Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

(III. Th.) Von den sicheren Mitteln,
je einen Menschen gesehen, der einem Wohlthä-
ter selbst unter dem Genuß der Wohlthat, ins
Angesicht getreten, ihn mit gröster Gewalt zu-
wieder zu seyn, und ihm etwas zum Hertzeleid
zu thun? Weissest du wol einen Fürsten, dem sein
Unterthan also zuwieder gewesen, und ihm so
begegnet ist? oder wird denn ein Dieb etwas
stehlen wollen, wenn er weiß, daß ihn zwar
kein einiger Mensch sehe, aber doch der Besitzer
selber vor Augen habe, und könne ihn fangen
und hinrichten lassen wie er will? Kann ein
Mensch so unsinnig werden? Ey nun! Schreyt
dich denn dein Gewissen nicht an, und sagts dir,
das der ewige GOtt auf dich siehet? Wirst du
denn seiner Hand entrinnen? Endlich bitte ich
dich, gehe erst an einen solchen Ort, da du voll-
kommen versichert bist, daß du nicht in der Sün-
de sterben kanst: denn das kann dir, weil du so
ernstlich gewarnet bist, vor viel tausend andern,
die das nicht so wissen, wahrlich gar leichte wie-
derfahren!

Diese und dergleichen Gedancken können sie
nun, mein Freund, fortsetzen so weit sie wollen,
und sich die Beschaffenheit aller ihrer Glieder,
eines ieden gantz besonders und für sich, nach
einander vorstellen; wie sie ietzo ist, und wie sie
seyn wird, wenn ihr Leichnam dereinst muß im
höchsten Todeskampfe liegen, wenn er ins Grab
gesencket, und wenn er alsdenn wird von den
Würmern gefressen werden. Sie können es
thun im Anschauen eines Todtenbildes, am Kno-
chengerüste eines Todten, oder im Kupffer und

der-

(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
je einen Menſchen geſehen, der einem Wohlthaͤ-
ter ſelbſt unter dem Genuß der Wohlthat, ins
Angeſicht getreten, ihn mit groͤſter Gewalt zu-
wieder zu ſeyn, und ihm etwas zum Hertzeleid
zu thun? Weiſſeſt du wol einen Fuͤrſten, dem ſein
Unterthan alſo zuwieder geweſen, und ihm ſo
begegnet iſt? oder wird denn ein Dieb etwas
ſtehlen wollen, wenn er weiß, daß ihn zwar
kein einiger Menſch ſehe, aber doch der Beſitzer
ſelber vor Augen habe, und koͤnne ihn fangen
und hinrichten laſſen wie er will? Kann ein
Menſch ſo unſinnig werden? Ey nun! Schreyt
dich denn dein Gewiſſen nicht an, und ſagts dir,
das der ewige GOtt auf dich ſiehet? Wirſt du
denn ſeiner Hand entrinnen? Endlich bitte ich
dich, gehe erſt an einen ſolchen Ort, da du voll-
kommen verſichert biſt, daß du nicht in der Suͤn-
de ſterben kanſt: denn das kann dir, weil du ſo
ernſtlich gewarnet biſt, vor viel tauſend andern,
die das nicht ſo wiſſen, wahrlich gar leichte wie-
derfahren!

Dieſe und dergleichen Gedancken koͤnnen ſie
nun, mein Freund, fortſetzen ſo weit ſie wollen,
und ſich die Beſchaffenheit aller ihrer Glieder,
eines ieden gantz beſonders und fuͤr ſich, nach
einander vorſtellen; wie ſie ietzo iſt, und wie ſie
ſeyn wird, wenn ihr Leichnam dereinſt muß im
hoͤchſten Todeskampfe liegen, wenn er ins Grab
geſencket, und wenn er alsdenn wird von den
Wuͤrmern gefreſſen werden. Sie koͤnnen es
thun im Anſchauen eines Todtenbildes, am Kno-
chengeruͤſte eines Todten, oder im Kupffer und

