens zu wiederhohlenden reſoluten Vorſatz und Er- neuerung des Bundes mit GOtt wapnen, und alſo zu ihrem heutigen Kampf geruͤſtet gehen ſolten,) in Suͤnde und Plage: inmaſſen ſie der Satan bey der Gelegenheit gewiß oft betriegen, faͤllen und alsdenn entſetzlich plagen mag. Manche fallen durch Uebermaß im Eſſen, oder et-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/486
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/486>, abgerufen am 25.05.2024.