Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Anhang zum dritten Theil,
wol ärger reiten als zuvor nie, die Zeit ihres Lebens
ohne aufhören das versäumte einzubringen, bis er
ihnen die Seele ausgedruckt hätte): sondern sie
bleibt für und für auf dem gantzen Lebens Wege bey
denen, die sich nur wollen leiten lassen im Erbarmen
unermüdet. Ach die Heiligsten wären den satani-
schen Versuchungen überall nicht gewachsen, wo sie
nur eine kurtze Zeit allein gelassen würden, ohne den
starcken Beystand des heiligen Geistes. Ohne ihn
vermögen wir nichts als Jrrgehen und Verderben.
Psalm. 85, 9. Gal. 3, 3. 5, 25. Wir können seine
Wercke weder bewahren noch ausmachen; können
wir doch nicht einmal eine grüne Kirsche reiff ma-
chen. Vom heiligen Geist singt David Psalm. 90,
16. 16, 17. 138, 8. 73, 23. 24. und Paulus Phil. 1,
6. 2, 13. Er muß stets in uns wohnen und leben,
sollen wir je fortkommen. Röm. 15, 13. Wie könten
wir uns selbst das höchste und beste unter allen Gü-
tern, nemlich die Heiligkeit geben, die wir auch nur
nicht das geringste in der Natur vermögen? Matth.
5, 36. 6, 27.

Jnzwischen muß man gestehen, daß diese Gna-
denwirckungen und alle und jede Hülfleistungen des
heiligen Geistes so nahe, so innig und auf eine der
Natur unserer Seele so gar angemessene Weise ge-
schehen, daß wir dieselben nicht wol allemal mercken,
und von unserem eigenen Geist unterscheiden kön-
nen. O wie gar verborgen theilet er sich uns mit!
JEsus gibt recht heimliche Almosen! Ohne sei-
ne Hülfe können wir nicht einen Fuß fortsetzen. Las-
set uns nur sagen 1 Chron. 29, 10-19. 1 Cor. 4, 7.
Joh. 3, 8. Adam wuste nicht wie ihn seines Schö-
pfers Hand gebildet, so wenig als wir; dennoch
empfinden er und wir, daß wir uns nicht selbst ge-
macht: eben also ists mit der neuen Creatur. Eph.

2, 10.

Anhang zum dritten Theil,
wol aͤrger reiten als zuvor nie, die Zeit ihres Lebens
ohne aufhoͤren das verſaͤumte einzubringen, bis er
ihnen die Seele ausgedruckt haͤtte): ſondern ſie
bleibt fuͤr und fuͤr auf dem gantzen Lebens Wege bey
denen, die ſich nur wollen leiten laſſen im Erbarmen
unermuͤdet. Ach die Heiligſten waͤren den ſatani-
ſchen Verſuchungen uͤberall nicht gewachſen, wo ſie
nur eine kurtze Zeit allein gelaſſen wuͤrden, ohne den
ſtarcken Beyſtand des heiligen Geiſtes. Ohne ihn
vermoͤgen wir nichts als Jrrgehen und Verderben.
Pſalm. 85, 9. Gal. 3, 3. 5, 25. Wir koͤnnen ſeine
Wercke weder bewahren noch ausmachen; koͤnnen
wir doch nicht einmal eine gruͤne Kirſche reiff ma-
chen. Vom heiligen Geiſt ſingt David Pſalm. 90,
16. 16, 17. 138, 8. 73, 23. 24. und Paulus Phil. 1,
6. 2, 13. Er muß ſtets in uns wohnen und leben,
ſollen wir je fortkommen. Roͤm. 15, 13. Wie koͤnten
wir uns ſelbſt das hoͤchſte und beſte unter allen Guͤ-
tern, nemlich die Heiligkeit geben, die wir auch nur
nicht das geringſte in der Natur vermoͤgen? Matth.
5, 36. 6, 27.

