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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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Anhang zum dritten Theil,
gen sind nur Kammermägde dieser vortreflichen Kö-
nigin: doch ists nicht anständig sie allein gehen zu
lassen, man muß ihr wenigstens ein Dutzend feiner,
edler Jnngfrauen zu ihrem Begleit mitgeben. Und
dieses sind wir dem heiligen Geist schuldig, dem
Fleisch aber sind wir nichts schuldig, als daß wirs
tödten. Röm. 8, 12. Dis haben wir Christo zu
dancken, daß Er unsern Leib und Seel, die sein er-
kaufft Erbtheil sind, so freygemacht hat, daß wir der
Unkeuschheit nicht schuldig sind, sie auch nur mit ei-
nem einigen unzüchtigen Sinn durch unser Hertz
fahren zu lassen: so auch niemals ohne Schaden und
Verderben abgehet. Dagegen die Fußstapfen des
Glaubens von Fett trieffen: wo er durchpaßiret,
da wachsen nicht nur paradisische Rosen und Lilien,
Violen und Narcissen, sondern auch gar unvergäng-
liche Cronen des Sieges über Sünde, Fleisch und
Teufel. Wahr ists, daß man nicht gleich alles das
in seiner Schönheit siehet: man muß aber nur der
Zeit des HErrn erwarten. So lehret auch die Er-
fahrung, daß der Glaube mit seinem hochedlen
Schatz und männlichen Krafft sich nur als wie im
Blick sehen läßt: also daß man in selbigem Him-
melsseligen Blick meinet, es sey nun alles überwun-
den; da sey kein Wille des Fleisches mehr; man
werde GOttes Gegenwart nun nicht mehr aus den
Augen verlieren, noch den gecreutzigten JEsum
aus dem Glaubensgesicht; man werde seines glo-
riösen Christenstandes nimmermehr vergessen; die
Furcht des Todes sey völlig verschwunden; Teufel
und Hölle sey nicht mehr capable einen Schrecken
einzujagen; ja es mangle nun nichts mehr an der
Tüchtigkeit zum Erbtheil der Heiligen im Licht etc.
Aber, aber wie bald siehet man, daß es nur ein
Durchzug des Himmelsköniges gewesen, der uns

ein

Anhang zum dritten Theil,
gen ſind nur Kammermaͤgde dieſer vortreflichen Koͤ-
nigin: doch iſts nicht anſtaͤndig ſie allein gehen zu
laſſen, man muß ihr wenigſtens ein Dutzend feiner,
edler Jnngfrauen zu ihrem Begleit mitgeben. Und
dieſes ſind wir dem heiligen Geiſt ſchuldig, dem
Fleiſch aber ſind wir nichts ſchuldig, als daß wirs
toͤdten. Roͤm. 8, 12. Dis haben wir Chriſto zu
dancken, daß Er unſern Leib und Seel, die ſein er-
kaufft Erbtheil ſind, ſo freygemacht hat, daß wir der
Unkeuſchheit nicht ſchuldig ſind, ſie auch nur mit ei-
nem einigen unzuͤchtigen Sinn durch unſer Hertz
fahren zu laſſen: ſo auch niemals ohne Schaden und
Verderben abgehet. Dagegen die Fußſtapfen des
Glaubens von Fett trieffen: wo er durchpaßiret,
da wachſen nicht nur paradiſiſche Roſen und Lilien,
Violen und Narciſſen, ſondern auch gar unvergaͤng-
liche Cronen des Sieges uͤber Suͤnde, Fleiſch und
Teufel. Wahr iſts, daß man nicht gleich alles das
in ſeiner Schoͤnheit ſiehet: man muß aber nur der
Zeit des HErrn erwarten. So lehret auch die Er-
fahrung, daß der Glaube mit ſeinem hochedlen
Schatz und maͤnnlichen Krafft ſich nur als wie im
Blick ſehen laͤßt: alſo daß man in ſelbigem Him-
melsſeligen Blick meinet, es ſey nun alles uͤberwun-
den; da ſey kein Wille des Fleiſches mehr; man
werde GOttes Gegenwart nun nicht mehr aus den
Augen verlieren, noch den gecreutzigten JEſum
aus dem Glaubensgeſicht; man werde ſeines glo-
rioͤſen Chriſtenſtandes nimmermehr vergeſſen; die
Furcht des Todes ſey voͤllig verſchwunden; Teufel
und Hoͤlle ſey nicht mehr capable einen Schrecken
einzujagen; ja es mangle nun nichts mehr an der
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Aber, aber wie bald ſiehet man, daß es nur ein
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[608/0628] Anhang zum dritten Theil, gen ſind nur Kammermaͤgde dieſer vortreflichen Koͤ- nigin: doch iſts nicht anſtaͤndig ſie allein gehen zu laſſen, man muß ihr wenigſtens ein Dutzend feiner, edler Jnngfrauen zu ihrem Begleit mitgeben. Und dieſes ſind wir dem heiligen Geiſt ſchuldig, dem Fleiſch aber ſind wir nichts ſchuldig, als daß wirs toͤdten. Roͤm. 8, 12. Dis haben wir Chriſto zu dancken, daß Er unſern Leib und Seel, die ſein er- kaufft Erbtheil ſind, ſo freygemacht hat, daß wir der Unkeuſchheit nicht ſchuldig ſind, ſie auch nur mit ei- nem einigen unzuͤchtigen Sinn durch unſer Hertz fahren zu laſſen: ſo auch niemals ohne Schaden und Verderben abgehet. Dagegen die Fußſtapfen des Glaubens von Fett trieffen: wo er durchpaßiret, da wachſen nicht nur paradiſiſche Roſen und Lilien, Violen und Narciſſen, ſondern auch gar unvergaͤng- liche Cronen des Sieges uͤber Suͤnde, Fleiſch und Teufel. Wahr iſts, daß man nicht gleich alles das in ſeiner Schoͤnheit ſiehet: man muß aber nur der Zeit des HErrn erwarten. So lehret auch die Er- fahrung, daß der Glaube mit ſeinem hochedlen Schatz und maͤnnlichen Krafft ſich nur als wie im Blick ſehen laͤßt: alſo daß man in ſelbigem Him- melsſeligen Blick meinet, es ſey nun alles uͤberwun- den; da ſey kein Wille des Fleiſches mehr; man werde GOttes Gegenwart nun nicht mehr aus den Augen verlieren, noch den gecreutzigten JEſum aus dem Glaubensgeſicht; man werde ſeines glo- rioͤſen Chriſtenſtandes nimmermehr vergeſſen; die Furcht des Todes ſey voͤllig verſchwunden; Teufel und Hoͤlle ſey nicht mehr capable einen Schrecken einzujagen; ja es mangle nun nichts mehr an der Tuͤchtigkeit zum Erbtheil der Heiligen im Licht ꝛc. Aber, aber wie bald ſiehet man, daß es nur ein Durchzug des Himmelskoͤniges geweſen, der uns ein

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 608. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/628>, abgerufen am 14.05.2024.