der-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0510" n="490"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">III.</hi> Th.) <hi rendition="#b">Von den &#x017F;icheren Mitteln,</hi></fw><lb/>
je einen Men&#x017F;chen ge&#x017F;ehen, der einem Wohltha&#x0364;-<lb/>
ter &#x017F;elb&#x017F;t unter dem Genuß der Wohlthat, ins<lb/>
Ange&#x017F;icht getreten, ihn mit gro&#x0364;&#x017F;ter Gewalt zu-<lb/>
wieder zu &#x017F;eyn, und ihm etwas zum Hertzeleid<lb/>
zu thun? Wei&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t du wol einen Fu&#x0364;r&#x017F;ten, dem &#x017F;ein<lb/>
Unterthan al&#x017F;o zuwieder gewe&#x017F;en, und ihm &#x017F;o<lb/>
begegnet i&#x017F;t? oder wird denn ein Dieb etwas<lb/>
&#x017F;tehlen wollen, wenn er weiß, daß ihn zwar<lb/>
kein einiger Men&#x017F;ch &#x017F;ehe, aber doch der Be&#x017F;itzer<lb/>
&#x017F;elber vor Augen habe, und ko&#x0364;nne ihn fangen<lb/>
und hinrichten la&#x017F;&#x017F;en wie er will? Kann ein<lb/>
Men&#x017F;ch &#x017F;o un&#x017F;innig werden? Ey nun! Schreyt<lb/>
dich denn dein Gewi&#x017F;&#x017F;en nicht an, und &#x017F;agts dir,<lb/>
das der ewige GOtt auf dich &#x017F;iehet? Wir&#x017F;t du<lb/>
denn &#x017F;einer Hand entrinnen? Endlich bitte ich<lb/>
dich, gehe er&#x017F;t an einen &#x017F;olchen Ort, da du voll-<lb/>
kommen ver&#x017F;ichert bi&#x017F;t, daß du nicht in der Su&#x0364;n-<lb/>
de &#x017F;terben kan&#x017F;t: denn das kann dir, weil du &#x017F;o<lb/>
ern&#x017F;tlich gewarnet bi&#x017F;t, vor viel tau&#x017F;end andern,<lb/>
die das nicht &#x017F;o wi&#x017F;&#x017F;en, wahrlich gar leichte wie-<lb/>
derfahren!</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;e und dergleichen Gedancken ko&#x0364;nnen &#x017F;ie<lb/>
nun, mein Freund, fort&#x017F;etzen &#x017F;o weit &#x017F;ie wollen,<lb/>
und &#x017F;ich die Be&#x017F;chaffenheit aller ihrer Glieder,<lb/>
eines ieden gantz be&#x017F;onders und fu&#x0364;r &#x017F;ich, nach<lb/>
einander vor&#x017F;tellen; wie &#x017F;ie ietzo i&#x017F;t, und wie &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;eyn wird, wenn ihr Leichnam derein&#x017F;t muß im<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;ten Todeskampfe liegen, wenn er ins Grab<lb/>
ge&#x017F;encket, und wenn er alsdenn wird von den<lb/>
Wu&#x0364;rmern gefre&#x017F;&#x017F;en werden. Sie ko&#x0364;nnen es<lb/>
thun im An&#x017F;chauen eines Todtenbildes, am Kno-<lb/>
chengeru&#x0364;&#x017F;te eines Todten, oder im Kupffer und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[490/0510] (III. Th.) Von den ſicheren Mitteln, je einen Menſchen geſehen, der einem Wohlthaͤ- ter ſelbſt unter dem Genuß der Wohlthat, ins Angeſicht getreten, ihn mit groͤſter Gewalt zu- wieder zu ſeyn, und ihm etwas zum Hertzeleid zu thun? Weiſſeſt du wol einen Fuͤrſten, dem ſein Unterthan alſo zuwieder geweſen, und ihm ſo begegnet iſt? oder wird denn ein Dieb etwas ſtehlen wollen, wenn er weiß, daß ihn zwar kein einiger Menſch ſehe, aber doch der Beſitzer ſelber vor Augen habe, und koͤnne ihn fangen und hinrichten laſſen wie er will? Kann ein Menſch ſo unſinnig werden? Ey nun! Schreyt dich denn dein Gewiſſen nicht an, und ſagts dir, das der ewige GOtt auf dich ſiehet? Wirſt du denn ſeiner Hand entrinnen? Endlich bitte ich dich, gehe erſt an einen ſolchen Ort, da du voll- kommen verſichert biſt, daß du nicht in der Suͤn- de ſterben kanſt: denn das kann dir, weil du ſo ernſtlich gewarnet biſt, vor viel tauſend andern, die das nicht ſo wiſſen, wahrlich gar leichte wie- derfahren! Dieſe und dergleichen Gedancken koͤnnen ſie nun, mein Freund, fortſetzen ſo weit ſie wollen, und ſich die Beſchaffenheit aller ihrer Glieder, eines ieden gantz beſonders und fuͤr ſich, nach einander vorſtellen; wie ſie ietzo iſt, und wie ſie ſeyn wird, wenn ihr Leichnam dereinſt muß im hoͤchſten Todeskampfe liegen, wenn er ins Grab geſencket, und wenn er alsdenn wird von den Wuͤrmern gefreſſen werden. Sie koͤnnen es thun im Anſchauen eines Todtenbildes, am Kno- chengeruͤſte eines Todten, oder im Kupffer und der-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/510
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/510>, abgerufen am 25.05.2024.