Jnzwiſchen muß man geſtehen, daß dieſe Gna-
denwirckungen und alle und jede Huͤlfleiſtungen des
heiligen Geiſtes ſo nahe, ſo innig und auf eine der
Natur unſerer Seele ſo gar angemeſſene Weiſe ge-
ſchehen, daß wir dieſelben nicht wol allemal mercken,
und von unſerem eigenen Geiſt unterſcheiden koͤn-
nen. O wie gar verborgen theilet er ſich uns mit!
JEſus gibt recht heimliche Almoſen! Ohne ſei-
ne Huͤlfe koͤnnen wir nicht einen Fuß fortſetzen. Laſ-
ſet uns nur ſagen 1 Chron. 29, 10-19. 1 Cor. 4, 7.
Joh. 3, 8. Adam wuſte nicht wie ihn ſeines Schoͤ-
pfers Hand gebildet, ſo wenig als wir; dennoch
empfinden er und wir, daß wir uns nicht ſelbſt ge-
macht: eben alſo iſts mit der neuen Creatur. Eph.

2, 10.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0634" n="614"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anhang zum dritten Theil,</hi></fw><lb/>
wol a&#x0364;rger reiten als zuvor nie, die Zeit ihres Lebens<lb/>
ohne aufho&#x0364;ren das ver&#x017F;a&#x0364;umte einzubringen, bis er<lb/>
ihnen die Seele ausgedruckt ha&#x0364;tte): &#x017F;ondern &#x017F;ie<lb/>
bleibt fu&#x0364;r und fu&#x0364;r auf dem gantzen Lebens Wege bey<lb/>
denen, die &#x017F;ich nur wollen leiten la&#x017F;&#x017F;en im Erbarmen<lb/>
unermu&#x0364;det. Ach die Heilig&#x017F;ten wa&#x0364;ren den &#x017F;atani-<lb/>
&#x017F;chen Ver&#x017F;uchungen u&#x0364;berall nicht gewach&#x017F;en, wo &#x017F;ie<lb/>
nur eine kurtze Zeit allein gela&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rden, ohne den<lb/>
&#x017F;tarcken Bey&#x017F;tand des heiligen Gei&#x017F;tes. Ohne ihn<lb/>
vermo&#x0364;gen wir nichts als Jrrgehen und Verderben.<lb/>
P&#x017F;alm. 85, 9. Gal. 3, 3. 5, 25. Wir ko&#x0364;nnen &#x017F;eine<lb/>
Wercke weder bewahren noch ausmachen; ko&#x0364;nnen<lb/>
wir doch nicht einmal eine gru&#x0364;ne Kir&#x017F;che reiff ma-<lb/>
chen. Vom heiligen Gei&#x017F;t &#x017F;ingt David P&#x017F;alm. 90,<lb/>
16. 16, 17. 138, 8. 73, 23. 24. und Paulus Phil. 1,<lb/>
6. 2, 13. Er muß &#x017F;tets in uns wohnen und leben,<lb/>
&#x017F;ollen wir je fortkommen. Ro&#x0364;m. 15, 13. Wie ko&#x0364;nten<lb/>
wir uns &#x017F;elb&#x017F;t das ho&#x0364;ch&#x017F;te und be&#x017F;te unter allen Gu&#x0364;-<lb/>
tern, nemlich die Heiligkeit geben, die wir auch nur<lb/>
nicht das gering&#x017F;te in der Natur vermo&#x0364;gen? Matth.<lb/>
5, 36. 6, 27.</p><lb/>
          <p>Jnzwi&#x017F;chen muß man ge&#x017F;tehen, daß die&#x017F;e Gna-<lb/>
denwirckungen und alle und jede Hu&#x0364;lflei&#x017F;tungen des<lb/>
heiligen Gei&#x017F;tes &#x017F;o nahe, &#x017F;o innig und auf eine der<lb/>
Natur un&#x017F;erer Seele &#x017F;o gar angeme&#x017F;&#x017F;ene Wei&#x017F;e ge-<lb/>
&#x017F;chehen, daß wir die&#x017F;elben nicht wol allemal mercken,<lb/>
und von un&#x017F;erem eigenen Gei&#x017F;t unter&#x017F;cheiden ko&#x0364;n-<lb/>
nen. O wie gar verborgen theilet er &#x017F;ich uns mit!<lb/><hi rendition="#fr">JE&#x017F;us gibt recht heimliche Almo&#x017F;en!</hi> Ohne &#x017F;ei-<lb/>
ne Hu&#x0364;lfe ko&#x0364;nnen wir nicht einen Fuß fort&#x017F;etzen. La&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et uns nur &#x017F;agen 1 Chron. 29, 10-19. 1 Cor. 4, 7.<lb/>
Joh. 3, 8. Adam wu&#x017F;te nicht wie ihn &#x017F;eines Scho&#x0364;-<lb/>
pfers Hand gebildet, &#x017F;o wenig als wir; dennoch<lb/>
empfinden er und wir, daß wir uns nicht &#x017F;elb&#x017F;t ge-<lb/>
macht: eben al&#x017F;o i&#x017F;ts mit der neuen Creatur. Eph.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">2, 10.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[614/0634] Anhang zum dritten Theil, wol aͤrger reiten als zuvor nie, die Zeit ihres Lebens ohne aufhoͤren das verſaͤumte einzubringen, bis er ihnen die Seele ausgedruckt haͤtte): ſondern ſie bleibt fuͤr und fuͤr auf dem gantzen Lebens Wege bey denen, die ſich nur wollen leiten laſſen im Erbarmen unermuͤdet. Ach die Heiligſten waͤren den ſatani- ſchen Verſuchungen uͤberall nicht gewachſen, wo ſie nur eine kurtze Zeit allein gelaſſen wuͤrden, ohne den ſtarcken Beyſtand des heiligen Geiſtes. Ohne ihn vermoͤgen wir nichts als Jrrgehen und Verderben. Pſalm. 85, 9. Gal. 3, 3. 5, 25. Wir koͤnnen ſeine Wercke weder bewahren noch ausmachen; koͤnnen wir doch nicht einmal eine gruͤne Kirſche reiff ma- chen. Vom heiligen Geiſt ſingt David Pſalm. 90, 16. 16, 17. 138, 8. 73, 23. 24. und Paulus Phil. 1, 6. 2, 13. Er muß ſtets in uns wohnen und leben, ſollen wir je fortkommen. Roͤm. 15, 13. Wie koͤnten wir uns ſelbſt das hoͤchſte und beſte unter allen Guͤ- tern, nemlich die Heiligkeit geben, die wir auch nur nicht das geringſte in der Natur vermoͤgen? Matth. 5, 36. 6, 27. Jnzwiſchen muß man geſtehen, daß dieſe Gna- denwirckungen und alle und jede Huͤlfleiſtungen des heiligen Geiſtes ſo nahe, ſo innig und auf eine der Natur unſerer Seele ſo gar angemeſſene Weiſe ge- ſchehen, daß wir dieſelben nicht wol allemal mercken, und von unſerem eigenen Geiſt unterſcheiden koͤn- nen. O wie gar verborgen theilet er ſich uns mit! JEſus gibt recht heimliche Almoſen! Ohne ſei- ne Huͤlfe koͤnnen wir nicht einen Fuß fortſetzen. Laſ- ſet uns nur ſagen 1 Chron. 29, 10-19. 1 Cor. 4, 7. Joh. 3, 8. Adam wuſte nicht wie ihn ſeines Schoͤ- pfers Hand gebildet, ſo wenig als wir; dennoch empfinden er und wir, daß wir uns nicht ſelbſt ge- macht: eben alſo iſts mit der neuen Creatur. Eph. 2, 10.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/634
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 614. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/634>, abgerufen am 14.05.2024.